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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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§ 18. Die Bleichoperationen.

Nachdem in den vorigen Paragraphen der chemische Bleichprozeß aus-
führlich behandelt ist, soll im nachfolgenden die mechanische Handhabung
und die dabei verwendeten Apparate behandelt werden.

Eine gewissermaßen einleitende Behandlung zum Bleichen von Geweben
aus Pflanzenfasern, vornehmlich von Baumwollgewebe, Leinwand und Nessel,
ist das Sengen, dessen schon in § 14 Erwähnung gethan wurde.

Die Operation des Absengens oder Abflammens der Gewebe hat den
Zweck, die an denselben hängenden Fasern durch Verbrennen zu beseitigen.
Da, wo die Fasern nach außen stehen, werden wohl hier und da noch
Scheermaschinen, welche die aufgebürsteten Fasern wegschneiden, angewendet,
aber bei vielen Geweben ist dies nicht möglich, da die Fasern auf dem
Grunde oder zwischen den Maschen des Gewebes liegen, oder weil das
letztere erhabene Muster hat, wie z. B. Damast etc. -- Für das Beseitigen
dieser Fasern hat man in frühester Zeit glühende Metallkörper angewendet,
welche in primitivster Weise über das Gewebe gestrichen wurden, oder umge-
kehrt, das Gewebe über die Metallkörper. Später entstand die sogenannte
Plattensengerei, welche sich bis auf den heutigen Tag noch an vielen Orten
erhalten hat. Bei dieser werden Kupfer oder Eisenplatten durch einen
darunter befindlichen Ofen glühend gemacht und das Gewebe mit Hilfe von
Aufwickel- und Abwickelvorrichtungen über dieselben gezogen. Eine solche
Plattensenge zeigt Fig. 71.

[Abbildung] Fig. 71.

Plattensenge.

Diese Plattensengerei hat viele Nachteile in Bezug auf Bedienung,
Gefährlichkeit und Abnutzung, daher war man schon frühzeitig darauf be-
dacht, diese durch Anwendung von Flammen, welche das Gewebe berührten,
zu vermindern. Bereits Anfang dieses Jahrhunderts wurden dergleichen

§ 18. Die Bleichoperationen.

Nachdem in den vorigen Paragraphen der chemiſche Bleichprozeß aus-
führlich behandelt iſt, ſoll im nachfolgenden die mechaniſche Handhabung
und die dabei verwendeten Apparate behandelt werden.

Eine gewiſſermaßen einleitende Behandlung zum Bleichen von Geweben
aus Pflanzenfaſern, vornehmlich von Baumwollgewebe, Leinwand und Neſſel,
iſt das Sengen, deſſen ſchon in § 14 Erwähnung gethan wurde.

Die Operation des Abſengens oder Abflammens der Gewebe hat den
Zweck, die an denſelben hängenden Faſern durch Verbrennen zu beſeitigen.
Da, wo die Faſern nach außen ſtehen, werden wohl hier und da noch
Scheermaſchinen, welche die aufgebürſteten Faſern wegſchneiden, angewendet,
aber bei vielen Geweben iſt dies nicht möglich, da die Faſern auf dem
Grunde oder zwiſchen den Maſchen des Gewebes liegen, oder weil das
letztere erhabene Muſter hat, wie z. B. Damaſt ꝛc. — Für das Beſeitigen
dieſer Faſern hat man in früheſter Zeit glühende Metallkörper angewendet,
welche in primitivſter Weiſe über das Gewebe geſtrichen wurden, oder umge-
kehrt, das Gewebe über die Metallkörper. Später entſtand die ſogenannte
Plattenſengerei, welche ſich bis auf den heutigen Tag noch an vielen Orten
erhalten hat. Bei dieſer werden Kupfer oder Eiſenplatten durch einen
darunter befindlichen Ofen glühend gemacht und das Gewebe mit Hilfe von
Aufwickel- und Abwickelvorrichtungen über dieſelben gezogen. Eine ſolche
Plattenſenge zeigt Fig. 71.

[Abbildung] Fig. 71.

Plattenſenge.

Dieſe Plattenſengerei hat viele Nachteile in Bezug auf Bedienung,
Gefährlichkeit und Abnutzung, daher war man ſchon frühzeitig darauf be-
dacht, dieſe durch Anwendung von Flammen, welche das Gewebe berührten,
zu vermindern. Bereits Anfang dieſes Jahrhunderts wurden dergleichen

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[379/0413] § 18. Die Bleichoperationen. Nachdem in den vorigen Paragraphen der chemiſche Bleichprozeß aus- führlich behandelt iſt, ſoll im nachfolgenden die mechaniſche Handhabung und die dabei verwendeten Apparate behandelt werden. Eine gewiſſermaßen einleitende Behandlung zum Bleichen von Geweben aus Pflanzenfaſern, vornehmlich von Baumwollgewebe, Leinwand und Neſſel, iſt das Sengen, deſſen ſchon in § 14 Erwähnung gethan wurde. Die Operation des Abſengens oder Abflammens der Gewebe hat den Zweck, die an denſelben hängenden Faſern durch Verbrennen zu beſeitigen. Da, wo die Faſern nach außen ſtehen, werden wohl hier und da noch Scheermaſchinen, welche die aufgebürſteten Faſern wegſchneiden, angewendet, aber bei vielen Geweben iſt dies nicht möglich, da die Faſern auf dem Grunde oder zwiſchen den Maſchen des Gewebes liegen, oder weil das letztere erhabene Muſter hat, wie z. B. Damaſt ꝛc. — Für das Beſeitigen dieſer Faſern hat man in früheſter Zeit glühende Metallkörper angewendet, welche in primitivſter Weiſe über das Gewebe geſtrichen wurden, oder umge- kehrt, das Gewebe über die Metallkörper. Später entſtand die ſogenannte Plattenſengerei, welche ſich bis auf den heutigen Tag noch an vielen Orten erhalten hat. Bei dieſer werden Kupfer oder Eiſenplatten durch einen darunter befindlichen Ofen glühend gemacht und das Gewebe mit Hilfe von Aufwickel- und Abwickelvorrichtungen über dieſelben gezogen. Eine ſolche Plattenſenge zeigt Fig. 71. [Abbildung Fig. 71. Plattenſenge.] Dieſe Plattenſengerei hat viele Nachteile in Bezug auf Bedienung, Gefährlichkeit und Abnutzung, daher war man ſchon frühzeitig darauf be- dacht, dieſe durch Anwendung von Flammen, welche das Gewebe berührten, zu vermindern. Bereits Anfang dieſes Jahrhunderts wurden dergleichen

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/413>, abgerufen am 29.03.2024.