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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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10. Kapitel. Passive Abwehrmittel.
Erfinder eifrig thätig. Die Zahl der Vorschläge für selbstschließende
wasserdichte Thüren und Luken, von Stoffen, die sich im Wasser
ausdehnen oder einen anderen Aggregatzustand annehmen und das
Wasser verdrängen oder das Leck schließen sollen, von Warnungs-
signalen u. s. w. ist Legion und vergrößert sich unausgesetzt.

Man muß eine geeignete Konstruktion der Schiffe als bestes
passives Abwehrmittel bezeichnen. Wennschon es nicht sehr wahr-
scheinlich ist, daß selbst ein modernes Schiff mit einer vom Torpedo
hervorgebrachten Verletzung noch lange gefechtsfähig sein wird, so ist
es andererseits doch ausgeschlossen, daß ein einziger Torpedo ein
Schiff neuer und neuester Bauart zum Sinken bringt, es müßte denn
sein, daß an Bord dieses Schiffes die wasserdichten Thüren, Schotte
und Luks, Drainage- und Pumpensysteme nicht in der Verfassung
sich befinden oder nicht so bedient werden, wie solches bei guter
Disziplin und erfahrenem Personale zu erwarten und natürlich ist.

Elftes Kapitel.
Aktive Abwehrmittel.

Kommen die passiven Abwehrmittel, Sperren und Netze, fast
nur für zu Anker liegende Schiffe in Betracht, so erhält die Ver-
theidigung gegen Torpedobootsangriffe sofort ein anderes Gesicht bei
in Bewegung befindlichem Schiffe oder Geschwader.

Und nicht dieses allein erhöht die Chancen des Angegriffenen;
nein, jede Handlung bringt das mit sich.

Geht ein Geschwader für die Nacht nicht zu Anker, sondern setzt
sich vielmehr in Bewegung, so ist die Arbeit den Torpedobooten sehr
erschwert. Es ist allerdings die Frage, ob ein Geschwader auch
immer wird Anker lichten können. Hier sprechen viele andere Rück-
sichten mit, deren Darlegung nicht hierhergehört.

Als erstes aktives Abwehrmittel sei daher die Taktik genannt.
Taktik aber ist Bewegung.

Jetzt müssen die Torpedoboote den Feind erst suchen. Haben sie
ihn gefunden, so können sie doch die Angriffsrichtung nicht frei
wählen, sondern müssen meist angreifen, wie die Gelegenheit sich
bietet, Abkommen und Treffen sind schwieriger, denn ein gutgeschultes
Geschwader kann auch in Bewegung abgeblendet fahren. Der An-

10. Kapitel. Paſſive Abwehrmittel.
Erfinder eifrig thätig. Die Zahl der Vorſchläge für ſelbſtſchließende
waſſerdichte Thüren und Luken, von Stoffen, die ſich im Waſſer
ausdehnen oder einen anderen Aggregatzuſtand annehmen und das
Waſſer verdrängen oder das Leck ſchließen ſollen, von Warnungs-
ſignalen u. ſ. w. iſt Legion und vergrößert ſich unausgeſetzt.

Man muß eine geeignete Konſtruktion der Schiffe als beſtes
paſſives Abwehrmittel bezeichnen. Wennſchon es nicht ſehr wahr-
ſcheinlich iſt, daß ſelbſt ein modernes Schiff mit einer vom Torpedo
hervorgebrachten Verletzung noch lange gefechtsfähig ſein wird, ſo iſt
es andererſeits doch ausgeſchloſſen, daß ein einziger Torpedo ein
Schiff neuer und neueſter Bauart zum Sinken bringt, es müßte denn
ſein, daß an Bord dieſes Schiffes die waſſerdichten Thüren, Schotte
und Luks, Drainage- und Pumpenſyſteme nicht in der Verfaſſung
ſich befinden oder nicht ſo bedient werden, wie ſolches bei guter
Disziplin und erfahrenem Perſonale zu erwarten und natürlich iſt.

Elftes Kapitel.
Aktive Abwehrmittel.

Kommen die paſſiven Abwehrmittel, Sperren und Netze, faſt
nur für zu Anker liegende Schiffe in Betracht, ſo erhält die Ver-
theidigung gegen Torpedobootsangriffe ſofort ein anderes Geſicht bei
in Bewegung befindlichem Schiffe oder Geſchwader.

Und nicht dieſes allein erhöht die Chancen des Angegriffenen;
nein, jede Handlung bringt das mit ſich.

Geht ein Geſchwader für die Nacht nicht zu Anker, ſondern ſetzt
ſich vielmehr in Bewegung, ſo iſt die Arbeit den Torpedobooten ſehr
erſchwert. Es iſt allerdings die Frage, ob ein Geſchwader auch
immer wird Anker lichten können. Hier ſprechen viele andere Rück-
ſichten mit, deren Darlegung nicht hierhergehört.

Als erſtes aktives Abwehrmittel ſei daher die Taktik genannt.
Taktik aber iſt Bewegung.

Jetzt müſſen die Torpedoboote den Feind erſt ſuchen. Haben ſie
ihn gefunden, ſo können ſie doch die Angriffsrichtung nicht frei
wählen, ſondern müſſen meiſt angreifen, wie die Gelegenheit ſich
bietet, Abkommen und Treffen ſind ſchwieriger, denn ein gutgeſchultes
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[85/0105] 10. Kapitel. Paſſive Abwehrmittel. Erfinder eifrig thätig. Die Zahl der Vorſchläge für ſelbſtſchließende waſſerdichte Thüren und Luken, von Stoffen, die ſich im Waſſer ausdehnen oder einen anderen Aggregatzuſtand annehmen und das Waſſer verdrängen oder das Leck ſchließen ſollen, von Warnungs- ſignalen u. ſ. w. iſt Legion und vergrößert ſich unausgeſetzt. Man muß eine geeignete Konſtruktion der Schiffe als beſtes paſſives Abwehrmittel bezeichnen. Wennſchon es nicht ſehr wahr- ſcheinlich iſt, daß ſelbſt ein modernes Schiff mit einer vom Torpedo hervorgebrachten Verletzung noch lange gefechtsfähig ſein wird, ſo iſt es andererſeits doch ausgeſchloſſen, daß ein einziger Torpedo ein Schiff neuer und neueſter Bauart zum Sinken bringt, es müßte denn ſein, daß an Bord dieſes Schiffes die waſſerdichten Thüren, Schotte und Luks, Drainage- und Pumpenſyſteme nicht in der Verfaſſung ſich befinden oder nicht ſo bedient werden, wie ſolches bei guter Disziplin und erfahrenem Perſonale zu erwarten und natürlich iſt. Elftes Kapitel. Aktive Abwehrmittel. Kommen die paſſiven Abwehrmittel, Sperren und Netze, faſt nur für zu Anker liegende Schiffe in Betracht, ſo erhält die Ver- theidigung gegen Torpedobootsangriffe ſofort ein anderes Geſicht bei in Bewegung befindlichem Schiffe oder Geſchwader. Und nicht dieſes allein erhöht die Chancen des Angegriffenen; nein, jede Handlung bringt das mit ſich. Geht ein Geſchwader für die Nacht nicht zu Anker, ſondern ſetzt ſich vielmehr in Bewegung, ſo iſt die Arbeit den Torpedobooten ſehr erſchwert. Es iſt allerdings die Frage, ob ein Geſchwader auch immer wird Anker lichten können. Hier ſprechen viele andere Rück- ſichten mit, deren Darlegung nicht hierhergehört. Als erſtes aktives Abwehrmittel ſei daher die Taktik genannt. Taktik aber iſt Bewegung. Jetzt müſſen die Torpedoboote den Feind erſt ſuchen. Haben ſie ihn gefunden, ſo können ſie doch die Angriffsrichtung nicht frei wählen, ſondern müſſen meiſt angreifen, wie die Gelegenheit ſich bietet, Abkommen und Treffen ſind ſchwieriger, denn ein gutgeſchultes Geſchwader kann auch in Bewegung abgeblendet fahren. Der An-

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/105>, abgerufen am 29.03.2024.