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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-Buchs 8. Capitel/
[Spaltenumbruch] aus nehme, damit nicht etliche darunter
seyn möchten, welche den ersten Som-
mer nicht gestrichen, und erst den andern
Sommer den Saamen gehen lassen, denn
so würde alsdenn der Strich und der
zweyjährige Saamen untereinander und
gantz unrichtig seyn, und man würde zu
keinen richtigen Saamen gelangen. Hat
der Saame den ersten Sommer gestri-
chen, so wird er Strich genennt, und
hat er nun zwey Sommer und einen
Winter gestanden, und wird auf den
Herbst gefischt, so ist es nicht mehr
Strich, sondern es wird auf das ge-
meldte andere Jahr zweyjähriger Saa-
me draus.

§. 9.

Die andere Besaamung der
Teiche ist, wenn man den zweyjährigen
Saamen auf einem Sommer zum Er-
strecken aussetzt, daraus denn also der
dreyjährige Saame erzeiget wird. Wenn
der zweyjährige Saame in dem Früh-
ling in den Hältern offt in die Höhe
springt, so ist es ein Anzeichen, daß er
fort, und ausgesetzt seyn will. Die Aus-
setzung des zweyjährigen Saamens ge-
schicht auch gar langsam, und ist die be-
ste Zeit solchen Saamen zu Ende des
Aprilis, oder Anfang des Maji, im zuneh-
menden Mond, wenn das Wasser ein we-
nig warm geworden, und das Graß her-
vor zu wachsen beginnet, auszusetzen, denn
so gehet solcher Saame bald seiner Nah-
rung nach, pflegt zu weyden, und sich in
den Teichen an allen Orten auszubreiten,
und wächst alsdenn wohl.

§. 10.

Die dritte Besaamung ist,
wenn man den dreyjährigen Saamen
zum Gewächs aussetzt, daß Karpffen
daraus werden. Die, so nur einen
Sommer gestanden, nennet man ein-
sömmrige, die andern aber, so länger
darinnen bleiben, zweysömmrige Fische.
Wenn die Teiche gefischt werden, kan
man auch bald wahrnehmen, was es
vor Fische sind, und wie lange sie im Tei-
che gestanden und gewachsen. Auf gar
neuen Boden muß man den dreyjähri-
gen Saamen nur auf einen, und nicht
auf zwey Sommer aussetzen, denn sie
pflegen sonst gerne darauf zu streichen,
und sich dagegen im Wachsen nicht zu erge-
ben. Wenn der Satz aus einem mora-
stigen Orte kommt, da viel Holtz wächst,
und viel Laub hinein fällt, so wird der
Satz allezeit moderigt schmecken, und
die Fische werden gantz schwartz aus-
sehen.

[Spaltenumbruch]
Das 8. Capitel/
Von Wartung der Teiche.
§. 1.

Eine von den grösten Beschwerlichkei-
ten, die man in den Teichen antrifft,
ist das Schilff oder Geröhrigt, als wel-
ches man in den meisten Teichen findet,
und gar schwer zu vertilgen. Denn,
wenn mans mit einer Sichel abschneidet,
so wächset es schöner; zündet mans mit
einer Fackel an, wächset es dicker; will
mans mit den Händen abreissen, so zer-
bricht mans, oder reisset es ab; mit dem
Pflug kan mans nicht gewinnen wegen
des Wassers, und der tiefen Wurtzeln:
Also ist das beste, daß man im Sommer
in der grösten Hitze, wenn der Teich voll
Wassers ist, mit einem oder mehr Käh-
nen hineinfähret, und das Rohr unter
dem Wasser, so weit man mit den Hän-
den reichen kan, mit einer Sichel zwi-
schen zwey Knoten entzwey schneidet,
denn die Feuchtigkeit setzt sich hernach in
die hohlen Röhre, fermentirt sich durch die
Hitze der Sonnen, und macht die Wur-
tzeln schwinden und verdorren.

§. 2.

Es ist auch eine sehr verdrüßli-
che Sache, wenn in dem Teiche solche klei-
ne Jnsulen oder Kaupen von Binsen ent-
stehen, denn sie sind nur eine Retirade
der Fisch-Ottern, und also muß man be-
dacht seyn, sie, wenn der Teich trocken
worden, gantz und gar auszustechen, und
auszugraben, und das Erdreich davon
auszuwerffen. Es muß ein Haus-
Wirth nicht unterlassen, den Fisch-Ot-
tern, als welche den Teichen überaus ge-
fährlich, auf alle Art und Weise nachzu-
stellen. Es halten sich dieselben gemei-
niglich unter den Sträuchern in den alten
hohlen Bäumen und Binsen auf, scheuen
überaus sehr das Feuer, und wo sie ein-
mahl gewesen, kommen sie gerne wieder.
Nicht weniger muß er den wilden Gän-
sen, Enten, Kybitzen und andern schäd-
lichen Vögeln fleißig nachstellen, und sie
wegzufangen suchen, weil auch dieselben
die Fisch-Brut auffressen.

§. 3.

Es ist Sorge zu tragen, daß
zur Leich-Zeit der Karpffen, welche gemei-
niglich im Sommer ist, kein Vieh in die
Teiche gehe, damit der Leich nicht verder-
be, und sonderlich die Schweine abgehal-
ten werden, als die den Leich auffressen.

Man

Des Fiſch-Buchs 8. Capitel/
[Spaltenumbruch] aus nehme, damit nicht etliche darunter
ſeyn moͤchten, welche den erſten Som-
mer nicht geſtrichen, und erſt den andern
Sommer den Saamen gehen laſſen, denn
ſo wuͤrde alsdenn der Strich und der
zweyjaͤhrige Saamen untereinander und
gantz unrichtig ſeyn, und man wuͤrde zu
keinen richtigen Saamen gelangen. Hat
der Saame den erſten Sommer geſtri-
chen, ſo wird er Strich genennt, und
hat er nun zwey Sommer und einen
Winter geſtanden, und wird auf den
Herbſt gefiſcht, ſo iſt es nicht mehr
Strich, ſondern es wird auf das ge-
meldte andere Jahr zweyjaͤhriger Saa-
me draus.

§. 9.

Die andere Beſaamung der
Teiche iſt, wenn man den zweyjaͤhrigen
Saamen auf einem Sommer zum Er-
ſtrecken ausſetzt, daraus denn alſo der
dreyjaͤhrige Saame erzeiget wird. Wenn
der zweyjaͤhrige Saame in dem Fruͤh-
ling in den Haͤltern offt in die Hoͤhe
ſpringt, ſo iſt es ein Anzeichen, daß er
fort, und ausgeſetzt ſeyn will. Die Aus-
ſetzung des zweyjaͤhrigen Saamens ge-
ſchicht auch gar langſam, und iſt die be-
ſte Zeit ſolchen Saamen zu Ende des
Aprilis, oder Anfang des Maji, im zuneh-
menden Mond, wenn das Waſſer ein we-
nig warm geworden, und das Graß her-
vor zu wachſen beginnet, auszuſetzen, denn
ſo gehet ſolcher Saame bald ſeiner Nah-
rung nach, pflegt zu weyden, und ſich in
den Teichen an allen Orten auszubreiten,
und waͤchſt alsdenn wohl.

§. 10.

Die dritte Beſaamung iſt,
wenn man den dreyjaͤhrigen Saamen
zum Gewaͤchs ausſetzt, daß Karpffen
daraus werden. Die, ſo nur einen
Sommer geſtanden, nennet man ein-
ſoͤmmrige, die andern aber, ſo laͤnger
darinnen bleiben, zweyſoͤmmrige Fiſche.
Wenn die Teiche gefiſcht werden, kan
man auch bald wahrnehmen, was es
vor Fiſche ſind, und wie lange ſie im Tei-
che geſtanden und gewachſen. Auf gar
neuen Boden muß man den dreyjaͤhri-
gen Saamen nur auf einen, und nicht
auf zwey Sommer ausſetzen, denn ſie
pflegen ſonſt gerne darauf zu ſtreichen,
und ſich dagegen im Wachſen nicht zu erge-
ben. Wenn der Satz aus einem mora-
ſtigen Orte kommt, da viel Holtz waͤchſt,
und viel Laub hinein faͤllt, ſo wird der
Satz allezeit moderigt ſchmecken, und
die Fiſche werden gantz ſchwartz aus-
ſehen.

[Spaltenumbruch]
Das 8. Capitel/
Von Wartung der Teiche.
§. 1.

Eine von den groͤſten Beſchwerlichkei-
ten, die man in den Teichen antrifft,
iſt das Schilff oder Geroͤhrigt, als wel-
ches man in den meiſten Teichen findet,
und gar ſchwer zu vertilgen. Denn,
wenn mans mit einer Sichel abſchneidet,
ſo waͤchſet es ſchoͤner; zuͤndet mans mit
einer Fackel an, waͤchſet es dicker; will
mans mit den Haͤnden abreiſſen, ſo zer-
bricht mans, oder reiſſet es ab; mit dem
Pflug kan mans nicht gewinnen wegen
des Waſſers, und der tiefen Wurtzeln:
Alſo iſt das beſte, daß man im Sommer
in der groͤſten Hitze, wenn der Teich voll
Waſſers iſt, mit einem oder mehr Kaͤh-
nen hineinfaͤhret, und das Rohr unter
dem Waſſer, ſo weit man mit den Haͤn-
den reichen kan, mit einer Sichel zwi-
ſchen zwey Knoten entzwey ſchneidet,
denn die Feuchtigkeit ſetzt ſich hernach in
die hohlen Roͤhre, fermentirt ſich durch die
Hitze der Sonnen, und macht die Wur-
tzeln ſchwinden und verdorren.

§. 2.

Es iſt auch eine ſehr verdruͤßli-
che Sache, wenn in dem Teiche ſolche klei-
ne Jnſulen oder Kaupen von Binſen ent-
ſtehen, denn ſie ſind nur eine Retirade
der Fiſch-Ottern, und alſo muß man be-
dacht ſeyn, ſie, wenn der Teich trocken
worden, gantz und gar auszuſtechen, und
auszugraben, und das Erdreich davon
auszuwerffen. Es muß ein Haus-
Wirth nicht unterlaſſen, den Fiſch-Ot-
tern, als welche den Teichen uͤberaus ge-
faͤhrlich, auf alle Art und Weiſe nachzu-
ſtellen. Es halten ſich dieſelben gemei-
niglich unter den Straͤuchern in den alten
hohlen Baͤumen und Binſen auf, ſcheuen
uͤberaus ſehr das Feuer, und wo ſie ein-
mahl geweſen, kommen ſie gerne wieder.
Nicht weniger muß er den wilden Gaͤn-
ſen, Enten, Kybitzen und andern ſchaͤd-
lichen Voͤgeln fleißig nachſtellen, und ſie
wegzufangen ſuchen, weil auch dieſelben
die Fiſch-Brut auffreſſen.

§. 3.

Es iſt Sorge zu tragen, daß
zur Leich-Zeit der Karpffen, welche gemei-
niglich im Sommer iſt, kein Vieh in die
Teiche gehe, damit der Leich nicht verder-
be, und ſonderlich die Schweine abgehal-
ten werden, als die den Leich auffreſſen.

Man
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[390/0552] Des Fiſch-Buchs 8. Capitel/ aus nehme, damit nicht etliche darunter ſeyn moͤchten, welche den erſten Som- mer nicht geſtrichen, und erſt den andern Sommer den Saamen gehen laſſen, denn ſo wuͤrde alsdenn der Strich und der zweyjaͤhrige Saamen untereinander und gantz unrichtig ſeyn, und man wuͤrde zu keinen richtigen Saamen gelangen. Hat der Saame den erſten Sommer geſtri- chen, ſo wird er Strich genennt, und hat er nun zwey Sommer und einen Winter geſtanden, und wird auf den Herbſt gefiſcht, ſo iſt es nicht mehr Strich, ſondern es wird auf das ge- meldte andere Jahr zweyjaͤhriger Saa- me draus. §. 9. Die andere Beſaamung der Teiche iſt, wenn man den zweyjaͤhrigen Saamen auf einem Sommer zum Er- ſtrecken ausſetzt, daraus denn alſo der dreyjaͤhrige Saame erzeiget wird. Wenn der zweyjaͤhrige Saame in dem Fruͤh- ling in den Haͤltern offt in die Hoͤhe ſpringt, ſo iſt es ein Anzeichen, daß er fort, und ausgeſetzt ſeyn will. Die Aus- ſetzung des zweyjaͤhrigen Saamens ge- ſchicht auch gar langſam, und iſt die be- ſte Zeit ſolchen Saamen zu Ende des Aprilis, oder Anfang des Maji, im zuneh- menden Mond, wenn das Waſſer ein we- nig warm geworden, und das Graß her- vor zu wachſen beginnet, auszuſetzen, denn ſo gehet ſolcher Saame bald ſeiner Nah- rung nach, pflegt zu weyden, und ſich in den Teichen an allen Orten auszubreiten, und waͤchſt alsdenn wohl. §. 10. Die dritte Beſaamung iſt, wenn man den dreyjaͤhrigen Saamen zum Gewaͤchs ausſetzt, daß Karpffen daraus werden. Die, ſo nur einen Sommer geſtanden, nennet man ein- ſoͤmmrige, die andern aber, ſo laͤnger darinnen bleiben, zweyſoͤmmrige Fiſche. Wenn die Teiche gefiſcht werden, kan man auch bald wahrnehmen, was es vor Fiſche ſind, und wie lange ſie im Tei- che geſtanden und gewachſen. Auf gar neuen Boden muß man den dreyjaͤhri- gen Saamen nur auf einen, und nicht auf zwey Sommer ausſetzen, denn ſie pflegen ſonſt gerne darauf zu ſtreichen, und ſich dagegen im Wachſen nicht zu erge- ben. Wenn der Satz aus einem mora- ſtigen Orte kommt, da viel Holtz waͤchſt, und viel Laub hinein faͤllt, ſo wird der Satz allezeit moderigt ſchmecken, und die Fiſche werden gantz ſchwartz aus- ſehen. Das 8. Capitel/ Von Wartung der Teiche. §. 1. Eine von den groͤſten Beſchwerlichkei- ten, die man in den Teichen antrifft, iſt das Schilff oder Geroͤhrigt, als wel- ches man in den meiſten Teichen findet, und gar ſchwer zu vertilgen. Denn, wenn mans mit einer Sichel abſchneidet, ſo waͤchſet es ſchoͤner; zuͤndet mans mit einer Fackel an, waͤchſet es dicker; will mans mit den Haͤnden abreiſſen, ſo zer- bricht mans, oder reiſſet es ab; mit dem Pflug kan mans nicht gewinnen wegen des Waſſers, und der tiefen Wurtzeln: Alſo iſt das beſte, daß man im Sommer in der groͤſten Hitze, wenn der Teich voll Waſſers iſt, mit einem oder mehr Kaͤh- nen hineinfaͤhret, und das Rohr unter dem Waſſer, ſo weit man mit den Haͤn- den reichen kan, mit einer Sichel zwi- ſchen zwey Knoten entzwey ſchneidet, denn die Feuchtigkeit ſetzt ſich hernach in die hohlen Roͤhre, fermentirt ſich durch die Hitze der Sonnen, und macht die Wur- tzeln ſchwinden und verdorren. §. 2. Es iſt auch eine ſehr verdruͤßli- che Sache, wenn in dem Teiche ſolche klei- ne Jnſulen oder Kaupen von Binſen ent- ſtehen, denn ſie ſind nur eine Retirade der Fiſch-Ottern, und alſo muß man be- dacht ſeyn, ſie, wenn der Teich trocken worden, gantz und gar auszuſtechen, und auszugraben, und das Erdreich davon auszuwerffen. Es muß ein Haus- Wirth nicht unterlaſſen, den Fiſch-Ot- tern, als welche den Teichen uͤberaus ge- faͤhrlich, auf alle Art und Weiſe nachzu- ſtellen. Es halten ſich dieſelben gemei- niglich unter den Straͤuchern in den alten hohlen Baͤumen und Binſen auf, ſcheuen uͤberaus ſehr das Feuer, und wo ſie ein- mahl geweſen, kommen ſie gerne wieder. Nicht weniger muß er den wilden Gaͤn- ſen, Enten, Kybitzen und andern ſchaͤd- lichen Voͤgeln fleißig nachſtellen, und ſie wegzufangen ſuchen, weil auch dieſelben die Fiſch-Brut auffreſſen. §. 3. Es iſt Sorge zu tragen, daß zur Leich-Zeit der Karpffen, welche gemei- niglich im Sommer iſt, kein Vieh in die Teiche gehe, damit der Leich nicht verder- be, und ſonderlich die Schweine abgehal- ten werden, als die den Leich auffreſſen. Man

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/552>, abgerufen am 29.03.2024.