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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Ersten Theils 6. Capitel/
[Spaltenumbruch] den Flügeln der Winde herumgeführet.
Der Nutzen der Wolcken ist mancherley,
sie sind nicht allein diejenigen Werckstätte,
in welchen der Regen und Schnee, der
Blitz, Hagel und Donner-Wetter, wie
wir unten hören werden, zubereitet, und
auch aus denselben, wie aus einem rei-
chen Magazine, ausgeschüttet wird, son-
dern ihre Dünste müssen auch bißweilen,
zumahl bey heisser Sommers-Zeit, die
allzuheissen und brennenden Strahlen
der Sonnen ein wenig aufhalten, damit
die Menschen und Thiere sich eine Zeitlang
von der allzugrossen Hitze wieder erqvi-
cken können. Jhre mancherley Farben
rühren theils von der Menge ihrer Theil-
gen, und der Solidität ihrer Exhalatio-
n
en, theils auch von der Materie der
Theilgen her, die in dieselbigen hineinge-
drungen, welche nach ihrem unterschiede-
nen Orte, den sie gegen die Sonne ha-
ben, mit ihren unterschiedenen Farben
spielen, die kein Mahler so nachahmen
kan, und bald den Menschen einen ange-
nehmen, bald einen furchtsamen Prospect
verursachen. So ist auch kein Zweifel,
daß die unterschiedene Lufft, die zwischen
unsern Augen und den Wolcken ist, in-
gleichen die mancherley Couleuren der an-
dern Wolcken, zu ihrer Farben Unter-
scheid gar viel mit beytragen helffen. Sind
die Dünste sehr starck und dicke, oder mit
vielen erdichten Theilgen vermengt, so
scheinen sie dunckel, sind aber die Dünste
dünner, oder haben mehr wäßrigte Theil-
gen, so sehen sie weisser. Je näher sie
bey der Sonne stehen, ie röther, gelber,
oder feuriger ist ihr Ansehen. Nachdem
nun manche Theile der Wolcke von den
Sonnenstrahlen erleuchtet werden, wenn
nemlich keine andere Wolcken dazwischen
stehen, oder sie von andern Wolcken be-
decket und beschattet werden, so ist ein
Theil der Wolcken helle, und der andere
dunckel. Jch will mich bey den Farben
der Wolcken nicht länger aufhalten, in-
dem ich noch mehr von denselbigen zu sa-
gen habe, und den geneigten Leser inzwi-
schen auf des gelehrten Herrn M. Fun-
ckens Tractat verwiesen haben, den er de
Coloribus coeli
geschrieben, welchen ich
aber nicht bey der Hand gehabt, und al-
so nur meinen eigenen Meditationen nach-
gehen müssen.

§. 2.

Die Donner-Wetter und
Blitze entstehen in den Wolcken, wenn
die heissen Sonnenstrahlen die schwef-
lichten und salpetrischen Ausdünstungen
[Spaltenumbruch] aus der Erde herausziehen, die, wenn sie
von den Winden zusammen getrieben
werden, und durch eine sehr schnelle und
hefftige Bewegung sich aneinander rei-
ben und erhitzen, einen feurigen Schein
von sich geben. Es dauret das Blitzen
so lange, biß die schwefelichte und sal-
petrische Materie sich verzehret hat.
Wenn nun diese schweflichten Dünste
von einer dicken Wolcke, die von soli-
der
er Materie, als sie sind, eingeschlossen
und umgeben werden, und durch ihre
Entzündung diese Wolcke jählings zu-
reissen, so entstehet dadurch das Don-
nern. Daß der Schwefel bey der Ge-
witter Ausdünstungen allezeit mit an-
getroffen wird, siehet man daher, weil
es stets nach Schwefel riechet, wenn ein
Gewitter gewesen. Viele wollen auch
dem Schwefel zuschreiben, wenn bey
manchen Platz-Regen eine gelbe Mate-
rie wie Schwefel mit herunter fällt; An-
dere erfahrne Leute aber behaupten mit
weit besserm Grunde, daß diese Materie
nichts anders sey, als das Mehl, so aus
den ausgesprungen Fichten-Würstgen
herkommt, das von dem Winde herum-
gestäubet wird, und sich mit den Regen-
Tropffen vermischt. Jst mehr Saltz und
Salpeter in der Wolcke, als Schwefel, so ist
der Blitz weisser, ist aber mehr Schwefel, so
ist er röther. Die Menschen und Thie-
re werden von der Materie des Gewit-
ters, wenn es biß auf die Erde dringt,
mehr ersticket, als erschlagen. Die har-
ten Materien, als Mauern, Steine und
Bäume werden alsobald von dem Gewit-
ter, wenn es sie entzündet, von einan-
der gespalten und gesenckt. Ob in der
Lufft von der Gewitter Materie ein
Stein generirt werde, oder ob dersel-
bige erstlich in der Erde entstehe, wenn
die grobe Materie zusammen coagulirt,
oder ob beydes falsch sey, und die so ge-
nannten Donner-Keyle auf keinerley
Weise entstehen, ist schwer zu determini-
ren. Jnzwischen ist gewiß, daß man hier
und da solche spitzige und dunckelgraue
Steine antrifft, die man vor Donner-
Keyle ausgiebt, und denen man besonde-
re Würckungen in der Medicin zuschrei-
bet, die man auch an den Orten, wo das
Gewitter eingeschlagen, will gefunden
haben. Jn den Gebürgen sind die Ge-
witter häuffiger, hefftiger und furchtsa-
mer, als in der Ebene, und zwar wegen
unterschiedener Raisons. Die Sonne
ziehet daselbst mehr Ausdünstungen, die

zum

Des Erſten Theils 6. Capitel/
[Spaltenumbruch] den Fluͤgeln der Winde herumgefuͤhret.
Der Nutzen der Wolcken iſt mancherley,
ſie ſind nicht allein diejenigen Werckſtaͤtte,
in welchen der Regen und Schnee, der
Blitz, Hagel und Donner-Wetter, wie
wir unten hoͤren werden, zubereitet, und
auch aus denſelben, wie aus einem rei-
chen Magazine, ausgeſchuͤttet wird, ſon-
dern ihre Duͤnſte muͤſſen auch bißweilen,
zumahl bey heiſſer Sommers-Zeit, die
allzuheiſſen und brennenden Strahlen
der Sonnen ein wenig aufhalten, damit
die Menſchen und Thiere ſich eine Zeitlang
von der allzugroſſen Hitze wieder erqvi-
cken koͤnnen. Jhre mancherley Farben
ruͤhren theils von der Menge ihrer Theil-
gen, und der Soliditaͤt ihrer Exhalatio-
n
en, theils auch von der Materie der
Theilgen her, die in dieſelbigen hineinge-
drungen, welche nach ihrem unterſchiede-
nen Orte, den ſie gegen die Sonne ha-
ben, mit ihren unterſchiedenen Farben
ſpielen, die kein Mahler ſo nachahmen
kan, und bald den Menſchen einen ange-
nehmen, bald einen furchtſamen Proſpect
verurſachen. So iſt auch kein Zweifel,
daß die unterſchiedene Lufft, die zwiſchen
unſern Augen und den Wolcken iſt, in-
gleichen die mancherley Couleuren der an-
dern Wolcken, zu ihrer Farben Unter-
ſcheid gar viel mit beytragen helffen. Sind
die Duͤnſte ſehr ſtarck und dicke, oder mit
vielen erdichten Theilgen vermengt, ſo
ſcheinen ſie dunckel, ſind aber die Duͤnſte
duͤnner, oder haben mehr waͤßrigte Theil-
gen, ſo ſehen ſie weiſſer. Je naͤher ſie
bey der Sonne ſtehen, ie roͤther, gelber,
oder feuriger iſt ihr Anſehen. Nachdem
nun manche Theile der Wolcke von den
Sonnenſtrahlen erleuchtet werden, wenn
nemlich keine andere Wolcken dazwiſchen
ſtehen, oder ſie von andern Wolcken be-
decket und beſchattet werden, ſo iſt ein
Theil der Wolcken helle, und der andere
dunckel. Jch will mich bey den Farben
der Wolcken nicht laͤnger aufhalten, in-
dem ich noch mehr von denſelbigen zu ſa-
gen habe, und den geneigten Leſer inzwi-
ſchen auf des gelehrten Herrn M. Fun-
ckens Tractat verwieſen haben, den er de
Coloribus coeli
geſchrieben, welchen ich
aber nicht bey der Hand gehabt, und al-
ſo nur meinen eigenen Meditationen nach-
gehen muͤſſen.

§. 2.

Die Donner-Wetter und
Blitze entſtehen in den Wolcken, wenn
die heiſſen Sonnenſtrahlen die ſchwef-
lichten und ſalpetriſchen Ausduͤnſtungen
[Spaltenumbruch] aus der Erde herausziehen, die, wenn ſie
von den Winden zuſammen getrieben
werden, und durch eine ſehr ſchnelle und
hefftige Bewegung ſich aneinander rei-
ben und erhitzen, einen feurigen Schein
von ſich geben. Es dauret das Blitzen
ſo lange, biß die ſchwefelichte und ſal-
petriſche Materie ſich verzehret hat.
Wenn nun dieſe ſchweflichten Duͤnſte
von einer dicken Wolcke, die von ſoli-
der
er Materie, als ſie ſind, eingeſchloſſen
und umgeben werden, und durch ihre
Entzuͤndung dieſe Wolcke jaͤhlings zu-
reiſſen, ſo entſtehet dadurch das Don-
nern. Daß der Schwefel bey der Ge-
witter Ausduͤnſtungen allezeit mit an-
getroffen wird, ſiehet man daher, weil
es ſtets nach Schwefel riechet, wenn ein
Gewitter geweſen. Viele wollen auch
dem Schwefel zuſchreiben, wenn bey
manchen Platz-Regen eine gelbe Mate-
rie wie Schwefel mit herunter faͤllt; An-
dere erfahrne Leute aber behaupten mit
weit beſſerm Grunde, daß dieſe Materie
nichts anders ſey, als das Mehl, ſo aus
den ausgeſprungen Fichten-Wuͤrſtgen
herkommt, das von dem Winde herum-
geſtaͤubet wird, und ſich mit den Regen-
Tropffen vermiſcht. Jſt mehr Saltz und
Salpeter in der Wolcke, als Schwefel, ſo iſt
der Blitz weiſſer, iſt aber mehr Schwefel, ſo
iſt er roͤther. Die Menſchen und Thie-
re werden von der Materie des Gewit-
ters, wenn es biß auf die Erde dringt,
mehr erſticket, als erſchlagen. Die har-
ten Materien, als Mauern, Steine und
Baͤume werden alſobald von dem Gewit-
ter, wenn es ſie entzuͤndet, von einan-
der geſpalten und geſenckt. Ob in der
Lufft von der Gewitter Materie ein
Stein generirt werde, oder ob derſel-
bige erſtlich in der Erde entſtehe, wenn
die grobe Materie zuſammen coagulirt,
oder ob beydes falſch ſey, und die ſo ge-
nannten Donner-Keyle auf keinerley
Weiſe entſtehen, iſt ſchwer zu determini-
ren. Jnzwiſchen iſt gewiß, daß man hier
und da ſolche ſpitzige und dunckelgraue
Steine antrifft, die man vor Donner-
Keyle ausgiebt, und denen man beſonde-
re Wuͤrckungen in der Medicin zuſchrei-
bet, die man auch an den Orten, wo das
Gewitter eingeſchlagen, will gefunden
haben. Jn den Gebuͤrgen ſind die Ge-
witter haͤuffiger, hefftiger und furchtſa-
mer, als in der Ebene, und zwar wegen
unterſchiedener Raiſons. Die Sonne
ziehet daſelbſt mehr Ausduͤnſtungen, die

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[10/0050] Des Erſten Theils 6. Capitel/ den Fluͤgeln der Winde herumgefuͤhret. Der Nutzen der Wolcken iſt mancherley, ſie ſind nicht allein diejenigen Werckſtaͤtte, in welchen der Regen und Schnee, der Blitz, Hagel und Donner-Wetter, wie wir unten hoͤren werden, zubereitet, und auch aus denſelben, wie aus einem rei- chen Magazine, ausgeſchuͤttet wird, ſon- dern ihre Duͤnſte muͤſſen auch bißweilen, zumahl bey heiſſer Sommers-Zeit, die allzuheiſſen und brennenden Strahlen der Sonnen ein wenig aufhalten, damit die Menſchen und Thiere ſich eine Zeitlang von der allzugroſſen Hitze wieder erqvi- cken koͤnnen. Jhre mancherley Farben ruͤhren theils von der Menge ihrer Theil- gen, und der Soliditaͤt ihrer Exhalatio- nen, theils auch von der Materie der Theilgen her, die in dieſelbigen hineinge- drungen, welche nach ihrem unterſchiede- nen Orte, den ſie gegen die Sonne ha- ben, mit ihren unterſchiedenen Farben ſpielen, die kein Mahler ſo nachahmen kan, und bald den Menſchen einen ange- nehmen, bald einen furchtſamen Proſpect verurſachen. So iſt auch kein Zweifel, daß die unterſchiedene Lufft, die zwiſchen unſern Augen und den Wolcken iſt, in- gleichen die mancherley Couleuren der an- dern Wolcken, zu ihrer Farben Unter- ſcheid gar viel mit beytragen helffen. Sind die Duͤnſte ſehr ſtarck und dicke, oder mit vielen erdichten Theilgen vermengt, ſo ſcheinen ſie dunckel, ſind aber die Duͤnſte duͤnner, oder haben mehr waͤßrigte Theil- gen, ſo ſehen ſie weiſſer. Je naͤher ſie bey der Sonne ſtehen, ie roͤther, gelber, oder feuriger iſt ihr Anſehen. Nachdem nun manche Theile der Wolcke von den Sonnenſtrahlen erleuchtet werden, wenn nemlich keine andere Wolcken dazwiſchen ſtehen, oder ſie von andern Wolcken be- decket und beſchattet werden, ſo iſt ein Theil der Wolcken helle, und der andere dunckel. Jch will mich bey den Farben der Wolcken nicht laͤnger aufhalten, in- dem ich noch mehr von denſelbigen zu ſa- gen habe, und den geneigten Leſer inzwi- ſchen auf des gelehrten Herrn M. Fun- ckens Tractat verwieſen haben, den er de Coloribus coeli geſchrieben, welchen ich aber nicht bey der Hand gehabt, und al- ſo nur meinen eigenen Meditationen nach- gehen muͤſſen. §. 2. Die Donner-Wetter und Blitze entſtehen in den Wolcken, wenn die heiſſen Sonnenſtrahlen die ſchwef- lichten und ſalpetriſchen Ausduͤnſtungen aus der Erde herausziehen, die, wenn ſie von den Winden zuſammen getrieben werden, und durch eine ſehr ſchnelle und hefftige Bewegung ſich aneinander rei- ben und erhitzen, einen feurigen Schein von ſich geben. Es dauret das Blitzen ſo lange, biß die ſchwefelichte und ſal- petriſche Materie ſich verzehret hat. Wenn nun dieſe ſchweflichten Duͤnſte von einer dicken Wolcke, die von ſoli- derer Materie, als ſie ſind, eingeſchloſſen und umgeben werden, und durch ihre Entzuͤndung dieſe Wolcke jaͤhlings zu- reiſſen, ſo entſtehet dadurch das Don- nern. Daß der Schwefel bey der Ge- witter Ausduͤnſtungen allezeit mit an- getroffen wird, ſiehet man daher, weil es ſtets nach Schwefel riechet, wenn ein Gewitter geweſen. Viele wollen auch dem Schwefel zuſchreiben, wenn bey manchen Platz-Regen eine gelbe Mate- rie wie Schwefel mit herunter faͤllt; An- dere erfahrne Leute aber behaupten mit weit beſſerm Grunde, daß dieſe Materie nichts anders ſey, als das Mehl, ſo aus den ausgeſprungen Fichten-Wuͤrſtgen herkommt, das von dem Winde herum- geſtaͤubet wird, und ſich mit den Regen- Tropffen vermiſcht. Jſt mehr Saltz und Salpeter in der Wolcke, als Schwefel, ſo iſt der Blitz weiſſer, iſt aber mehr Schwefel, ſo iſt er roͤther. Die Menſchen und Thie- re werden von der Materie des Gewit- ters, wenn es biß auf die Erde dringt, mehr erſticket, als erſchlagen. Die har- ten Materien, als Mauern, Steine und Baͤume werden alſobald von dem Gewit- ter, wenn es ſie entzuͤndet, von einan- der geſpalten und geſenckt. Ob in der Lufft von der Gewitter Materie ein Stein generirt werde, oder ob derſel- bige erſtlich in der Erde entſtehe, wenn die grobe Materie zuſammen coagulirt, oder ob beydes falſch ſey, und die ſo ge- nannten Donner-Keyle auf keinerley Weiſe entſtehen, iſt ſchwer zu determini- ren. Jnzwiſchen iſt gewiß, daß man hier und da ſolche ſpitzige und dunckelgraue Steine antrifft, die man vor Donner- Keyle ausgiebt, und denen man beſonde- re Wuͤrckungen in der Medicin zuſchrei- bet, die man auch an den Orten, wo das Gewitter eingeſchlagen, will gefunden haben. Jn den Gebuͤrgen ſind die Ge- witter haͤuffiger, hefftiger und furchtſa- mer, als in der Ebene, und zwar wegen unterſchiedener Raiſons. Die Sonne ziehet daſelbſt mehr Ausduͤnſtungen, die zum

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/50>, abgerufen am 29.03.2024.