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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-Buchs 42. Capitel/
[Spaltenumbruch] zu bemeistern, und damit auf die Cape-
rey oder See-Rauberey begeben.

Fehr-Leute.
§. 7.

Diese betrügen, wenn sie 1) um
das Interesse willen allzu viel Leute, Pfer-
de und Wägen, zumahl zu Meß-Zeiten,
in die Fehren nehmen, daß leichtlich Un-
glück entstehen kan. 2) Bey Nacht-Zeit
die Reisenden, die jenseit des Ufers sind,
allzu lang aufhalten, biß sie ihnen viel gu-
te Worte gegeben, und ein gut Tranck-
Geld versprochen. 3) Uber ihr gesetztes
Lohn, welches sie bekommen, auch noch
die Reisenden um ein Trinck-Geld pla-
cken. 4) Von dem Gelde, welches sie ein-
bekommen, manchen Groschen verschwei-
gen, und zurück behalten, den sie berech-
nen, und ihrer Herrschafft wieder heraus-
geben solten. 5) Manche Leute, mit de-
nen sie gut dran sind, umsonst mitneh-
men, und hingegen andere fremde Leute
davor in dem Preise übersetzen.

Verwalter.
§. 8.

Nachdem diese zugleich mit über
die Teiche, Fischereyen, und Ströhme ge-
setzt, und manches hiervon ins besondere
auf die Teich-Inspectores, Floß-Verwal-
ter, u. s. w. zu appliciren, so will ich aus
des Herrn Höms Betrugs-Lexico, des-
sen ich mich bey dieser Materie bedienet,
der Verwalter Betrügereyen überhaupt
vorstellig machen. Sie betrügen, 1)
wenn sie, unter dem Praetext eines Verse-
hens oder Unwissenheit, etwas denen ih-
nen untergebenen Fröhnern, Dienstbo-
then, und dergleichen, an schuldigen Dien-
sten, oder zu Gefallen, hingehen lassen,
welches ihren Herren hernach zu grossem
Nachtheil gereicht. 2) Wenn sie ihren
Herren das schlechteste Geträide liefern,
und hingegen das gute vor sich behalten,
und verkauffen. 3) Wenn sie mehr Auf-
wand vom Saam-Korn, und dergleichen,
in die Rechnung bringen, als zum Aus-
säen, und Bestellung der Felder, oder sonst
in die Haushaltung vors Gesinde und
Vieh verbrauchet worden. 4) Wenn sie
weniger Geträidig an Mandeln und
Garben, oder auch bey dem Ausdreschen
an Maassen in die Rechnung setzen, als
sie eingeerndtet, oder ausgedroschen ha-
ben. 5) Wenn sie in ihren Rechnungen
viel Geld-Reste, welche sie doch empfan-
gen haben, machen, nur, damit sie im mit-
telst das Geld auf Zinsen hinleihen, oder
[Spaltenumbruch] sonst genüssen mögen. 6) Wenn sie ih-
ren Herren mehr Lohn vors Gesinde an-
rechnen, als solches von ihnen empfänget.
7) Wenn sie die Fröhner nehmen, und sol-
che auf ihren eigenen Feldern arbeiten las-
sen. 8) Wenn sie wider ihrer Herren
Vorbewust Gehöltzer verkauffen, und das
daraus gelösete Geld vor sich behalten.
9) Wenn sie sich den Forst- Hammer nach-
machen lassen, oder solchen von den För-
stern erborgen, damit Bäume zeichnen,
und solche ohne Berechnung verkauffen.
10) Wenn sie bey Grund-Theilungen von
den Erben Geschencke nehmen, und es ge-
schehen lassen, daß sie die Güter im gerin-
gen Preiß anschlagen, und dadurch ihren
Herren an dem ihnen gebührenden Lehn-
Geld Schaden thun. 11) Wenn sie von
dem Lehn-Geld der verkaufften oder er-
erbten Güter einen Theil zurück behalten,
und in ihren Rechnungen den eigentlichen
Preiß solcher Güter verdunckeln. 12)
Wenn sie die Leute mit der Schreib-Ge-
bühr übersetzen, und von ihnen mehr, als
gewöhnlich, fordern und nehmen. 13)
Wenn sie sich über ihr Deputat-Holtz die
abgestandenen Bäume auf dem Felde,
oder auch aus den Höltzern, wider ihrer
Herren Vorbewust zueignen, und zu ih-
rem Gebrauch verwenden. 14) Wenn
sie die starcken und fetten Schafe zu ihrem
eigenen Nutzen verkauffen, und an deren
statt liederlich Vieh unter die Heerde thun,
damit nur der Numerus wieder complet
gemacht werde. 15) Wenn sie von dem
aus ihrer Herren verkaufften Wolle,
Flachs, Geträide, Fische, Holtz, u. d. g.
erlöseten Gelde etwas unterschlagen, und
die völlige Kauff-Summe nicht in Rech-
nungs-Einnahme bringen. 16) Wenn
sie die Lehn-Leute, damit diese ihnen in ih-
rem Unfug und Practiquen nicht zuwider
seyn, sondern was sie haben wollen, thun,
oder spendiren mögen, als zornig an-
schnautzen, schelten, schmähen, und mit
Gefängniß drohen, auch wohl gar solches
an ihnen ausüben. 17) Wenn sie ihrer
Ober-Herren Befehlen, welche eine und
die andere Parthey zur Hülffe ihres
Rechts ausgewürcket, nicht treulich nach-
kommen, sondern solche verheelen, und
derjenigen Parthey beystehen, von wel-
cher sie den meisten Gewinn zu gewarten
haben. 18) Wenn sie um ein Trinck-Geld
den Bauern wider ihrer Herren Verboth
erlauben, daß diese in die jungen Schläge
hüten mit ihrem Vieh, darinnen grasen,
oder sonst aus den Höltzern Nutz-Holtz

hauen,

Des Fiſch-Buchs 42. Capitel/
[Spaltenumbruch] zu bemeiſtern, und damit auf die Cape-
rey oder See-Rauberey begeben.

Fehr-Leute.
§. 7.

Dieſe betruͤgen, wenn ſie 1) um
das Intereſſe willen allzu viel Leute, Pfer-
de und Waͤgen, zumahl zu Meß-Zeiten,
in die Fehren nehmen, daß leichtlich Un-
gluͤck entſtehen kan. 2) Bey Nacht-Zeit
die Reiſenden, die jenſeit des Ufers ſind,
allzu lang aufhalten, biß ſie ihnen viel gu-
te Worte gegeben, und ein gut Tranck-
Geld verſprochen. 3) Uber ihr geſetztes
Lohn, welches ſie bekommen, auch noch
die Reiſenden um ein Trinck-Geld pla-
cken. 4) Von dem Gelde, welches ſie ein-
bekommen, manchen Groſchen verſchwei-
gen, und zuruͤck behalten, den ſie berech-
nen, und ihrer Herrſchafft wieder heraus-
geben ſolten. 5) Manche Leute, mit de-
nen ſie gut dran ſind, umſonſt mitneh-
men, und hingegen andere fremde Leute
davor in dem Preiſe uͤberſetzen.

Verwalter.
§. 8.

Nachdem dieſe zugleich mit uͤber
die Teiche, Fiſchereyen, und Stroͤhme ge-
ſetzt, und manches hiervon ins beſondere
auf die Teich-Inſpectores, Floß-Verwal-
ter, u. ſ. w. zu appliciren, ſo will ich aus
des Herrn Hoͤms Betrugs-Lexico, deſ-
ſen ich mich bey dieſer Materie bedienet,
der Verwalter Betruͤgereyen uͤberhaupt
vorſtellig machen. Sie betruͤgen, 1)
wenn ſie, unter dem Prætext eines Verſe-
hens oder Unwiſſenheit, etwas denen ih-
nen untergebenen Froͤhnern, Dienſtbo-
then, und dergleichen, an ſchuldigen Dien-
ſten, oder zu Gefallen, hingehen laſſen,
welches ihren Herren hernach zu groſſem
Nachtheil gereicht. 2) Wenn ſie ihren
Herren das ſchlechteſte Getraͤide liefern,
und hingegen das gute vor ſich behalten,
und verkauffen. 3) Wenn ſie mehr Auf-
wand vom Saam-Korn, und dergleichen,
in die Rechnung bringen, als zum Aus-
ſaͤen, und Beſtellung der Felder, oder ſonſt
in die Haushaltung vors Geſinde und
Vieh verbrauchet worden. 4) Wenn ſie
weniger Getraͤidig an Mandeln und
Garben, oder auch bey dem Ausdreſchen
an Maaſſen in die Rechnung ſetzen, als
ſie eingeerndtet, oder ausgedroſchen ha-
ben. 5) Wenn ſie in ihren Rechnungen
viel Geld-Reſte, welche ſie doch empfan-
gen haben, machen, nur, damit ſie im mit-
telſt das Geld auf Zinſen hinleihen, oder
[Spaltenumbruch] ſonſt genuͤſſen moͤgen. 6) Wenn ſie ih-
ren Herren mehr Lohn vors Geſinde an-
rechnen, als ſolches von ihnen empfaͤnget.
7) Wenn ſie die Froͤhner nehmen, und ſol-
che auf ihren eigenen Feldern arbeiten laſ-
ſen. 8) Wenn ſie wider ihrer Herren
Vorbewuſt Gehoͤltzer verkauffen, und das
daraus geloͤſete Geld vor ſich behalten.
9) Wenn ſie ſich den Forſt- Hammer nach-
machen laſſen, oder ſolchen von den Foͤr-
ſtern erborgen, damit Baͤume zeichnen,
und ſolche ohne Berechnung verkauffen.
10) Wenn ſie bey Grund-Theilungen von
den Erben Geſchencke nehmen, und es ge-
ſchehen laſſen, daß ſie die Guͤter im gerin-
gen Preiß anſchlagen, und dadurch ihren
Herren an dem ihnen gebuͤhrenden Lehn-
Geld Schaden thun. 11) Wenn ſie von
dem Lehn-Geld der verkaufften oder er-
erbten Guͤter einen Theil zuruͤck behalten,
und in ihren Rechnungen den eigentlichen
Preiß ſolcher Guͤter verdunckeln. 12)
Wenn ſie die Leute mit der Schreib-Ge-
buͤhr uͤberſetzen, und von ihnen mehr, als
gewoͤhnlich, fordern und nehmen. 13)
Wenn ſie ſich uͤber ihr Deputat-Holtz die
abgeſtandenen Baͤume auf dem Felde,
oder auch aus den Hoͤltzern, wider ihrer
Herren Vorbewuſt zueignen, und zu ih-
rem Gebrauch verwenden. 14) Wenn
ſie die ſtarcken und fetten Schafe zu ihrem
eigenen Nutzen verkauffen, und an deren
ſtatt liederlich Vieh unter die Heerde thun,
damit nur der Numerus wieder complet
gemacht werde. 15) Wenn ſie von dem
aus ihrer Herren verkaufften Wolle,
Flachs, Getraͤide, Fiſche, Holtz, u. d. g.
erloͤſeten Gelde etwas unterſchlagen, und
die voͤllige Kauff-Summe nicht in Rech-
nungs-Einnahme bringen. 16) Wenn
ſie die Lehn-Leute, damit dieſe ihnen in ih-
rem Unfug und Practiquen nicht zuwider
ſeyn, ſondern was ſie haben wollen, thun,
oder ſpendiren moͤgen, als zornig an-
ſchnautzen, ſchelten, ſchmaͤhen, und mit
Gefaͤngniß drohen, auch wohl gar ſolches
an ihnen ausuͤben. 17) Wenn ſie ihrer
Ober-Herren Befehlen, welche eine und
die andere Parthey zur Huͤlffe ihres
Rechts ausgewuͤrcket, nicht treulich nach-
kommen, ſondern ſolche verheelen, und
derjenigen Parthey beyſtehen, von wel-
cher ſie den meiſten Gewinn zu gewarten
haben. 18) Wenn ſie um ein Trinck-Geld
den Bauern wider ihrer Herren Verboth
erlauben, daß dieſe in die jungen Schlaͤge
huͤten mit ihrem Vieh, darinnen graſen,
oder ſonſt aus den Hoͤltzern Nutz-Holtz

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[470/0638] Des Fiſch-Buchs 42. Capitel/ zu bemeiſtern, und damit auf die Cape- rey oder See-Rauberey begeben. Fehr-Leute. §. 7. Dieſe betruͤgen, wenn ſie 1) um das Intereſſe willen allzu viel Leute, Pfer- de und Waͤgen, zumahl zu Meß-Zeiten, in die Fehren nehmen, daß leichtlich Un- gluͤck entſtehen kan. 2) Bey Nacht-Zeit die Reiſenden, die jenſeit des Ufers ſind, allzu lang aufhalten, biß ſie ihnen viel gu- te Worte gegeben, und ein gut Tranck- Geld verſprochen. 3) Uber ihr geſetztes Lohn, welches ſie bekommen, auch noch die Reiſenden um ein Trinck-Geld pla- cken. 4) Von dem Gelde, welches ſie ein- bekommen, manchen Groſchen verſchwei- gen, und zuruͤck behalten, den ſie berech- nen, und ihrer Herrſchafft wieder heraus- geben ſolten. 5) Manche Leute, mit de- nen ſie gut dran ſind, umſonſt mitneh- men, und hingegen andere fremde Leute davor in dem Preiſe uͤberſetzen. Verwalter. §. 8. Nachdem dieſe zugleich mit uͤber die Teiche, Fiſchereyen, und Stroͤhme ge- ſetzt, und manches hiervon ins beſondere auf die Teich-Inſpectores, Floß-Verwal- ter, u. ſ. w. zu appliciren, ſo will ich aus des Herrn Hoͤms Betrugs-Lexico, deſ- ſen ich mich bey dieſer Materie bedienet, der Verwalter Betruͤgereyen uͤberhaupt vorſtellig machen. Sie betruͤgen, 1) wenn ſie, unter dem Prætext eines Verſe- hens oder Unwiſſenheit, etwas denen ih- nen untergebenen Froͤhnern, Dienſtbo- then, und dergleichen, an ſchuldigen Dien- ſten, oder zu Gefallen, hingehen laſſen, welches ihren Herren hernach zu groſſem Nachtheil gereicht. 2) Wenn ſie ihren Herren das ſchlechteſte Getraͤide liefern, und hingegen das gute vor ſich behalten, und verkauffen. 3) Wenn ſie mehr Auf- wand vom Saam-Korn, und dergleichen, in die Rechnung bringen, als zum Aus- ſaͤen, und Beſtellung der Felder, oder ſonſt in die Haushaltung vors Geſinde und Vieh verbrauchet worden. 4) Wenn ſie weniger Getraͤidig an Mandeln und Garben, oder auch bey dem Ausdreſchen an Maaſſen in die Rechnung ſetzen, als ſie eingeerndtet, oder ausgedroſchen ha- ben. 5) Wenn ſie in ihren Rechnungen viel Geld-Reſte, welche ſie doch empfan- gen haben, machen, nur, damit ſie im mit- telſt das Geld auf Zinſen hinleihen, oder ſonſt genuͤſſen moͤgen. 6) Wenn ſie ih- ren Herren mehr Lohn vors Geſinde an- rechnen, als ſolches von ihnen empfaͤnget. 7) Wenn ſie die Froͤhner nehmen, und ſol- che auf ihren eigenen Feldern arbeiten laſ- ſen. 8) Wenn ſie wider ihrer Herren Vorbewuſt Gehoͤltzer verkauffen, und das daraus geloͤſete Geld vor ſich behalten. 9) Wenn ſie ſich den Forſt- Hammer nach- machen laſſen, oder ſolchen von den Foͤr- ſtern erborgen, damit Baͤume zeichnen, und ſolche ohne Berechnung verkauffen. 10) Wenn ſie bey Grund-Theilungen von den Erben Geſchencke nehmen, und es ge- ſchehen laſſen, daß ſie die Guͤter im gerin- gen Preiß anſchlagen, und dadurch ihren Herren an dem ihnen gebuͤhrenden Lehn- Geld Schaden thun. 11) Wenn ſie von dem Lehn-Geld der verkaufften oder er- erbten Guͤter einen Theil zuruͤck behalten, und in ihren Rechnungen den eigentlichen Preiß ſolcher Guͤter verdunckeln. 12) Wenn ſie die Leute mit der Schreib-Ge- buͤhr uͤberſetzen, und von ihnen mehr, als gewoͤhnlich, fordern und nehmen. 13) Wenn ſie ſich uͤber ihr Deputat-Holtz die abgeſtandenen Baͤume auf dem Felde, oder auch aus den Hoͤltzern, wider ihrer Herren Vorbewuſt zueignen, und zu ih- rem Gebrauch verwenden. 14) Wenn ſie die ſtarcken und fetten Schafe zu ihrem eigenen Nutzen verkauffen, und an deren ſtatt liederlich Vieh unter die Heerde thun, damit nur der Numerus wieder complet gemacht werde. 15) Wenn ſie von dem aus ihrer Herren verkaufften Wolle, Flachs, Getraͤide, Fiſche, Holtz, u. d. g. erloͤſeten Gelde etwas unterſchlagen, und die voͤllige Kauff-Summe nicht in Rech- nungs-Einnahme bringen. 16) Wenn ſie die Lehn-Leute, damit dieſe ihnen in ih- rem Unfug und Practiquen nicht zuwider ſeyn, ſondern was ſie haben wollen, thun, oder ſpendiren moͤgen, als zornig an- ſchnautzen, ſchelten, ſchmaͤhen, und mit Gefaͤngniß drohen, auch wohl gar ſolches an ihnen ausuͤben. 17) Wenn ſie ihrer Ober-Herren Befehlen, welche eine und die andere Parthey zur Huͤlffe ihres Rechts ausgewuͤrcket, nicht treulich nach- kommen, ſondern ſolche verheelen, und derjenigen Parthey beyſtehen, von wel- cher ſie den meiſten Gewinn zu gewarten haben. 18) Wenn ſie um ein Trinck-Geld den Bauern wider ihrer Herren Verboth erlauben, daß dieſe in die jungen Schlaͤge huͤten mit ihrem Vieh, darinnen graſen, oder ſonſt aus den Hoͤltzern Nutz-Holtz hauen,

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/638>, abgerufen am 28.03.2024.