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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-B. 14. Cap. von den Feinden der Fische/ und deren Zufällen.
[Spaltenumbruch] diebisch Volck von den Fischen etwas weg-
schleppe, und der Herrschafft Schaden
hiedurch zugefügt werde.

Das 14. Capitel/
Von den Feinden der Fische/
und derselben mancherley
Zufällen.
§. 1.

Die Fische haben ebenfalls ihre Fein-
de, wie die andern Creaturen; Sol-
chen sind beyzuzehlen 1) die Störche, wel-
che aus den Teichen und Seen mancher-
ley Art Fische wegschnappen, auch wohl
bißweilen gar, wie man sie darüber er-
tappet, einige Saam-Karpffen wegmau-
sen. 2) Die Enten, diese fressen aus den
Teichen den Fisch-Leich gar sehr. 3) Die
Fisch-Ottern, die sich unter den alten
Bäumen aufhalten, und allerhand gros-
se und kleine Fische wegschmatzen. 4) Al-
lerhand andere Raub-Vögel, an
Fisch-Reyhern, Kybitzen, wilden Gänsen,
u. d. gl. 5) Eine gewisse Art grosser Frö-
sche, die man Kaul-Aersche zu nennen
pflegt, und die in den Teichen einen un-
beschreiblichen Schaden anrichten. 6) Ei-
nige Wasser-Käfer, die die kleinen Saam-
Fischlein anfressen; Sie können in die
Höhe fliegen, und sich auch wieder in das
Wasser lassen. 7) Die Wasser-Mäuse,
die zwar ein geringer, doch ein schädlicher
Feind sind. Sie machen sich insgemein
nur an die kleinen Fischgen, an die Gründ-
linge, Schmerlen, Weißfischgen, u. s. w.
Unter diesen allen ist der Fisch-Otter der
mächtigste; Denn weil die Fische ih-
nen nicht entlauffen können, so haben sie
freye Wahl zu handthieren wie sie wollen,
welches sie auch meisterlich thun, wenn
sie eine grosse Menge Fische todt beissen,
und doch nur die schönsten und besten
für ihr Maul heraus klauben, und su-
chen. Wo man solche spührt, muß man
ihnen auf das eifrigste nachstellen, sie ent-
weder schiessen, oder von Schleiff- und Ot-
ter-Hunden ausspühren.

§. 2.

Man findet nicht selten, daß die
Fische in den Teichen von unterschiedener
Gattung seyn, einige sind mager, und
wollen gar nicht zunehmen, die andern
aber fetter und besser. Die Raison hie-
von ist, theils die Ungleichheit des Bo-
dens, daß der Boden an einem Ort im-
[Spaltenumbruch] mer fetter und besser ist, als an dem an-
dern, und die Fische, die sich in einer
schlechten Gegend des Teiches eine Zeit-
lang aufgehalten, nicht so wachsen und zu-
nehmen können, als die an einem guten
Orte gestanden; hiezu kommt auch noch
dieses, daß die Fische in den Teichen von
ungleicher Bruth sind, und von unglei-
chen Brut-Weyhern hinein gekommen;
Diejenigen also, die aus einem schlechten
Teich-Boden in einen guten kommen,
müssen freylich sich besser befinden, als die
aus einem noch bessern gekommen.

§. 3.

Bey harter Winters-Zeit,
wenn die Fische unter dem dicken Eyse
nicht Lufft haben, werden sie durch Mat-
tigkeit aus ihrem Lager aufgetrieben,
und eilen mit aufgesperretem Maule nach
den aufgeeyseten Löchern zu. Man kan
dieses schon vorher mercken, wenn sich
die schwartzen Wasser-Käfer sehen lassen;
Denn auf diese folgen in etlichen Tagen
gewiß die Hechte und Karpffen. Diesem
Ubel zu helffen, müssen die matten Fische
mit dem Hahmen herausgefangen u. ins
frische Wasser gesetzt werden, so können
sie sich wieder erholen. Zur Praeservati-
on
gebraucht man unterschiedene Sa-
chen, davon aber der Effect nicht allezeit
in der Erfahrung zutreffen will. Eini-
ge hängen in Brandtwein gebeitztes Wei-
tzen-Brod, oder Kampffer, in Teich; an-
dere werffen Schaf-Mist, Erbsen-Stroh
und gebrandte Ziegel-Steine hinein. Vie-
le mahlen Kürbis-Kerne, und machen ei-
nen Teig daraus. Allein, diese Mittel
möchten wohl in kleinen Teichen noch ei-
nige Würckung haben, in grossen aber
wollen sie nicht anschlagen.

§. 4.

Es bekommen die Fische man-
cherley schädliche Zufälle, wenn sich in
manchen Jahren bey sehr heissen Som-
mern allzuviel gifftig Geschmeiß und In-
secta
in den Wassern aufhält, dadurch
das Gewässer gleichsam vergifftet und
angesteckt wird; ingleichen, wenn Säge-
Spähne in die Teiche oder Bäche und
Mühlen-Gräben, oder auch Kohlen-
Staub hinein geworffen wird. Eben-
falls ist den Fischen über die maassen schäd-
lich, wenn man in den Teichen Flachs oder
Hanff röstet. Es ist zwar dieses alles in
den Fisch-Ordnungen und Mandaten bey
harter Straffe verbothen, nichts desto
weniger findet die menschliche Boßheit
noch immerzu Gelegenheit, auch diese Ge-
setze zu eludiren.

§. 5. Nach-
E e e 2

Des Fiſch-B. 14. Cap. von den Feinden der Fiſche/ und deren Zufaͤllen.
[Spaltenumbruch] diebiſch Volck von den Fiſchen etwas weg-
ſchleppe, und der Herrſchafft Schaden
hiedurch zugefuͤgt werde.

Das 14. Capitel/
Von den Feinden der Fiſche/
und derſelben mancherley
Zufaͤllen.
§. 1.

Die Fiſche haben ebenfalls ihre Fein-
de, wie die andern Creaturen; Sol-
chen ſind beyzuzehlen 1) die Stoͤrche, wel-
che aus den Teichen und Seen mancher-
ley Art Fiſche wegſchnappen, auch wohl
bißweilen gar, wie man ſie daruͤber er-
tappet, einige Saam-Karpffen wegmau-
ſen. 2) Die Enten, dieſe freſſen aus den
Teichen den Fiſch-Leich gar ſehr. 3) Die
Fiſch-Ottern, die ſich unter den alten
Baͤumen aufhalten, und allerhand groſ-
ſe und kleine Fiſche wegſchmatzen. 4) Al-
lerhand andere Raub-Voͤgel, an
Fiſch-Reyhern, Kybitzen, wilden Gaͤnſen,
u. d. gl. 5) Eine gewiſſe Art groſſer Froͤ-
ſche, die man Kaul-Aerſche zu nennen
pflegt, und die in den Teichen einen un-
beſchreiblichen Schaden anrichten. 6) Ei-
nige Waſſer-Kaͤfer, die die kleinen Saam-
Fiſchlein anfreſſen; Sie koͤnnen in die
Hoͤhe fliegen, und ſich auch wieder in das
Waſſer laſſen. 7) Die Waſſer-Maͤuſe,
die zwar ein geringer, doch ein ſchaͤdlicher
Feind ſind. Sie machen ſich insgemein
nur an die kleinen Fiſchgen, an die Gruͤnd-
linge, Schmerlen, Weißfiſchgen, u. ſ. w.
Unter dieſen allen iſt der Fiſch-Otter der
maͤchtigſte; Denn weil die Fiſche ih-
nen nicht entlauffen koͤnnen, ſo haben ſie
freye Wahl zu handthieren wie ſie wollen,
welches ſie auch meiſterlich thun, wenn
ſie eine groſſe Menge Fiſche todt beiſſen,
und doch nur die ſchoͤnſten und beſten
fuͤr ihr Maul heraus klauben, und ſu-
chen. Wo man ſolche ſpuͤhrt, muß man
ihnen auf das eifrigſte nachſtellen, ſie ent-
weder ſchieſſen, oder von Schleiff- und Ot-
ter-Hunden ausſpuͤhren.

§. 2.

Man findet nicht ſelten, daß die
Fiſche in den Teichen von unterſchiedener
Gattung ſeyn, einige ſind mager, und
wollen gar nicht zunehmen, die andern
aber fetter und beſſer. Die Raiſon hie-
von iſt, theils die Ungleichheit des Bo-
dens, daß der Boden an einem Ort im-
[Spaltenumbruch] mer fetter und beſſer iſt, als an dem an-
dern, und die Fiſche, die ſich in einer
ſchlechten Gegend des Teiches eine Zeit-
lang aufgehalten, nicht ſo wachſen und zu-
nehmen koͤnnen, als die an einem guten
Orte geſtanden; hiezu kommt auch noch
dieſes, daß die Fiſche in den Teichen von
ungleicher Bruth ſind, und von unglei-
chen Brut-Weyhern hinein gekommen;
Diejenigen alſo, die aus einem ſchlechten
Teich-Boden in einen guten kommen,
muͤſſen freylich ſich beſſer befinden, als die
aus einem noch beſſern gekommen.

§. 3.

Bey harter Winters-Zeit,
wenn die Fiſche unter dem dicken Eyſe
nicht Lufft haben, werden ſie durch Mat-
tigkeit aus ihrem Lager aufgetrieben,
und eilen mit aufgeſperretem Maule nach
den aufgeeyſeten Loͤchern zu. Man kan
dieſes ſchon vorher mercken, wenn ſich
die ſchwartzen Waſſer-Kaͤfer ſehen laſſen;
Denn auf dieſe folgen in etlichen Tagen
gewiß die Hechte und Karpffen. Dieſem
Ubel zu helffen, muͤſſen die matten Fiſche
mit dem Hahmen herausgefangen u. ins
friſche Waſſer geſetzt werden, ſo koͤnnen
ſie ſich wieder erholen. Zur Præſervati-
on
gebraucht man unterſchiedene Sa-
chen, davon aber der Effect nicht allezeit
in der Erfahrung zutreffen will. Eini-
ge haͤngen in Brandtwein gebeitztes Wei-
tzen-Brod, oder Kampffer, in Teich; an-
dere werffen Schaf-Miſt, Erbſen-Stroh
und gebrandte Ziegel-Steine hinein. Vie-
le mahlen Kuͤrbis-Kerne, und machen ei-
nen Teig daraus. Allein, dieſe Mittel
moͤchten wohl in kleinen Teichen noch ei-
nige Wuͤrckung haben, in groſſen aber
wollen ſie nicht anſchlagen.

§. 4.

Es bekommen die Fiſche man-
cherley ſchaͤdliche Zufaͤlle, wenn ſich in
manchen Jahren bey ſehr heiſſen Som-
mern allzuviel gifftig Geſchmeiß und In-
ſecta
in den Waſſern aufhaͤlt, dadurch
das Gewaͤſſer gleichſam vergifftet und
angeſteckt wird; ingleichen, wenn Saͤge-
Spaͤhne in die Teiche oder Baͤche und
Muͤhlen-Graͤben, oder auch Kohlen-
Staub hinein geworffen wird. Eben-
falls iſt den Fiſchen uͤber die maaſſen ſchaͤd-
lich, wenn man in den Teichen Flachs oder
Hanff roͤſtet. Es iſt zwar dieſes alles in
den Fiſch-Ordnungen und Mandaten bey
harter Straffe verbothen, nichts deſto
weniger findet die menſchliche Boßheit
noch immerzu Gelegenheit, auch dieſe Ge-
ſetze zu eludiren.

§. 5. Nach-
E e e 2
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/561>, abgerufen am 28.03.2024.