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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-Buchs 19. Capitel/
[Spaltenumbruch] man hätte es mögen anfangen, wie man
gewolt, solche nicht hätte können heraus-
bringen. Daß die Aale auch gemißbrau-
chet, und unter die Liebes-Träncke mit
genommen werden, zeiget der fleißige
Paullini in seinem Tractat de Angvilla
pag.
198.

Von den Stöhren.
§. 13.

Die Stöhre sind sehr starcke
Fische, so, daß sie bißweilen mit dem
Schwantze grosse Stücken Holtz gleichsam
von einander gespaltet; und wenn er auf
die Erde geworffen wird, hat er bißwei-
len an einige Steine mit solcher Gewalt
angeschlagen, daß die Feuer-Funcken her-
ausgesprungen. Jn den Ströhmen wer-
den bißweilen deren gefangen, die hun-
dert und funffzig, auch wohl zweyhun-
dert Pfund wiegen; Die sich aber in der
See aufhalten, sind noch grösser und stär-
cker. Guicciardinus hat einen Stöhr zu
Antwerpen gesehen, der 12. Schuh lang
gewesen, und 420. Pfund gewogen. S.
Zeilers Epist. 95. Cent. 1. Einige Auto-
res
wollen behaupten, daß diese Fische, so
groß und starck als sie wären, dennoch
wenig zehrten, und fast vom Winde leb-
ten. Daher das Sprichwort der Teut-
schen entstanden: Er lebet vom Winde,
als wie ein Stöhr. Die Fischer an dem
Rhein-Strohme nennen den Stöhr den
König oder Heerführer der Lachse, denn
wenn derselbe zum Vorschein kommt, so
sind insgemein die Salmen oder Lachse
hernachmahls nicht gar weit. Jn der
Donau verjagt der Stöhr den Hausen;
ob dieser gleich weit grösser ist, so ist er doch
viel weichlicher und verzagter, als er. An
einigen Orten müssen die Stöhre als ein
jährliches Tribut an die Obrigkeit ge-
bracht werden.

Von den Heringen.
§. 14.

Der Hering soll seinen Nah-
men daher bekommen haben, daß man
ihn an denjenigen Orten, wo man in gros-
ser Menge ihn fängt, in Ansehung des
vielen Profits, den er einbringt, den Heren
oder Herlein, das ist, den Vornehmsten
unter allen Fischen genennt, daraus denn
endlich Hering geworden. Daher auch
zu Lübeck bey dem Eingange des allge-
meinen Kauf- und Krahm-Hauses, und
in andern See-Städten, gemahlte He-
ringe gesehen werden, die mit Lorbeer-
Kräntzen gezieret sind. Die Herings-
[Spaltenumbruch] Fischerey war sonst in dem Mari Baltico
an den Preußischen, Liefländischen, und
Curländischen Ufern. S. Hartknochs
Preußische Chronica fol. 206. Nachge-
hends hat sie sich aber aus diesen Orten
weggezogen, und in andere Gegenden ge-
macht. Es haben einige Autores erweiß-
lich machen wollen, daß der Profit, den
man von den Heringen hätte, die um En-
gelland gefangen würden, grösser wäre,
und zwar in einem Jahre, als die Spa-
nier in vier Jahren aus Jndien bekä-
men; Es sollen zwantzig tausend Schiffe,
und viertzig tausend Menschen des Jah-
res drüber erhalten werden.

Von den Fischen überhaupt.
§. 15.

Daß die Fischerey eine Profes-
sion
sey, welche dem Allerhöchsten nicht zu-
wider, siehet man daraus, weil unser
Heyland selbst derselben beygewohnet,
und sie durch seine allerheiligste Gegen-
wart so gesegnet, daß, da Petrus und
die übrigen auf dem Nahmen des HErrn
ihre Netze ausgeworffen, sie eine grosse
Menge Fische beschlossen, auch aus den
Fischern sich Apostel und Lehrer zuberei-
tet. Siehe Luc. 5, 6. Matth. 4, 19. Marc. 1,
17. Aus den Profan-Historien erkennet
man, daß viel grosse Herren sonderbare
Liebhaber der Fischerey gewesen. Sve-
tonius
erzehlet in dem 83. Capitel vom
Käyser Augusto, daß er zu seiner Ge-
müths-Ergötzlichkeit offt gepflegt habe zu
angeln, und mit dem Hahmen zu fischen.
Dergleichen meldet Plutarchus von dem
Marco Antonio fol. 929. und AElius Lam-
pridius
von dem Alexandro Severo. Der
lasterhaffte Käyser Nero hat mit gülde-
nen und purpurfarbigten Netzen fischen
lassen.

§. 16.

Dubravius gedencket, daß Mat-
thias,
ein berühmter König in Böhmen,
sich öffters bey seinen Teichen und Fisch-
Hältern ergötzet habe, und da er an be-
rühmten Thaten es allen den Königen in
Böhmen zuvor gethan, so hätte er auch
bey dieser Fischerey eine gewisse Magnifi-
cenze
erwiesen, und die reichsten und vor-
nehmsten Böhmischen Herren seiner Zeit,
die Teiche und Fisch-Behältnisse hatten,
übertreffen wollen. Er ließ dahero eine
gewisse Art Fische, welche Hausen genen-
net werden, aus der Donau bringen,
und einen Teich, den er bey seinem Schloß
Tatta anrichten lassen, damit besetzen, weil

er wu-

Des Fiſch-Buchs 19. Capitel/
[Spaltenumbruch] man haͤtte es moͤgen anfangen, wie man
gewolt, ſolche nicht haͤtte koͤnnen heraus-
bringen. Daß die Aale auch gemißbrau-
chet, und unter die Liebes-Traͤncke mit
genommen werden, zeiget der fleißige
Paullini in ſeinem Tractat de Angvilla
pag.
198.

Von den Stoͤhren.
§. 13.

Die Stoͤhre ſind ſehr ſtarcke
Fiſche, ſo, daß ſie bißweilen mit dem
Schwantze groſſe Stuͤcken Holtz gleichſam
von einander geſpaltet; und wenn er auf
die Erde geworffen wird, hat er bißwei-
len an einige Steine mit ſolcher Gewalt
angeſchlagen, daß die Feuer-Funcken her-
ausgeſprungen. Jn den Stroͤhmen wer-
den bißweilen deren gefangen, die hun-
dert und funffzig, auch wohl zweyhun-
dert Pfund wiegen; Die ſich aber in der
See aufhalten, ſind noch groͤſſer und ſtaͤr-
cker. Guicciardinus hat einen Stoͤhr zu
Antwerpen geſehen, der 12. Schuh lang
geweſen, und 420. Pfund gewogen. S.
Zeilers Epiſt. 95. Cent. 1. Einige Auto-
res
wollen behaupten, daß dieſe Fiſche, ſo
groß und ſtarck als ſie waͤren, dennoch
wenig zehrten, und faſt vom Winde leb-
ten. Daher das Sprichwort der Teut-
ſchen entſtanden: Er lebet vom Winde,
als wie ein Stoͤhr. Die Fiſcher an dem
Rhein-Strohme nennen den Stoͤhr den
Koͤnig oder Heerfuͤhrer der Lachſe, denn
wenn derſelbe zum Vorſchein kommt, ſo
ſind insgemein die Salmen oder Lachſe
hernachmahls nicht gar weit. Jn der
Donau verjagt der Stoͤhr den Hauſen;
ob dieſer gleich weit groͤſſer iſt, ſo iſt er doch
viel weichlicher und verzagter, als er. An
einigen Orten muͤſſen die Stoͤhre als ein
jaͤhrliches Tribut an die Obrigkeit ge-
bracht werden.

Von den Heringen.
§. 14.

Der Hering ſoll ſeinen Nah-
men daher bekommen haben, daß man
ihn an denjenigen Orten, wo man in groſ-
ſer Menge ihn faͤngt, in Anſehung des
vielen Profits, den er einbringt, den Heren
oder Herlein, das iſt, den Vornehmſten
unter allen Fiſchen genennt, daraus denn
endlich Hering geworden. Daher auch
zu Luͤbeck bey dem Eingange des allge-
meinen Kauf- und Krahm-Hauſes, und
in andern See-Staͤdten, gemahlte He-
ringe geſehen werden, die mit Lorbeer-
Kraͤntzen gezieret ſind. Die Herings-
[Spaltenumbruch] Fiſcherey war ſonſt in dem Mari Baltico
an den Preußiſchen, Lieflaͤndiſchen, und
Curlaͤndiſchen Ufern. S. Hartknochs
Preußiſche Chronica fol. 206. Nachge-
hends hat ſie ſich aber aus dieſen Orten
weggezogen, und in andere Gegenden ge-
macht. Es haben einige Autores erweiß-
lich machen wollen, daß der Profit, den
man von den Heringen haͤtte, die um En-
gelland gefangen wuͤrden, groͤſſer waͤre,
und zwar in einem Jahre, als die Spa-
nier in vier Jahren aus Jndien bekaͤ-
men; Es ſollen zwantzig tauſend Schiffe,
und viertzig tauſend Menſchen des Jah-
res druͤber erhalten werden.

Von den Fiſchen uͤberhaupt.
§. 15.

Daß die Fiſcherey eine Profes-
ſion
ſey, welche dem Allerhoͤchſten nicht zu-
wider, ſiehet man daraus, weil unſer
Heyland ſelbſt derſelben beygewohnet,
und ſie durch ſeine allerheiligſte Gegen-
wart ſo geſegnet, daß, da Petrus und
die uͤbrigen auf dem Nahmen des HErrn
ihre Netze ausgeworffen, ſie eine groſſe
Menge Fiſche beſchloſſen, auch aus den
Fiſchern ſich Apoſtel und Lehrer zuberei-
tet. Siehe Luc. 5, 6. Matth. 4, 19. Marc. 1,
17. Aus den Profan-Hiſtorien erkennet
man, daß viel groſſe Herren ſonderbare
Liebhaber der Fiſcherey geweſen. Sve-
tonius
erzehlet in dem 83. Capitel vom
Kaͤyſer Auguſto, daß er zu ſeiner Ge-
muͤths-Ergoͤtzlichkeit offt gepflegt habe zu
angeln, und mit dem Hahmen zu fiſchen.
Dergleichen meldet Plutarchus von dem
Marco Antonio fol. 929. und Ælius Lam-
pridius
von dem Alexandro Severo. Der
laſterhaffte Kaͤyſer Nero hat mit guͤlde-
nen und purpurfarbigten Netzen fiſchen
laſſen.

§. 16.

Dubravius gedencket, daß Mat-
thias,
ein beruͤhmter Koͤnig in Boͤhmen,
ſich oͤffters bey ſeinen Teichen und Fiſch-
Haͤltern ergoͤtzet habe, und da er an be-
ruͤhmten Thaten es allen den Koͤnigen in
Boͤhmen zuvor gethan, ſo haͤtte er auch
bey dieſer Fiſcherey eine gewiſſe Magnifi-
cenze
erwieſen, und die reichſten und vor-
nehmſten Boͤhmiſchen Herren ſeiner Zeit,
die Teiche und Fiſch-Behaͤltniſſe hatten,
uͤbertreffen wollen. Er ließ dahero eine
gewiſſe Art Fiſche, welche Hauſen genen-
net werden, aus der Donau bringen,
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Tatta anrichten laſſen, damit beſetzen, weil

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[414/0582] Des Fiſch-Buchs 19. Capitel/ man haͤtte es moͤgen anfangen, wie man gewolt, ſolche nicht haͤtte koͤnnen heraus- bringen. Daß die Aale auch gemißbrau- chet, und unter die Liebes-Traͤncke mit genommen werden, zeiget der fleißige Paullini in ſeinem Tractat de Angvilla pag. 198. Von den Stoͤhren. §. 13. Die Stoͤhre ſind ſehr ſtarcke Fiſche, ſo, daß ſie bißweilen mit dem Schwantze groſſe Stuͤcken Holtz gleichſam von einander geſpaltet; und wenn er auf die Erde geworffen wird, hat er bißwei- len an einige Steine mit ſolcher Gewalt angeſchlagen, daß die Feuer-Funcken her- ausgeſprungen. Jn den Stroͤhmen wer- den bißweilen deren gefangen, die hun- dert und funffzig, auch wohl zweyhun- dert Pfund wiegen; Die ſich aber in der See aufhalten, ſind noch groͤſſer und ſtaͤr- cker. Guicciardinus hat einen Stoͤhr zu Antwerpen geſehen, der 12. Schuh lang geweſen, und 420. Pfund gewogen. S. Zeilers Epiſt. 95. Cent. 1. Einige Auto- res wollen behaupten, daß dieſe Fiſche, ſo groß und ſtarck als ſie waͤren, dennoch wenig zehrten, und faſt vom Winde leb- ten. Daher das Sprichwort der Teut- ſchen entſtanden: Er lebet vom Winde, als wie ein Stoͤhr. Die Fiſcher an dem Rhein-Strohme nennen den Stoͤhr den Koͤnig oder Heerfuͤhrer der Lachſe, denn wenn derſelbe zum Vorſchein kommt, ſo ſind insgemein die Salmen oder Lachſe hernachmahls nicht gar weit. Jn der Donau verjagt der Stoͤhr den Hauſen; ob dieſer gleich weit groͤſſer iſt, ſo iſt er doch viel weichlicher und verzagter, als er. An einigen Orten muͤſſen die Stoͤhre als ein jaͤhrliches Tribut an die Obrigkeit ge- bracht werden. Von den Heringen. §. 14. Der Hering ſoll ſeinen Nah- men daher bekommen haben, daß man ihn an denjenigen Orten, wo man in groſ- ſer Menge ihn faͤngt, in Anſehung des vielen Profits, den er einbringt, den Heren oder Herlein, das iſt, den Vornehmſten unter allen Fiſchen genennt, daraus denn endlich Hering geworden. Daher auch zu Luͤbeck bey dem Eingange des allge- meinen Kauf- und Krahm-Hauſes, und in andern See-Staͤdten, gemahlte He- ringe geſehen werden, die mit Lorbeer- Kraͤntzen gezieret ſind. Die Herings- Fiſcherey war ſonſt in dem Mari Baltico an den Preußiſchen, Lieflaͤndiſchen, und Curlaͤndiſchen Ufern. S. Hartknochs Preußiſche Chronica fol. 206. Nachge- hends hat ſie ſich aber aus dieſen Orten weggezogen, und in andere Gegenden ge- macht. Es haben einige Autores erweiß- lich machen wollen, daß der Profit, den man von den Heringen haͤtte, die um En- gelland gefangen wuͤrden, groͤſſer waͤre, und zwar in einem Jahre, als die Spa- nier in vier Jahren aus Jndien bekaͤ- men; Es ſollen zwantzig tauſend Schiffe, und viertzig tauſend Menſchen des Jah- res druͤber erhalten werden. Von den Fiſchen uͤberhaupt. §. 15. Daß die Fiſcherey eine Profes- ſion ſey, welche dem Allerhoͤchſten nicht zu- wider, ſiehet man daraus, weil unſer Heyland ſelbſt derſelben beygewohnet, und ſie durch ſeine allerheiligſte Gegen- wart ſo geſegnet, daß, da Petrus und die uͤbrigen auf dem Nahmen des HErrn ihre Netze ausgeworffen, ſie eine groſſe Menge Fiſche beſchloſſen, auch aus den Fiſchern ſich Apoſtel und Lehrer zuberei- tet. Siehe Luc. 5, 6. Matth. 4, 19. Marc. 1, 17. Aus den Profan-Hiſtorien erkennet man, daß viel groſſe Herren ſonderbare Liebhaber der Fiſcherey geweſen. Sve- tonius erzehlet in dem 83. Capitel vom Kaͤyſer Auguſto, daß er zu ſeiner Ge- muͤths-Ergoͤtzlichkeit offt gepflegt habe zu angeln, und mit dem Hahmen zu fiſchen. Dergleichen meldet Plutarchus von dem Marco Antonio fol. 929. und Ælius Lam- pridius von dem Alexandro Severo. Der laſterhaffte Kaͤyſer Nero hat mit guͤlde- nen und purpurfarbigten Netzen fiſchen laſſen. §. 16. Dubravius gedencket, daß Mat- thias, ein beruͤhmter Koͤnig in Boͤhmen, ſich oͤffters bey ſeinen Teichen und Fiſch- Haͤltern ergoͤtzet habe, und da er an be- ruͤhmten Thaten es allen den Koͤnigen in Boͤhmen zuvor gethan, ſo haͤtte er auch bey dieſer Fiſcherey eine gewiſſe Magnifi- cenze erwieſen, und die reichſten und vor- nehmſten Boͤhmiſchen Herren ſeiner Zeit, die Teiche und Fiſch-Behaͤltniſſe hatten, uͤbertreffen wollen. Er ließ dahero eine gewiſſe Art Fiſche, welche Hauſen genen- net werden, aus der Donau bringen, und einen Teich, den er bey ſeinem Schloß Tatta anrichten laſſen, damit beſetzen, weil er wu-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/582>, abgerufen am 16.04.2024.