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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-Buchs 50. Capitel/
[Spaltenumbruch] und dem Bono publico entzogenen Vor-
thels, oder zugefügten Schadens, ge-
schärfft und erhöhet wird. Denn es kön-
te den Nachbarn ein unsäglicher Schade
verursachet werden, wenn die Schleusen
niedergerissen würden, indem der Strohm
ausreissen, und das benachbarte Land
gantz unter Wasser setzen würde, zu-
mahl in den See-Ländern, da das Meer
einiger maassen durch die Schleusen auf-
gehalten wird.

Von dem Flöß-Recht.
§. 19.

Man erlangt das Holtz-Flöß-
Recht, oder eine andere auf einem Stroh-
me einem zustehende Gerechtigkeit 1)
durch die Belehnung, 2) durch den Kauff,
3) durch den Pacht, 4) durch das Bitt-
weise einem zu Gefallen erlaubte Freund-
schaffts-Recht, 5) durch eine reciproque
Verstattung dieser oder einer andern Ge-
rechtigkeit auf seinen eigenen Ströhmen.
Damit der Obere, der dem Untern auf
seinem Strohm die Floß-Gerechtigkeit
verstattet, an seiner Freyheit und Lan-
des-Herrlichem Recht kein Praejudiz lei-
de, so pflegen insgemein Reverse verlangt
zu werden, deren Jnhalt vornemlich in
folgendem bestehet: 1) Daß die Concessi-
on
aus gutem Willen geschehe, 2) der
Floß-Schaden ersetzet, 3) die Flösse dem
Pacto gemäß exerciret, und 4) an der Ju-
risdiction
und Gerichtsbarkeit des Ortes
nicht praejudiciret werden soll. Hat ein
Fürst einem andern die Flöß-Gerechtig-
keit verstattet, und es erwächset den be-
nachbarten Ströhmen, so wohl in Anse-
hung des Fischens, als der Ufer, einiger
Schaden, so muß der, dem dieses Recht
vergönnt ist, den Einwohnern den Scha-
den gut thun. Denn es kan keiner durch
sein Zuthun des andern Zustand ver-
schlimmern, und es ist unbillig, daß einer
mit des andern Schaden reicher werde.

§. 20.

Die Holtz-Flössen bringen ei-
ner Republic sehr grossen Nutzen zu we-
ge in Ansehung der Zölle, und ist nicht
nur den Käuffern zum Bauen, und un-
terschiedenen menschlichem Gebrauch, son-
dern auch den Verkäuffern zuträglich, in-
dem sonst ein groß Theil Holtz verfaulen
würde, welches an den Orten, da der
Wald nicht verflösset werden kan, zu ge-
schehen pflegt, allwo jährlich vor etliche
tausend Thaler Holtz verdirbet und um-
kömmt. Jedoch ziehen sie auch unter-
schiedene Incommoditäten nach sich. Denn
[Spaltenumbruch] 1) so wird den Mühlen und Mühl-Wer-
ren hierdurch geschadet, 2) den Ufern,
3) der Fischerey, 4) den nah-gelegenen
Wiesen und Feldern; 5) Wird durch Auf-
stämmung des Holtzes der ordentliche
Wasser-Lauf bißweilen geändert; 6)
Werden die Röhren, die durch die Flüsse
gelegt sind, verderbet; 7) Geschicht auch
durch Niederhauung, Fällen, Ausreis-
sung und Hinwegwerffung der nahe ste-
henden Bäume, Stöcke, und Wurtzeln,
allerhand Schaden, der desto grösser ist,
wenn alle Jahre eine grosse Parthie Hol-
tzes zu unterschiedenen mahlen geflösset
wird.

§. 21.

Die Flösse wird insgemein im
Frühling und Herbst exercirt, wenn
Flöß-Wasser ist, und die Wasser nicht
zu schwach sind, und gar selten mitten im
Sommer, ausser in dem grösten Noth-
fall. Denn da zu der Zeit wenig Was-
ser in den Ströhmen ist, so pflegt das
Flössen entweder gar nicht anzugehen,
oder es muß doch viel Mühe und Arbeit
dabey gebraucht werden. Die Unter-
thanen, und sonderlich die Müller, wer-
den durch öffentliche Floß-Patente erin-
nert, daß sie mit Einschlagung eines
Floß-Rechens vor die Mühl-Lache ihre
Mühlen wider die Gewalt des flössenden
Holtzes bewahren. Das Ufer muß an
den Orten, wo der Strohm schmahl, von
dem Gebüsche und andern Hindernissen,
damit das Holtz desto besser fortschwim-
men möge, geräumet werden.

§. 22.

Es ist ferner kein Zweifel, daß
ein Fürst befugt sey, in Ansehung dieses
Negotii, welches den Regalien zugezehlet
wird, gewisse Floß- Ordnungen, Floß-
Mandate, in welchen die Länge und Stär-
cke, das Holtz zum Flössen niederzuhau-
en, wie die Holtz-Deuben zu bestrafen,
determinirt, zu publiciren, und gewisse
Aufseher der Flössen, Floß-Meister, Floß-
Schreiber, Floß-Knechte, Flösser, u. s. w.
zu bestellen. Was eines Floß-Meisters
Amt und Befehl sey, ist aus folgenden zu
ersehen:

Der Floß-Meister soll, nach Verord-
nung des Fürstlichen Forst-Amtes, an
Ort und Enden, wo es angewiesen, das
Floß-Holtz zu rechter Zeit, da es wohl
austrocknen kan, hauen, dasselbige in völ-
lige richtige Malter-Riegen legen, abneh-
men, und von den Holtzhauern sich sol-
che Arbeit machen, und liefern lassen, daß
er auf dem Hütten-Hof das in den Rech-
nungen in die Flösse eingeworffene Holtz

wieder

Des Fiſch-Buchs 50. Capitel/
[Spaltenumbruch] und dem Bono publico entzogenen Vor-
thels, oder zugefuͤgten Schadens, ge-
ſchaͤrfft und erhoͤhet wird. Denn es koͤn-
te den Nachbarn ein unſaͤglicher Schade
verurſachet werden, wenn die Schleuſen
niedergeriſſen wuͤrden, indem der Strohm
ausreiſſen, und das benachbarte Land
gantz unter Waſſer ſetzen wuͤrde, zu-
mahl in den See-Laͤndern, da das Meer
einiger maaſſen durch die Schleuſen auf-
gehalten wird.

Von dem Floͤß-Recht.
§. 19.

Man erlangt das Holtz-Floͤß-
Recht, oder eine andere auf einem Stroh-
me einem zuſtehende Gerechtigkeit 1)
durch die Belehnung, 2) durch den Kauff,
3) durch den Pacht, 4) durch das Bitt-
weiſe einem zu Gefallen erlaubte Freund-
ſchaffts-Recht, 5) durch eine reciproque
Verſtattung dieſer oder einer andern Ge-
rechtigkeit auf ſeinen eigenen Stroͤhmen.
Damit der Obere, der dem Untern auf
ſeinem Strohm die Floß-Gerechtigkeit
verſtattet, an ſeiner Freyheit und Lan-
des-Herrlichem Recht kein Præjudiz lei-
de, ſo pflegen insgemein Reverſe verlangt
zu werden, deren Jnhalt vornemlich in
folgendem beſtehet: 1) Daß die Conceſſi-
on
aus gutem Willen geſchehe, 2) der
Floß-Schaden erſetzet, 3) die Floͤſſe dem
Pacto gemaͤß exerciret, und 4) an der Ju-
riſdiction
und Gerichtsbarkeit des Ortes
nicht præjudiciret werden ſoll. Hat ein
Fuͤrſt einem andern die Floͤß-Gerechtig-
keit verſtattet, und es erwaͤchſet den be-
nachbarten Stroͤhmen, ſo wohl in Anſe-
hung des Fiſchens, als der Ufer, einiger
Schaden, ſo muß der, dem dieſes Recht
vergoͤnnt iſt, den Einwohnern den Scha-
den gut thun. Denn es kan keiner durch
ſein Zuthun des andern Zuſtand ver-
ſchlimmern, und es iſt unbillig, daß einer
mit des andern Schaden reicher werde.

§. 20.

Die Holtz-Floͤſſen bringen ei-
ner Republic ſehr groſſen Nutzen zu we-
ge in Anſehung der Zoͤlle, und iſt nicht
nur den Kaͤuffern zum Bauen, und un-
terſchiedenen menſchlichem Gebrauch, ſon-
dern auch den Verkaͤuffern zutraͤglich, in-
dem ſonſt ein groß Theil Holtz verfaulen
wuͤrde, welches an den Orten, da der
Wald nicht verfloͤſſet werden kan, zu ge-
ſchehen pflegt, allwo jaͤhrlich vor etliche
tauſend Thaler Holtz verdirbet und um-
koͤmmt. Jedoch ziehen ſie auch unter-
ſchiedene Incommoditaͤten nach ſich. Deñ
[Spaltenumbruch] 1) ſo wird den Muͤhlen und Muͤhl-Wer-
ren hierdurch geſchadet, 2) den Ufern,
3) der Fiſcherey, 4) den nah-gelegenen
Wieſen und Feldern; 5) Wird durch Auf-
ſtaͤmmung des Holtzes der ordentliche
Waſſer-Lauf bißweilen geaͤndert; 6)
Werden die Roͤhren, die durch die Fluͤſſe
gelegt ſind, verderbet; 7) Geſchicht auch
durch Niederhauung, Faͤllen, Ausreiſ-
ſung und Hinwegwerffung der nahe ſte-
henden Baͤume, Stoͤcke, und Wurtzeln,
allerhand Schaden, der deſto groͤſſer iſt,
wenn alle Jahre eine groſſe Parthie Hol-
tzes zu unterſchiedenen mahlen gefloͤſſet
wird.

§. 21.

Die Floͤſſe wird insgemein im
Fruͤhling und Herbſt exercirt, wenn
Floͤß-Waſſer iſt, und die Waſſer nicht
zu ſchwach ſind, und gar ſelten mitten im
Sommer, auſſer in dem groͤſten Noth-
fall. Denn da zu der Zeit wenig Waſ-
ſer in den Stroͤhmen iſt, ſo pflegt das
Floͤſſen entweder gar nicht anzugehen,
oder es muß doch viel Muͤhe und Arbeit
dabey gebraucht werden. Die Unter-
thanen, und ſonderlich die Muͤller, wer-
den durch oͤffentliche Floß-Patente erin-
nert, daß ſie mit Einſchlagung eines
Floß-Rechens vor die Muͤhl-Lache ihre
Muͤhlen wider die Gewalt des floͤſſenden
Holtzes bewahren. Das Ufer muß an
den Orten, wo der Strohm ſchmahl, von
dem Gebuͤſche und andern Hinderniſſen,
damit das Holtz deſto beſſer fortſchwim-
men moͤge, geraͤumet werden.

§. 22.

Es iſt ferner kein Zweifel, daß
ein Fuͤrſt befugt ſey, in Anſehung dieſes
Negotii, welches den Regalien zugezehlet
wird, gewiſſe Floß- Ordnungen, Floß-
Mandate, in welchen die Laͤnge und Staͤr-
cke, das Holtz zum Floͤſſen niederzuhau-
en, wie die Holtz-Deuben zu beſtrafen,
determinirt, zu publiciren, und gewiſſe
Aufſeher der Floͤſſen, Floß-Meiſter, Floß-
Schreiber, Floß-Knechte, Floͤſſer, u. ſ. w.
zu beſtellen. Was eines Floß-Meiſters
Amt und Befehl ſey, iſt aus folgenden zu
erſehen:

Der Floß-Meiſter ſoll, nach Verord-
nung des Fuͤrſtlichen Forſt-Amtes, an
Ort und Enden, wo es angewieſen, das
Floß-Holtz zu rechter Zeit, da es wohl
austrocknen kan, hauen, daſſelbige in voͤl-
lige richtige Malter-Riegen legen, abneh-
men, und von den Holtzhauern ſich ſol-
che Arbeit machen, und liefern laſſen, daß
er auf dem Huͤtten-Hof das in den Rech-
nungen in die Floͤſſe eingeworffene Holtz

wieder
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[494/0662] Des Fiſch-Buchs 50. Capitel/ und dem Bono publico entzogenen Vor- thels, oder zugefuͤgten Schadens, ge- ſchaͤrfft und erhoͤhet wird. Denn es koͤn- te den Nachbarn ein unſaͤglicher Schade verurſachet werden, wenn die Schleuſen niedergeriſſen wuͤrden, indem der Strohm ausreiſſen, und das benachbarte Land gantz unter Waſſer ſetzen wuͤrde, zu- mahl in den See-Laͤndern, da das Meer einiger maaſſen durch die Schleuſen auf- gehalten wird. Von dem Floͤß-Recht. §. 19. Man erlangt das Holtz-Floͤß- Recht, oder eine andere auf einem Stroh- me einem zuſtehende Gerechtigkeit 1) durch die Belehnung, 2) durch den Kauff, 3) durch den Pacht, 4) durch das Bitt- weiſe einem zu Gefallen erlaubte Freund- ſchaffts-Recht, 5) durch eine reciproque Verſtattung dieſer oder einer andern Ge- rechtigkeit auf ſeinen eigenen Stroͤhmen. Damit der Obere, der dem Untern auf ſeinem Strohm die Floß-Gerechtigkeit verſtattet, an ſeiner Freyheit und Lan- des-Herrlichem Recht kein Præjudiz lei- de, ſo pflegen insgemein Reverſe verlangt zu werden, deren Jnhalt vornemlich in folgendem beſtehet: 1) Daß die Conceſſi- on aus gutem Willen geſchehe, 2) der Floß-Schaden erſetzet, 3) die Floͤſſe dem Pacto gemaͤß exerciret, und 4) an der Ju- riſdiction und Gerichtsbarkeit des Ortes nicht præjudiciret werden ſoll. Hat ein Fuͤrſt einem andern die Floͤß-Gerechtig- keit verſtattet, und es erwaͤchſet den be- nachbarten Stroͤhmen, ſo wohl in Anſe- hung des Fiſchens, als der Ufer, einiger Schaden, ſo muß der, dem dieſes Recht vergoͤnnt iſt, den Einwohnern den Scha- den gut thun. Denn es kan keiner durch ſein Zuthun des andern Zuſtand ver- ſchlimmern, und es iſt unbillig, daß einer mit des andern Schaden reicher werde. §. 20. Die Holtz-Floͤſſen bringen ei- ner Republic ſehr groſſen Nutzen zu we- ge in Anſehung der Zoͤlle, und iſt nicht nur den Kaͤuffern zum Bauen, und un- terſchiedenen menſchlichem Gebrauch, ſon- dern auch den Verkaͤuffern zutraͤglich, in- dem ſonſt ein groß Theil Holtz verfaulen wuͤrde, welches an den Orten, da der Wald nicht verfloͤſſet werden kan, zu ge- ſchehen pflegt, allwo jaͤhrlich vor etliche tauſend Thaler Holtz verdirbet und um- koͤmmt. Jedoch ziehen ſie auch unter- ſchiedene Incommoditaͤten nach ſich. Deñ 1) ſo wird den Muͤhlen und Muͤhl-Wer- ren hierdurch geſchadet, 2) den Ufern, 3) der Fiſcherey, 4) den nah-gelegenen Wieſen und Feldern; 5) Wird durch Auf- ſtaͤmmung des Holtzes der ordentliche Waſſer-Lauf bißweilen geaͤndert; 6) Werden die Roͤhren, die durch die Fluͤſſe gelegt ſind, verderbet; 7) Geſchicht auch durch Niederhauung, Faͤllen, Ausreiſ- ſung und Hinwegwerffung der nahe ſte- henden Baͤume, Stoͤcke, und Wurtzeln, allerhand Schaden, der deſto groͤſſer iſt, wenn alle Jahre eine groſſe Parthie Hol- tzes zu unterſchiedenen mahlen gefloͤſſet wird. §. 21. Die Floͤſſe wird insgemein im Fruͤhling und Herbſt exercirt, wenn Floͤß-Waſſer iſt, und die Waſſer nicht zu ſchwach ſind, und gar ſelten mitten im Sommer, auſſer in dem groͤſten Noth- fall. Denn da zu der Zeit wenig Waſ- ſer in den Stroͤhmen iſt, ſo pflegt das Floͤſſen entweder gar nicht anzugehen, oder es muß doch viel Muͤhe und Arbeit dabey gebraucht werden. Die Unter- thanen, und ſonderlich die Muͤller, wer- den durch oͤffentliche Floß-Patente erin- nert, daß ſie mit Einſchlagung eines Floß-Rechens vor die Muͤhl-Lache ihre Muͤhlen wider die Gewalt des floͤſſenden Holtzes bewahren. Das Ufer muß an den Orten, wo der Strohm ſchmahl, von dem Gebuͤſche und andern Hinderniſſen, damit das Holtz deſto beſſer fortſchwim- men moͤge, geraͤumet werden. §. 22. Es iſt ferner kein Zweifel, daß ein Fuͤrſt befugt ſey, in Anſehung dieſes Negotii, welches den Regalien zugezehlet wird, gewiſſe Floß- Ordnungen, Floß- Mandate, in welchen die Laͤnge und Staͤr- cke, das Holtz zum Floͤſſen niederzuhau- en, wie die Holtz-Deuben zu beſtrafen, determinirt, zu publiciren, und gewiſſe Aufſeher der Floͤſſen, Floß-Meiſter, Floß- Schreiber, Floß-Knechte, Floͤſſer, u. ſ. w. zu beſtellen. Was eines Floß-Meiſters Amt und Befehl ſey, iſt aus folgenden zu erſehen: Der Floß-Meiſter ſoll, nach Verord- nung des Fuͤrſtlichen Forſt-Amtes, an Ort und Enden, wo es angewieſen, das Floß-Holtz zu rechter Zeit, da es wohl austrocknen kan, hauen, daſſelbige in voͤl- lige richtige Malter-Riegen legen, abneh- men, und von den Holtzhauern ſich ſol- che Arbeit machen, und liefern laſſen, daß er auf dem Huͤtten-Hof das in den Rech- nungen in die Floͤſſe eingeworffene Holtz wieder

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/662>, abgerufen am 29.03.2024.