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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-Buchs 19. Capitel/ allerhand Historien von Fischen.
[Spaltenumbruch] die solchem hefftig nachgehen, und riechen,
gefressen, auch von dem am Ufer weyden-
den Vieh zertreten. So geschicht es auch
wohl, daß ein Jahr mehr Arten der Raub-
Vögel und des Ungeziefers in grösserer
Menge vorhanden seyn, die die Bruth
und kleine Fischgen wegfressen, oder daß
grosse Wasser kommen, so, daß die Teiche
und Ströhme überlauffen, und entweder
an andere Oerter bringen, oder auf die
Wiesen und Felder führen, da offter-
mahls, wenn die Wasser kleiner werden,
mancher Fisch crepiret, oder in Tümpel
und Laachen geführet wird, darinnen
man ihn nicht so leicht vermuthet hätte.
Uberdiß ist wohl manche Witterung auch
Schuld, wie ich in den vorhergehenden an-
geführet, daß manche Fische entweder
crepiren, oder doch nicht so starck leichen,
als zu andern Zeiten, wie den Hauß-
wirthen und Fischern mit mehrern be-
kandt ist.

§. 13.

Wenn man curieus seyn wol-
te, allerhand Experimenta Oeconomica
anzustellen, so ist kein Zweifel, daß noch
manche neue Decouverte zu machen wä-
ren. Man könte allerhand Arten frem-
der und ausländischer Fische in unsern
Wässern und Teichen aufbringen, wie
man siehet an den Sandern, die in vielen
Teichen der Nieder-Lausitz mit gutem
Nutzen aufbehalten werden, von denen
man nicht geglaubet, daß sie daselbst Art
haben, und aufgebracht werden mögten.
Die Nörflinge sind bißher nur ein Fisch
gewesen, den man in Böhmen gehabt,
ietzund aber hat man ihn in unterschiede-
nen Orten des Ertzgebürgischen Creyßes.
An manchen Orten hat man Forellen ge-
zogen, da man sich fast nicht eingebildet
hätte, daß sie daselbst würden fortkom-
men. Nur muß man Acht haben auf
die Beschaffenheit des Wassers, daß die
Fische, wo man sie hinsetzen will, eben solch
Wasser finden, als sie an andern Orten ge-
habt. Man solte auf das wahre Alter,
welches manche Fische erreichen könten,
mehr Acht geben, daß man hierunter zu
einer grössern Gewißheit gelangte; Man
solte versuchen, ob man nicht durch die
Kunst die Teiche und Fisch-Behältnisse so
verbessern könte, daß manche Fische zu ei-
ner mehrern Grösse, Stärcke und Fettig-
keit, als sie bißher gehabt, könten gebracht
werden, und was noch viel anders mehr
seyn könte, wodurch die Natur-Wissen-
schafft verbessert, und die Oeconomica
nützlicher gemacht würde.

[Spaltenumbruch]
Das 19. Capitel/
Allerhand Historien von
Fischen.
Von den Aeschen.
§. 1.

GEsnerus mercket von den Aeschen an,
daß sie ihren Nahmen nach dem Un-
terschied des Alters verändern; im ersten
Jahre hiessen sie Kreßlinge, im andern
Yser, oder Yseele, und im dritten erst-
lich Aesch, oder Aeschern. Der Herr von
Hohberg gedencket, daß in Oesterreich
die kleinen Aeschen Spräntzlinge, die grös-
sern Aeschlinge, und die recht grossen
Aeschen von den Fischern genennt wür-
den. Wagnerus erzehlet in seiner Histo-
ria Naturali Helvetiae pag.
219. daß er ei-
ne in der Schweitz gesehen, die drey
Pfund schwer gewesen. Sie fressen nicht
allein allerhand Käfer, Schmetterlinge,
Fliegen, und ander Ungeziefer, welches
sie aus dem Wasser erschnappen können,
sondern auch Stückergen Gold in denje-
nigen Ströhmen, die Gold bey sich füh-
ren. Nach dem Zeugniß des Meyländi-
schen Medici Cardani, sollen sie nach Thy-
mian sehr starck riechen, so, daß die Fischer
noch eher den Thymian-Geruch empfin-
den, bevor sie die Netze aus dem Wasser
ziehen. Jch lasse dahin gestellt seyn, ob
dieses bey den Aeschen, die in den Jtali-
änischen Ströhmen gefangen werden,
eintreffe; bey den unsrigen ist es falsch.
Von den Aeschen, die man in dem Rhein-
Strohm fängt, pflegt man zu sagen: Eine
Aesche ist ein Rhein-Graf; weil man die
Aeschen des Rheins vor so herrlich hält,
daß sie meritiren, nur auf die Tafeln gros-
ser Herren gesetzet zu werden. Da man
hingegen von den Salmen sagt: Ein
Salm ist ein Herr.

Von den Salmen oder Lachsen.
§. 2.

Die Salmen werden vornem-
lich in den süssen Wassern fett, und neh-
men gewaltig in denselben zu, daher wer-
den auch die stärcksten und schönsten Lach-
se an denjenigen Orten des Oceani ange-
troffen, wo die süssen Wasser am meisten
hineindringen. Es werden fast nirgends
schönere und bessere Salmen gefunden,
als in dem Mari Bothnico gegen Lapland
zu, aus dessen Bergen sehr grosse Ströh-

me süs-
F f f 3

Des Fiſch-Buchs 19. Capitel/ allerhand Hiſtorien von Fiſchen.
[Spaltenumbruch] die ſolchem hefftig nachgehen, und riechen,
gefreſſen, auch von dem am Ufer weyden-
den Vieh zertreten. So geſchicht es auch
wohl, daß ein Jahr mehr Arten der Raub-
Voͤgel und des Ungeziefers in groͤſſerer
Menge vorhanden ſeyn, die die Bruth
und kleine Fiſchgen wegfreſſen, oder daß
groſſe Waſſer kommen, ſo, daß die Teiche
und Stroͤhme uͤberlauffen, und entweder
an andere Oerter bringen, oder auf die
Wieſen und Felder fuͤhren, da offter-
mahls, wenn die Waſſer kleiner werden,
mancher Fiſch crepiret, oder in Tuͤmpel
und Laachen gefuͤhret wird, darinnen
man ihn nicht ſo leicht vermuthet haͤtte.
Uberdiß iſt wohl manche Witterung auch
Schuld, wie ich in den vorhergehenden an-
gefuͤhret, daß manche Fiſche entweder
crepiren, oder doch nicht ſo ſtarck leichen,
als zu andern Zeiten, wie den Hauß-
wirthen und Fiſchern mit mehrern be-
kandt iſt.

§. 13.

Wenn man curieus ſeyn wol-
te, allerhand Experimenta Oeconomica
anzuſtellen, ſo iſt kein Zweifel, daß noch
manche neue Decouverte zu machen waͤ-
ren. Man koͤnte allerhand Arten frem-
der und auslaͤndiſcher Fiſche in unſern
Waͤſſern und Teichen aufbringen, wie
man ſiehet an den Sandern, die in vielen
Teichen der Nieder-Lauſitz mit gutem
Nutzen aufbehalten werden, von denen
man nicht geglaubet, daß ſie daſelbſt Art
haben, und aufgebracht werden moͤgten.
Die Noͤrflinge ſind bißher nur ein Fiſch
geweſen, den man in Boͤhmen gehabt,
ietzund aber hat man ihn in unterſchiede-
nen Orten des Ertzgebuͤrgiſchen Creyßes.
An manchen Orten hat man Forellen ge-
zogen, da man ſich faſt nicht eingebildet
haͤtte, daß ſie daſelbſt wuͤrden fortkom-
men. Nur muß man Acht haben auf
die Beſchaffenheit des Waſſers, daß die
Fiſche, wo man ſie hinſetzen will, eben ſolch
Waſſer finden, als ſie an andern Orten ge-
habt. Man ſolte auf das wahre Alter,
welches manche Fiſche erreichen koͤnten,
mehr Acht geben, daß man hierunter zu
einer groͤſſern Gewißheit gelangte; Man
ſolte verſuchen, ob man nicht durch die
Kunſt die Teiche und Fiſch-Behaͤltniſſe ſo
verbeſſern koͤnte, daß manche Fiſche zu ei-
ner mehrern Groͤſſe, Staͤrcke und Fettig-
keit, als ſie bißher gehabt, koͤnten gebracht
werden, und was noch viel anders mehr
ſeyn koͤnte, wodurch die Natur-Wiſſen-
ſchafft verbeſſert, und die Oeconomica
nuͤtzlicher gemacht wuͤrde.

[Spaltenumbruch]
Das 19. Capitel/
Allerhand Hiſtorien von
Fiſchen.
Von den Aeſchen.
§. 1.

GEſnerus mercket von den Aeſchen an,
daß ſie ihren Nahmen nach dem Un-
terſchied des Alters veraͤndern; im erſten
Jahre hieſſen ſie Kreßlinge, im andern
Yſer, oder Yſeele, und im dritten erſt-
lich Aeſch, oder Aeſchern. Der Herr von
Hohberg gedencket, daß in Oeſterreich
die kleinen Aeſchen Spraͤntzlinge, die groͤſ-
ſern Aeſchlinge, und die recht groſſen
Aeſchen von den Fiſchern genennt wuͤr-
den. Wagnerus erzehlet in ſeiner Hiſto-
ria Naturali Helvetiæ pag.
219. daß er ei-
ne in der Schweitz geſehen, die drey
Pfund ſchwer geweſen. Sie freſſen nicht
allein allerhand Kaͤfer, Schmetterlinge,
Fliegen, und ander Ungeziefer, welches
ſie aus dem Waſſer erſchnappen koͤnnen,
ſondern auch Stuͤckergen Gold in denje-
nigen Stroͤhmen, die Gold bey ſich fuͤh-
ren. Nach dem Zeugniß des Meylaͤndi-
ſchen Medici Cardani, ſollen ſie nach Thy-
mian ſehr ſtarck riechen, ſo, daß die Fiſcher
noch eher den Thymian-Geruch empfin-
den, bevor ſie die Netze aus dem Waſſer
ziehen. Jch laſſe dahin geſtellt ſeyn, ob
dieſes bey den Aeſchen, die in den Jtali-
aͤniſchen Stroͤhmen gefangen werden,
eintreffe; bey den unſrigen iſt es falſch.
Von den Aeſchen, die man in dem Rhein-
Strohm faͤngt, pflegt man zu ſagen: Eine
Aeſche iſt ein Rhein-Graf; weil man die
Aeſchen des Rheins vor ſo herrlich haͤlt,
daß ſie meritiren, nur auf die Tafeln groſ-
ſer Herren geſetzet zu werden. Da man
hingegen von den Salmen ſagt: Ein
Salm iſt ein Herr.

Von den Salmen oder Lachſen.
§. 2.

Die Salmen werden vornem-
lich in den ſuͤſſen Waſſern fett, und neh-
men gewaltig in denſelben zu, daher wer-
den auch die ſtaͤrckſten und ſchoͤnſten Lach-
ſe an denjenigen Orten des Oceani ange-
troffen, wo die ſuͤſſen Waſſer am meiſten
hineindringen. Es werden faſt nirgends
ſchoͤnere und beſſere Salmen gefunden,
als in dem Mari Bothnico gegen Lapland
zu, aus deſſen Bergen ſehr groſſe Stroͤh-

me ſuͤſ-
F f f 3
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[409/0577] Des Fiſch-Buchs 19. Capitel/ allerhand Hiſtorien von Fiſchen. die ſolchem hefftig nachgehen, und riechen, gefreſſen, auch von dem am Ufer weyden- den Vieh zertreten. So geſchicht es auch wohl, daß ein Jahr mehr Arten der Raub- Voͤgel und des Ungeziefers in groͤſſerer Menge vorhanden ſeyn, die die Bruth und kleine Fiſchgen wegfreſſen, oder daß groſſe Waſſer kommen, ſo, daß die Teiche und Stroͤhme uͤberlauffen, und entweder an andere Oerter bringen, oder auf die Wieſen und Felder fuͤhren, da offter- mahls, wenn die Waſſer kleiner werden, mancher Fiſch crepiret, oder in Tuͤmpel und Laachen gefuͤhret wird, darinnen man ihn nicht ſo leicht vermuthet haͤtte. Uberdiß iſt wohl manche Witterung auch Schuld, wie ich in den vorhergehenden an- gefuͤhret, daß manche Fiſche entweder crepiren, oder doch nicht ſo ſtarck leichen, als zu andern Zeiten, wie den Hauß- wirthen und Fiſchern mit mehrern be- kandt iſt. §. 13. Wenn man curieus ſeyn wol- te, allerhand Experimenta Oeconomica anzuſtellen, ſo iſt kein Zweifel, daß noch manche neue Decouverte zu machen waͤ- ren. Man koͤnte allerhand Arten frem- der und auslaͤndiſcher Fiſche in unſern Waͤſſern und Teichen aufbringen, wie man ſiehet an den Sandern, die in vielen Teichen der Nieder-Lauſitz mit gutem Nutzen aufbehalten werden, von denen man nicht geglaubet, daß ſie daſelbſt Art haben, und aufgebracht werden moͤgten. Die Noͤrflinge ſind bißher nur ein Fiſch geweſen, den man in Boͤhmen gehabt, ietzund aber hat man ihn in unterſchiede- nen Orten des Ertzgebuͤrgiſchen Creyßes. An manchen Orten hat man Forellen ge- zogen, da man ſich faſt nicht eingebildet haͤtte, daß ſie daſelbſt wuͤrden fortkom- men. Nur muß man Acht haben auf die Beſchaffenheit des Waſſers, daß die Fiſche, wo man ſie hinſetzen will, eben ſolch Waſſer finden, als ſie an andern Orten ge- habt. Man ſolte auf das wahre Alter, welches manche Fiſche erreichen koͤnten, mehr Acht geben, daß man hierunter zu einer groͤſſern Gewißheit gelangte; Man ſolte verſuchen, ob man nicht durch die Kunſt die Teiche und Fiſch-Behaͤltniſſe ſo verbeſſern koͤnte, daß manche Fiſche zu ei- ner mehrern Groͤſſe, Staͤrcke und Fettig- keit, als ſie bißher gehabt, koͤnten gebracht werden, und was noch viel anders mehr ſeyn koͤnte, wodurch die Natur-Wiſſen- ſchafft verbeſſert, und die Oeconomica nuͤtzlicher gemacht wuͤrde. Das 19. Capitel/ Allerhand Hiſtorien von Fiſchen. Von den Aeſchen. §. 1. GEſnerus mercket von den Aeſchen an, daß ſie ihren Nahmen nach dem Un- terſchied des Alters veraͤndern; im erſten Jahre hieſſen ſie Kreßlinge, im andern Yſer, oder Yſeele, und im dritten erſt- lich Aeſch, oder Aeſchern. Der Herr von Hohberg gedencket, daß in Oeſterreich die kleinen Aeſchen Spraͤntzlinge, die groͤſ- ſern Aeſchlinge, und die recht groſſen Aeſchen von den Fiſchern genennt wuͤr- den. Wagnerus erzehlet in ſeiner Hiſto- ria Naturali Helvetiæ pag. 219. daß er ei- ne in der Schweitz geſehen, die drey Pfund ſchwer geweſen. Sie freſſen nicht allein allerhand Kaͤfer, Schmetterlinge, Fliegen, und ander Ungeziefer, welches ſie aus dem Waſſer erſchnappen koͤnnen, ſondern auch Stuͤckergen Gold in denje- nigen Stroͤhmen, die Gold bey ſich fuͤh- ren. Nach dem Zeugniß des Meylaͤndi- ſchen Medici Cardani, ſollen ſie nach Thy- mian ſehr ſtarck riechen, ſo, daß die Fiſcher noch eher den Thymian-Geruch empfin- den, bevor ſie die Netze aus dem Waſſer ziehen. Jch laſſe dahin geſtellt ſeyn, ob dieſes bey den Aeſchen, die in den Jtali- aͤniſchen Stroͤhmen gefangen werden, eintreffe; bey den unſrigen iſt es falſch. Von den Aeſchen, die man in dem Rhein- Strohm faͤngt, pflegt man zu ſagen: Eine Aeſche iſt ein Rhein-Graf; weil man die Aeſchen des Rheins vor ſo herrlich haͤlt, daß ſie meritiren, nur auf die Tafeln groſ- ſer Herren geſetzet zu werden. Da man hingegen von den Salmen ſagt: Ein Salm iſt ein Herr. Von den Salmen oder Lachſen. §. 2. Die Salmen werden vornem- lich in den ſuͤſſen Waſſern fett, und neh- men gewaltig in denſelben zu, daher wer- den auch die ſtaͤrckſten und ſchoͤnſten Lach- ſe an denjenigen Orten des Oceani ange- troffen, wo die ſuͤſſen Waſſer am meiſten hineindringen. Es werden faſt nirgends ſchoͤnere und beſſere Salmen gefunden, als in dem Mari Bothnico gegen Lapland zu, aus deſſen Bergen ſehr groſſe Stroͤh- me ſuͤſ- F f f 3

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/577>, abgerufen am 29.03.2024.