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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-Buchs 17. Capitel/ von dem Krebs-Fange.
[Spaltenumbruch] Frosch an, hängen es in Bach, wo sie et-
wan vermuthet seyn, daß sich viel Krebse
sammlen, und wenn sie nun meynen, daß
deren eine Parthie in den Garn-Sack ge-
kommen, so ziehen sie es heraus, und
wiederholen solches zu unterschiedenen
mahlen. Die gemeinste Art sie zu fan-
gen ist, daß man sie mit den Händen aus
ihren Löchern, wo sie sich am meisten auf-
halten, heraushascht; Es ist dieses eine
Arbeit vor die Jungen, und andere ar-
me Leute, die aus Noth, und Hoffnung
zum Gewinn, nicht achten, daß sie von
den Krebsen in die Hände gezwickt
werden.

§. 5.

Wenn in den Wassern, da Aale
und Krebse beysammen, viel Aale gefan-
gen werden, so fängt man wenig Krebse,
denn wenn sich die Krebse mausen, sind sie
weich, und liegen unten auf dem Grun-
de, da liegt der Aal auch, und frißt sie
alsdenn. Wenn man des Abends im
Sommer an Bäche gehet, darinnen Kreb-
se seyn, und man hat einen brennenden
Kiehn oder Stroh in der Hand, wenn es
donnert und wetterleuchtet, so lauffen die
Krebse häuffig aus der Tiefe heraus, im
Wasser gegen das Land, da kan man sie
denn in grosser Menge auflesen, wiewohl
solches den verbothenen Arten, die ich
im vorhergehenden angeführet, mit bey-
zuzehlen.

§. 6.

Der curieuse Künstler, so An-
no
1703. zu Nürnberg herauskommen,
lehret eine seltzame Art Krebse zu zeugen.
Er sagt, man solte einem Widder den
Kopff abhauen, und ihn alsobald warm
und blutig ins Wasser auf grüne weidene
Zweige stecken, wie sie die Korbmacher zu
gebrauchen pflegen, so würden durch die-
se Verfaulung Krebse generiret werden.
Es müste dieses vornemlich in dem May-
Monat geschehen, und müsten die Zweige
etwas hoch ins Wasser gesetzt seyn, oder
über das Wasser reichen, damit die Son-
ne ihre Strahlen darauff werffen könte;
Denn aus Wärme und Feuchtigkeit ent-
stünden dergleichen seltzame Veränderun-
gen. Ob es nun wohl gewiß genung, daß
durch Wärme und Feuchtigkeit der Leich
und Saame sowohl bey Thieren, als
Kräutern, lebendig gemacht wird, so
braucht es doch noch einer sehr grossen Un-
tersuchung, ob dieses Experiment mit dem
Widder-Kopff, daraus Krebse solten ge-
zeuget werden, in der Erfahrung zuträ-
fe; und wenn auch dieses geschähe, ist eher
zu vermuthen, daß der Leich von den
[Spaltenumbruch] Krebsen durch das Wasser auf diese Wei-
den-Aeste gebracht, und von der warmen
Sonne darnach vollends ausgebrütet
würde, als daß die Krebse aus dem
Widder-Kopff ihren Ursprung herlei-
ten solten.

§. 7.

Der Herr Baron Valvasor ge-
dencket in der Ehre des Hertzogthums
Cräyn etwas seltzames von den Krebsen,
die in dem Hertzogthum Cräyn in dem
Culp-Strohm anzutreffen, l. 3. c. 36.
daß selbige nicht eher aus ihren Löchern
hervorkröchen, als biß man ihnen nach ei-
ner sonderlichen Melodie etwas vorge-
pfiffen, und welcher am besten pfiffe, der
könte die Krebse am besten herauslocken,
es müste aber solches geschehen, wenn das
Wasser gantz lauter und klar wäre.

§. 8.

Der gelehrte Physicus und
Theologus in Angerburg, Herr J. A.
Hellwig, hat denen Schlesischen Herren
Verfassern der Natur- und Kunst-Ge-
schichte von einem blinden Krebs-Fänger
folgendes berichtet: Es lebet im Dorffe
Stulichen, eine halbe Meile von Anger-
burg, ein Mann, der 30. Jahr alt ist, Nah-
mens Michael Berent, eines Schützen
Sohn, der im vierdten Jahr seines Alters
durch die Pocken stock-blind worden. Sel-
biger, weil er geheyrathet, und sich sonst
nicht zu ernehren weiß, hat sich auf das
Krebs-Fangen geleget; massen der An-
gerax-Strohm durch gedachtes Dorff
Stulichen durchgehet; Jn selbigen
Strohm, ungeachtet er sehr tief ist, und
ihm offtmahls das Wasser biß an den
Hals gehet, macht sich der Krebs-Fänger
täglich, auch wohl zu unterschiedenen mah-
len, und greifft in den Hölen der tiefen
Ufer gantz alleine ohne iemands Bey-
Hülffe so viel Fluß-Krebse, daß er täg-
lich etliche Köber voll bey 6. 8. biß 9. Scho-
cken in Angerburg verkauffen kan.

§. 9.

Es geschiehet offters, daß die
Krebse in den gar heissen Sommern,
wenn sehr trockne Jahre sind, in ihren
Löchern crepiren und umkommen, weil
sich das Wasser aus den Ufern wegbegie-
bet, und sie nicht allezeit dem Strohm des
Wassers zu folgen pflegen, und sind in den
heissen und dürren Sommern, die vor ei-
nigen Jahren gewesen, viel tausend Schock
Krebse umgekommen.

§. 10.

Die schönsten Krebse in unsern
Landen findet man in der schwartzen El-
ster, ingleichen in der Räder, in der Pulß-
nitz, und in den Bächen des Ertzgebürges
und des Vogtlandes, wie auch in der Nie-

der-Lau-

Des Fiſch-Buchs 17. Capitel/ von dem Krebs-Fange.
[Spaltenumbruch] Froſch an, haͤngen es in Bach, wo ſie et-
wan vermuthet ſeyn, daß ſich viel Krebſe
ſammlen, und wenn ſie nun meynen, daß
deren eine Parthie in den Garn-Sack ge-
kommen, ſo ziehen ſie es heraus, und
wiederholen ſolches zu unterſchiedenen
mahlen. Die gemeinſte Art ſie zu fan-
gen iſt, daß man ſie mit den Haͤnden aus
ihren Loͤchern, wo ſie ſich am meiſten auf-
halten, heraushaſcht; Es iſt dieſes eine
Arbeit vor die Jungen, und andere ar-
me Leute, die aus Noth, und Hoffnung
zum Gewinn, nicht achten, daß ſie von
den Krebſen in die Haͤnde gezwickt
werden.

§. 5.

Wenn in den Waſſern, da Aale
und Krebſe beyſammen, viel Aale gefan-
gen werden, ſo faͤngt man wenig Krebſe,
denn wenn ſich die Krebſe mauſen, ſind ſie
weich, und liegen unten auf dem Grun-
de, da liegt der Aal auch, und frißt ſie
alsdenn. Wenn man des Abends im
Sommer an Baͤche gehet, darinnen Kreb-
ſe ſeyn, und man hat einen brennenden
Kiehn oder Stroh in der Hand, wenn es
donnert und wetterleuchtet, ſo lauffen die
Krebſe haͤuffig aus der Tiefe heraus, im
Waſſer gegen das Land, da kan man ſie
denn in groſſer Menge aufleſen, wiewohl
ſolches den verbothenen Arten, die ich
im vorhergehenden angefuͤhret, mit bey-
zuzehlen.

§. 6.

Der curieuſe Kuͤnſtler, ſo An-
no
1703. zu Nuͤrnberg herauskommen,
lehret eine ſeltzame Art Krebſe zu zeugen.
Er ſagt, man ſolte einem Widder den
Kopff abhauen, und ihn alſobald warm
und blutig ins Waſſer auf gruͤne weidene
Zweige ſtecken, wie ſie die Korbmacher zu
gebrauchen pflegen, ſo wuͤrden durch die-
ſe Verfaulung Krebſe generiret werden.
Es muͤſte dieſes vornemlich in dem May-
Monat geſchehen, und muͤſten die Zweige
etwas hoch ins Waſſer geſetzt ſeyn, oder
uͤber das Waſſer reichen, damit die Son-
ne ihre Strahlen darauff werffen koͤnte;
Denn aus Waͤrme und Feuchtigkeit ent-
ſtuͤnden dergleichen ſeltzame Veraͤnderun-
gen. Ob es nun wohl gewiß genung, daß
durch Waͤrme und Feuchtigkeit der Leich
und Saame ſowohl bey Thieren, als
Kraͤutern, lebendig gemacht wird, ſo
braucht es doch noch einer ſehr groſſen Un-
terſuchung, ob dieſes Experiment mit dem
Widder-Kopff, daraus Krebſe ſolten ge-
zeuget werden, in der Erfahrung zutraͤ-
fe; und wenn auch dieſes geſchaͤhe, iſt eher
zu vermuthen, daß der Leich von den
[Spaltenumbruch] Krebſen durch das Waſſer auf dieſe Wei-
den-Aeſte gebracht, und von der warmen
Sonne darnach vollends ausgebruͤtet
wuͤrde, als daß die Krebſe aus dem
Widder-Kopff ihren Urſprung herlei-
ten ſolten.

§. 7.

Der Herr Baron Valvaſor ge-
dencket in der Ehre des Hertzogthums
Craͤyn etwas ſeltzames von den Krebſen,
die in dem Hertzogthum Craͤyn in dem
Culp-Strohm anzutreffen, l. 3. c. 36.
daß ſelbige nicht eher aus ihren Loͤchern
hervorkroͤchen, als biß man ihnen nach ei-
ner ſonderlichen Melodie etwas vorge-
pfiffen, und welcher am beſten pfiffe, der
koͤnte die Krebſe am beſten herauslocken,
es muͤſte aber ſolches geſchehen, wenn das
Waſſer gantz lauter und klar waͤre.

§. 8.

Der gelehrte Phyſicus und
Theologus in Angerburg, Herr J. A.
Hellwig, hat denen Schleſiſchen Herren
Verfaſſern der Natur- und Kunſt-Ge-
ſchichte von einem blinden Krebs-Faͤnger
folgendes berichtet: Es lebet im Dorffe
Stulichen, eine halbe Meile von Anger-
burg, ein Mann, der 30. Jahr alt iſt, Nah-
mens Michael Berent, eines Schuͤtzen
Sohn, der im vierdten Jahr ſeines Alters
durch die Pocken ſtock-blind worden. Sel-
biger, weil er geheyrathet, und ſich ſonſt
nicht zu ernehren weiß, hat ſich auf das
Krebs-Fangen geleget; maſſen der An-
gerax-Strohm durch gedachtes Dorff
Stulichen durchgehet; Jn ſelbigen
Strohm, ungeachtet er ſehr tief iſt, und
ihm offtmahls das Waſſer biß an den
Hals gehet, macht ſich der Krebs-Faͤnger
taͤglich, auch wohl zu unterſchiedenen mah-
len, und greifft in den Hoͤlen der tiefen
Ufer gantz alleine ohne iemands Bey-
Huͤlffe ſo viel Fluß-Krebſe, daß er taͤg-
lich etliche Koͤber voll bey 6. 8. biß 9. Scho-
cken in Angerburg verkauffen kan.

§. 9.

Es geſchiehet offters, daß die
Krebſe in den gar heiſſen Sommern,
wenn ſehr trockne Jahre ſind, in ihren
Loͤchern crepiren und umkommen, weil
ſich das Waſſer aus den Ufern wegbegie-
bet, und ſie nicht allezeit dem Strohm des
Waſſers zu folgen pflegen, und ſind in den
heiſſen und duͤrren Sommern, die vor ei-
nigen Jahren geweſen, viel tauſend Schock
Krebſe umgekommen.

§. 10.

Die ſchoͤnſten Krebſe in unſern
Landen findet man in der ſchwartzen El-
ſter, ingleichen in der Raͤder, in der Pulß-
nitz, und in den Baͤchen des Ertzgebuͤrges
und des Vogtlandes, wie auch in der Nie-

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[406/0570] Des Fiſch-Buchs 17. Capitel/ von dem Krebs-Fange. Froſch an, haͤngen es in Bach, wo ſie et- wan vermuthet ſeyn, daß ſich viel Krebſe ſammlen, und wenn ſie nun meynen, daß deren eine Parthie in den Garn-Sack ge- kommen, ſo ziehen ſie es heraus, und wiederholen ſolches zu unterſchiedenen mahlen. Die gemeinſte Art ſie zu fan- gen iſt, daß man ſie mit den Haͤnden aus ihren Loͤchern, wo ſie ſich am meiſten auf- halten, heraushaſcht; Es iſt dieſes eine Arbeit vor die Jungen, und andere ar- me Leute, die aus Noth, und Hoffnung zum Gewinn, nicht achten, daß ſie von den Krebſen in die Haͤnde gezwickt werden. §. 5. Wenn in den Waſſern, da Aale und Krebſe beyſammen, viel Aale gefan- gen werden, ſo faͤngt man wenig Krebſe, denn wenn ſich die Krebſe mauſen, ſind ſie weich, und liegen unten auf dem Grun- de, da liegt der Aal auch, und frißt ſie alsdenn. Wenn man des Abends im Sommer an Baͤche gehet, darinnen Kreb- ſe ſeyn, und man hat einen brennenden Kiehn oder Stroh in der Hand, wenn es donnert und wetterleuchtet, ſo lauffen die Krebſe haͤuffig aus der Tiefe heraus, im Waſſer gegen das Land, da kan man ſie denn in groſſer Menge aufleſen, wiewohl ſolches den verbothenen Arten, die ich im vorhergehenden angefuͤhret, mit bey- zuzehlen. §. 6. Der curieuſe Kuͤnſtler, ſo An- no 1703. zu Nuͤrnberg herauskommen, lehret eine ſeltzame Art Krebſe zu zeugen. Er ſagt, man ſolte einem Widder den Kopff abhauen, und ihn alſobald warm und blutig ins Waſſer auf gruͤne weidene Zweige ſtecken, wie ſie die Korbmacher zu gebrauchen pflegen, ſo wuͤrden durch die- ſe Verfaulung Krebſe generiret werden. Es muͤſte dieſes vornemlich in dem May- Monat geſchehen, und muͤſten die Zweige etwas hoch ins Waſſer geſetzt ſeyn, oder uͤber das Waſſer reichen, damit die Son- ne ihre Strahlen darauff werffen koͤnte; Denn aus Waͤrme und Feuchtigkeit ent- ſtuͤnden dergleichen ſeltzame Veraͤnderun- gen. Ob es nun wohl gewiß genung, daß durch Waͤrme und Feuchtigkeit der Leich und Saame ſowohl bey Thieren, als Kraͤutern, lebendig gemacht wird, ſo braucht es doch noch einer ſehr groſſen Un- terſuchung, ob dieſes Experiment mit dem Widder-Kopff, daraus Krebſe ſolten ge- zeuget werden, in der Erfahrung zutraͤ- fe; und wenn auch dieſes geſchaͤhe, iſt eher zu vermuthen, daß der Leich von den Krebſen durch das Waſſer auf dieſe Wei- den-Aeſte gebracht, und von der warmen Sonne darnach vollends ausgebruͤtet wuͤrde, als daß die Krebſe aus dem Widder-Kopff ihren Urſprung herlei- ten ſolten. §. 7. Der Herr Baron Valvaſor ge- dencket in der Ehre des Hertzogthums Craͤyn etwas ſeltzames von den Krebſen, die in dem Hertzogthum Craͤyn in dem Culp-Strohm anzutreffen, l. 3. c. 36. daß ſelbige nicht eher aus ihren Loͤchern hervorkroͤchen, als biß man ihnen nach ei- ner ſonderlichen Melodie etwas vorge- pfiffen, und welcher am beſten pfiffe, der koͤnte die Krebſe am beſten herauslocken, es muͤſte aber ſolches geſchehen, wenn das Waſſer gantz lauter und klar waͤre. §. 8. Der gelehrte Phyſicus und Theologus in Angerburg, Herr J. A. Hellwig, hat denen Schleſiſchen Herren Verfaſſern der Natur- und Kunſt-Ge- ſchichte von einem blinden Krebs-Faͤnger folgendes berichtet: Es lebet im Dorffe Stulichen, eine halbe Meile von Anger- burg, ein Mann, der 30. Jahr alt iſt, Nah- mens Michael Berent, eines Schuͤtzen Sohn, der im vierdten Jahr ſeines Alters durch die Pocken ſtock-blind worden. Sel- biger, weil er geheyrathet, und ſich ſonſt nicht zu ernehren weiß, hat ſich auf das Krebs-Fangen geleget; maſſen der An- gerax-Strohm durch gedachtes Dorff Stulichen durchgehet; Jn ſelbigen Strohm, ungeachtet er ſehr tief iſt, und ihm offtmahls das Waſſer biß an den Hals gehet, macht ſich der Krebs-Faͤnger taͤglich, auch wohl zu unterſchiedenen mah- len, und greifft in den Hoͤlen der tiefen Ufer gantz alleine ohne iemands Bey- Huͤlffe ſo viel Fluß-Krebſe, daß er taͤg- lich etliche Koͤber voll bey 6. 8. biß 9. Scho- cken in Angerburg verkauffen kan. §. 9. Es geſchiehet offters, daß die Krebſe in den gar heiſſen Sommern, wenn ſehr trockne Jahre ſind, in ihren Loͤchern crepiren und umkommen, weil ſich das Waſſer aus den Ufern wegbegie- bet, und ſie nicht allezeit dem Strohm des Waſſers zu folgen pflegen, und ſind in den heiſſen und duͤrren Sommern, die vor ei- nigen Jahren geweſen, viel tauſend Schock Krebſe umgekommen. §. 10. Die ſchoͤnſten Krebſe in unſern Landen findet man in der ſchwartzen El- ſter, ingleichen in der Raͤder, in der Pulß- nitz, und in den Baͤchen des Ertzgebuͤrges und des Vogtlandes, wie auch in der Nie- der-Lau-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/570>, abgerufen am 16.04.2024.