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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Ersten Theils 14. Cap. von den Metallen und Mineralien.
[Spaltenumbruch] Steiger in der Gruben umsiehet, sey er
in einer Strecken gewahr worden, daß
sich eine weisse geharschte Art in liegenden
wohl halbes Ortes hoch habe angelegt,
und gesehen, als wenn das Gestein ver-
zint wäre. Als er solches herab gesto-
chen und geseigert, habe er Silber gefun-
den, als wenn es von einem Thaler ge-
feylet wäre, welches in der Probe 17.
Marck gehalten. Wie er sich in der Gru-
be umsiehet, woher es dahin gesundert
sey, wird er gewahr, daß es aus der Fürst
dahin getroffen sey, aus einer schweben-
den Strossen, die unten und oben, hin-
ten und forne verfahren gewesen. Fal-
lopius
mercket an, daß die Schwefel-
Bergwercke in kurtzer Zeit unter der Er-
den wieder wachsen, so, daß sie selbige al-
le 4. Jahr ausgraben können. Strabo
und Plinius erzehlen, daß die ausgegra-
benen Metalle in Jtalien allezeit wieder
wachsen. Hieraus ist nun zu ersehen,
daß Klufft und Gänge noch heut zu Tage
ihre Saamhaffte Art haben, die GOTT
durch sein Sprechen in die Erde geschaf-
fen hat, daraus er noch natürlicher weise
Ertz wachsen läßt. Denn GOtt hat im
Anfang nicht alle Ertze und Metalle auf
einmahl erschaffen, wie er auch nicht alles
Korn und Früchte auf einmahl hat wach-
sen lassen, sondern, daß die Erde noch
jährlich zu gelegener Zeit ihre Früchte
heraus geben, davon die Menschen und
alles Vieh ihren Auffenthalt haben kön-
nen.

§. 6.

Ob zwar wohl niemand das
Gestein und Ertz durch die Erde sehen
kan, so haben dennoch die Bergleute ei-
nige Anzeigungen und Vermuthungen,
daraus sie offt Zeichen nehmen, wo höff-
liche Gebäude anzustellen seyn, wie aus
folgendem erhellen wird. Als erstlich:
wo im Gebürge ein Brunnquell ist, daß er
von Klüfften und Gängen komme, sie-
het man was in dem Brunnen, so ist de-
sto mehr Hoffnung; Sind die Wasser kie-
sigt, oder es legt sich ein Staub darauff,
wie ein Hütten-Gestübe, so glebts eine
Anleitung, daß die Gänge Metall füh-
ren. Zum andern, wenn die Witterung
zu Tage ausschlägt, oder da ein Gang
durch die Wiesen streicht, und die Dünste
verzehren die Thau-Tröpfflein am Gra-
se, so giebt die Erfahrung, daß darunter
eine starcke Würckung sey. Zum dritten,
wenn man fleißig acht auf die Reiffe
giebt, von welchen alles Graß und Kräu-
ter weiß bereiffet werden, ausgenommen
[Spaltenumbruch] das, so auf den Gängen wächset; Die-
weil aber von den Gängen eine truckne
hitzige Dunst gehet, so werden die Kräu-
ter von solchen Dünsten mehr naß, denn
von den Reiffen weiß, welches man an
allen kalten Orten sehen mag. Zum
vierdten, wo viel zwieselte Bäume stehen,
zu voraus, wenn dieselben oben im Gipf-
fel verdorren, als hätte sie der Frost ver-
derbet, oder, wenn derselben Blätter im
Frühling blau- und Bleyfarbigt sind, und
die Aeste schwärtzlich, oder eine unnatür-
liche Farbe haben, dieweil der heisse Bra-
dem aus den hitzigen Gängen die natür-
liche Feuchtigkeit verzehret, davon die
Wurtzeln Krafft und Safft nehmen sol-
len, daher sie die Macht der Winde eher
denn andere Bäume aus der Erden reis-
set. Zum fünfften, wenn die Brunn-
quelle, oder ein strenges groß Tage-Was-
ser ein Geschübe aus der Erden, oder
von den Gängen abgerissen hat, der Ort
nach langer Zeit wieder mit Erde bedeckt
und bewachsen wird. Wenn nun solche
Geschübe in Wasser-Gängen und Bä-
chen gefunden werden, daß die Ecken
glatt sind, so ists eine Anzeigung, daß das
Wasser solch Geschübe weit getrieben,
und die Gänge von dem Ort, da sie ab-
gerissen, noch weit seyn, wenn sie aber in
der Erde stecken und rauh sind, so ist zu
vermuthen, daß die Gänge nicht weit da-
von zu suchen. Zum sechsten, so entblöst
offtmahls die Gänge das Gewässer, wenn
es in einem Ungewitter grosse Platzre-
gen thut, oder der Schnee mit Regen gäh-
ling hinweg gehet, daß die Gänge in sol-
chen Wasserrissen entblösset werden. S.
Löhneysen von Bergwercken, p. 13.

Das 15. Capitel/
Von Besichtigung der Berg-
wercke.
§. 1.

Wenn ein teutscher Jäger curieus ist,
die unterirrdischen Gewölber zu be-
fahren, und diejenigen Schätze, so die
fruchtbare Mutter, die Erde, in ihren tieff-
sten Eingeweyde verborgen hält, in ge-
nauen Augenschein zu nehmen, so muß
er sich zuvor bey einem Berg-Bedienten
Urlaub ausbitten, und einen Führer
und Bergverständigen Mann mit zur
Gesellschafft nehmen. Man besiehet die
Bergwercke am besten in der Frühe-
Stunde, oder bey der ersten Schicht früh

um

Des Erſten Theils 14. Cap. von den Metallen und Mineralien.
[Spaltenumbruch] Steiger in der Gruben umſiehet, ſey er
in einer Strecken gewahr worden, daß
ſich eine weiſſe geharſchte Art in liegenden
wohl halbes Ortes hoch habe angelegt,
und geſehen, als wenn das Geſtein ver-
zint waͤre. Als er ſolches herab geſto-
chen und geſeigert, habe er Silber gefun-
den, als wenn es von einem Thaler ge-
feylet waͤre, welches in der Probe 17.
Marck gehalten. Wie er ſich in der Gru-
be umſiehet, woher es dahin geſundert
ſey, wird er gewahr, daß es aus der Fuͤrſt
dahin getroffen ſey, aus einer ſchweben-
den Stroſſen, die unten und oben, hin-
ten und forne verfahren geweſen. Fal-
lopius
mercket an, daß die Schwefel-
Bergwercke in kurtzer Zeit unter der Er-
den wieder wachſen, ſo, daß ſie ſelbige al-
le 4. Jahr ausgraben koͤnnen. Strabo
und Plinius erzehlen, daß die ausgegra-
benen Metalle in Jtalien allezeit wieder
wachſen. Hieraus iſt nun zu erſehen,
daß Klufft und Gaͤnge noch heut zu Tage
ihre Saamhaffte Art haben, die GOTT
durch ſein Sprechen in die Erde geſchaf-
fen hat, daraus er noch natuͤrlicher weiſe
Ertz wachſen laͤßt. Denn GOtt hat im
Anfang nicht alle Ertze und Metalle auf
einmahl erſchaffen, wie er auch nicht alles
Korn und Fruͤchte auf einmahl hat wach-
ſen laſſen, ſondern, daß die Erde noch
jaͤhrlich zu gelegener Zeit ihre Fruͤchte
heraus geben, davon die Menſchen und
alles Vieh ihren Auffenthalt haben koͤn-
nen.

§. 6.

Ob zwar wohl niemand das
Geſtein und Ertz durch die Erde ſehen
kan, ſo haben dennoch die Bergleute ei-
nige Anzeigungen und Vermuthungen,
daraus ſie offt Zeichen nehmen, wo hoͤff-
liche Gebaͤude anzuſtellen ſeyn, wie aus
folgendem erhellen wird. Als erſtlich:
wo im Gebuͤrge ein Brunnquell iſt, daß er
von Kluͤfften und Gaͤngen komme, ſie-
het man was in dem Brunnen, ſo iſt de-
ſto mehr Hoffnung; Sind die Waſſer kie-
ſigt, oder es legt ſich ein Staub darauff,
wie ein Huͤtten-Geſtuͤbe, ſo glebts eine
Anleitung, daß die Gaͤnge Metall fuͤh-
ren. Zum andern, wenn die Witterung
zu Tage ausſchlaͤgt, oder da ein Gang
durch die Wieſen ſtreicht, und die Duͤnſte
verzehren die Thau-Troͤpfflein am Gra-
ſe, ſo giebt die Erfahrung, daß darunter
eine ſtarcke Wuͤrckung ſey. Zum dritten,
wenn man fleißig acht auf die Reiffe
giebt, von welchen alles Graß und Kraͤu-
ter weiß bereiffet werden, ausgenommen
[Spaltenumbruch] das, ſo auf den Gaͤngen waͤchſet; Die-
weil aber von den Gaͤngen eine truckne
hitzige Dunſt gehet, ſo werden die Kraͤu-
ter von ſolchen Duͤnſten mehr naß, denn
von den Reiffen weiß, welches man an
allen kalten Orten ſehen mag. Zum
vierdten, wo viel zwieſelte Baͤume ſtehen,
zu voraus, wenn dieſelben oben im Gipf-
fel verdorren, als haͤtte ſie der Froſt ver-
derbet, oder, wenn derſelben Blaͤtter im
Fruͤhling blau- und Bleyfarbigt ſind, und
die Aeſte ſchwaͤrtzlich, oder eine unnatuͤr-
liche Farbe haben, dieweil der heiſſe Bra-
dem aus den hitzigen Gaͤngen die natuͤr-
liche Feuchtigkeit verzehret, davon die
Wurtzeln Krafft und Safft nehmen ſol-
len, daher ſie die Macht der Winde eher
denn andere Baͤume aus der Erden reiſ-
ſet. Zum fuͤnfften, wenn die Brunn-
quelle, oder ein ſtrenges groß Tage-Waſ-
ſer ein Geſchuͤbe aus der Erden, oder
von den Gaͤngen abgeriſſen hat, der Ort
nach langer Zeit wieder mit Erde bedeckt
und bewachſen wird. Wenn nun ſolche
Geſchuͤbe in Waſſer-Gaͤngen und Baͤ-
chen gefunden werden, daß die Ecken
glatt ſind, ſo iſts eine Anzeigung, daß das
Waſſer ſolch Geſchuͤbe weit getrieben,
und die Gaͤnge von dem Ort, da ſie ab-
geriſſen, noch weit ſeyn, wenn ſie aber in
der Erde ſtecken und rauh ſind, ſo iſt zu
vermuthen, daß die Gaͤnge nicht weit da-
von zu ſuchen. Zum ſechſten, ſo entbloͤſt
offtmahls die Gaͤnge das Gewaͤſſer, wenn
es in einem Ungewitter groſſe Platzre-
gen thut, oder der Schnee mit Regen gaͤh-
ling hinweg gehet, daß die Gaͤnge in ſol-
chen Waſſerriſſen entbloͤſſet werden. S.
Loͤhneyſen von Bergwercken, p. 13.

Das 15. Capitel/
Von Beſichtigung der Berg-
wercke.
§. 1.

Wenn ein teutſcher Jaͤger curieus iſt,
die unterirrdiſchen Gewoͤlber zu be-
fahren, und diejenigen Schaͤtze, ſo die
fruchtbare Mutter, die Erde, in ihren tieff-
ſten Eingeweyde verborgen haͤlt, in ge-
nauen Augenſchein zu nehmen, ſo muß
er ſich zuvor bey einem Berg-Bedienten
Urlaub ausbitten, und einen Fuͤhrer
und Bergverſtaͤndigen Mann mit zur
Geſellſchafft nehmen. Man beſiehet die
Bergwercke am beſten in der Fruͤhe-
Stunde, oder bey der erſten Schicht fruͤh

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[20/0066] Des Erſten Theils 14. Cap. von den Metallen und Mineralien. Steiger in der Gruben umſiehet, ſey er in einer Strecken gewahr worden, daß ſich eine weiſſe geharſchte Art in liegenden wohl halbes Ortes hoch habe angelegt, und geſehen, als wenn das Geſtein ver- zint waͤre. Als er ſolches herab geſto- chen und geſeigert, habe er Silber gefun- den, als wenn es von einem Thaler ge- feylet waͤre, welches in der Probe 17. Marck gehalten. Wie er ſich in der Gru- be umſiehet, woher es dahin geſundert ſey, wird er gewahr, daß es aus der Fuͤrſt dahin getroffen ſey, aus einer ſchweben- den Stroſſen, die unten und oben, hin- ten und forne verfahren geweſen. Fal- lopius mercket an, daß die Schwefel- Bergwercke in kurtzer Zeit unter der Er- den wieder wachſen, ſo, daß ſie ſelbige al- le 4. Jahr ausgraben koͤnnen. Strabo und Plinius erzehlen, daß die ausgegra- benen Metalle in Jtalien allezeit wieder wachſen. Hieraus iſt nun zu erſehen, daß Klufft und Gaͤnge noch heut zu Tage ihre Saamhaffte Art haben, die GOTT durch ſein Sprechen in die Erde geſchaf- fen hat, daraus er noch natuͤrlicher weiſe Ertz wachſen laͤßt. Denn GOtt hat im Anfang nicht alle Ertze und Metalle auf einmahl erſchaffen, wie er auch nicht alles Korn und Fruͤchte auf einmahl hat wach- ſen laſſen, ſondern, daß die Erde noch jaͤhrlich zu gelegener Zeit ihre Fruͤchte heraus geben, davon die Menſchen und alles Vieh ihren Auffenthalt haben koͤn- nen. §. 6. Ob zwar wohl niemand das Geſtein und Ertz durch die Erde ſehen kan, ſo haben dennoch die Bergleute ei- nige Anzeigungen und Vermuthungen, daraus ſie offt Zeichen nehmen, wo hoͤff- liche Gebaͤude anzuſtellen ſeyn, wie aus folgendem erhellen wird. Als erſtlich: wo im Gebuͤrge ein Brunnquell iſt, daß er von Kluͤfften und Gaͤngen komme, ſie- het man was in dem Brunnen, ſo iſt de- ſto mehr Hoffnung; Sind die Waſſer kie- ſigt, oder es legt ſich ein Staub darauff, wie ein Huͤtten-Geſtuͤbe, ſo glebts eine Anleitung, daß die Gaͤnge Metall fuͤh- ren. Zum andern, wenn die Witterung zu Tage ausſchlaͤgt, oder da ein Gang durch die Wieſen ſtreicht, und die Duͤnſte verzehren die Thau-Troͤpfflein am Gra- ſe, ſo giebt die Erfahrung, daß darunter eine ſtarcke Wuͤrckung ſey. Zum dritten, wenn man fleißig acht auf die Reiffe giebt, von welchen alles Graß und Kraͤu- ter weiß bereiffet werden, ausgenommen das, ſo auf den Gaͤngen waͤchſet; Die- weil aber von den Gaͤngen eine truckne hitzige Dunſt gehet, ſo werden die Kraͤu- ter von ſolchen Duͤnſten mehr naß, denn von den Reiffen weiß, welches man an allen kalten Orten ſehen mag. Zum vierdten, wo viel zwieſelte Baͤume ſtehen, zu voraus, wenn dieſelben oben im Gipf- fel verdorren, als haͤtte ſie der Froſt ver- derbet, oder, wenn derſelben Blaͤtter im Fruͤhling blau- und Bleyfarbigt ſind, und die Aeſte ſchwaͤrtzlich, oder eine unnatuͤr- liche Farbe haben, dieweil der heiſſe Bra- dem aus den hitzigen Gaͤngen die natuͤr- liche Feuchtigkeit verzehret, davon die Wurtzeln Krafft und Safft nehmen ſol- len, daher ſie die Macht der Winde eher denn andere Baͤume aus der Erden reiſ- ſet. Zum fuͤnfften, wenn die Brunn- quelle, oder ein ſtrenges groß Tage-Waſ- ſer ein Geſchuͤbe aus der Erden, oder von den Gaͤngen abgeriſſen hat, der Ort nach langer Zeit wieder mit Erde bedeckt und bewachſen wird. Wenn nun ſolche Geſchuͤbe in Waſſer-Gaͤngen und Baͤ- chen gefunden werden, daß die Ecken glatt ſind, ſo iſts eine Anzeigung, daß das Waſſer ſolch Geſchuͤbe weit getrieben, und die Gaͤnge von dem Ort, da ſie ab- geriſſen, noch weit ſeyn, wenn ſie aber in der Erde ſtecken und rauh ſind, ſo iſt zu vermuthen, daß die Gaͤnge nicht weit da- von zu ſuchen. Zum ſechſten, ſo entbloͤſt offtmahls die Gaͤnge das Gewaͤſſer, wenn es in einem Ungewitter groſſe Platzre- gen thut, oder der Schnee mit Regen gaͤh- ling hinweg gehet, daß die Gaͤnge in ſol- chen Waſſerriſſen entbloͤſſet werden. S. Loͤhneyſen von Bergwercken, p. 13. Das 15. Capitel/ Von Beſichtigung der Berg- wercke. §. 1. Wenn ein teutſcher Jaͤger curieus iſt, die unterirrdiſchen Gewoͤlber zu be- fahren, und diejenigen Schaͤtze, ſo die fruchtbare Mutter, die Erde, in ihren tieff- ſten Eingeweyde verborgen haͤlt, in ge- nauen Augenſchein zu nehmen, ſo muß er ſich zuvor bey einem Berg-Bedienten Urlaub ausbitten, und einen Fuͤhrer und Bergverſtaͤndigen Mann mit zur Geſellſchafft nehmen. Man beſiehet die Bergwercke am beſten in der Fruͤhe- Stunde, oder bey der erſten Schicht fruͤh um

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/66>, abgerufen am 29.03.2024.