Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweiter Abschnitt. Die verschiedenen, jetzt gebräuchlichen Torpedos.
dem Propeller oder zu den Propellern und welche einen freien Wasser-
abfluß gestatten, sehr bedeutenden Einfluß. So will denn Whitehead
selbst, der die Formen der verschiedensten Fischarten eingehend studirt
hat, gefunden haben, daß die schnellsten Fische einen dicken Kopf und
einen scharf auslaufenden Schwanz haben. Für den Torpedo ist ein
dicker, voller oder runder Kopf auch hinsichtlich der Spreng-
wirkung
seiner Ladung die günstigste Form. Die zur Ladung ver-
wendete Schießbaumwolle enthält 10 bis 16 % Wasser. Während
dieses die Sprengwirkung nur unbedeutend beeinträchtigt, erhöht es
die Sicherheit, denn derartig genäßte Schießwolle kann nur durch
Explosion trockener
Schießwolle zur Detonation gebracht werden.
Zur Erzielung der Explosion im geeigneten Momente dient

die Pistole.

Fig. 8 stellt dieselbe dar. In einer Hülse h sitzt der bewegliche
Schlagbolzen s, der an seiner Spitze mit Greifnasen g, an seinem
Fuße mit einer kleinen Spitze versehen ist. Der Sicherheitsbolzen b

[Abbildung] Fig. 8.
[Abbildung] dient zum Verhüten einer vorzeitigen Explosion während der Auf-
bewahrung, des Transportes etc. und muß vor dem Einsetzen der
Pistole in den Kopf entfernt werden. Damit der Schlagbolzen erst
beim Auftreffen auf ein Ziel zurückgeschoben wird und die Zündung
des Zündsatzes z bewirkt, ist der Scheerstift c vorhanden. Dieser
ist aus Kupfer gefertigt und geht ebenso wie der Sicherheitsbolzen b
quer durch Hülse und Schlagbolzen. Beim Auftreffen des Torpedos
wird dieser Scheerstift durchschnitten (abgescheert), der Schlagbolzen
dringt mit seiner Spitze in den Zündsatz z, dieser explodirt und
entzündet die trockenen Schießwollkörper k, die in einer Zinkhülle
gelagert sind; die Explosion dieser trockenen Schießwolle bewirkt die
Explosion der nassen Schießwolle der Kopfladung. Um das Gewicht
des Kopfes auszubalanziren, befindet sich hinter demselben

die Schwimmkammer.

Dieselbe ist ein hohler Raum, welcher dem Vordertheil des Torpedos

Zweiter Abſchnitt. Die verſchiedenen, jetzt gebräuchlichen Torpedos.
dem Propeller oder zu den Propellern und welche einen freien Waſſer-
abfluß geſtatten, ſehr bedeutenden Einfluß. So will denn Whitehead
ſelbſt, der die Formen der verſchiedenſten Fiſcharten eingehend ſtudirt
hat, gefunden haben, daß die ſchnellſten Fiſche einen dicken Kopf und
einen ſcharf auslaufenden Schwanz haben. Für den Torpedo iſt ein
dicker, voller oder runder Kopf auch hinſichtlich der Spreng-
wirkung
ſeiner Ladung die günſtigſte Form. Die zur Ladung ver-
wendete Schießbaumwolle enthält 10 bis 16 % Waſſer. Während
dieſes die Sprengwirkung nur unbedeutend beeinträchtigt, erhöht es
die Sicherheit, denn derartig genäßte Schießwolle kann nur durch
Exploſion trockener
Schießwolle zur Detonation gebracht werden.
Zur Erzielung der Exploſion im geeigneten Momente dient

die Piſtole.

Fig. 8 ſtellt dieſelbe dar. In einer Hülſe h ſitzt der bewegliche
Schlagbolzen s, der an ſeiner Spitze mit Greifnaſen g, an ſeinem
Fuße mit einer kleinen Spitze verſehen iſt. Der Sicherheitsbolzen b

[Abbildung] Fig. 8.
[Abbildung] dient zum Verhüten einer vorzeitigen Exploſion während der Auf-
bewahrung, des Transportes etc. und muß vor dem Einſetzen der
Piſtole in den Kopf entfernt werden. Damit der Schlagbolzen erſt
beim Auftreffen auf ein Ziel zurückgeſchoben wird und die Zündung
des Zündſatzes z bewirkt, iſt der Scheerſtift c vorhanden. Dieſer
iſt aus Kupfer gefertigt und geht ebenſo wie der Sicherheitsbolzen b
quer durch Hülſe und Schlagbolzen. Beim Auftreffen des Torpedos
wird dieſer Scheerſtift durchſchnitten (abgeſcheert), der Schlagbolzen
dringt mit ſeiner Spitze in den Zündſatz z, dieſer explodirt und
entzündet die trockenen Schießwollkörper k, die in einer Zinkhülle
gelagert ſind; die Exploſion dieſer trockenen Schießwolle bewirkt die
Exploſion der naſſen Schießwolle der Kopfladung. Um das Gewicht
des Kopfes auszubalanziren, befindet ſich hinter demſelben

die Schwimmkammer.

Dieſelbe iſt ein hohler Raum, welcher dem Vordertheil des Torpedos

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0042" n="28"/><fw place="top" type="header">Zweiter Ab&#x017F;chnitt. Die ver&#x017F;chiedenen, jetzt gebräuchlichen Torpedos.</fw><lb/>
dem Propeller oder zu den Propellern und welche einen freien Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
abfluß ge&#x017F;tatten, &#x017F;ehr bedeutenden Einfluß. So will denn Whitehead<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, der die Formen der ver&#x017F;chieden&#x017F;ten Fi&#x017F;charten eingehend &#x017F;tudirt<lb/>
hat, gefunden haben, daß die &#x017F;chnell&#x017F;ten Fi&#x017F;che einen dicken Kopf und<lb/>
einen &#x017F;charf auslaufenden Schwanz haben. Für den Torpedo i&#x017F;t ein<lb/>
dicker, voller oder runder Kopf auch hin&#x017F;ichtlich der <hi rendition="#g">Spreng-<lb/>
wirkung</hi> &#x017F;einer Ladung die gün&#x017F;tig&#x017F;te Form. Die zur Ladung ver-<lb/>
wendete Schießbaumwolle enthält 10 bis 16 % Wa&#x017F;&#x017F;er. Während<lb/>
die&#x017F;es die Sprengwirkung nur unbedeutend beeinträchtigt, erhöht es<lb/>
die Sicherheit, denn derartig genäßte Schießwolle kann <hi rendition="#g">nur durch<lb/>
Explo&#x017F;ion trockener</hi> Schießwolle zur Detonation gebracht werden.<lb/>
Zur Erzielung der Explo&#x017F;ion im geeigneten Momente dient</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">die Pi&#x017F;tole</hi>.</head><lb/>
            <p>Fig. 8 &#x017F;tellt die&#x017F;elbe dar. In einer Hül&#x017F;e <hi rendition="#aq">h</hi> &#x017F;itzt der bewegliche<lb/>
Schlagbolzen <hi rendition="#aq">s,</hi> der an &#x017F;einer Spitze mit Greifna&#x017F;en <hi rendition="#aq">g,</hi> an &#x017F;einem<lb/>
Fuße mit einer kleinen Spitze ver&#x017F;ehen i&#x017F;t. Der Sicherheitsbolzen <hi rendition="#aq">b</hi><lb/><figure><head>Fig. 8.</head></figure><lb/><figure/> dient zum Verhüten einer vorzeitigen Explo&#x017F;ion während der Auf-<lb/>
bewahrung, des Transportes etc. und muß vor dem Ein&#x017F;etzen der<lb/>
Pi&#x017F;tole in den Kopf entfernt werden. Damit der Schlagbolzen er&#x017F;t<lb/>
beim Auftreffen auf ein <hi rendition="#g">Ziel</hi> zurückge&#x017F;choben wird und die Zündung<lb/>
des Zünd&#x017F;atzes <hi rendition="#aq">z</hi> bewirkt, i&#x017F;t der Scheer&#x017F;tift <hi rendition="#aq">c</hi> vorhanden. Die&#x017F;er<lb/>
i&#x017F;t aus Kupfer gefertigt und geht eben&#x017F;o wie der Sicherheitsbolzen <hi rendition="#aq">b</hi><lb/>
quer durch Hül&#x017F;e und Schlagbolzen. Beim Auftreffen des Torpedos<lb/>
wird die&#x017F;er Scheer&#x017F;tift durch&#x017F;chnitten (abge&#x017F;cheert), der Schlagbolzen<lb/>
dringt mit &#x017F;einer Spitze in den Zünd&#x017F;atz <hi rendition="#aq">z,</hi> die&#x017F;er explodirt und<lb/>
entzündet die trockenen Schießwollkörper <hi rendition="#aq">k,</hi> die in einer Zinkhülle<lb/>
gelagert &#x017F;ind; die Explo&#x017F;ion die&#x017F;er trockenen Schießwolle bewirkt die<lb/>
Explo&#x017F;ion der na&#x017F;&#x017F;en Schießwolle der Kopfladung. Um das Gewicht<lb/>
des Kopfes auszubalanziren, befindet &#x017F;ich hinter dem&#x017F;elben</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">die Schwimmkammer</hi>.</head><lb/>
            <p>Die&#x017F;elbe i&#x017F;t ein hohler Raum, welcher dem Vordertheil des Torpedos<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0042] Zweiter Abſchnitt. Die verſchiedenen, jetzt gebräuchlichen Torpedos. dem Propeller oder zu den Propellern und welche einen freien Waſſer- abfluß geſtatten, ſehr bedeutenden Einfluß. So will denn Whitehead ſelbſt, der die Formen der verſchiedenſten Fiſcharten eingehend ſtudirt hat, gefunden haben, daß die ſchnellſten Fiſche einen dicken Kopf und einen ſcharf auslaufenden Schwanz haben. Für den Torpedo iſt ein dicker, voller oder runder Kopf auch hinſichtlich der Spreng- wirkung ſeiner Ladung die günſtigſte Form. Die zur Ladung ver- wendete Schießbaumwolle enthält 10 bis 16 % Waſſer. Während dieſes die Sprengwirkung nur unbedeutend beeinträchtigt, erhöht es die Sicherheit, denn derartig genäßte Schießwolle kann nur durch Exploſion trockener Schießwolle zur Detonation gebracht werden. Zur Erzielung der Exploſion im geeigneten Momente dient die Piſtole. Fig. 8 ſtellt dieſelbe dar. In einer Hülſe h ſitzt der bewegliche Schlagbolzen s, der an ſeiner Spitze mit Greifnaſen g, an ſeinem Fuße mit einer kleinen Spitze verſehen iſt. Der Sicherheitsbolzen b [Abbildung Fig. 8.] [Abbildung] dient zum Verhüten einer vorzeitigen Exploſion während der Auf- bewahrung, des Transportes etc. und muß vor dem Einſetzen der Piſtole in den Kopf entfernt werden. Damit der Schlagbolzen erſt beim Auftreffen auf ein Ziel zurückgeſchoben wird und die Zündung des Zündſatzes z bewirkt, iſt der Scheerſtift c vorhanden. Dieſer iſt aus Kupfer gefertigt und geht ebenſo wie der Sicherheitsbolzen b quer durch Hülſe und Schlagbolzen. Beim Auftreffen des Torpedos wird dieſer Scheerſtift durchſchnitten (abgeſcheert), der Schlagbolzen dringt mit ſeiner Spitze in den Zündſatz z, dieſer explodirt und entzündet die trockenen Schießwollkörper k, die in einer Zinkhülle gelagert ſind; die Exploſion dieſer trockenen Schießwolle bewirkt die Exploſion der naſſen Schießwolle der Kopfladung. Um das Gewicht des Kopfes auszubalanziren, befindet ſich hinter demſelben die Schwimmkammer. Dieſelbe iſt ein hohler Raum, welcher dem Vordertheil des Torpedos

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/42
Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/42>, abgerufen am 28.03.2024.