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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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[Abbildung] Fig. 143.

Kettenschlichtmaschine für Jute und Leinen. (Anderes System, Durchschnitt.)

Ganz dicht am unteren Cylinder arbeitet noch ein Windflügel, um auch
die atmosphärische Luft beim Trocknen zu benutzen. Von diesem Cylinder
geht dann die Kette über Leitwalzen auf den Aufwickelbaum, dessen Zapfen
ebenfalls auf Rollen gelagert sind; hat der Baum einen genügenden Durch-
messer, so wird er auf einen Wagen gehoben und kann somit bequem ent-
fernt werden.

§ 34. Appretur der Gewebe.

In noch erhöhterem Maße, als bei Garnen, ist die Appretur für Ge-
webe von höchster Wichtigkeit. Die Appretur ist neben der Farbe heutzutage
ein durchaus maßgebender Faktor, und durch Appretur und Farbe erhalten
die Stoffe hauptsächlich erst ihren Wert als Handelsware. Der eigentliche
Zweck der Gewebeappretur besteht darin, den Geweben durch einseitiges
oder zweiseitiges Auftragen oder durch vollständiges Imprägnieren und
Füllen mit Kleb- und Beschwerungsstoffen (Stärken) einen anderen, je nach
Verlangen weicheren oder härteren Griff zu geben, oder dieselben
für die weiteren Manipulationen vorzubereiten. Neben dem Griff spielt
der Glanz eine Hauptrolle. In Bezug auf beide, Griff wie Glanz,
gehen die Anforderungen bei der großen Verschiedenartigkeit der Gewebe
weit auseinander. Hierzu kommt, daß keineswegs immer die Appretur
beiderseitig verlangt wird, sehr oft erstreckt sich die Appretur nur auf die
eine Seite. Es ergibt sich daraus eine große Verschiedenartigkeit und Viel-
seitigkeit der hierfür konstruierten Maschinen. Die Maschinen bezwecken ähn-
liches, wie beim Appretieren der Garne und zwar entweder ein Dämpfen
der Gewebe
zur Erzielung eines weichen Griffes (Dämpfapparate), oder
ein Füllen der Gewebe (Appreturmaschinen, Stärkmaschinen), ein Trock-
nen der Gewebe
nach dem Füllen (Cylindertrockenmaschinen), oder ein


[Abbildung] Fig. 143.

Kettenſchlichtmaſchine für Jute und Leinen. (Anderes Syſtem, Durchſchnitt.)

Ganz dicht am unteren Cylinder arbeitet noch ein Windflügel, um auch
die atmoſphäriſche Luft beim Trocknen zu benutzen. Von dieſem Cylinder
geht dann die Kette über Leitwalzen auf den Aufwickelbaum, deſſen Zapfen
ebenfalls auf Rollen gelagert ſind; hat der Baum einen genügenden Durch-
meſſer, ſo wird er auf einen Wagen gehoben und kann ſomit bequem ent-
fernt werden.

§ 34. Appretur der Gewebe.

In noch erhöhterem Maße, als bei Garnen, iſt die Appretur für Ge-
webe von höchſter Wichtigkeit. Die Appretur iſt neben der Farbe heutzutage
ein durchaus maßgebender Faktor, und durch Appretur und Farbe erhalten
die Stoffe hauptſächlich erſt ihren Wert als Handelsware. Der eigentliche
Zweck der Gewebeappretur beſteht darin, den Geweben durch einſeitiges
oder zweiſeitiges Auftragen oder durch vollſtändiges Imprägnieren und
Füllen mit Kleb- und Beſchwerungsſtoffen (Stärken) einen anderen, je nach
Verlangen weicheren oder härteren Griff zu geben, oder dieſelben
für die weiteren Manipulationen vorzubereiten. Neben dem Griff ſpielt
der Glanz eine Hauptrolle. In Bezug auf beide, Griff wie Glanz,
gehen die Anforderungen bei der großen Verſchiedenartigkeit der Gewebe
weit auseinander. Hierzu kommt, daß keineswegs immer die Appretur
beiderſeitig verlangt wird, ſehr oft erſtreckt ſich die Appretur nur auf die
eine Seite. Es ergibt ſich daraus eine große Verſchiedenartigkeit und Viel-
ſeitigkeit der hierfür konſtruierten Maſchinen. Die Maſchinen bezwecken ähn-
liches, wie beim Appretieren der Garne und zwar entweder ein Dämpfen
der Gewebe
zur Erzielung eines weichen Griffes (Dämpfapparate), oder
ein Füllen der Gewebe (Appreturmaſchinen, Stärkmaſchinen), ein Trock-
nen der Gewebe
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[461/0499] [Abbildung Fig. 143. Kettenſchlichtmaſchine für Jute und Leinen. (Anderes Syſtem, Durchſchnitt.)] Ganz dicht am unteren Cylinder arbeitet noch ein Windflügel, um auch die atmoſphäriſche Luft beim Trocknen zu benutzen. Von dieſem Cylinder geht dann die Kette über Leitwalzen auf den Aufwickelbaum, deſſen Zapfen ebenfalls auf Rollen gelagert ſind; hat der Baum einen genügenden Durch- meſſer, ſo wird er auf einen Wagen gehoben und kann ſomit bequem ent- fernt werden. § 34. Appretur der Gewebe. In noch erhöhterem Maße, als bei Garnen, iſt die Appretur für Ge- webe von höchſter Wichtigkeit. Die Appretur iſt neben der Farbe heutzutage ein durchaus maßgebender Faktor, und durch Appretur und Farbe erhalten die Stoffe hauptſächlich erſt ihren Wert als Handelsware. Der eigentliche Zweck der Gewebeappretur beſteht darin, den Geweben durch einſeitiges oder zweiſeitiges Auftragen oder durch vollſtändiges Imprägnieren und Füllen mit Kleb- und Beſchwerungsſtoffen (Stärken) einen anderen, je nach Verlangen weicheren oder härteren Griff zu geben, oder dieſelben für die weiteren Manipulationen vorzubereiten. Neben dem Griff ſpielt der Glanz eine Hauptrolle. In Bezug auf beide, Griff wie Glanz, gehen die Anforderungen bei der großen Verſchiedenartigkeit der Gewebe weit auseinander. Hierzu kommt, daß keineswegs immer die Appretur beiderſeitig verlangt wird, ſehr oft erſtreckt ſich die Appretur nur auf die eine Seite. Es ergibt ſich daraus eine große Verſchiedenartigkeit und Viel- ſeitigkeit der hierfür konſtruierten Maſchinen. Die Maſchinen bezwecken ähn- liches, wie beim Appretieren der Garne und zwar entweder ein Dämpfen der Gewebe zur Erzielung eines weichen Griffes (Dämpfapparate), oder ein Füllen der Gewebe (Appreturmaſchinen, Stärkmaſchinen), ein Trock- nen der Gewebe nach dem Füllen (Cylindertrockenmaſchinen), oder ein

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/499>, abgerufen am 29.03.2024.