Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

bei seiner Zeitung treffen werden. Ein charmanter Mann, nur ein bißchen zu seßhaft und nicht los zu kriegen von seinem knarrigen Reitstuhl ... Ich glaube, er bildet sich wirklich ein, er säße zu Pferde ... Nun, da haben wir denn unser Gespräch. Er hält zu Falk und will nicht nach Canossa. Sie doch auch nicht? Aber ich will Sie nicht in Verlegenheit bringen. A propos, haben Sie denn schon die Inslebener Kirche gesehen und die Gruft?"

"Nein."

"Nun, dann muß der Küster aufschließen und Sie müssen wohl oder übel vom Pastor aus - der uns, wenn er nicht zu bequem ist, dabei begleiten kann - in die Gruft hinabsteigen und die Mumien sehn. Das ist eine Besonderheit dieser Gegenden und eigentlich unaufgeklärt. Und sie liegen da (denn es sind ihrer mehrere) wie noch lebendig und die Haut giebt nach und macht eine Kute, wenn Sie mit dem Finger drauf drücken ... Und dann zurück und zu Tisch ..."

"Könnten wir nicht vielleicht," unterbrach ich, "erst in die Gruft steigen und dann in die Pfarre ..."

"Meinetwegen. Versteh, versteh. Ist Ihnen fatal, von der Mumie direkt hier wieder einzutreffen

bei seiner Zeitung treffen werden. Ein charmanter Mann, nur ein bißchen zu seßhaft und nicht los zu kriegen von seinem knarrigen Reitstuhl … Ich glaube, er bildet sich wirklich ein, er säße zu Pferde … Nun, da haben wir denn unser Gespräch. Er hält zu Falk und will nicht nach Canossa. Sie doch auch nicht? Aber ich will Sie nicht in Verlegenheit bringen. A propos, haben Sie denn schon die Inslebener Kirche gesehen und die Gruft?“

„Nein.“

„Nun, dann muß der Küster aufschließen und Sie müssen wohl oder übel vom Pastor aus – der uns, wenn er nicht zu bequem ist, dabei begleiten kann – in die Gruft hinabsteigen und die Mumien sehn. Das ist eine Besonderheit dieser Gegenden und eigentlich unaufgeklärt. Und sie liegen da (denn es sind ihrer mehrere) wie noch lebendig und die Haut giebt nach und macht eine Kute, wenn Sie mit dem Finger drauf drücken … Und dann zurück und zu Tisch …“

„Könnten wir nicht vielleicht,“ unterbrach ich, „erst in die Gruft steigen und dann in die Pfarre …“

„Meinetwegen. Versteh, versteh. Ist Ihnen fatal, von der Mumie direkt hier wieder einzutreffen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0115" n="113"/>
bei seiner                     Zeitung treffen werden. Ein charmanter Mann, nur ein bißchen zu seßhaft und                     nicht los zu kriegen von seinem knarrigen Reitstuhl &#x2026; Ich glaube, er                     bildet sich wirklich ein, er säße zu Pferde &#x2026; Nun, da haben wir denn                     unser Gespräch. Er hält zu Falk und will nicht nach Canossa. Sie doch auch                     nicht? Aber ich will Sie nicht in Verlegenheit bringen. A propos, haben Sie denn                     schon die Inslebener Kirche gesehen und die Gruft?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nein.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nun, dann muß der Küster aufschließen und Sie müssen wohl oder übel vom Pastor                     aus &#x2013; der uns, wenn er nicht zu bequem ist, dabei begleiten kann &#x2013; in die Gruft                     hinabsteigen und die Mumien sehn. Das ist eine Besonderheit dieser Gegenden und                     eigentlich unaufgeklärt. Und sie liegen da (denn es sind ihrer mehrere) wie noch                     lebendig und die Haut giebt nach und macht eine Kute, wenn Sie mit dem Finger                     drauf drücken &#x2026; Und dann zurück und zu Tisch &#x2026;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Könnten wir nicht vielleicht,&#x201C; unterbrach ich, &#x201E;erst in die Gruft steigen und <hi rendition="#g">dann</hi> in die Pfarre &#x2026;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Meinetwegen. Versteh, versteh. Ist Ihnen fatal, von der Mumie direkt hier wieder                         einzutreffen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0115] bei seiner Zeitung treffen werden. Ein charmanter Mann, nur ein bißchen zu seßhaft und nicht los zu kriegen von seinem knarrigen Reitstuhl … Ich glaube, er bildet sich wirklich ein, er säße zu Pferde … Nun, da haben wir denn unser Gespräch. Er hält zu Falk und will nicht nach Canossa. Sie doch auch nicht? Aber ich will Sie nicht in Verlegenheit bringen. A propos, haben Sie denn schon die Inslebener Kirche gesehen und die Gruft?“ „Nein.“ „Nun, dann muß der Küster aufschließen und Sie müssen wohl oder übel vom Pastor aus – der uns, wenn er nicht zu bequem ist, dabei begleiten kann – in die Gruft hinabsteigen und die Mumien sehn. Das ist eine Besonderheit dieser Gegenden und eigentlich unaufgeklärt. Und sie liegen da (denn es sind ihrer mehrere) wie noch lebendig und die Haut giebt nach und macht eine Kute, wenn Sie mit dem Finger drauf drücken … Und dann zurück und zu Tisch …“ „Könnten wir nicht vielleicht,“ unterbrach ich, „erst in die Gruft steigen und dann in die Pfarre …“ „Meinetwegen. Versteh, versteh. Ist Ihnen fatal, von der Mumie direkt hier wieder einzutreffen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2014-01-22T15:28:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-22T15:28:28Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-01-22T15:28:28Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.

Auslassungszeichen im Text werden einheitlich als U+2026 <…> (HORIZONTAL ELLIPSIS) wiedergegeben.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/115
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/115>, abgerufen am 28.03.2024.