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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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Benjamin Raule -- ein Holländer von Geburt, General-
director des Seewesens, dessen Name in "Raule's Hof," wo
sich die Admiralität damals befand, bis auf den heutigen Tag
fortlebt -- verblieb nur wenige Jahre im Besitz von Rosenfelde.
So kurz diese Zeit war, so war sie doch ausreichend, um dem
herrschaftlichen Gut im Wesentlichen die Ausdehnung und Anlage
zu geben, die dasselbe noch heute zeigt. Bis dahin hatte Rosen-
felde ein Jagdschloß gehabt, wahrscheinlich aus der Joachimischen
Zeit. Dies überließ Raule seinem Schicksale, baute statt dessen
ein Lusthaus, einen Sommer-Pavillon, an derselben Stelle, wo
jetzt das Schloß steht, und ließ durch holländische Gartenkünstler
den jetzigen Park*) anlegen. Raule war sehr reich. Er bewirthete

tigkeit zusammenhäufte. Man fand ihn eines Tages todt in seinem Wagen,
als er von einem Fest in der Nähe von Wesel zurückkehrte, wo der Wein
nicht gespart worden war." -- Wohin man seine Leiche schaffte, oder ob er in
Wesel selbst beigesetzt wurde, hab ich nicht erfahren können. In dem inten-
dirten
Erbbegräbniß der Grumbkow's zu Blankenfelde, anderthalb
Meilen von Berlin, steht er nicht. In der Kirche letztgenannten Dorfes, die,
wie eine lateinische Inschrift über der Kirchthür angiebt, von v. Grumbkow
erbaut wurde, befindet sich eine schon bei Lebzeiten desselben ausgemauerte
Gruft und ein großer Grabstein darüber. Die Inschrift dieses Grabsteines
lautet: Erbbegräbniß des Wohlgebornen H. H. Joachim Ernst's v. Grumb-
kow
, Sr. churfürstlichen Durchlaucht zu Brandenburg höchst ansehnlichen,
wirklichen Geheimen Etats- und Kriegs-Raths, Oberhof-Marschalls, General-
Kriegscommissarii und Schloßhauptmann, Erbherr auf Grumbkow, Runo,
Cuno, Darlin, Nieder-Schönhausen, Blankenfelde und Charo." Hiermit schließt
die Inschrift. Der freigelassene Raum zeigt, daß die Daten von Geburt und
Tod hier angegeben werden sollten. Dies geschah aber nicht, weil der Be-
wohner ausblieb.
*) In seinen Anfängen soll derselbe schon 15 Jahre früher vorhanden ge-
wesen sein. -- 1672, was hier eine Stelle finden mag, gab es nur elf Parks
in der Mark Brandenburg, die nach Beispiel und Vorbild des großen Kur-
fürsten und vielleicht auch auf Wunsch desselben angelegt waren. Es waren
die folgenden: 1) der Sparr'sche zu Prenden, 2) der Dohna'sche zu Schön-
hausen, 3) der Otto v. Schwerin'sche zu Alt-Landsberg, 4) der Löben'sche zu
Schenkendorf, 5) der Raban v. Canstein'sche zu Lindenberg, 6) der B. v.
Pöllnitz'sche zu Buch, 7) der Caspar v. Blumenthal'sche zu Stavenow (Priegnitz),
8) der v. Götz'sche zu Rosenthal, 9) der v. Börstell'sche zu Hohen-Finow,
10) der Heydekamp'sche zu Rudow und 11) der Franz v. Meinders'sche zu
Berlin, vor dem (damaligen) Stralauer Thore.

Benjamin Raule — ein Holländer von Geburt, General-
director des Seeweſens, deſſen Name in „Raule’s Hof,“ wo
ſich die Admiralität damals befand, bis auf den heutigen Tag
fortlebt — verblieb nur wenige Jahre im Beſitz von Roſenfelde.
So kurz dieſe Zeit war, ſo war ſie doch ausreichend, um dem
herrſchaftlichen Gut im Weſentlichen die Ausdehnung und Anlage
zu geben, die daſſelbe noch heute zeigt. Bis dahin hatte Roſen-
felde ein Jagdſchloß gehabt, wahrſcheinlich aus der Joachimiſchen
Zeit. Dies überließ Raule ſeinem Schickſale, baute ſtatt deſſen
ein Luſthaus, einen Sommer-Pavillon, an derſelben Stelle, wo
jetzt das Schloß ſteht, und ließ durch holländiſche Gartenkünſtler
den jetzigen Park*) anlegen. Raule war ſehr reich. Er bewirthete

tigkeit zuſammenhäufte. Man fand ihn eines Tages todt in ſeinem Wagen,
als er von einem Feſt in der Nähe von Weſel zurückkehrte, wo der Wein
nicht geſpart worden war.“ — Wohin man ſeine Leiche ſchaffte, oder ob er in
Weſel ſelbſt beigeſetzt wurde, hab ich nicht erfahren können. In dem inten-
dirten
Erbbegräbniß der Grumbkow’s zu Blankenfelde, anderthalb
Meilen von Berlin, ſteht er nicht. In der Kirche letztgenannten Dorfes, die,
wie eine lateiniſche Inſchrift über der Kirchthür angiebt, von v. Grumbkow
erbaut wurde, befindet ſich eine ſchon bei Lebzeiten deſſelben ausgemauerte
Gruft und ein großer Grabſtein darüber. Die Inſchrift dieſes Grabſteines
lautet: Erbbegräbniß des Wohlgebornen H. H. Joachim Ernſt’s v. Grumb-
kow
, Sr. churfürſtlichen Durchlaucht zu Brandenburg höchſt anſehnlichen,
wirklichen Geheimen Etats- und Kriegs-Raths, Oberhof-Marſchalls, General-
Kriegscommiſſarii und Schloßhauptmann, Erbherr auf Grumbkow, Runo,
Cuno, Darlin, Nieder-Schönhauſen, Blankenfelde und Charo.“ Hiermit ſchließt
die Inſchrift. Der freigelaſſene Raum zeigt, daß die Daten von Geburt und
Tod hier angegeben werden ſollten. Dies geſchah aber nicht, weil der Be-
wohner ausblieb.
*) In ſeinen Anfängen ſoll derſelbe ſchon 15 Jahre früher vorhanden ge-
weſen ſein. — 1672, was hier eine Stelle finden mag, gab es nur elf Parks
in der Mark Brandenburg, die nach Beiſpiel und Vorbild des großen Kur-
fürſten und vielleicht auch auf Wunſch deſſelben angelegt waren. Es waren
die folgenden: 1) der Sparr’ſche zu Prenden, 2) der Dohna’ſche zu Schön-
hauſen, 3) der Otto v. Schwerin’ſche zu Alt-Landsberg, 4) der Löben’ſche zu
Schenkendorf, 5) der Raban v. Canſtein’ſche zu Lindenberg, 6) der B. v.
Pöllnitz’ſche zu Buch, 7) der Caspar v. Blumenthal’ſche zu Stavenow (Priegnitz),
8) der v. Götz’ſche zu Roſenthal, 9) der v. Börſtell’ſche zu Hohen-Finow,
10) der Heydekamp’ſche zu Rudow und 11) der Franz v. Meinders’ſche zu
Berlin, vor dem (damaligen) Stralauer Thore.
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[132/0148] Benjamin Raule — ein Holländer von Geburt, General- director des Seeweſens, deſſen Name in „Raule’s Hof,“ wo ſich die Admiralität damals befand, bis auf den heutigen Tag fortlebt — verblieb nur wenige Jahre im Beſitz von Roſenfelde. So kurz dieſe Zeit war, ſo war ſie doch ausreichend, um dem herrſchaftlichen Gut im Weſentlichen die Ausdehnung und Anlage zu geben, die daſſelbe noch heute zeigt. Bis dahin hatte Roſen- felde ein Jagdſchloß gehabt, wahrſcheinlich aus der Joachimiſchen Zeit. Dies überließ Raule ſeinem Schickſale, baute ſtatt deſſen ein Luſthaus, einen Sommer-Pavillon, an derſelben Stelle, wo jetzt das Schloß ſteht, und ließ durch holländiſche Gartenkünſtler den jetzigen Park *) anlegen. Raule war ſehr reich. Er bewirthete *) *) In ſeinen Anfängen ſoll derſelbe ſchon 15 Jahre früher vorhanden ge- weſen ſein. — 1672, was hier eine Stelle finden mag, gab es nur elf Parks in der Mark Brandenburg, die nach Beiſpiel und Vorbild des großen Kur- fürſten und vielleicht auch auf Wunſch deſſelben angelegt waren. Es waren die folgenden: 1) der Sparr’ſche zu Prenden, 2) der Dohna’ſche zu Schön- hauſen, 3) der Otto v. Schwerin’ſche zu Alt-Landsberg, 4) der Löben’ſche zu Schenkendorf, 5) der Raban v. Canſtein’ſche zu Lindenberg, 6) der B. v. Pöllnitz’ſche zu Buch, 7) der Caspar v. Blumenthal’ſche zu Stavenow (Priegnitz), 8) der v. Götz’ſche zu Roſenthal, 9) der v. Börſtell’ſche zu Hohen-Finow, 10) der Heydekamp’ſche zu Rudow und 11) der Franz v. Meinders’ſche zu Berlin, vor dem (damaligen) Stralauer Thore. *) tigkeit zuſammenhäufte. Man fand ihn eines Tages todt in ſeinem Wagen, als er von einem Feſt in der Nähe von Weſel zurückkehrte, wo der Wein nicht geſpart worden war.“ — Wohin man ſeine Leiche ſchaffte, oder ob er in Weſel ſelbſt beigeſetzt wurde, hab ich nicht erfahren können. In dem inten- dirten Erbbegräbniß der Grumbkow’s zu Blankenfelde, anderthalb Meilen von Berlin, ſteht er nicht. In der Kirche letztgenannten Dorfes, die, wie eine lateiniſche Inſchrift über der Kirchthür angiebt, von v. Grumbkow erbaut wurde, befindet ſich eine ſchon bei Lebzeiten deſſelben ausgemauerte Gruft und ein großer Grabſtein darüber. Die Inſchrift dieſes Grabſteines lautet: Erbbegräbniß des Wohlgebornen H. H. Joachim Ernſt’s v. Grumb- kow, Sr. churfürſtlichen Durchlaucht zu Brandenburg höchſt anſehnlichen, wirklichen Geheimen Etats- und Kriegs-Raths, Oberhof-Marſchalls, General- Kriegscommiſſarii und Schloßhauptmann, Erbherr auf Grumbkow, Runo, Cuno, Darlin, Nieder-Schönhauſen, Blankenfelde und Charo.“ Hiermit ſchließt die Inſchrift. Der freigelaſſene Raum zeigt, daß die Daten von Geburt und Tod hier angegeben werden ſollten. Dies geſchah aber nicht, weil der Be- wohner ausblieb.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/148>, abgerufen am 28.03.2024.