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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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Der Eibenbaum
im Parkgarten des Herrenhauses.
Die Eibe
Schlägt an die Scheibe.
Ein Funkeln
Im Dunkeln.
Wie Götzenzeit, wie Heidentraum
Blickt ins Fenster der Eibenbaum.

Nicht voll so alt wie die Brieselang-Eiche, von der ich im
letzten Kapitel erzählt habe, aber doch auch ein alter, oder sehr
alter Baum, ist die Eibe, die in dem Parkgarten hinter dem
Herrenhause steht. Von ihr will ich, einschaltend, an dieser
Stelle erzählen.

Der Stamm dieses Baumes -- wie es seiner Art*) in
den Marken keinen zweiten giebt -- ist etwa mannsdick, und
die Spannung seiner fast den Boden berührenden Zweige beträgt
30 Fuß. Die Höhe beträgt wenig mehr. Aus der Dicke des
Stammes hat man das Alter des Baumes berechnet. Man
kennt Taxusbäume, die nachweisbar 200 bis 300 Jahre alt sind
-- diese sind wesentlich kleiner und schwächer als der Baum,
von dem ich hier spreche; man kennt fernen einen Taxusbaum
(bei Fürstenstein in Schlesien), der nachweisbar 1000 Jahr alt
ist, und dieser eine ist um ein gut Theil höher und stärker als

*) Die schönste Ceder (eigentlich ein Taxodium) steht im Schloß-
park zu Gusow, der größte Birnbaum im Predigergarten zu Wer-
neuchen
.
Der Eibenbaum
im Parkgarten des Herrenhauſes.
Die Eibe
Schlägt an die Scheibe.
Ein Funkeln
Im Dunkeln.
Wie Götzenzeit, wie Heidentraum
Blickt ins Fenſter der Eibenbaum.

Nicht voll ſo alt wie die Brieſelang-Eiche, von der ich im
letzten Kapitel erzählt habe, aber doch auch ein alter, oder ſehr
alter Baum, iſt die Eibe, die in dem Parkgarten hinter dem
Herrenhauſe ſteht. Von ihr will ich, einſchaltend, an dieſer
Stelle erzählen.

Der Stamm dieſes Baumes — wie es ſeiner Art*) in
den Marken keinen zweiten giebt — iſt etwa mannsdick, und
die Spannung ſeiner faſt den Boden berührenden Zweige beträgt
30 Fuß. Die Höhe beträgt wenig mehr. Aus der Dicke des
Stammes hat man das Alter des Baumes berechnet. Man
kennt Taxusbäume, die nachweisbar 200 bis 300 Jahre alt ſind
— dieſe ſind weſentlich kleiner und ſchwächer als der Baum,
von dem ich hier ſpreche; man kennt fernen einen Taxusbaum
(bei Fürſtenſtein in Schleſien), der nachweisbar 1000 Jahr alt
iſt, und dieſer eine iſt um ein gut Theil höher und ſtärker als

*) Die ſchönſte Ceder (eigentlich ein Taxodium) ſteht im Schloß-
park zu Guſow, der größte Birnbaum im Predigergarten zu Wer-
neuchen
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[[55]/0073] Der Eibenbaum im Parkgarten des Herrenhauſes. Die Eibe Schlägt an die Scheibe. Ein Funkeln Im Dunkeln. Wie Götzenzeit, wie Heidentraum Blickt ins Fenſter der Eibenbaum. Nicht voll ſo alt wie die Brieſelang-Eiche, von der ich im letzten Kapitel erzählt habe, aber doch auch ein alter, oder ſehr alter Baum, iſt die Eibe, die in dem Parkgarten hinter dem Herrenhauſe ſteht. Von ihr will ich, einſchaltend, an dieſer Stelle erzählen. Der Stamm dieſes Baumes — wie es ſeiner Art *) in den Marken keinen zweiten giebt — iſt etwa mannsdick, und die Spannung ſeiner faſt den Boden berührenden Zweige beträgt 30 Fuß. Die Höhe beträgt wenig mehr. Aus der Dicke des Stammes hat man das Alter des Baumes berechnet. Man kennt Taxusbäume, die nachweisbar 200 bis 300 Jahre alt ſind — dieſe ſind weſentlich kleiner und ſchwächer als der Baum, von dem ich hier ſpreche; man kennt fernen einen Taxusbaum (bei Fürſtenſtein in Schleſien), der nachweisbar 1000 Jahr alt iſt, und dieſer eine iſt um ein gut Theil höher und ſtärker als *) Die ſchönſte Ceder (eigentlich ein Taxodium) ſteht im Schloß- park zu Guſow, der größte Birnbaum im Predigergarten zu Wer- neuchen.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. [55]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/73>, abgerufen am 18.04.2024.