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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Anmerckungen von wilden Bäumen und Stauden.
[Spaltenumbruch] auch zu Zierung der Fuß-Läden und
Schrancke gar wohl gebrauchen, weil
das Holtz fladericht und masericht in ein-
ander wächst.

§. 18.

Von dem Ahorn-Baum fin-
det man hier zu Lande nicht so gar viel in
dem harten Gehöltze, sondern er stehet
hier und da gantz eintzeln, und wächset
gerne gerade, wiewohl meistens etwas
knotigt und hügelicht. Er hat ein schö-
nes, hartes, und Kreide-weisses Holtz,
welches als ein Spiegel gearbeitet werden
kan. Er ist sehr mastig und schnell-wäch-
sig, und gehen dessen Sommer-Latten
sehr starck und lang gleich den Aeschen aus.
Seine Blätter sind fast geformet wie die
Arlsbeer-Blätter, und wächset gerne
hoch ohne sonderliche Seiten-Aeste. Er
ist im Winter dauerhafftig, und dem Mu-
len oder Stocken nicht unterworffen,
hat eine gelblichte Farbe, welche sich durch
das Wachsthum auf Art des fichtenen
Holtzes nach und nach ablöset. Er schlä-
get gerne vom Stamm aus, iedoch ist er
artiger aus dem Saamen zu zeugen, und
kommt dieser Saame fast den Maßellern
gleich. Weil seine Wurtzel nicht so weit
um sich greifft, als die Buche, so ist er auch
auf den Schlägen zu Laaß-Reisern sehr
dienlich und vortheilhafftig zu ziehen, mas-
sen er nichts sonderliches vom Unter-
wuchs verdrucket. Er hat Beeren wie
die Ellern.

§. 19.

Der Buchen giebt es drey-
erley Arten, nemlich die Roth-Stein-
und Weiß-Buche. Die erste ist etwas
röthlich vom Holtze, und deren Blätter
sind blut-roth, welches unter andern grü-
nen Bäumen recht wunderschön anzuse-
hen. Man findet derselben so gar viel
nicht. Was die andern beyden Sorten
anlanget, so wollen zwar einige solche vor
einerley halten, weil sie alle beyde ein pur
weisses Holtz haben, und habe ich sie auch
selbst in dem ersten Theile meines Jägers
p. 30. vor einerley angesetzt; Es findet
sich aber doch noch, wenn man recht ac-
curat
gehen will, zwischen ihnen einiger
Unterscheid, denn die Stein-Buche hat
nicht nur eine weisse Schaale und weiß
Holtz, sondern sie wächst auch etwas krumm
und gedrehet in die Höhe, ist auch so feste
und ziehig, daß man Stricke daraus dre-
hen könte. Hingegen die Weiß-Buche
wächst etwas gerader in die Höhe, ist auch
nicht so feste von Holtz wie jene. Es
schlägt dieser Baum breite und vielfälti-
ge Wurtzeln um sich, und zwar gantz flach
[Spaltenumbruch] auf der Erde hinweg, ist aber nicht von
so langer Dauer, als die Eiche.

§. 20.

Die Buchen stehen im allen
Erdreich gut. Jedoch befindet sich die
Roth-Buche nirgends, als unter ihres
gleichen hartem Holtze. Die Weiß- und
Stein-Buche aber wächst so wohl unter
weichem als hartem Gehöltze. Von der
Stein-Buche ist zu verwundern, daß sie
meistens auf den Brahnen zu finden, da
sie doch niemahls dahin gepflantzet wird.
Es schlägt dieser Baum gerne vom Stamm
aus, iedoch gehet er besser und wüchsiger
von der Nuß in die Höhe. Die beste Nu-
tzung der Buche ist ihre Mast, sintemahl
die Buch-Nüsse nicht nur vor das Armuth
ein gutes Oel geben, sondern auch dem
Wildpräth sehr dienlich sind. Wo das
harte Holtz im grossen Uberfluß, läßt
man das Vieh aus den Städten und
Dörffern hineingehen, welches von den
Ober-Forst-Bedienten ins Gedinge ge-
nommen, und durch die Jäger und Forst-
Bedienten taxirt wird, da denn gemei-
niglich von einem starcken Eber ein Tha-
ler, von einem mittelmäßigen ein Gülden,
von einem kleinen zwölff Groschen, von
einer starcken Saue oder geschnittenem
Schweine ebenfalls ein Thaler gegeben
wird. Es pflegt dieses so wohl in der
Buch-als Eichel-Mast zu geschehen. Das
Büchen-Holtz wird von den Wagnern zu
Naben, Achsen, und Felgen, ingleichen von
den Mulden-Hauern zu Mulden, und
von andern Handwerckern zu allerhand
Gebrauch angewendet, wie ich in dem er-
sten Theile angeführet. Weil sich dieses
Holtz gerne verwirfft, und spohricht
wird, so braucht man es nicht gerne zu
Stollen und Bretern. Weil es auch brei-
te und starcke Wurtzeln hat, so werden
sie, wenn sie recht gegraben und loßge-
macht, hernach mit dem umgefallenen
Stamm ausgebrochen, und zu Renn-
und andern Schlitten-Kuffen ausgeschnit-
ten. Der Abgang ist insgemein gut zu
Gruben-Kohlen, allein es muß solcher
Malter-weise verkaufft werden, sonst hat
der Landes-Herr keinen Nutzen davon,
da hingegen das brauchbare Holtz, wenn
es nutzbar und gesund erachtet wird, zwar
nach der Spanne gehet, iedoch muß die
Länge und Gerade des Schafftes dabey
wohl observirt werden. Denn es kommt
solches alles auf die Erfahrung eines
Holtz-Verständigen an; und kan die
Spanne nach keinem beständigen Preiß
reguliret werden.

§. 21.
P p 3

Anmerckungen von wilden Baͤumen und Stauden.
[Spaltenumbruch] auch zu Zierung der Fuß-Laͤden und
Schrancke gar wohl gebrauchen, weil
das Holtz fladericht und maſericht in ein-
ander waͤchſt.

§. 18.

Von dem Ahorn-Baum fin-
det man hier zu Lande nicht ſo gar viel in
dem harten Gehoͤltze, ſondern er ſtehet
hier und da gantz eintzeln, und waͤchſet
gerne gerade, wiewohl meiſtens etwas
knotigt und huͤgelicht. Er hat ein ſchoͤ-
nes, hartes, und Kreide-weiſſes Holtz,
welches als ein Spiegel gearbeitet werden
kan. Er iſt ſehr maſtig und ſchnell-waͤch-
ſig, und gehen deſſen Sommer-Latten
ſehr ſtarck und lang gleich den Aeſchen aus.
Seine Blaͤtter ſind faſt geformet wie die
Arlsbeer-Blaͤtter, und waͤchſet gerne
hoch ohne ſonderliche Seiten-Aeſte. Er
iſt im Winter dauerhafftig, und dem Mu-
len oder Stocken nicht unterworffen,
hat eine gelblichte Farbe, welche ſich durch
das Wachsthum auf Art des fichtenen
Holtzes nach und nach abloͤſet. Er ſchlaͤ-
get gerne vom Stamm aus, iedoch iſt er
artiger aus dem Saamen zu zeugen, und
kommt dieſer Saame faſt den Maßellern
gleich. Weil ſeine Wurtzel nicht ſo weit
um ſich greifft, als die Buche, ſo iſt er auch
auf den Schlaͤgen zu Laaß-Reiſern ſehr
dienlich und vortheilhafftig zu ziehen, maſ-
ſen er nichts ſonderliches vom Unter-
wuchs verdrucket. Er hat Beeren wie
die Ellern.

§. 19.

Der Buchen giebt es drey-
erley Arten, nemlich die Roth-Stein-
und Weiß-Buche. Die erſte iſt etwas
roͤthlich vom Holtze, und deren Blaͤtter
ſind blut-roth, welches unter andern gruͤ-
nen Baͤumen recht wunderſchoͤn anzuſe-
hen. Man findet derſelben ſo gar viel
nicht. Was die andern beyden Sorten
anlanget, ſo wollen zwar einige ſolche vor
einerley halten, weil ſie alle beyde ein pur
weiſſes Holtz haben, und habe ich ſie auch
ſelbſt in dem erſten Theile meines Jaͤgers
p. 30. vor einerley angeſetzt; Es findet
ſich aber doch noch, wenn man recht ac-
curat
gehen will, zwiſchen ihnen einiger
Unterſcheid, denn die Stein-Buche hat
nicht nur eine weiſſe Schaale und weiß
Holtz, ſondern ſie waͤchſt auch etwas krum̃
und gedrehet in die Hoͤhe, iſt auch ſo feſte
und ziehig, daß man Stricke daraus dre-
hen koͤnte. Hingegen die Weiß-Buche
waͤchſt etwas gerader in die Hoͤhe, iſt auch
nicht ſo feſte von Holtz wie jene. Es
ſchlaͤgt dieſer Baum breite und vielfaͤlti-
ge Wurtzeln um ſich, und zwar gantz flach
[Spaltenumbruch] auf der Erde hinweg, iſt aber nicht von
ſo langer Dauer, als die Eiche.

§. 20.

Die Buchen ſtehen im allen
Erdreich gut. Jedoch befindet ſich die
Roth-Buche nirgends, als unter ihres
gleichen hartem Holtze. Die Weiß- und
Stein-Buche aber waͤchſt ſo wohl unter
weichem als hartem Gehoͤltze. Von der
Stein-Buche iſt zu verwundern, daß ſie
meiſtens auf den Brahnen zu finden, da
ſie doch niemahls dahin gepflantzet wird.
Es ſchlaͤgt dieſer Baum gerne vom Stam̃
aus, iedoch gehet er beſſer und wuͤchſiger
von der Nuß in die Hoͤhe. Die beſte Nu-
tzung der Buche iſt ihre Maſt, ſintemahl
die Buch-Nuͤſſe nicht nur vor das Armuth
ein gutes Oel geben, ſondern auch dem
Wildpraͤth ſehr dienlich ſind. Wo das
harte Holtz im groſſen Uberfluß, laͤßt
man das Vieh aus den Staͤdten und
Doͤrffern hineingehen, welches von den
Ober-Forſt-Bedienten ins Gedinge ge-
nommen, und durch die Jaͤger und Forſt-
Bedienten taxirt wird, da denn gemei-
niglich von einem ſtarcken Eber ein Tha-
ler, von einem mittelmaͤßigen ein Guͤlden,
von einem kleinen zwoͤlff Groſchen, von
einer ſtarcken Saue oder geſchnittenem
Schweine ebenfalls ein Thaler gegeben
wird. Es pflegt dieſes ſo wohl in der
Buch-als Eichel-Maſt zu geſchehen. Das
Buͤchen-Holtz wird von den Wagnern zu
Naben, Achſen, und Felgen, ingleichen von
den Mulden-Hauern zu Mulden, und
von andern Handwerckern zu allerhand
Gebrauch angewendet, wie ich in dem er-
ſten Theile angefuͤhret. Weil ſich dieſes
Holtz gerne verwirfft, und ſpohricht
wird, ſo braucht man es nicht gerne zu
Stollen und Bretern. Weil es auch brei-
te und ſtarcke Wurtzeln hat, ſo werden
ſie, wenn ſie recht gegraben und loßge-
macht, hernach mit dem umgefallenen
Stamm ausgebrochen, und zu Renn-
und andern Schlitten-Kuffen ausgeſchnit-
ten. Der Abgang iſt insgemein gut zu
Gruben-Kohlen, allein es muß ſolcher
Malter-weiſe verkaufft werden, ſonſt hat
der Landes-Herr keinen Nutzen davon,
da hingegen das brauchbare Holtz, wenn
es nutzbar und geſund erachtet wird, zwar
nach der Spanne gehet, iedoch muß die
Laͤnge und Gerade des Schafftes dabey
wohl obſervirt werden. Denn es kom̃t
ſolches alles auf die Erfahrung eines
Holtz-Verſtaͤndigen an; und kan die
Spanne nach keinem beſtaͤndigen Preiß
reguliret werden.

§. 21.
P p 3
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[301/0449] Anmerckungen von wilden Baͤumen und Stauden. auch zu Zierung der Fuß-Laͤden und Schrancke gar wohl gebrauchen, weil das Holtz fladericht und maſericht in ein- ander waͤchſt. §. 18.Von dem Ahorn-Baum fin- det man hier zu Lande nicht ſo gar viel in dem harten Gehoͤltze, ſondern er ſtehet hier und da gantz eintzeln, und waͤchſet gerne gerade, wiewohl meiſtens etwas knotigt und huͤgelicht. Er hat ein ſchoͤ- nes, hartes, und Kreide-weiſſes Holtz, welches als ein Spiegel gearbeitet werden kan. Er iſt ſehr maſtig und ſchnell-waͤch- ſig, und gehen deſſen Sommer-Latten ſehr ſtarck und lang gleich den Aeſchen aus. Seine Blaͤtter ſind faſt geformet wie die Arlsbeer-Blaͤtter, und waͤchſet gerne hoch ohne ſonderliche Seiten-Aeſte. Er iſt im Winter dauerhafftig, und dem Mu- len oder Stocken nicht unterworffen, hat eine gelblichte Farbe, welche ſich durch das Wachsthum auf Art des fichtenen Holtzes nach und nach abloͤſet. Er ſchlaͤ- get gerne vom Stamm aus, iedoch iſt er artiger aus dem Saamen zu zeugen, und kommt dieſer Saame faſt den Maßellern gleich. Weil ſeine Wurtzel nicht ſo weit um ſich greifft, als die Buche, ſo iſt er auch auf den Schlaͤgen zu Laaß-Reiſern ſehr dienlich und vortheilhafftig zu ziehen, maſ- ſen er nichts ſonderliches vom Unter- wuchs verdrucket. Er hat Beeren wie die Ellern. §. 19.Der Buchen giebt es drey- erley Arten, nemlich die Roth-Stein- und Weiß-Buche. Die erſte iſt etwas roͤthlich vom Holtze, und deren Blaͤtter ſind blut-roth, welches unter andern gruͤ- nen Baͤumen recht wunderſchoͤn anzuſe- hen. Man findet derſelben ſo gar viel nicht. Was die andern beyden Sorten anlanget, ſo wollen zwar einige ſolche vor einerley halten, weil ſie alle beyde ein pur weiſſes Holtz haben, und habe ich ſie auch ſelbſt in dem erſten Theile meines Jaͤgers p. 30. vor einerley angeſetzt; Es findet ſich aber doch noch, wenn man recht ac- curat gehen will, zwiſchen ihnen einiger Unterſcheid, denn die Stein-Buche hat nicht nur eine weiſſe Schaale und weiß Holtz, ſondern ſie waͤchſt auch etwas krum̃ und gedrehet in die Hoͤhe, iſt auch ſo feſte und ziehig, daß man Stricke daraus dre- hen koͤnte. Hingegen die Weiß-Buche waͤchſt etwas gerader in die Hoͤhe, iſt auch nicht ſo feſte von Holtz wie jene. Es ſchlaͤgt dieſer Baum breite und vielfaͤlti- ge Wurtzeln um ſich, und zwar gantz flach auf der Erde hinweg, iſt aber nicht von ſo langer Dauer, als die Eiche. §. 20.Die Buchen ſtehen im allen Erdreich gut. Jedoch befindet ſich die Roth-Buche nirgends, als unter ihres gleichen hartem Holtze. Die Weiß- und Stein-Buche aber waͤchſt ſo wohl unter weichem als hartem Gehoͤltze. Von der Stein-Buche iſt zu verwundern, daß ſie meiſtens auf den Brahnen zu finden, da ſie doch niemahls dahin gepflantzet wird. Es ſchlaͤgt dieſer Baum gerne vom Stam̃ aus, iedoch gehet er beſſer und wuͤchſiger von der Nuß in die Hoͤhe. Die beſte Nu- tzung der Buche iſt ihre Maſt, ſintemahl die Buch-Nuͤſſe nicht nur vor das Armuth ein gutes Oel geben, ſondern auch dem Wildpraͤth ſehr dienlich ſind. Wo das harte Holtz im groſſen Uberfluß, laͤßt man das Vieh aus den Staͤdten und Doͤrffern hineingehen, welches von den Ober-Forſt-Bedienten ins Gedinge ge- nommen, und durch die Jaͤger und Forſt- Bedienten taxirt wird, da denn gemei- niglich von einem ſtarcken Eber ein Tha- ler, von einem mittelmaͤßigen ein Guͤlden, von einem kleinen zwoͤlff Groſchen, von einer ſtarcken Saue oder geſchnittenem Schweine ebenfalls ein Thaler gegeben wird. Es pflegt dieſes ſo wohl in der Buch-als Eichel-Maſt zu geſchehen. Das Buͤchen-Holtz wird von den Wagnern zu Naben, Achſen, und Felgen, ingleichen von den Mulden-Hauern zu Mulden, und von andern Handwerckern zu allerhand Gebrauch angewendet, wie ich in dem er- ſten Theile angefuͤhret. Weil ſich dieſes Holtz gerne verwirfft, und ſpohricht wird, ſo braucht man es nicht gerne zu Stollen und Bretern. Weil es auch brei- te und ſtarcke Wurtzeln hat, ſo werden ſie, wenn ſie recht gegraben und loßge- macht, hernach mit dem umgefallenen Stamm ausgebrochen, und zu Renn- und andern Schlitten-Kuffen ausgeſchnit- ten. Der Abgang iſt insgemein gut zu Gruben-Kohlen, allein es muß ſolcher Malter-weiſe verkaufft werden, ſonſt hat der Landes-Herr keinen Nutzen davon, da hingegen das brauchbare Holtz, wenn es nutzbar und geſund erachtet wird, zwar nach der Spanne gehet, iedoch muß die Laͤnge und Gerade des Schafftes dabey wohl obſervirt werden. Denn es kom̃t ſolches alles auf die Erfahrung eines Holtz-Verſtaͤndigen an; und kan die Spanne nach keinem beſtaͤndigen Preiß reguliret werden. §. 21. P p 3

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/449>, abgerufen am 20.04.2024.