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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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Der Untergang der "Maine".
Der Untergang der "Maine".

I. Ankunft des Schiffes und Aufenthalt in Havana.

Das Panzerschiff "Maine" traf am 25. Januar in Havana ein
und machte nach Anweisung eines Regierungslootsen an einer Boje
(Nr. 4) fest.

Der Generalkonsul der Vereinigten Staaten hatte die Nachricht
von dem bevorstehenden Eintreffen des Schiffes am vorangegangenen
Tage erhalten und an demselben Tage, d. h. am 24. Januar 1898,
den spanischen Behörden entsprechende Mittheilung gemacht.

Schon vor der Abreise nach Havana und während des Aufent-
haltes daselbst hatte man auf amerikanischer Seite die Möglichkeit
feindlicher Unternehmungen ins Auge gefaßt und Vorsichtsmaßregeln
getroffen.

Hierher gehört, daß man in Key-West die für das Schiff be-
stimmten Kohlen auf das Sorgfältigste nach Höllenmaschinen abgesucht
hatte; daß man in Havana einen strengen Wachtdienst handhabte; daß
man Geschütz- und Gewehrmunition bereit hielt; daß man Fremden
nur in seltenen Fällen und dann nur in Begleitung zuverlässiger
Personen der Besatzung das Betreten des Schiffes und den Aufent-
halt an Bord gestattete; daß alle an Bord gebrachten Gegenstände
einer sorgfältigen Untersuchung unterworfen wurden; daß man keine
Boote in der Nähe des Schiffes duldete u. A. m.

II. Die Explosion.

Am 15. Februar, also während des 22sten Tages des Aufent-
haltes in Havana, ist das Schiff infolge von Explosion um 9 Uhr
40 Minuten abends untergegangen.

Die Explosion hat bei verschiedenen Augen- und Ohrenzeugen
verschiedene Eindrücke hervorgerufen.

Aus den sehr zahlreichen Vernehmungen läßt sich ganz deutlich
folgende Thatsache erkennen:
1. Personen, welche sich in größter Nähe der Explosionsstelle,
die vorn im Schiffe lag, befanden, haben nur eine Deto-
nation
gefühlt, gesehen, gehört und gerochen. Hierher

Der Untergang der „Maine“.
Der Untergang der „Maine“.

I. Ankunft des Schiffes und Aufenthalt in Havana.

Das Panzerſchiff „Maine“ traf am 25. Januar in Havana ein
und machte nach Anweiſung eines Regierungslootſen an einer Boje
(Nr. 4) feſt.

Der Generalkonſul der Vereinigten Staaten hatte die Nachricht
von dem bevorſtehenden Eintreffen des Schiffes am vorangegangenen
Tage erhalten und an demſelben Tage, d. h. am 24. Januar 1898,
den ſpaniſchen Behörden entſprechende Mittheilung gemacht.

Schon vor der Abreiſe nach Havana und während des Aufent-
haltes daſelbſt hatte man auf amerikaniſcher Seite die Möglichkeit
feindlicher Unternehmungen ins Auge gefaßt und Vorſichtsmaßregeln
getroffen.

Hierher gehört, daß man in Key-Weſt die für das Schiff be-
ſtimmten Kohlen auf das Sorgfältigſte nach Höllenmaſchinen abgeſucht
hatte; daß man in Havana einen ſtrengen Wachtdienſt handhabte; daß
man Geſchütz- und Gewehrmunition bereit hielt; daß man Fremden
nur in ſeltenen Fällen und dann nur in Begleitung zuverläſſiger
Perſonen der Beſatzung das Betreten des Schiffes und den Aufent-
halt an Bord geſtattete; daß alle an Bord gebrachten Gegenſtände
einer ſorgfältigen Unterſuchung unterworfen wurden; daß man keine
Boote in der Nähe des Schiffes duldete u. A. m.

II. Die Exploſion.

Am 15. Februar, alſo während des 22ſten Tages des Aufent-
haltes in Havana, iſt das Schiff infolge von Exploſion um 9 Uhr
40 Minuten abends untergegangen.

Die Exploſion hat bei verſchiedenen Augen- und Ohrenzeugen
verſchiedene Eindrücke hervorgerufen.

Aus den ſehr zahlreichen Vernehmungen läßt ſich ganz deutlich
folgende Thatſache erkennen:
1. Perſonen, welche ſich in größter Nähe der Exploſionsſtelle,
die vorn im Schiffe lag, befanden, haben nur eine Deto-
nation
gefühlt, geſehen, gehört und gerochen. Hierher

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[95/0115] Der Untergang der „Maine“. Der Untergang der „Maine“. I. Ankunft des Schiffes und Aufenthalt in Havana. Das Panzerſchiff „Maine“ traf am 25. Januar in Havana ein und machte nach Anweiſung eines Regierungslootſen an einer Boje (Nr. 4) feſt. Der Generalkonſul der Vereinigten Staaten hatte die Nachricht von dem bevorſtehenden Eintreffen des Schiffes am vorangegangenen Tage erhalten und an demſelben Tage, d. h. am 24. Januar 1898, den ſpaniſchen Behörden entſprechende Mittheilung gemacht. Schon vor der Abreiſe nach Havana und während des Aufent- haltes daſelbſt hatte man auf amerikaniſcher Seite die Möglichkeit feindlicher Unternehmungen ins Auge gefaßt und Vorſichtsmaßregeln getroffen. Hierher gehört, daß man in Key-Weſt die für das Schiff be- ſtimmten Kohlen auf das Sorgfältigſte nach Höllenmaſchinen abgeſucht hatte; daß man in Havana einen ſtrengen Wachtdienſt handhabte; daß man Geſchütz- und Gewehrmunition bereit hielt; daß man Fremden nur in ſeltenen Fällen und dann nur in Begleitung zuverläſſiger Perſonen der Beſatzung das Betreten des Schiffes und den Aufent- halt an Bord geſtattete; daß alle an Bord gebrachten Gegenſtände einer ſorgfältigen Unterſuchung unterworfen wurden; daß man keine Boote in der Nähe des Schiffes duldete u. A. m. II. Die Exploſion. Am 15. Februar, alſo während des 22ſten Tages des Aufent- haltes in Havana, iſt das Schiff infolge von Exploſion um 9 Uhr 40 Minuten abends untergegangen. Die Exploſion hat bei verſchiedenen Augen- und Ohrenzeugen verſchiedene Eindrücke hervorgerufen. Aus den ſehr zahlreichen Vernehmungen läßt ſich ganz deutlich folgende Thatſache erkennen: 1. Perſonen, welche ſich in größter Nähe der Exploſionsſtelle, die vorn im Schiffe lag, befanden, haben nur eine Deto- nation gefühlt, geſehen, gehört und gerochen. Hierher

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/115>, abgerufen am 29.03.2024.