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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.

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begreifbaren Zweck und Erfolg. Vierzigtausend Ka¬
nonenschläge sollen in diesem Feuerwerk verpufft wor¬
den sein.

"Der Prinz schäumte vor Wuth, als er jenseit
der Straße von Menehould seinem Regiment auf dem
Rückzug begegnete. Fluch und Verwünschung jagten
sich auf seinen Lippen; Purpurröthe und Todtenblässe
auf seinem Gesicht. Laut und öffentlich sprach er aus,
daß Hohenlohe dem unseligen Rückzugsbefehle trotzen
müsse, sprengte tollkühn die Anhöhe hinab und jenseit
wieder hinauf bis zu der Stellung, welche die Vor¬
truppen am Morgen inne gehabt hatten. Er glaubte
einen Angriff von dieser Seite noch jetzt mit Sicher¬
heit ausführbar. Er kann nichts anderes gedacht
haben, als eine Recognoscirung bei dem verwegenen
Ritt. Die Kugeln sausten um seinen Kopf. Ich
sprengte ihm nach, dem tödtlichen Beginnen Einhalt
zu thun. Mehrere Officiere des Regiments folgten
mir. Dicht ihm an den Hacken, sahen wir ihn tau¬
meln, vom Pferde sinken. Noch fing ich ihn in meinen
Armen auf. Unter einem Kugelhagen trugen wir ihn
nach dem Vorwerk la Lune, dem Standquartier un¬
seres hohen Chefs. Er war am Herzen getroffen und
in wenigen Minuten -- eine Leiche.

begreifbaren Zweck und Erfolg. Vierzigtauſend Ka¬
nonenſchläge ſollen in dieſem Feuerwerk verpufft wor¬
den ſein.

„Der Prinz ſchäumte vor Wuth, als er jenſeit
der Straße von Menehould ſeinem Regiment auf dem
Rückzug begegnete. Fluch und Verwünſchung jagten
ſich auf ſeinen Lippen; Purpurröthe und Todtenbläſſe
auf ſeinem Geſicht. Laut und öffentlich ſprach er aus,
daß Hohenlohe dem unſeligen Rückzugsbefehle trotzen
müſſe, ſprengte tollkühn die Anhöhe hinab und jenſeit
wieder hinauf bis zu der Stellung, welche die Vor¬
truppen am Morgen inne gehabt hatten. Er glaubte
einen Angriff von dieſer Seite noch jetzt mit Sicher¬
heit ausführbar. Er kann nichts anderes gedacht
haben, als eine Recognoscirung bei dem verwegenen
Ritt. Die Kugeln ſauſten um ſeinen Kopf. Ich
ſprengte ihm nach, dem tödtlichen Beginnen Einhalt
zu thun. Mehrere Officiere des Regiments folgten
mir. Dicht ihm an den Hacken, ſahen wir ihn tau¬
meln, vom Pferde ſinken. Noch fing ich ihn in meinen
Armen auf. Unter einem Kugelhagen trugen wir ihn
nach dem Vorwerk la Lune, dem Standquartier un¬
ſeres hohen Chefs. Er war am Herzen getroffen und
in wenigen Minuten — eine Leiche.

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[12/0016] begreifbaren Zweck und Erfolg. Vierzigtauſend Ka¬ nonenſchläge ſollen in dieſem Feuerwerk verpufft wor¬ den ſein. „Der Prinz ſchäumte vor Wuth, als er jenſeit der Straße von Menehould ſeinem Regiment auf dem Rückzug begegnete. Fluch und Verwünſchung jagten ſich auf ſeinen Lippen; Purpurröthe und Todtenbläſſe auf ſeinem Geſicht. Laut und öffentlich ſprach er aus, daß Hohenlohe dem unſeligen Rückzugsbefehle trotzen müſſe, ſprengte tollkühn die Anhöhe hinab und jenſeit wieder hinauf bis zu der Stellung, welche die Vor¬ truppen am Morgen inne gehabt hatten. Er glaubte einen Angriff von dieſer Seite noch jetzt mit Sicher¬ heit ausführbar. Er kann nichts anderes gedacht haben, als eine Recognoscirung bei dem verwegenen Ritt. Die Kugeln ſauſten um ſeinen Kopf. Ich ſprengte ihm nach, dem tödtlichen Beginnen Einhalt zu thun. Mehrere Officiere des Regiments folgten mir. Dicht ihm an den Hacken, ſahen wir ihn tau¬ meln, vom Pferde ſinken. Noch fing ich ihn in meinen Armen auf. Unter einem Kugelhagen trugen wir ihn nach dem Vorwerk la Lune, dem Standquartier un¬ ſeres hohen Chefs. Er war am Herzen getroffen und in wenigen Minuten — eine Leiche.

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin02_1871/16>, abgerufen am 19.04.2024.