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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Oeconomische und Politische Anmerckungen von Flüssen.
[Spaltenumbruch] Wasser, wenn es gleich wieder wüchse, oh-
ne Schaden weglauffen könte.

§. 6.

Die reissenden Gieß-Bäche, wel-
che nur einen flachen und mehrentheils
krummen Strohm haben, thun an Fel-
dern und Wiesen offters unsäglichen
Schaden. Die Ursache ist, daß sie kein
recht Wasser-Bett haben, denn hätten sie
eine gnugsame Tieffe, wie auch einen ge-
raden Strohm, so wäre keine Gefahr,
daß ihr Wasser aus seiner Tieffe über die
Ufer gleichsam hinauf steigen, und sich
ergiessen könte, weil das Wasser seiner
Natur nach vielmehr herunter zu sincken
pflegt; wenn sie auch eine gnugsame Tief-
fe und geraden Zug hätten, so wäre der
Lauff ihres Wassers, sonderlich an abschüs-
sigen Orten und gegen den Boden, viel
schneller, und könte man damit eine weit
grössere Menge desselben ohne Schaden
abflössen. Man kan zwar auch hin und
wieder Dämme aufwerffen, doch thut
dieses nicht so gut, als wenn man ein tie-
fes Fluth-Bette ausgräbt.

§. 7.

Die durch neue Durch-Brüche
verursachte Untieffen sind solchergestalt
zu remediren, daß man erstlich unter-
sucht, welcherley Art des Bauens man
am beständigsten und wohlfeilsten vor-
nehmen könne. An den Orten, wo ent-
weder der Grund sehr hart, so, daß keine
Pfähle unverschuhet einzubringen, oder
aber, wo der Grund schon allzu tieff aus-
gerissen, daß die Pfähle allzu leicht einge-
hen, oder auch sehr lang seyn müssen, ist
nicht rathsam einen kostbaren Bau von
Bohlen und Pfählen zu führen, weil es
sehr viel kostet, und an solchen Orten sel-
ten bestehet; sondern es ist besser, und der
Herrschafft vorträglicher, mit Einsen-
ckung vieler Strohm-Körbe, die wie
Schantz-Körbe gemacht werden, und wel-
che etwan in der Mitten zehn Fuß im Dia-
meter
haben, unten und oben aber py-
ramidali
sch zugehen, und mit Steinen an-
gefüllt seyn, den Durch-Bruch zu ver-
stopffen, und so fort wieder einen festen
Grund in das Land zu machen, sonder-
lich, wenn man die darzu benöthigten
Steine nicht weit herholen darff, oder
solche auf dem Strohm zuführen kan, es
müsten aber solche Strohm-Körbe ge-
schwinde hinter einander eingebracht,
auch der Durchbruch von einem neuen
Uberfall des Wassers genug erhöhet
werden.

§. 8.

An denjenigen Orten, wo die
Ströhme höher liegen, als die Wiesen
[Spaltenumbruch] und Felder, die dran stossen, müssen tüch-
tige Dämme aufgerichtet werden, damit
das Wasser mit seiner schnellen Fluth
nicht solche umreissen und durchbrechen
möge. Es werden die Dämme auf un-
terschiedene Art gemacht, nach der Ge-
legenheit des Grundes und Bodens, den
man antrifft: Hat man Rasen, so werden
die Rasen Verbindungs-Weise gesetzt,
gleichwie man mit Ziegel-Steinen pflegt
aufzumauern. Hat man nicht genug
Rasen, muß man aus den nächsten Ae-
ckern gute schwartze Erde, ohngefähr ei-
nes halben Schuhes tief wegnehmen, und
damit nach Art, wie bey dem Wallsetzen
gebräuchlich ist, verfahren.

§. 9.

Hat man eitel Sand und Kiß,
damit man den Damm bauen soll, so
schlägt man Pfähle in der Distanz eines
halben Schuhes von einander ein, u. zwar
etwas einwerts gebogen, diese flicht man
hernach mit Weiden- oder Hasel-Sträu-
chern aus, legt davor Stroh, Rohr, Mist u.
Graß, damit der Sand nicht durchlauf-
fe, schüttet hernach den Sand dahinter,
und continuiret solches so lange mit Ab-
setzen und eingeschlagenen Pfählen, biß es
genug ist. Man setzet auch aus- und in-
werts des Dammes ausgegrabene Hage-
Dornen, welche ihre Wurtzel noch haben,
es muß aber dieses ausser der Safft-Zeit,
nemlich im Martio, April, September und
October geschehen, und beschneidet sie,
daß sie fein dichte in einander wachsen.
Muß man einen Damm auf einen mo-
rastigen Boden setzen, der nicht gar zu
tieff, oder Boden-loß ist, so überschüttet
man den Boden, so weit es nöthig, mit
grossen Feld-Steinen, füllet hernach den
groben Sand, kleine Steine und ander
Zeug dazwischen, thut hiernächst groben
Fluß-Sand drauf, daß es etwan drey
Schuh über den Boden heraus komme,
auf dieses beschüttete Fundament führet
man hernach die Erde zum Damme.

§. 10.

Es haben die Obrigkeiten
billige Ursache besorgt zu seyn, daß an
denjenigen Orten, wo das Wasser alle
Jahre immer etwas nach und nach ab-
spühlet, die nöthigen Einbaue vorgenom-
men werden. Privat-Personen sind
zwar hierinnen, wenn es ihre eigene
Grundstücken betrifft, ziemlich wachsam
und sorgfältig, aber bey den gemeinschafft-
lichen Grundstücken, oder solchen, die et-
wan die Kirchen oder andere pias causas
betreffen, ist man insgemein gar zu nach-
läßig, wie man an vielen Orten hin und

wieder

Oeconomiſche und Politiſche Anmerckungen von Fluͤſſen.
[Spaltenumbruch] Waſſer, wenn es gleich wieder wuͤchſe, oh-
ne Schaden weglauffen koͤnte.

§. 6.

Die reiſſenden Gieß-Baͤche, wel-
che nur einen flachen und mehrentheils
krummen Strohm haben, thun an Fel-
dern und Wieſen offters unſaͤglichen
Schaden. Die Urſache iſt, daß ſie kein
recht Waſſer-Bett haben, denn haͤtten ſie
eine gnugſame Tieffe, wie auch einen ge-
raden Strohm, ſo waͤre keine Gefahr,
daß ihr Waſſer aus ſeiner Tieffe uͤber die
Ufer gleichſam hinauf ſteigen, und ſich
ergieſſen koͤnte, weil das Waſſer ſeiner
Natur nach vielmehr herunter zu ſincken
pflegt; wenn ſie auch eine gnugſame Tief-
fe und geraden Zug haͤtten, ſo waͤre der
Lauff ihres Waſſers, ſonderlich an abſchuͤſ-
ſigen Orten und gegen den Boden, viel
ſchneller, und koͤnte man damit eine weit
groͤſſere Menge deſſelben ohne Schaden
abfloͤſſen. Man kan zwar auch hin und
wieder Daͤmme aufwerffen, doch thut
dieſes nicht ſo gut, als wenn man ein tie-
fes Fluth-Bette ausgraͤbt.

§. 7.

Die durch neue Durch-Bruͤche
verurſachte Untieffen ſind ſolchergeſtalt
zu remediren, daß man erſtlich unter-
ſucht, welcherley Art des Bauens man
am beſtaͤndigſten und wohlfeilſten vor-
nehmen koͤnne. An den Orten, wo ent-
weder der Grund ſehr hart, ſo, daß keine
Pfaͤhle unverſchuhet einzubringen, oder
aber, wo der Grund ſchon allzu tieff aus-
geriſſen, daß die Pfaͤhle allzu leicht einge-
hen, oder auch ſehr lang ſeyn muͤſſen, iſt
nicht rathſam einen koſtbaren Bau von
Bohlen und Pfaͤhlen zu fuͤhren, weil es
ſehr viel koſtet, und an ſolchen Orten ſel-
ten beſtehet; ſondern es iſt beſſer, und der
Herrſchafft vortraͤglicher, mit Einſen-
ckung vieler Strohm-Koͤrbe, die wie
Schantz-Koͤrbe gemacht werden, und wel-
che etwan in der Mitten zehn Fuß im Dia-
meter
haben, unten und oben aber py-
ramidali
ſch zugehen, und mit Steinen an-
gefuͤllt ſeyn, den Durch-Bruch zu ver-
ſtopffen, und ſo fort wieder einen feſten
Grund in das Land zu machen, ſonder-
lich, wenn man die darzu benoͤthigten
Steine nicht weit herholen darff, oder
ſolche auf dem Strohm zufuͤhren kan, es
muͤſten aber ſolche Strohm-Koͤrbe ge-
ſchwinde hinter einander eingebracht,
auch der Durchbruch von einem neuen
Uberfall des Waſſers genug erhoͤhet
werden.

§. 8.

An denjenigen Orten, wo die
Stroͤhme hoͤher liegen, als die Wieſen
[Spaltenumbruch] und Felder, die dran ſtoſſen, muͤſſen tuͤch-
tige Daͤmme aufgerichtet werden, damit
das Waſſer mit ſeiner ſchnellen Fluth
nicht ſolche umreiſſen und durchbrechen
moͤge. Es werden die Daͤmme auf un-
terſchiedene Art gemacht, nach der Ge-
legenheit des Grundes und Bodens, den
man antrifft: Hat man Raſen, ſo werden
die Raſen Verbindungs-Weiſe geſetzt,
gleichwie man mit Ziegel-Steinen pflegt
aufzumauern. Hat man nicht genug
Raſen, muß man aus den naͤchſten Ae-
ckern gute ſchwartze Erde, ohngefaͤhr ei-
nes halben Schuhes tief wegnehmen, und
damit nach Art, wie bey dem Wallſetzen
gebraͤuchlich iſt, verfahren.

§. 9.

Hat man eitel Sand und Kiß,
damit man den Damm bauen ſoll, ſo
ſchlaͤgt man Pfaͤhle in der Diſtanz eines
halben Schuhes von einander ein, u. zwar
etwas einwerts gebogen, dieſe flicht man
hernach mit Weiden- oder Haſel-Straͤu-
chern aus, legt davor Stroh, Rohr, Miſt u.
Graß, damit der Sand nicht durchlauf-
fe, ſchuͤttet hernach den Sand dahinter,
und continuiret ſolches ſo lange mit Ab-
ſetzen und eingeſchlagenen Pfaͤhlen, biß es
genug iſt. Man ſetzet auch aus- und in-
werts des Dammes ausgegrabene Hage-
Dornen, welche ihre Wurtzel noch haben,
es muß aber dieſes auſſer der Safft-Zeit,
nemlich im Martio, April, September und
October geſchehen, und beſchneidet ſie,
daß ſie fein dichte in einander wachſen.
Muß man einen Damm auf einen mo-
raſtigen Boden ſetzen, der nicht gar zu
tieff, oder Boden-loß iſt, ſo uͤberſchuͤttet
man den Boden, ſo weit es noͤthig, mit
groſſen Feld-Steinen, fuͤllet hernach den
groben Sand, kleine Steine und ander
Zeug dazwiſchen, thut hiernaͤchſt groben
Fluß-Sand drauf, daß es etwan drey
Schuh uͤber den Boden heraus komme,
auf dieſes beſchuͤttete Fundament fuͤhret
man hernach die Erde zum Damme.

§. 10.

Es haben die Obrigkeiten
billige Urſache beſorgt zu ſeyn, daß an
denjenigen Orten, wo das Waſſer alle
Jahre immer etwas nach und nach ab-
ſpuͤhlet, die noͤthigen Einbaue vorgenom-
men werden. Privat-Perſonen ſind
zwar hierinnen, wenn es ihre eigene
Grundſtuͤcken betrifft, ziemlich wachſam
und ſorgfaͤltig, aber bey den gemeinſchafft-
lichen Grundſtuͤcken, oder ſolchen, die et-
wan die Kirchen oder andere pias cauſas
betreffen, iſt man insgemein gar zu nach-
laͤßig, wie man an vielen Orten hin und

wieder
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[379/0541] Oeconomiſche und Politiſche Anmerckungen von Fluͤſſen. Waſſer, wenn es gleich wieder wuͤchſe, oh- ne Schaden weglauffen koͤnte. §. 6. Die reiſſenden Gieß-Baͤche, wel- che nur einen flachen und mehrentheils krummen Strohm haben, thun an Fel- dern und Wieſen offters unſaͤglichen Schaden. Die Urſache iſt, daß ſie kein recht Waſſer-Bett haben, denn haͤtten ſie eine gnugſame Tieffe, wie auch einen ge- raden Strohm, ſo waͤre keine Gefahr, daß ihr Waſſer aus ſeiner Tieffe uͤber die Ufer gleichſam hinauf ſteigen, und ſich ergieſſen koͤnte, weil das Waſſer ſeiner Natur nach vielmehr herunter zu ſincken pflegt; wenn ſie auch eine gnugſame Tief- fe und geraden Zug haͤtten, ſo waͤre der Lauff ihres Waſſers, ſonderlich an abſchuͤſ- ſigen Orten und gegen den Boden, viel ſchneller, und koͤnte man damit eine weit groͤſſere Menge deſſelben ohne Schaden abfloͤſſen. Man kan zwar auch hin und wieder Daͤmme aufwerffen, doch thut dieſes nicht ſo gut, als wenn man ein tie- fes Fluth-Bette ausgraͤbt. §. 7. Die durch neue Durch-Bruͤche verurſachte Untieffen ſind ſolchergeſtalt zu remediren, daß man erſtlich unter- ſucht, welcherley Art des Bauens man am beſtaͤndigſten und wohlfeilſten vor- nehmen koͤnne. An den Orten, wo ent- weder der Grund ſehr hart, ſo, daß keine Pfaͤhle unverſchuhet einzubringen, oder aber, wo der Grund ſchon allzu tieff aus- geriſſen, daß die Pfaͤhle allzu leicht einge- hen, oder auch ſehr lang ſeyn muͤſſen, iſt nicht rathſam einen koſtbaren Bau von Bohlen und Pfaͤhlen zu fuͤhren, weil es ſehr viel koſtet, und an ſolchen Orten ſel- ten beſtehet; ſondern es iſt beſſer, und der Herrſchafft vortraͤglicher, mit Einſen- ckung vieler Strohm-Koͤrbe, die wie Schantz-Koͤrbe gemacht werden, und wel- che etwan in der Mitten zehn Fuß im Dia- meter haben, unten und oben aber py- ramidaliſch zugehen, und mit Steinen an- gefuͤllt ſeyn, den Durch-Bruch zu ver- ſtopffen, und ſo fort wieder einen feſten Grund in das Land zu machen, ſonder- lich, wenn man die darzu benoͤthigten Steine nicht weit herholen darff, oder ſolche auf dem Strohm zufuͤhren kan, es muͤſten aber ſolche Strohm-Koͤrbe ge- ſchwinde hinter einander eingebracht, auch der Durchbruch von einem neuen Uberfall des Waſſers genug erhoͤhet werden. §. 8. An denjenigen Orten, wo die Stroͤhme hoͤher liegen, als die Wieſen und Felder, die dran ſtoſſen, muͤſſen tuͤch- tige Daͤmme aufgerichtet werden, damit das Waſſer mit ſeiner ſchnellen Fluth nicht ſolche umreiſſen und durchbrechen moͤge. Es werden die Daͤmme auf un- terſchiedene Art gemacht, nach der Ge- legenheit des Grundes und Bodens, den man antrifft: Hat man Raſen, ſo werden die Raſen Verbindungs-Weiſe geſetzt, gleichwie man mit Ziegel-Steinen pflegt aufzumauern. Hat man nicht genug Raſen, muß man aus den naͤchſten Ae- ckern gute ſchwartze Erde, ohngefaͤhr ei- nes halben Schuhes tief wegnehmen, und damit nach Art, wie bey dem Wallſetzen gebraͤuchlich iſt, verfahren. §. 9. Hat man eitel Sand und Kiß, damit man den Damm bauen ſoll, ſo ſchlaͤgt man Pfaͤhle in der Diſtanz eines halben Schuhes von einander ein, u. zwar etwas einwerts gebogen, dieſe flicht man hernach mit Weiden- oder Haſel-Straͤu- chern aus, legt davor Stroh, Rohr, Miſt u. Graß, damit der Sand nicht durchlauf- fe, ſchuͤttet hernach den Sand dahinter, und continuiret ſolches ſo lange mit Ab- ſetzen und eingeſchlagenen Pfaͤhlen, biß es genug iſt. Man ſetzet auch aus- und in- werts des Dammes ausgegrabene Hage- Dornen, welche ihre Wurtzel noch haben, es muß aber dieſes auſſer der Safft-Zeit, nemlich im Martio, April, September und October geſchehen, und beſchneidet ſie, daß ſie fein dichte in einander wachſen. Muß man einen Damm auf einen mo- raſtigen Boden ſetzen, der nicht gar zu tieff, oder Boden-loß iſt, ſo uͤberſchuͤttet man den Boden, ſo weit es noͤthig, mit groſſen Feld-Steinen, fuͤllet hernach den groben Sand, kleine Steine und ander Zeug dazwiſchen, thut hiernaͤchſt groben Fluß-Sand drauf, daß es etwan drey Schuh uͤber den Boden heraus komme, auf dieſes beſchuͤttete Fundament fuͤhret man hernach die Erde zum Damme. §. 10. Es haben die Obrigkeiten billige Urſache beſorgt zu ſeyn, daß an denjenigen Orten, wo das Waſſer alle Jahre immer etwas nach und nach ab- ſpuͤhlet, die noͤthigen Einbaue vorgenom- men werden. Privat-Perſonen ſind zwar hierinnen, wenn es ihre eigene Grundſtuͤcken betrifft, ziemlich wachſam und ſorgfaͤltig, aber bey den gemeinſchafft- lichen Grundſtuͤcken, oder ſolchen, die et- wan die Kirchen oder andere pias cauſas betreffen, iſt man insgemein gar zu nach- laͤßig, wie man an vielen Orten hin und wieder

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/541>, abgerufen am 29.03.2024.