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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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Hans Albrecht von Barfus.

Der jetzt Alles vermag und kann,
War erst nur ein schlichter Edelmann,
Und weil er der Kriegsgöttin sich vertraut,
Hat er sich diese Größ' erbaut.

Schiller.

Hans Albrecht von Barfus wurde, inmitten der Drangsale des
dreißigjährigen Krieges, 1635 zu Möglin geboren. Dieses Dorf,
dem zu Anfang dieses Jahrhunderts, durch den Namen Albrecht
Thaers
, ein Ruhm weit über die Grenzen unserer Heimath hin-
aus erwuchs, war an und für sich ein unbedeutender Besitz; der
Vater Hans Albrechts aber, in so weit er einige Nachbargüter be-
saß, zählte keineswegs zu den ärmerern Grundbesitzern des Barnim
und verfügte zweifellos über die Mittel, seinem Sohne eine Er-
ziehung zu geben. Aber sei es, daß der Vater, wie so viele da-
mals und später, von hohen Schulen nicht allzu hoch dachte, oder
daß die Verwüstungen des Krieges die vorhandenen Mittel er-
schöpft hatten, gleichviel, eine classische Bildung unterblieb, und
eine weltmännische kaum minder. Das Militärische trat von An-
fang an in den Vordergrund und wurde Schule für's Leben,
Staffel zum Glück.

Hans Albrecht trat früh in Dienst. Es war die Zeit, wo die
Söhne des Adels anfingen, nachdem sie Jahrhunderte lang dem
Aufgebot ihres Landesherrn gefolgt waren, den Krieg aus eigenem
Trieb heraus als Metier zu treiben. Alles drängte darauf hin.
Die Edelhöfe lagen wüst, die Zeiten waren unsicher, zudem traten
eben jetzt die stehenden Heere in's Leben und brauchten Offiziere.
Hans Albrecht diente "von der Pieke auf", ein Umstand, dessen er
sich in seinen Feldmarschallstagen gern zu rühmen pflegte.


Hans Albrecht von Barfus.

Der jetzt Alles vermag und kann,
War erſt nur ein ſchlichter Edelmann,
Und weil er der Kriegsgöttin ſich vertraut,
Hat er ſich dieſe Größ’ erbaut.

Schiller.

Hans Albrecht von Barfus wurde, inmitten der Drangſale des
dreißigjährigen Krieges, 1635 zu Möglin geboren. Dieſes Dorf,
dem zu Anfang dieſes Jahrhunderts, durch den Namen Albrecht
Thaers
, ein Ruhm weit über die Grenzen unſerer Heimath hin-
aus erwuchs, war an und für ſich ein unbedeutender Beſitz; der
Vater Hans Albrechts aber, in ſo weit er einige Nachbargüter be-
ſaß, zählte keineswegs zu den ärmerern Grundbeſitzern des Barnim
und verfügte zweifellos über die Mittel, ſeinem Sohne eine Er-
ziehung zu geben. Aber ſei es, daß der Vater, wie ſo viele da-
mals und ſpäter, von hohen Schulen nicht allzu hoch dachte, oder
daß die Verwüſtungen des Krieges die vorhandenen Mittel er-
ſchöpft hatten, gleichviel, eine claſſiſche Bildung unterblieb, und
eine weltmänniſche kaum minder. Das Militäriſche trat von An-
fang an in den Vordergrund und wurde Schule für’s Leben,
Staffel zum Glück.

Hans Albrecht trat früh in Dienſt. Es war die Zeit, wo die
Söhne des Adels anfingen, nachdem ſie Jahrhunderte lang dem
Aufgebot ihres Landesherrn gefolgt waren, den Krieg aus eigenem
Trieb heraus als Metier zu treiben. Alles drängte darauf hin.
Die Edelhöfe lagen wüſt, die Zeiten waren unſicher, zudem traten
eben jetzt die ſtehenden Heere in’s Leben und brauchten Offiziere.
Hans Albrecht diente „von der Pieke auf“, ein Umſtand, deſſen er
ſich in ſeinen Feldmarſchallstagen gern zu rühmen pflegte.


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[[85]/0097] Hans Albrecht von Barfus. Der jetzt Alles vermag und kann, War erſt nur ein ſchlichter Edelmann, Und weil er der Kriegsgöttin ſich vertraut, Hat er ſich dieſe Größ’ erbaut. Schiller. Hans Albrecht von Barfus wurde, inmitten der Drangſale des dreißigjährigen Krieges, 1635 zu Möglin geboren. Dieſes Dorf, dem zu Anfang dieſes Jahrhunderts, durch den Namen Albrecht Thaers, ein Ruhm weit über die Grenzen unſerer Heimath hin- aus erwuchs, war an und für ſich ein unbedeutender Beſitz; der Vater Hans Albrechts aber, in ſo weit er einige Nachbargüter be- ſaß, zählte keineswegs zu den ärmerern Grundbeſitzern des Barnim und verfügte zweifellos über die Mittel, ſeinem Sohne eine Er- ziehung zu geben. Aber ſei es, daß der Vater, wie ſo viele da- mals und ſpäter, von hohen Schulen nicht allzu hoch dachte, oder daß die Verwüſtungen des Krieges die vorhandenen Mittel er- ſchöpft hatten, gleichviel, eine claſſiſche Bildung unterblieb, und eine weltmänniſche kaum minder. Das Militäriſche trat von An- fang an in den Vordergrund und wurde Schule für’s Leben, Staffel zum Glück. Hans Albrecht trat früh in Dienſt. Es war die Zeit, wo die Söhne des Adels anfingen, nachdem ſie Jahrhunderte lang dem Aufgebot ihres Landesherrn gefolgt waren, den Krieg aus eigenem Trieb heraus als Metier zu treiben. Alles drängte darauf hin. Die Edelhöfe lagen wüſt, die Zeiten waren unſicher, zudem traten eben jetzt die ſtehenden Heere in’s Leben und brauchten Offiziere. Hans Albrecht diente „von der Pieke auf“, ein Umſtand, deſſen er ſich in ſeinen Feldmarſchallstagen gern zu rühmen pflegte.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. [85]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/97>, abgerufen am 29.03.2024.