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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Von allerhand Ungeziefer im Wasser.
[Spaltenumbruch] schadet. Die abgestreifften Schlangen-
Bälge sollen die Geburth befördern, das
Zahn-Weh lindern, die Flechten heilen,
wenn man sie zu Pulver oder zu Aschen
brennet, und überleget; vor das Haar-
ausfallen taugen, und die Haare wach-
send machen, wenn man sich damit be-
streichet.

§. 14.

Das Schlangen-Haupt mit
samt der Zunge gedörret, und an Hals
gehangen, soll wider das drey- und vier-
tägige Fieber ein treffliches Amuletum
seyn; Auf die Scheitel gelegt, soll es die
Flüsse und Catarrhen austrocknen, und
das Kopff-Weh mildern; auf das Hertz-
Grüblein gehenckt, soll es die Melancho-
lie
vertreiben; auf eines wütenden Hun-
des Biß, oder andere gifftige Wunden ge-
legt, soll es den Gifft aussaugen; Einem
Menschen, der innerlich gifftige Aposte-
mata
hat, bey dem Hertzen aufgebunden,
oder sonst über eine Pest-Beule gelegt,
soll sie den Gifft ohne Eröffnung der Haut
herausziehen, daß man es Tropffen-wei-
se daran hängen siehet, welches man,
wenn mans gewahr wird, stets abwi-
schen, und die Zunge wieder überlegen
soll, so lange, biß keine Tropffen mehr er-
scheinen, alsdenn ist der Patient des Giff-
tes befreyet.

§. 15.

Wie man die Schlangen fan-
gen soll, lehren einige folgender gestalt:
Man soll den Ort, wo die Schlangen, die
man fangen wolte, sich aufhielten, wohl
wahrnehmen, und ein neu-gebacken
Brod, so heiß, als es aus dem Ofen kä-
me, bey der Hand haben, die Rinde davon
brechen, und die Krume also warm nicht
weit von der Stelle hinlegen, wo die
Schlange sich aufhielte, daß der Geruch
von dem Winde auf sie getrieben würde;
Empfände sie nun solchen, so eilte sie mit
grossem Verlangen dazu, liesse ihren ver-
giffteten Angel der Zunge im Brod ste-
cken, daß sie damit fest bliebe, und ihn
nicht wieder herausziehen könte, alsdenn
müste man gleich mit einem Spitz-Zän-
gel, oder anderm Jnstrument, gefast seyn,
und ihr den Angel damit abnehmen. Man
könte die Schlangen gantz getrost ohne
Handschuh angreiffen, es würde einem
nichts schaden.

Von den Ottern.
§. 16.

Die Viper oder Otter ist eine
Art einer Schlange, und unter allen die
gifftigste, sie erzürnet und erhitzt sich selbst
[Spaltenumbruch] gar leichtlich, allwo sie, wie etliche wollen,
von dem Bläßlein ihrer Galle ein so sub-
til
es und flüchtiges Gifft durch ein gantz
kleines unbegreifliches Aederlein zu dem
Gaumen hervortreibet, welches sich gantz
geschwinde unsern Lebens-Geistern und
der natürlichen Hitze einverleibet, also,
daß das verletzte Theil alsobald davon er-
starret, und selbiges Gifft unmittelbar
zu dem Hertzen, und von dannen durch die
Circulation ferner zum Gehirne abschickt.
Gleichwie nun dieses Gifft einer so erstar-
rend-machenden und gantz geschwind ein-
schleichenden Art ist, also ist auch die Ar-
tzeney hingegen, so aus eben diesem Thie-
re bereitet wird, die heilsamste und wun-
derbarlichste, sintemahl sie nicht nur ihr
eigenes, sondern auch alle andere Giffte,
welche so wohl unter den Vegetabilibus,
als auch Mineralibus, mögen gefunden
werden, vertreibet, und derselben Kräff-
te schwächet, dafern sie anders wohl be-
reitet, und zu gebührender Zeit gebrau-
chet wird.

§. 17.

Man siehet, wie die Vipern
jährlich zu Ende des Herbstes, zu welcher
Zeit es ihnen an Nahrung fehlet, sich
zwischen den Steinen und in den Löchern
der Erde verbergen, allwo sie biß zum
Frühling verbleiben, und von wegen der
Dicke und Härtigkeit ihrer Haut gantz
matt und erstarrt seyn; so bald sie aber
bey antretendem Frühling sich mit zarten
Blätterlein unterschiedener Kräuter spei-
sen, und der warmen Lufft genüssen, so
bald werden solche auch ihre alte und har-
te Haut abwerffen, welche Haut kaum so
bald herab ist, so bald kan man solches
an dem Thiere spühren, denn es nicht nur
geschwinder, als zuvor, kriechet, sondern
auch behender, lebhaffter, und mit einer
von schönen Farben gezierten Haut um-
geben ist, welches gleichwie es alles klare
Zeugnisse dieses Thieres wahrhafften
Verneurung seyn, also mögen auch die-
jenigen Artzeneyen, so aus ihnen zuberei-
tet werden, ein recht verneurendes We-
sen hervorbringen.

§. 18.

Wenn man sich der Vipern zu
dem Medicinischen Gebrauch bedienen
will, soll man vornemlich die Weiblein
nehmen, die im Frühling gefangen wor-
den, nachdem sie eine Zeit-lang aus ihren
Hölen gewesen, und sich mit Speise erqvi-
cket haben. Die beqvemste Zeit sie zu fan-
gen, ist das Ende des Mayen, wenn der
Sommer noch nicht völlig angefangen
hat. Andere meynen, es sey nichts dran

gele-
N n n (Anderer Haupt-Theil.)

Von allerhand Ungeziefer im Waſſer.
[Spaltenumbruch] ſchadet. Die abgeſtreifften Schlangen-
Baͤlge ſollen die Geburth befoͤrdern, das
Zahn-Weh lindern, die Flechten heilen,
wenn man ſie zu Pulver oder zu Aſchen
brennet, und uͤberleget; vor das Haar-
ausfallen taugen, und die Haare wach-
ſend machen, wenn man ſich damit be-
ſtreichet.

§. 14.

Das Schlangen-Haupt mit
ſamt der Zunge gedoͤrret, und an Hals
gehangen, ſoll wider das drey- und vier-
taͤgige Fieber ein treffliches Amuletum
ſeyn; Auf die Scheitel gelegt, ſoll es die
Fluͤſſe und Catarrhen austrocknen, und
das Kopff-Weh mildern; auf das Hertz-
Gruͤblein gehenckt, ſoll es die Melancho-
lie
vertreiben; auf eines wuͤtenden Hun-
des Biß, oder andere gifftige Wunden ge-
legt, ſoll es den Gifft ausſaugen; Einem
Menſchen, der innerlich gifftige Apoſte-
mata
hat, bey dem Hertzen aufgebunden,
oder ſonſt uͤber eine Peſt-Beule gelegt,
ſoll ſie den Gifft ohne Eroͤffnung der Haut
herausziehen, daß man es Tropffen-wei-
ſe daran haͤngen ſiehet, welches man,
wenn mans gewahr wird, ſtets abwi-
ſchen, und die Zunge wieder uͤberlegen
ſoll, ſo lange, biß keine Tropffen mehr er-
ſcheinen, alsdenn iſt der Patient des Giff-
tes befreyet.

§. 15.

Wie man die Schlangen fan-
gen ſoll, lehren einige folgender geſtalt:
Man ſoll den Ort, wo die Schlangen, die
man fangen wolte, ſich aufhielten, wohl
wahrnehmen, und ein neu-gebacken
Brod, ſo heiß, als es aus dem Ofen kaͤ-
me, bey der Hand haben, die Rinde davon
brechen, und die Krume alſo warm nicht
weit von der Stelle hinlegen, wo die
Schlange ſich aufhielte, daß der Geruch
von dem Winde auf ſie getrieben wuͤrde;
Empfaͤnde ſie nun ſolchen, ſo eilte ſie mit
groſſem Verlangen dazu, lieſſe ihren ver-
giffteten Angel der Zunge im Brod ſte-
cken, daß ſie damit feſt bliebe, und ihn
nicht wieder herausziehen koͤnte, alsdenn
muͤſte man gleich mit einem Spitz-Zaͤn-
gel, oder anderm Jnſtrument, gefaſt ſeyn,
und ihr den Angel damit abnehmen. Man
koͤnte die Schlangen gantz getroſt ohne
Handſchuh angreiffen, es wuͤrde einem
nichts ſchaden.

Von den Ottern.
§. 16.

Die Viper oder Otter iſt eine
Art einer Schlange, und unter allen die
gifftigſte, ſie erzuͤrnet und erhitzt ſich ſelbſt
[Spaltenumbruch] gar leichtlich, allwo ſie, wie etliche wollen,
von dem Blaͤßlein ihrer Galle ein ſo ſub-
til
es und fluͤchtiges Gifft durch ein gantz
kleines unbegreifliches Aederlein zu dem
Gaumen hervortreibet, welches ſich gantz
geſchwinde unſern Lebens-Geiſtern und
der natuͤrlichen Hitze einverleibet, alſo,
daß das verletzte Theil alſobald davon er-
ſtarret, und ſelbiges Gifft unmittelbar
zu dem Hertzen, und von dannen durch die
Circulation ferner zum Gehirne abſchickt.
Gleichwie nun dieſes Gifft einer ſo erſtar-
rend-machenden und gantz geſchwind ein-
ſchleichenden Art iſt, alſo iſt auch die Ar-
tzeney hingegen, ſo aus eben dieſem Thie-
re bereitet wird, die heilſamſte und wun-
derbarlichſte, ſintemahl ſie nicht nur ihr
eigenes, ſondern auch alle andere Giffte,
welche ſo wohl unter den Vegetabilibus,
als auch Mineralibus, moͤgen gefunden
werden, vertreibet, und derſelben Kraͤff-
te ſchwaͤchet, dafern ſie anders wohl be-
reitet, und zu gebuͤhrender Zeit gebrau-
chet wird.

§. 17.

Man ſiehet, wie die Vipern
jaͤhrlich zu Ende des Herbſtes, zu welcher
Zeit es ihnen an Nahrung fehlet, ſich
zwiſchen den Steinen und in den Loͤchern
der Erde verbergen, allwo ſie biß zum
Fruͤhling verbleiben, und von wegen der
Dicke und Haͤrtigkeit ihrer Haut gantz
matt und erſtarrt ſeyn; ſo bald ſie aber
bey antretendem Fruͤhling ſich mit zarten
Blaͤtterlein unterſchiedener Kraͤuter ſpei-
ſen, und der warmen Lufft genuͤſſen, ſo
bald werden ſolche auch ihre alte und har-
te Haut abwerffen, welche Haut kaum ſo
bald herab iſt, ſo bald kan man ſolches
an dem Thiere ſpuͤhren, denn es nicht nur
geſchwinder, als zuvor, kriechet, ſondern
auch behender, lebhaffter, und mit einer
von ſchoͤnen Farben gezierten Haut um-
geben iſt, welches gleichwie es alles klare
Zeugniſſe dieſes Thieres wahrhafften
Verneurung ſeyn, alſo moͤgen auch die-
jenigen Artzeneyen, ſo aus ihnen zuberei-
tet werden, ein recht verneurendes We-
ſen hervorbringen.

§. 18.

Wenn man ſich der Vipern zu
dem Mediciniſchen Gebrauch bedienen
will, ſoll man vornemlich die Weiblein
nehmen, die im Fruͤhling gefangen wor-
den, nachdem ſie eine Zeit-lang aus ihren
Hoͤlen geweſen, und ſich mit Speiſe erqvi-
cket haben. Die beqvemſte Zeit ſie zu fan-
gen, iſt das Ende des Mayen, wenn der
Sommer noch nicht voͤllig angefangen
hat. Andere meynen, es ſey nichts dran

gele-
N n n (Anderer Haupt-Theil.)
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[461/0629] Von allerhand Ungeziefer im Waſſer. ſchadet. Die abgeſtreifften Schlangen- Baͤlge ſollen die Geburth befoͤrdern, das Zahn-Weh lindern, die Flechten heilen, wenn man ſie zu Pulver oder zu Aſchen brennet, und uͤberleget; vor das Haar- ausfallen taugen, und die Haare wach- ſend machen, wenn man ſich damit be- ſtreichet. §. 14. Das Schlangen-Haupt mit ſamt der Zunge gedoͤrret, und an Hals gehangen, ſoll wider das drey- und vier- taͤgige Fieber ein treffliches Amuletum ſeyn; Auf die Scheitel gelegt, ſoll es die Fluͤſſe und Catarrhen austrocknen, und das Kopff-Weh mildern; auf das Hertz- Gruͤblein gehenckt, ſoll es die Melancho- lie vertreiben; auf eines wuͤtenden Hun- des Biß, oder andere gifftige Wunden ge- legt, ſoll es den Gifft ausſaugen; Einem Menſchen, der innerlich gifftige Apoſte- mata hat, bey dem Hertzen aufgebunden, oder ſonſt uͤber eine Peſt-Beule gelegt, ſoll ſie den Gifft ohne Eroͤffnung der Haut herausziehen, daß man es Tropffen-wei- ſe daran haͤngen ſiehet, welches man, wenn mans gewahr wird, ſtets abwi- ſchen, und die Zunge wieder uͤberlegen ſoll, ſo lange, biß keine Tropffen mehr er- ſcheinen, alsdenn iſt der Patient des Giff- tes befreyet. §. 15. Wie man die Schlangen fan- gen ſoll, lehren einige folgender geſtalt: Man ſoll den Ort, wo die Schlangen, die man fangen wolte, ſich aufhielten, wohl wahrnehmen, und ein neu-gebacken Brod, ſo heiß, als es aus dem Ofen kaͤ- me, bey der Hand haben, die Rinde davon brechen, und die Krume alſo warm nicht weit von der Stelle hinlegen, wo die Schlange ſich aufhielte, daß der Geruch von dem Winde auf ſie getrieben wuͤrde; Empfaͤnde ſie nun ſolchen, ſo eilte ſie mit groſſem Verlangen dazu, lieſſe ihren ver- giffteten Angel der Zunge im Brod ſte- cken, daß ſie damit feſt bliebe, und ihn nicht wieder herausziehen koͤnte, alsdenn muͤſte man gleich mit einem Spitz-Zaͤn- gel, oder anderm Jnſtrument, gefaſt ſeyn, und ihr den Angel damit abnehmen. Man koͤnte die Schlangen gantz getroſt ohne Handſchuh angreiffen, es wuͤrde einem nichts ſchaden. Von den Ottern. §. 16. Die Viper oder Otter iſt eine Art einer Schlange, und unter allen die gifftigſte, ſie erzuͤrnet und erhitzt ſich ſelbſt gar leichtlich, allwo ſie, wie etliche wollen, von dem Blaͤßlein ihrer Galle ein ſo ſub- tiles und fluͤchtiges Gifft durch ein gantz kleines unbegreifliches Aederlein zu dem Gaumen hervortreibet, welches ſich gantz geſchwinde unſern Lebens-Geiſtern und der natuͤrlichen Hitze einverleibet, alſo, daß das verletzte Theil alſobald davon er- ſtarret, und ſelbiges Gifft unmittelbar zu dem Hertzen, und von dannen durch die Circulation ferner zum Gehirne abſchickt. Gleichwie nun dieſes Gifft einer ſo erſtar- rend-machenden und gantz geſchwind ein- ſchleichenden Art iſt, alſo iſt auch die Ar- tzeney hingegen, ſo aus eben dieſem Thie- re bereitet wird, die heilſamſte und wun- derbarlichſte, ſintemahl ſie nicht nur ihr eigenes, ſondern auch alle andere Giffte, welche ſo wohl unter den Vegetabilibus, als auch Mineralibus, moͤgen gefunden werden, vertreibet, und derſelben Kraͤff- te ſchwaͤchet, dafern ſie anders wohl be- reitet, und zu gebuͤhrender Zeit gebrau- chet wird. §. 17. Man ſiehet, wie die Vipern jaͤhrlich zu Ende des Herbſtes, zu welcher Zeit es ihnen an Nahrung fehlet, ſich zwiſchen den Steinen und in den Loͤchern der Erde verbergen, allwo ſie biß zum Fruͤhling verbleiben, und von wegen der Dicke und Haͤrtigkeit ihrer Haut gantz matt und erſtarrt ſeyn; ſo bald ſie aber bey antretendem Fruͤhling ſich mit zarten Blaͤtterlein unterſchiedener Kraͤuter ſpei- ſen, und der warmen Lufft genuͤſſen, ſo bald werden ſolche auch ihre alte und har- te Haut abwerffen, welche Haut kaum ſo bald herab iſt, ſo bald kan man ſolches an dem Thiere ſpuͤhren, denn es nicht nur geſchwinder, als zuvor, kriechet, ſondern auch behender, lebhaffter, und mit einer von ſchoͤnen Farben gezierten Haut um- geben iſt, welches gleichwie es alles klare Zeugniſſe dieſes Thieres wahrhafften Verneurung ſeyn, alſo moͤgen auch die- jenigen Artzeneyen, ſo aus ihnen zuberei- tet werden, ein recht verneurendes We- ſen hervorbringen. §. 18. Wenn man ſich der Vipern zu dem Mediciniſchen Gebrauch bedienen will, ſoll man vornemlich die Weiblein nehmen, die im Fruͤhling gefangen wor- den, nachdem ſie eine Zeit-lang aus ihren Hoͤlen geweſen, und ſich mit Speiſe erqvi- cket haben. Die beqvemſte Zeit ſie zu fan- gen, iſt das Ende des Mayen, wenn der Sommer noch nicht voͤllig angefangen hat. Andere meynen, es ſey nichts dran gele- N n n (Anderer Haupt-Theil.)

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/629>, abgerufen am 28.03.2024.