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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Von der Vogel-Weyde im gantzen Jahr.
[Spaltenumbruch] Wachteln mit einem guten vorstehenden
Hunde, und auf der Hand sitzendem Ler-
chen-Fälcklein, den sie sehr fürchten.
Oder man läßt bey den Drechßlern ei-
nen höltzernen Vogel ausdrehen, macht
eine Schnur an eine Stange, und bin-
det den Vogel daran; oder man richtet
einen todten Sperber oder Lerchen-Fälck-
lein zu, als flöge er, vermacht die Federn
mit Papier, daß sie nicht gesengt werden,
dörret ihn etliche mahl in einem Back-
Ofen, und braucht ihn also, so ist er gerin-
ger und leichter zu regieren. Die ver-
haltene Fincken und andere kleine Lock-
Vögel können wieder an die Lufft allge-
mach gebracht, und von Tage zu Tage
lichter, aber nicht an die Sonne gestellet
werden. Item, soll man ietzund Lock von
kleinen Vögeln, Grünlingen, Stiegli-
tzen, Hänflingen, oder dergleichen, mit
Leim-Spindeln, oder auf den Feld-Ten-
nen fangen; wenn sie auf den Hanff oder
auf die Mauern fliegen, kan man Leim-
Spindeln herrichten, und die Flügel mit
Asche reiben, so bleiben sie. Jetzt ist fast
die schönste Lust mit den Gereuth-Ler-
chen, oder mit dem Gereuth-Vogel-Fang,
deren Strich 3. Wochen eher angehet, als
der Fincken-Strich, und sind sie auch viel
besser zu essen. Der Herd wird mitten
auf das Feld gemacht, wo keine Bäume
sind, und die Lock-Vögel werden den
Sommer über wie andere Sing-Vögel
verhalten.

Vom September.

Vierzehen Tage vor und nach S. Mi-
chaelis
ist der beste Fincken-Strich, auf
unterschiedliche Weise auf den Tennen,
noch besser aber auf den Tesen. Jn die-
sem Monat gehet auch der Amsel- und
Drossel-Strich an. Um diese Zeit
fängt auch die Lerche an zu streichen,
welche auf den Feldern, wo es viel Ha-
fer-Hälmer und andere Stoppeln giebt,
fliegen, und über Nacht darauf blei-
ben, daher mit den Klebe-Netzen zu
fangen sind. Man fängt auch die Ler-
chen mit dem Nacht-Garn, es muß
aber dunckel, und der Mond-Schein
unter der Erde seyn. Jst etwas un-
ter dem Garne, und man hört es flad-
dern, so pfeifft einer mit dem andern,
daß man die Stange fallen lasse, wür-
[Spaltenumbruch] get also die Lerchen, und ziehet sie durch
die Maschen heraus; ie leichter es ist,
ie schleuniger muß man fortgehen, doch
muß man stille seyn, und allein mit
dem Pfeiffen ein Zeichen geben, wenn
man das Netz soll fallen lassen. Man
muß Abends vorspühren, und die Ler-
chen auf die Felder zusammen treiben,
wo man des Nachts mit dem Nacht-
Garn gehen will. Der Wind hilfft
auch wohl zu diesem Fang. Es ist um
diese Zeit der Meisen-Fang mit dem
Kloben sehr lustig, und an den meisten
Orten schon bekandt.

Jm October.

Mit Leim-Ruthen ist in diesem Mo-
nat sehr lustig zu fangen, denn ietzo strei-
chen die Sperlinge, und fallen deren et-
liche 1000. auf den Feldern in einer Stau-
den ein, da man dieses ersehend, wenn
man mit Leim parat ist, an solchen Or-
ten aufsteckt, und deren mehr als 100.
auf einmahl fängt. Eben also fallen zu
der Zeit, und schon im vorigen Monat,
die Stieglitze häuffig an die Orte zusam-
men, wo Disteln stehen, und kan man
deren mit Leim-Ruthen gleichfalls sehr
viel fangen. Die Hänflinge fangen um
diese Zeit an, sehr häuffig auf die Felder
einzufallen, und continuiren damit den
gantzen Winter durch, so offt das Feld
vom Schnee befreyet ist. Jn diesem Mo-
nat fängt man die Amsel und Drossel
am besten; wenn aber die Wälder schon
bloß sind, thuts nicht mehr gut. Hinge-
gen macht man Lauff-Bögen durch die
Zäune, und in Mehlbeer-Wacholder-
Schlehen- und Hundsbeer-Gesträuche,
denn an diesen Orten halten sie sich am
liebsten auf, wo sie Weyde finden. Jetzt
kan man die Schnepffen in Wäldern,
wo Bircken-Gesträuch und sumpffigt ist,
mit Steck-Netzen fangen; man treibet sie,
wenn die Sonne im Untergang ist, mit
Schaf-Glocken und mit Peltzen beklei-
det, man kan sie auch mit Feuer und
Rauch treiben, wie die Reb-Hühner.
Man richtet in den Wäldern Maschen
von 10. oder 15. zusammen gedreheten
Roß-Haaren in grossen Bögen auf die
Fußsteige gerichtet, deren kan man in die
50. Stück machen, sie müssen aber starck
seyn, und tieff in die Erde gesteckt wer-
den. Die Maschen müssen drey Finger

breit
E e 3

Von der Vogel-Weyde im gantzen Jahr.
[Spaltenumbruch] Wachteln mit einem guten vorſtehenden
Hunde, und auf der Hand ſitzendem Ler-
chen-Faͤlcklein, den ſie ſehr fuͤrchten.
Oder man laͤßt bey den Drechßlern ei-
nen hoͤltzernen Vogel ausdrehen, macht
eine Schnur an eine Stange, und bin-
det den Vogel daran; oder man richtet
einen todten Sperber oder Lerchen-Faͤlck-
lein zu, als floͤge er, vermacht die Federn
mit Papier, daß ſie nicht geſengt werden,
doͤrret ihn etliche mahl in einem Back-
Ofen, und braucht ihn alſo, ſo iſt er gerin-
ger und leichter zu regieren. Die ver-
haltene Fincken und andere kleine Lock-
Voͤgel koͤnnen wieder an die Lufft allge-
mach gebracht, und von Tage zu Tage
lichter, aber nicht an die Sonne geſtellet
werden. Item, ſoll man ietzund Lock von
kleinen Voͤgeln, Gruͤnlingen, Stiegli-
tzen, Haͤnflingen, oder dergleichen, mit
Leim-Spindeln, oder auf den Feld-Ten-
nen fangen; wenn ſie auf den Hanff oder
auf die Mauern fliegen, kan man Leim-
Spindeln herrichten, und die Fluͤgel mit
Aſche reiben, ſo bleiben ſie. Jetzt iſt faſt
die ſchoͤnſte Luſt mit den Gereuth-Ler-
chen, oder mit dem Gereuth-Vogel-Fang,
deren Strich 3. Wochen eher angehet, als
der Fincken-Strich, und ſind ſie auch viel
beſſer zu eſſen. Der Herd wird mitten
auf das Feld gemacht, wo keine Baͤume
ſind, und die Lock-Voͤgel werden den
Sommer uͤber wie andere Sing-Voͤgel
verhalten.

Vom September.

Vierzehen Tage vor und nach S. Mi-
chaelis
iſt der beſte Fincken-Strich, auf
unterſchiedliche Weiſe auf den Tennen,
noch beſſer aber auf den Teſen. Jn die-
ſem Monat gehet auch der Amſel- und
Droſſel-Strich an. Um dieſe Zeit
faͤngt auch die Lerche an zu ſtreichen,
welche auf den Feldern, wo es viel Ha-
fer-Haͤlmer und andere Stoppeln giebt,
fliegen, und uͤber Nacht darauf blei-
ben, daher mit den Klebe-Netzen zu
fangen ſind. Man faͤngt auch die Ler-
chen mit dem Nacht-Garn, es muß
aber dunckel, und der Mond-Schein
unter der Erde ſeyn. Jſt etwas un-
ter dem Garne, und man hoͤrt es flad-
dern, ſo pfeifft einer mit dem andern,
daß man die Stange fallen laſſe, wuͤr-
[Spaltenumbruch] get alſo die Lerchen, und ziehet ſie durch
die Maſchen heraus; ie leichter es iſt,
ie ſchleuniger muß man fortgehen, doch
muß man ſtille ſeyn, und allein mit
dem Pfeiffen ein Zeichen geben, wenn
man das Netz ſoll fallen laſſen. Man
muß Abends vorſpuͤhren, und die Ler-
chen auf die Felder zuſammen treiben,
wo man des Nachts mit dem Nacht-
Garn gehen will. Der Wind hilfft
auch wohl zu dieſem Fang. Es iſt um
dieſe Zeit der Meiſen-Fang mit dem
Kloben ſehr luſtig, und an den meiſten
Orten ſchon bekandt.

Jm October.

Mit Leim-Ruthen iſt in dieſem Mo-
nat ſehr luſtig zu fangen, denn ietzo ſtrei-
chen die Sperlinge, und fallen deren et-
liche 1000. auf den Feldern in einer Stau-
den ein, da man dieſes erſehend, wenn
man mit Leim parat iſt, an ſolchen Or-
ten aufſteckt, und deren mehr als 100.
auf einmahl faͤngt. Eben alſo fallen zu
der Zeit, und ſchon im vorigen Monat,
die Stieglitze haͤuffig an die Orte zuſam-
men, wo Diſteln ſtehen, und kan man
deren mit Leim-Ruthen gleichfalls ſehr
viel fangen. Die Haͤnflinge fangen um
dieſe Zeit an, ſehr haͤuffig auf die Felder
einzufallen, und continuiren damit den
gantzen Winter durch, ſo offt das Feld
vom Schnee befreyet iſt. Jn dieſem Mo-
nat faͤngt man die Amſel und Droſſel
am beſten; wenn aber die Waͤlder ſchon
bloß ſind, thuts nicht mehr gut. Hinge-
gen macht man Lauff-Boͤgen durch die
Zaͤune, und in Mehlbeer-Wacholder-
Schlehen- und Hundsbeer-Geſtraͤuche,
denn an dieſen Orten halten ſie ſich am
liebſten auf, wo ſie Weyde finden. Jetzt
kan man die Schnepffen in Waͤldern,
wo Bircken-Geſtraͤuch und ſumpffigt iſt,
mit Steck-Netzen fangen; man treibet ſie,
wenn die Sonne im Untergang iſt, mit
Schaf-Glocken und mit Peltzen beklei-
det, man kan ſie auch mit Feuer und
Rauch treiben, wie die Reb-Huͤhner.
Man richtet in den Waͤldern Maſchen
von 10. oder 15. zuſammen gedreheten
Roß-Haaren in groſſen Boͤgen auf die
Fußſteige gerichtet, deren kan man in die
50. Stuͤck machen, ſie muͤſſen aber ſtarck
ſeyn, und tieff in die Erde geſteckt wer-
den. Die Maſchen muͤſſen drey Finger

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[221/0347] Von der Vogel-Weyde im gantzen Jahr. Wachteln mit einem guten vorſtehenden Hunde, und auf der Hand ſitzendem Ler- chen-Faͤlcklein, den ſie ſehr fuͤrchten. Oder man laͤßt bey den Drechßlern ei- nen hoͤltzernen Vogel ausdrehen, macht eine Schnur an eine Stange, und bin- det den Vogel daran; oder man richtet einen todten Sperber oder Lerchen-Faͤlck- lein zu, als floͤge er, vermacht die Federn mit Papier, daß ſie nicht geſengt werden, doͤrret ihn etliche mahl in einem Back- Ofen, und braucht ihn alſo, ſo iſt er gerin- ger und leichter zu regieren. Die ver- haltene Fincken und andere kleine Lock- Voͤgel koͤnnen wieder an die Lufft allge- mach gebracht, und von Tage zu Tage lichter, aber nicht an die Sonne geſtellet werden. Item, ſoll man ietzund Lock von kleinen Voͤgeln, Gruͤnlingen, Stiegli- tzen, Haͤnflingen, oder dergleichen, mit Leim-Spindeln, oder auf den Feld-Ten- nen fangen; wenn ſie auf den Hanff oder auf die Mauern fliegen, kan man Leim- Spindeln herrichten, und die Fluͤgel mit Aſche reiben, ſo bleiben ſie. Jetzt iſt faſt die ſchoͤnſte Luſt mit den Gereuth-Ler- chen, oder mit dem Gereuth-Vogel-Fang, deren Strich 3. Wochen eher angehet, als der Fincken-Strich, und ſind ſie auch viel beſſer zu eſſen. Der Herd wird mitten auf das Feld gemacht, wo keine Baͤume ſind, und die Lock-Voͤgel werden den Sommer uͤber wie andere Sing-Voͤgel verhalten. Vom September. Vierzehen Tage vor und nach S. Mi- chaelis iſt der beſte Fincken-Strich, auf unterſchiedliche Weiſe auf den Tennen, noch beſſer aber auf den Teſen. Jn die- ſem Monat gehet auch der Amſel- und Droſſel-Strich an. Um dieſe Zeit faͤngt auch die Lerche an zu ſtreichen, welche auf den Feldern, wo es viel Ha- fer-Haͤlmer und andere Stoppeln giebt, fliegen, und uͤber Nacht darauf blei- ben, daher mit den Klebe-Netzen zu fangen ſind. Man faͤngt auch die Ler- chen mit dem Nacht-Garn, es muß aber dunckel, und der Mond-Schein unter der Erde ſeyn. Jſt etwas un- ter dem Garne, und man hoͤrt es flad- dern, ſo pfeifft einer mit dem andern, daß man die Stange fallen laſſe, wuͤr- get alſo die Lerchen, und ziehet ſie durch die Maſchen heraus; ie leichter es iſt, ie ſchleuniger muß man fortgehen, doch muß man ſtille ſeyn, und allein mit dem Pfeiffen ein Zeichen geben, wenn man das Netz ſoll fallen laſſen. Man muß Abends vorſpuͤhren, und die Ler- chen auf die Felder zuſammen treiben, wo man des Nachts mit dem Nacht- Garn gehen will. Der Wind hilfft auch wohl zu dieſem Fang. Es iſt um dieſe Zeit der Meiſen-Fang mit dem Kloben ſehr luſtig, und an den meiſten Orten ſchon bekandt. Jm October. Mit Leim-Ruthen iſt in dieſem Mo- nat ſehr luſtig zu fangen, denn ietzo ſtrei- chen die Sperlinge, und fallen deren et- liche 1000. auf den Feldern in einer Stau- den ein, da man dieſes erſehend, wenn man mit Leim parat iſt, an ſolchen Or- ten aufſteckt, und deren mehr als 100. auf einmahl faͤngt. Eben alſo fallen zu der Zeit, und ſchon im vorigen Monat, die Stieglitze haͤuffig an die Orte zuſam- men, wo Diſteln ſtehen, und kan man deren mit Leim-Ruthen gleichfalls ſehr viel fangen. Die Haͤnflinge fangen um dieſe Zeit an, ſehr haͤuffig auf die Felder einzufallen, und continuiren damit den gantzen Winter durch, ſo offt das Feld vom Schnee befreyet iſt. Jn dieſem Mo- nat faͤngt man die Amſel und Droſſel am beſten; wenn aber die Waͤlder ſchon bloß ſind, thuts nicht mehr gut. Hinge- gen macht man Lauff-Boͤgen durch die Zaͤune, und in Mehlbeer-Wacholder- Schlehen- und Hundsbeer-Geſtraͤuche, denn an dieſen Orten halten ſie ſich am liebſten auf, wo ſie Weyde finden. Jetzt kan man die Schnepffen in Waͤldern, wo Bircken-Geſtraͤuch und ſumpffigt iſt, mit Steck-Netzen fangen; man treibet ſie, wenn die Sonne im Untergang iſt, mit Schaf-Glocken und mit Peltzen beklei- det, man kan ſie auch mit Feuer und Rauch treiben, wie die Reb-Huͤhner. Man richtet in den Waͤldern Maſchen von 10. oder 15. zuſammen gedreheten Roß-Haaren in groſſen Boͤgen auf die Fußſteige gerichtet, deren kan man in die 50. Stuͤck machen, ſie muͤſſen aber ſtarck ſeyn, und tieff in die Erde geſteckt wer- den. Die Maſchen muͤſſen drey Finger breit E e 3

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/347>, abgerufen am 28.03.2024.