Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


mehr befestigen, als zerstören u. s. w. De Lüc (Briefe üb. die Gesch. d. Erde, Th. II. CXLI. u. s. f. Briefe) setzt dies alles umständlich aus einander, und schließt mit der Bemerkung, daß diese Büffonsche Naturgeschichte als allgemeine sehr mangelhaft, als partikuläre aber reich an Schönheiten und vortreflichen Beobachtungen sey.

Joh. Heinrich Gottlob von Justi (Geschichte des Erdkörpers, Berlin, 1771. gr. 8.) läßt ebenfalls die Erde aus der Sonne entspringen, und eignet ihr ein Centralfeuer zu, welches nach einer Arbeit von mehr als 1000 Jahrhunderten die ursprünglichen Felsen emporgehoben haben soll. Die übrigen Berge leitet er von abwechselnden Ueberschwemmungen her, nimmt auch eine Veränderung der Erdaxe an, um zu erklären, wie die Elephantenknochen in die nordischen Gegenden kommen. Herr Wiedeburg (Anwendung der Natur- und Größenlehre zur Rechtfertigung der heil. Schrift. Nürnberg, 1782. gr. 8.) hat dieses System umständlich widerlegt; er selbst (Neue Muthmaßungen über die Sonnenflecken, Kometen und die erste Geschichte der Erde, v. J. E. B. Wiedeburg. Gotha, 1776. gr. 8.) ist der Meynung, die Erde sey, wie alle Planeten, zuerst ein Sonnenflecken, dann ein Komet gewesen, und endlich vom Schöpfer in ihre jetzige weniger eccentrische Laufbahn gebracht worden -- eine Art von Generationssystem für die Weltkörper, dergleichen schon Lambert (Kosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaus, Augsp. 1761. 8. S. 9. u. f.) hinlänglich widerlegt hat.

Herr de Lüc (Lettres physiques et morales sur l'histoire de la terre et de l'homme, adressees a la Reine de la Grande-Bretagne, a la Haye 1779. Tomes V. 8maj., mit einiger Abkürzung übersetzt unter dem Titel: Physikalische und moralische Briefe über die Geschichte der Erde und des Menschen, von J. A. de Lüc. Leipzig, 1781. II. Bänd. gr. 8.) hat nicht nur die meisten der bisher angezeigten Hypothesen sehr scharf geprüft, sondern auch ein anderes, ungleich besseres System an ihre Stelle gesetzt. Er gesteht mit Bescheidenheit ein, daß es ihm nicht möglich sey, die physikalische Ursache, welche die ursprünglichen


mehr befeſtigen, als zerſtoͤren u. ſ. w. De Luͤc (Briefe uͤb. die Geſch. d. Erde, Th. II. CXLI. u. ſ. f. Briefe) ſetzt dies alles umſtaͤndlich aus einander, und ſchließt mit der Bemerkung, daß dieſe Buͤffonſche Naturgeſchichte als allgemeine ſehr mangelhaft, als partikulaͤre aber reich an Schoͤnheiten und vortreflichen Beobachtungen ſey.

Joh. Heinrich Gottlob von Juſti (Geſchichte des Erdkoͤrpers, Berlin, 1771. gr. 8.) laͤßt ebenfalls die Erde aus der Sonne entſpringen, und eignet ihr ein Centralfeuer zu, welches nach einer Arbeit von mehr als 1000 Jahrhunderten die urſpruͤnglichen Felſen emporgehoben haben ſoll. Die uͤbrigen Berge leitet er von abwechſelnden Ueberſchwemmungen her, nimmt auch eine Veraͤnderung der Erdaxe an, um zu erklaͤren, wie die Elephantenknochen in die nordiſchen Gegenden kommen. Herr Wiedeburg (Anwendung der Natur- und Groͤßenlehre zur Rechtfertigung der heil. Schrift. Nuͤrnberg, 1782. gr. 8.) hat dieſes Syſtem umſtaͤndlich widerlegt; er ſelbſt (Neue Muthmaßungen uͤber die Sonnenflecken, Kometen und die erſte Geſchichte der Erde, v. J. E. B. Wiedeburg. Gotha, 1776. gr. 8.) iſt der Meynung, die Erde ſey, wie alle Planeten, zuerſt ein Sonnenflecken, dann ein Komet geweſen, und endlich vom Schoͤpfer in ihre jetzige weniger eccentriſche Laufbahn gebracht worden — eine Art von Generationsſyſtem fuͤr die Weltkoͤrper, dergleichen ſchon Lambert (Kosmologiſche Briefe uͤber die Einrichtung des Weltbaus, Augſp. 1761. 8. S. 9. u. f.) hinlaͤnglich widerlegt hat.

Herr de Luͤc (Lettres phyſiques et morales ſur l'hiſtoire de la terre et de l'homme, adreſſées à la Reine de la Grande-Bretagne, à la Haye 1779. Tomes V. 8maj., mit einiger Abkuͤrzung uͤberſetzt unter dem Titel: Phyſikaliſche und moraliſche Briefe uͤber die Geſchichte der Erde und des Menſchen, von J. A. de Luͤc. Leipzig, 1781. II. Baͤnd. gr. 8.) hat nicht nur die meiſten der bisher angezeigten Hypotheſen ſehr ſcharf gepruͤft, ſondern auch ein anderes, ungleich beſſeres Syſtem an ihre Stelle geſetzt. Er geſteht mit Beſcheidenheit ein, daß es ihm nicht moͤglich ſey, die phyſikaliſche Urſache, welche die urſpruͤnglichen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0072" xml:id="P.2.66" n="66"/><lb/>
mehr befe&#x017F;tigen, als zer&#x017F;to&#x0364;ren u. &#x017F;. w. <hi rendition="#b">De Lu&#x0364;c</hi> (Briefe u&#x0364;b. die Ge&#x017F;ch. d. Erde, Th. <hi rendition="#aq">II. CXLI.</hi> u. &#x017F;. f. Briefe) &#x017F;etzt dies alles um&#x017F;ta&#x0364;ndlich aus einander, und &#x017F;chließt mit der Bemerkung, daß die&#x017F;e Bu&#x0364;ffon&#x017F;che Naturge&#x017F;chichte als <hi rendition="#b">allgemeine</hi> &#x017F;ehr mangelhaft, als <hi rendition="#b">partikula&#x0364;re</hi> aber reich an Scho&#x0364;nheiten und vortreflichen Beobachtungen &#x017F;ey.</p>
            <p><hi rendition="#b">Joh. Heinrich Gottlob von Ju&#x017F;ti</hi> (Ge&#x017F;chichte des Erdko&#x0364;rpers, Berlin, 1771. gr. 8.) la&#x0364;ßt ebenfalls die Erde aus der Sonne ent&#x017F;pringen, und eignet ihr ein Centralfeuer zu, welches nach einer Arbeit von mehr als 1000 Jahrhunderten die ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen Fel&#x017F;en emporgehoben haben &#x017F;oll. Die u&#x0364;brigen Berge leitet er von abwech&#x017F;elnden Ueber&#x017F;chwemmungen her, nimmt auch eine Vera&#x0364;nderung der Erdaxe an, um zu erkla&#x0364;ren, wie die Elephantenknochen in die nordi&#x017F;chen Gegenden kommen. Herr <hi rendition="#b">Wiedeburg</hi> (Anwendung der Natur- und Gro&#x0364;ßenlehre zur Rechtfertigung der heil. Schrift. Nu&#x0364;rnberg, 1782. gr. 8.) hat die&#x017F;es Sy&#x017F;tem um&#x017F;ta&#x0364;ndlich widerlegt; er &#x017F;elb&#x017F;t (Neue Muthmaßungen u&#x0364;ber die Sonnenflecken, Kometen und die er&#x017F;te Ge&#x017F;chichte der Erde, v. <hi rendition="#b">J. E. B. Wiedeburg.</hi> Gotha, 1776. gr. 8.) i&#x017F;t der Meynung, die Erde &#x017F;ey, wie alle Planeten, zuer&#x017F;t ein <hi rendition="#b">Sonnenflecken,</hi> dann ein Komet gewe&#x017F;en, und endlich vom Scho&#x0364;pfer in ihre jetzige weniger eccentri&#x017F;che Laufbahn gebracht worden &#x2014; eine Art von Generations&#x017F;y&#x017F;tem fu&#x0364;r die Weltko&#x0364;rper, dergleichen &#x017F;chon <hi rendition="#b">Lambert</hi> (Kosmologi&#x017F;che Briefe u&#x0364;ber die Einrichtung des Weltbaus, Aug&#x017F;p. 1761. 8. S. 9. u. f.) hinla&#x0364;nglich widerlegt hat.</p>
            <p>Herr <hi rendition="#b">de Lu&#x0364;c</hi> (<hi rendition="#aq">Lettres phy&#x017F;iques et morales &#x017F;ur l'hi&#x017F;toire de la terre et de l'homme, adre&#x017F;&#x017F;ées à la Reine de la Grande-Bretagne, à la Haye 1779. Tomes V. 8maj.,</hi> mit einiger Abku&#x0364;rzung u&#x0364;ber&#x017F;etzt unter dem Titel: Phy&#x017F;ikali&#x017F;che und morali&#x017F;che Briefe u&#x0364;ber die Ge&#x017F;chichte der Erde und des Men&#x017F;chen, von <hi rendition="#b">J. A. de Lu&#x0364;c.</hi> Leipzig, 1781. <hi rendition="#aq">II.</hi> Ba&#x0364;nd. gr. 8.) hat nicht nur die mei&#x017F;ten der bisher angezeigten Hypothe&#x017F;en &#x017F;ehr &#x017F;charf gepru&#x0364;ft, &#x017F;ondern auch ein anderes, ungleich be&#x017F;&#x017F;eres Sy&#x017F;tem an ihre Stelle ge&#x017F;etzt. Er ge&#x017F;teht mit Be&#x017F;cheidenheit ein, daß es ihm nicht mo&#x0364;glich &#x017F;ey, die phy&#x017F;ikali&#x017F;che Ur&#x017F;ache, welche die ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0072] mehr befeſtigen, als zerſtoͤren u. ſ. w. De Luͤc (Briefe uͤb. die Geſch. d. Erde, Th. II. CXLI. u. ſ. f. Briefe) ſetzt dies alles umſtaͤndlich aus einander, und ſchließt mit der Bemerkung, daß dieſe Buͤffonſche Naturgeſchichte als allgemeine ſehr mangelhaft, als partikulaͤre aber reich an Schoͤnheiten und vortreflichen Beobachtungen ſey. Joh. Heinrich Gottlob von Juſti (Geſchichte des Erdkoͤrpers, Berlin, 1771. gr. 8.) laͤßt ebenfalls die Erde aus der Sonne entſpringen, und eignet ihr ein Centralfeuer zu, welches nach einer Arbeit von mehr als 1000 Jahrhunderten die urſpruͤnglichen Felſen emporgehoben haben ſoll. Die uͤbrigen Berge leitet er von abwechſelnden Ueberſchwemmungen her, nimmt auch eine Veraͤnderung der Erdaxe an, um zu erklaͤren, wie die Elephantenknochen in die nordiſchen Gegenden kommen. Herr Wiedeburg (Anwendung der Natur- und Groͤßenlehre zur Rechtfertigung der heil. Schrift. Nuͤrnberg, 1782. gr. 8.) hat dieſes Syſtem umſtaͤndlich widerlegt; er ſelbſt (Neue Muthmaßungen uͤber die Sonnenflecken, Kometen und die erſte Geſchichte der Erde, v. J. E. B. Wiedeburg. Gotha, 1776. gr. 8.) iſt der Meynung, die Erde ſey, wie alle Planeten, zuerſt ein Sonnenflecken, dann ein Komet geweſen, und endlich vom Schoͤpfer in ihre jetzige weniger eccentriſche Laufbahn gebracht worden — eine Art von Generationsſyſtem fuͤr die Weltkoͤrper, dergleichen ſchon Lambert (Kosmologiſche Briefe uͤber die Einrichtung des Weltbaus, Augſp. 1761. 8. S. 9. u. f.) hinlaͤnglich widerlegt hat. Herr de Luͤc (Lettres phyſiques et morales ſur l'hiſtoire de la terre et de l'homme, adreſſées à la Reine de la Grande-Bretagne, à la Haye 1779. Tomes V. 8maj., mit einiger Abkuͤrzung uͤberſetzt unter dem Titel: Phyſikaliſche und moraliſche Briefe uͤber die Geſchichte der Erde und des Menſchen, von J. A. de Luͤc. Leipzig, 1781. II. Baͤnd. gr. 8.) hat nicht nur die meiſten der bisher angezeigten Hypotheſen ſehr ſcharf gepruͤft, ſondern auch ein anderes, ungleich beſſeres Syſtem an ihre Stelle geſetzt. Er geſteht mit Beſcheidenheit ein, daß es ihm nicht moͤglich ſey, die phyſikaliſche Urſache, welche die urſpruͤnglichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/72
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/72>, abgerufen am 29.03.2024.