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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Allerhand Historien von Fischen.
[Spaltenumbruch] Leibe offters aufgelauffen, und grosse
Beulen bekommen. Es läßt sich einst
ein gewisser Kauffmann, der über Land
reisen will, zu seiner Mittags-Mahlzeit
einen Karpffen zurichten, und speiset den-
selben, nach seiner Gewohnheit, gar be-
gierig hinein; Da er nun aber einige Stü-
cken davon verzehret, und ihm der Karpf-
fen, so zu sagen, noch zwischen den Zäh-
nen hänget, so wird er alsobald mit dem
Podagra überfallen. Er macht zu einer
andern Zeit, um recht dahinter zu kom-
men, wieder den Versuch, und erfähret
solches abermahls; endlich ist er so elend
geworden, daß er weder Hand noch Fuß
zu regen gewust.

Von den Bleyen.
§. 5.

Gesnerus führet an, daß einst
ein gewisser Edelmann in Pohlen in sei-
nem Fisch-Behälter eine sehr grosse Men-
ge Bleyen eingesetzt; Als er nun einstens
Gäste zu sich bekommen, und aus dem
Fisch-Behälter Fische herauslangen wol-
len, so hätte er von seinen eingesetzten
Bleyen keinen eintzigen finden können, ob
er gleich Pferde hinein getrieben, um die
Fische aus ihren Schlupf-Winckeln desto
besser heraus zu stöbern; Uber das ande-
re Jahr aber im Frühling wären sie alle
zum Vorschein wieder gekommen. Be-
vor der Hertzog zu Mecklenburg Henri-
cus
seine Vermählung mit des Churfür-
stens zu Pfaltz Tochter, der Helena, ce-
lebrir
et, sind zwey Tage vor der Ver-
mählung aus einer gewissen See, ohn-
weit der Stadt Schwerin, über 5000.
Bleye gefangen worden. Der Hertzog
hat solches vor ein sehr gutes Omen auf-
genommen, und sich allen Göttlichen
Seegen aus dieser Vermählung ver-
sprochen.

Von den Schmerlen.
§. 6.

Als Hertzog Christian der Ael-
tere von Sachsen-Merseburg, Hoch-see-
ligsten Andenckens, seiner Gewohnheit
nach die Nieder-Laußitzischen Erb-Lan-
de mit seiner höchsten Gegenwart gar
offters beglückseliget, so hat ihn allezeit
ein gewisser alter Fisch-Fänger mit ei-
nem Glase, darinnen Schmerlen gesetzt
gewesen, die das Wetter anzeigen, regali-
r
et. Es ist aber dieser gute ehrliche Mann
von den Pagen so übel tractiret worden,
daß sie sein Schmerlen-Glaß in Stücken
schmeissen, und ihm tausend Vexirerey
[Spaltenumbruch] anthun. Er gehet hierauf voll Unmuth
nach Hause, das andere Jahr aber stellet
er sich wiederum mit seinem Schmerlen-
Glase bey dem Hertzog ein, und recitiret
folgenden Vers:

Durchlauchtigster Hertzog, hier bring
ich nun Schmerlen,
Gehorsam zu leben halt höher als
Perlen,
Jch habe dergleichen vorm Jahre ge-
bracht,
So wurde mein Schmerlen-Glaß so
genommen in Acht,
Daß es in tausend Stück, Stücken
zerschmissen,
Mein Schmerlen-Netz ward mir auch
gäntzlich zerrissen;
Weil beydes nun wieder geflicket muß
seyn,
So bin ich ietzt damit gekommen herein,
Durchlauchtigster Hertzog, ach helffet
zu beyden,
So komm ich, so bring ich die Schmer-
len mit Freuden.

Diese Proposition ward von dem Hertzog
so gnädig aufgenommen, daß seine Ver-
se, sein Netz, und sein Glaß hernach wohl
recompensiret worden.

Von den Schleyen.
§. 7.

Es sind diese Fische bey den Al-
ten in so schlechtem Werth und Ansehen
gewesen, daß fast kein eintziger Autor de-
ren Erwehnung thut, ausser, daß Auso-
nius Gallus in Mosella v.
125. sagt:

Quis non & virides Vulgi solatia Tincas
Norit?

Ob sie schon von unterschiedenen Farben
sind, als einige weißlich, andere gelblicht,
grünlicht, so gedencket doch Schwenckfeld,
daß zu seiner Zeit in einem gewissen Fisch-
Behälter, der unter die Freye Herrschafft
Trachenberg in Schlesien gehörig gewe-
sen, eine kohl-schwartze Schleye angetrof-
fen worden. Salvianus erzehlet aus dem
Jonio Cap. 30. daß, als einsten bey einem
grossen Banquet, welches Pabst Leo X.
angestellet, die daselbst versammleten Gä-
ste die Fische aus der See gar sehr gelo-
bet, und einer diese, ein anderer eine an-
dere Art Fische recommendiret, so hätte
endlich ein gewisser Land-Juncker, nach-
dem er ihrem Discurs lange Zeit zugehö-
ret, angefangen: Lobet ihr die See-Fische,
wie ihr wollt, ich halte nichts darauf;
GOtt ehre mir davor meine Schleyen.
Darauf denn die Gäste alle so angefangen

zu lachen,

Allerhand Hiſtorien von Fiſchen.
[Spaltenumbruch] Leibe offters aufgelauffen, und groſſe
Beulen bekommen. Es laͤßt ſich einſt
ein gewiſſer Kauffmann, der uͤber Land
reiſen will, zu ſeiner Mittags-Mahlzeit
einen Karpffen zurichten, und ſpeiſet den-
ſelben, nach ſeiner Gewohnheit, gar be-
gierig hinein; Da er nun aber einige Stuͤ-
cken davon verzehret, und ihm der Karpf-
fen, ſo zu ſagen, noch zwiſchen den Zaͤh-
nen haͤnget, ſo wird er alſobald mit dem
Podagra uͤberfallen. Er macht zu einer
andern Zeit, um recht dahinter zu kom-
men, wieder den Verſuch, und erfaͤhret
ſolches abermahls; endlich iſt er ſo elend
geworden, daß er weder Hand noch Fuß
zu regen gewuſt.

Von den Bleyen.
§. 5.

Geſnerus fuͤhret an, daß einſt
ein gewiſſer Edelmann in Pohlen in ſei-
nem Fiſch-Behaͤlter eine ſehr groſſe Men-
ge Bleyen eingeſetzt; Als er nun einſtens
Gaͤſte zu ſich bekommen, und aus dem
Fiſch-Behaͤlter Fiſche herauslangen wol-
len, ſo haͤtte er von ſeinen eingeſetzten
Bleyen keinen eintzigen finden koͤnnen, ob
er gleich Pferde hinein getrieben, um die
Fiſche aus ihren Schlupf-Winckeln deſto
beſſer heraus zu ſtoͤbern; Uber das ande-
re Jahr aber im Fruͤhling waͤren ſie alle
zum Vorſchein wieder gekommen. Be-
vor der Hertzog zu Mecklenburg Henri-
cus
ſeine Vermaͤhlung mit des Churfuͤr-
ſtens zu Pfaltz Tochter, der Helena, ce-
lebrir
et, ſind zwey Tage vor der Ver-
maͤhlung aus einer gewiſſen See, ohn-
weit der Stadt Schwerin, uͤber 5000.
Bleye gefangen worden. Der Hertzog
hat ſolches vor ein ſehr gutes Omen auf-
genommen, und ſich allen Goͤttlichen
Seegen aus dieſer Vermaͤhlung ver-
ſprochen.

Von den Schmerlen.
§. 6.

Als Hertzog Chriſtian der Ael-
tere von Sachſen-Merſeburg, Hoch-ſee-
ligſten Andenckens, ſeiner Gewohnheit
nach die Nieder-Laußitziſchen Erb-Lan-
de mit ſeiner hoͤchſten Gegenwart gar
offters begluͤckſeliget, ſo hat ihn allezeit
ein gewiſſer alter Fiſch-Faͤnger mit ei-
nem Glaſe, darinnen Schmerlen geſetzt
geweſen, die das Wetter anzeigen, regali-
r
et. Es iſt aber dieſer gute ehrliche Mann
von den Pagen ſo uͤbel tractiret worden,
daß ſie ſein Schmerlen-Glaß in Stuͤcken
ſchmeiſſen, und ihm tauſend Vexirerey
[Spaltenumbruch] anthun. Er gehet hierauf voll Unmuth
nach Hauſe, das andere Jahr aber ſtellet
er ſich wiederum mit ſeinem Schmerlen-
Glaſe bey dem Hertzog ein, und recitiret
folgenden Vers:

Durchlauchtigſter Hertzog, hier bring
ich nun Schmerlen,
Gehorſam zu leben halt hoͤher als
Perlen,
Jch habe dergleichen vorm Jahre ge-
bracht,
So wurde mein Schmerlen-Glaß ſo
genommen in Acht,
Daß es in tauſend Stuͤck, Stuͤcken
zerſchmiſſen,
Mein Schmerlen-Netz ward mir auch
gaͤntzlich zerriſſen;
Weil beydes nun wieder geflicket muß
ſeyn,
So bin ich ietzt damit gekom̃en herein,
Durchlauchtigſter Hertzog, ach helffet
zu beyden,
So komm ich, ſo bring ich die Schmer-
len mit Freuden.

Dieſe Propoſition ward von dem Hertzog
ſo gnaͤdig aufgenommen, daß ſeine Ver-
ſe, ſein Netz, und ſein Glaß hernach wohl
recompenſiret worden.

Von den Schleyen.
§. 7.

Es ſind dieſe Fiſche bey den Al-
ten in ſo ſchlechtem Werth und Anſehen
geweſen, daß faſt kein eintziger Autor de-
ren Erwehnung thut, auſſer, daß Auſo-
nius Gallus in Moſella v.
125. ſagt:

Quis non & virides Vulgi ſolatia Tincas
Norit?

Ob ſie ſchon von unterſchiedenen Farben
ſind, als einige weißlich, andere gelblicht,
gruͤnlicht, ſo gedencket doch Schwenckfeld,
daß zu ſeiner Zeit in einem gewiſſen Fiſch-
Behaͤlter, der unter die Freye Herrſchafft
Trachenberg in Schleſien gehoͤrig gewe-
ſen, eine kohl-ſchwartze Schleye angetrof-
fen worden. Salvianus erzehlet aus dem
Jonio Cap. 30. daß, als einſten bey einem
groſſen Banquet, welches Pabſt Leo X.
angeſtellet, die daſelbſt verſammleten Gaͤ-
ſte die Fiſche aus der See gar ſehr gelo-
bet, und einer dieſe, ein anderer eine an-
dere Art Fiſche recommendiret, ſo haͤtte
endlich ein gewiſſer Land-Juncker, nach-
dem er ihrem Diſcurs lange Zeit zugehoͤ-
ret, angefangen: Lobet ihr die See-Fiſche,
wie ihr wollt, ich halte nichts darauf;
GOtt ehre mir davor meine Schleyen.
Darauf denn die Gaͤſte alle ſo angefangen

zu lachen,
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[411/0579] Allerhand Hiſtorien von Fiſchen. Leibe offters aufgelauffen, und groſſe Beulen bekommen. Es laͤßt ſich einſt ein gewiſſer Kauffmann, der uͤber Land reiſen will, zu ſeiner Mittags-Mahlzeit einen Karpffen zurichten, und ſpeiſet den- ſelben, nach ſeiner Gewohnheit, gar be- gierig hinein; Da er nun aber einige Stuͤ- cken davon verzehret, und ihm der Karpf- fen, ſo zu ſagen, noch zwiſchen den Zaͤh- nen haͤnget, ſo wird er alſobald mit dem Podagra uͤberfallen. Er macht zu einer andern Zeit, um recht dahinter zu kom- men, wieder den Verſuch, und erfaͤhret ſolches abermahls; endlich iſt er ſo elend geworden, daß er weder Hand noch Fuß zu regen gewuſt. Von den Bleyen. §. 5. Geſnerus fuͤhret an, daß einſt ein gewiſſer Edelmann in Pohlen in ſei- nem Fiſch-Behaͤlter eine ſehr groſſe Men- ge Bleyen eingeſetzt; Als er nun einſtens Gaͤſte zu ſich bekommen, und aus dem Fiſch-Behaͤlter Fiſche herauslangen wol- len, ſo haͤtte er von ſeinen eingeſetzten Bleyen keinen eintzigen finden koͤnnen, ob er gleich Pferde hinein getrieben, um die Fiſche aus ihren Schlupf-Winckeln deſto beſſer heraus zu ſtoͤbern; Uber das ande- re Jahr aber im Fruͤhling waͤren ſie alle zum Vorſchein wieder gekommen. Be- vor der Hertzog zu Mecklenburg Henri- cus ſeine Vermaͤhlung mit des Churfuͤr- ſtens zu Pfaltz Tochter, der Helena, ce- lebriret, ſind zwey Tage vor der Ver- maͤhlung aus einer gewiſſen See, ohn- weit der Stadt Schwerin, uͤber 5000. Bleye gefangen worden. Der Hertzog hat ſolches vor ein ſehr gutes Omen auf- genommen, und ſich allen Goͤttlichen Seegen aus dieſer Vermaͤhlung ver- ſprochen. Von den Schmerlen. §. 6. Als Hertzog Chriſtian der Ael- tere von Sachſen-Merſeburg, Hoch-ſee- ligſten Andenckens, ſeiner Gewohnheit nach die Nieder-Laußitziſchen Erb-Lan- de mit ſeiner hoͤchſten Gegenwart gar offters begluͤckſeliget, ſo hat ihn allezeit ein gewiſſer alter Fiſch-Faͤnger mit ei- nem Glaſe, darinnen Schmerlen geſetzt geweſen, die das Wetter anzeigen, regali- ret. Es iſt aber dieſer gute ehrliche Mann von den Pagen ſo uͤbel tractiret worden, daß ſie ſein Schmerlen-Glaß in Stuͤcken ſchmeiſſen, und ihm tauſend Vexirerey anthun. Er gehet hierauf voll Unmuth nach Hauſe, das andere Jahr aber ſtellet er ſich wiederum mit ſeinem Schmerlen- Glaſe bey dem Hertzog ein, und recitiret folgenden Vers: Durchlauchtigſter Hertzog, hier bring ich nun Schmerlen, Gehorſam zu leben halt hoͤher als Perlen, Jch habe dergleichen vorm Jahre ge- bracht, So wurde mein Schmerlen-Glaß ſo genommen in Acht, Daß es in tauſend Stuͤck, Stuͤcken zerſchmiſſen, Mein Schmerlen-Netz ward mir auch gaͤntzlich zerriſſen; Weil beydes nun wieder geflicket muß ſeyn, So bin ich ietzt damit gekom̃en herein, Durchlauchtigſter Hertzog, ach helffet zu beyden, So komm ich, ſo bring ich die Schmer- len mit Freuden. Dieſe Propoſition ward von dem Hertzog ſo gnaͤdig aufgenommen, daß ſeine Ver- ſe, ſein Netz, und ſein Glaß hernach wohl recompenſiret worden. Von den Schleyen. §. 7. Es ſind dieſe Fiſche bey den Al- ten in ſo ſchlechtem Werth und Anſehen geweſen, daß faſt kein eintziger Autor de- ren Erwehnung thut, auſſer, daß Auſo- nius Gallus in Moſella v. 125. ſagt: Quis non & virides Vulgi ſolatia Tincas Norit? Ob ſie ſchon von unterſchiedenen Farben ſind, als einige weißlich, andere gelblicht, gruͤnlicht, ſo gedencket doch Schwenckfeld, daß zu ſeiner Zeit in einem gewiſſen Fiſch- Behaͤlter, der unter die Freye Herrſchafft Trachenberg in Schleſien gehoͤrig gewe- ſen, eine kohl-ſchwartze Schleye angetrof- fen worden. Salvianus erzehlet aus dem Jonio Cap. 30. daß, als einſten bey einem groſſen Banquet, welches Pabſt Leo X. angeſtellet, die daſelbſt verſammleten Gaͤ- ſte die Fiſche aus der See gar ſehr gelo- bet, und einer dieſe, ein anderer eine an- dere Art Fiſche recommendiret, ſo haͤtte endlich ein gewiſſer Land-Juncker, nach- dem er ihrem Diſcurs lange Zeit zugehoͤ- ret, angefangen: Lobet ihr die See-Fiſche, wie ihr wollt, ich halte nichts darauf; GOtt ehre mir davor meine Schleyen. Darauf denn die Gaͤſte alle ſo angefangen zu lachen,

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/579>, abgerufen am 18.04.2024.