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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Bestimmung der spezifischen Schwere.
(der Tara) sey = q. Man füllt nun die Flasche mit reinem Wasser und wiegt sie wieder.
Wird von dem Totalgewichte Q die Tara q abgezogen, so erhält man das absolute Ge-
wicht derjenigen Wassermenge, welche im Gefässe Platz hat, W = Q -- q. Man bringt
nach vollkommener Austrocknung des Gefässes eine beliebige Menge des pulverförmigen
Körpers hinein und wiegt es abermals (P), so ist das Gewicht des Pulvers p = P -- q.
Man füllt nun während das Pulver im Gefässe bleibt, das letztere wieder mit Wasser und
sieht darauf, dass keine Luftbläschen im Gefässe an den Körnern oder an dem Pulver
haften bleiben*). Nach vollkommener Entfernung der Luft wird das Gefäss vollends mit
Wasser gefüllt, und auf die Wage gebracht. Wiegt die Flasche dermalen O, so ist
O -- q das Gewicht des Pulvers und Wassers in der Flasche, demnach das Gewicht
des Wassers allein = O -- q -- (P -- q) = O -- P. Werden beide Gewichte des Was-
sers von einander abgezogen, so erhält man das Gewicht des vom Pulver verdrängten
Wassers = W -- (O -- P) = Q -- q -- O + P. Das absolute Gewicht des Pulvers war
= p, demnach ist seine spezifische Schwere n = [Formel 1] .

Beispiel. Gepulverter Kalkstein wiege in der Luft p = 480 Gran; das Gewicht
des Wassers in der Flasche betrage Q -- q = 1000 Gran, das Gewicht des Kalksteines und
der Flasche P = 960 Gran, endlich das Gewicht der mit Pulver und Wasser gefüllten
Flasche O = 1780 Gran, so ist die spezifische Schwere n = [Formel 2] = 2,667.

§. 32.

Vierter Fall. Soll die spezifische Schwere fester Körper, welche leich-
ter als Wasser sind, und demnach auf demselben schwimmen
, be-
stimmt werden, so müssen solche leichtere Körper mit einem schwereren, z. B. mit einem
Stückchen Blei oder Eisen belastet oder dasselbe daran gebunden werden, damit sie
gerade noch in das Wasser einsinken. Man wiegt nun zuerst das Stück Eisen in der Luft
(q) und dann im Wasser (w) ab. Hierauf wird das Holz in der Luft (Q) und Holz und
Eisen zusammen im Wasser gewogen (W). Der Gewichtsverlust beider Körper im Was-
ser ist offenbar = Q + q -- W, und der Gewichtsverlust des Holzes allein im Wasser
= Q + q -- W -- (q -- w) = Q + w -- W. Wird nun das Gewicht des Holzes in der Luft
(Q) durch diesen Gewichtsverlust dividirt, so erhält man die spezifische Schwere des
untersuchten Holzes, n = [Formel 3] .

Beispiel. Es sey das Gewicht des Holzes in der Luft Q = 6 Loth, das Gewicht
des Eisenstückes im Wasser w = 10 Loth, das Gewicht des Holzes und Eisens im Wasser
W = 6 Loth, so ist n = [Formel 4] = 0,6. Dieses Verfahren fällt bei dem ersten An-
scheine dadurch auf, dass das Gewicht des Holzes und Eisens im Wasser weniger beträgt,
als das Gewicht des Eisens, wenn es für sich allein im Wasser gewogen wird. Bei eini-
gem Nachdenken sieht man jedoch, dass diess der Fall seyn muss, indem das Holz

*) Diess ist oft schwierig und kann nur dadurch erreicht werden, dass man das offene Gefäss unter die
Glocke einer Luftpumpe bringt, und jene evakuirt.

Bestimmung der spezifischen Schwere.
(der Tara) sey = q. Man füllt nun die Flasche mit reinem Wasser und wiegt sie wieder.
Wird von dem Totalgewichte Q die Tara q abgezogen, so erhält man das absolute Ge-
wicht derjenigen Wassermenge, welche im Gefässe Platz hat, W = Q — q. Man bringt
nach vollkommener Austrocknung des Gefässes eine beliebige Menge des pulverförmigen
Körpers hinein und wiegt es abermals (P), so ist das Gewicht des Pulvers p = P — q.
Man füllt nun während das Pulver im Gefässe bleibt, das letztere wieder mit Wasser und
sieht darauf, dass keine Luftbläschen im Gefässe an den Körnern oder an dem Pulver
haften bleiben*). Nach vollkommener Entfernung der Luft wird das Gefäss vollends mit
Wasser gefüllt, und auf die Wage gebracht. Wiegt die Flasche dermalen O, so ist
O — q das Gewicht des Pulvers und Wassers in der Flasche, demnach das Gewicht
des Wassers allein = O — q — (P — q) = O — P. Werden beide Gewichte des Was-
sers von einander abgezogen, so erhält man das Gewicht des vom Pulver verdrängten
Wassers = W — (O — P) = Q — q — O + P. Das absolute Gewicht des Pulvers war
= p, demnach ist seine spezifische Schwere n = [Formel 1] .

Beispiel. Gepulverter Kalkstein wiege in der Luft p = 480 Gran; das Gewicht
des Wassers in der Flasche betrage Q — q = 1000 Gran, das Gewicht des Kalksteines und
der Flasche P = 960 Gran, endlich das Gewicht der mit Pulver und Wasser gefüllten
Flasche O = 1780 Gran, so ist die spezifische Schwere n = [Formel 2] = 2,667.

§. 32.

Vierter Fall. Soll die spezifische Schwere fester Körper, welche leich-
ter als Wasser sind, und demnach auf demselben schwimmen
, be-
stimmt werden, so müssen solche leichtere Körper mit einem schwereren, z. B. mit einem
Stückchen Blei oder Eisen belastet oder dasselbe daran gebunden werden, damit sie
gerade noch in das Wasser einsinken. Man wiegt nun zuerst das Stück Eisen in der Luft
(q) und dann im Wasser (w) ab. Hierauf wird das Holz in der Luft (Q) und Holz und
Eisen zusammen im Wasser gewogen (W). Der Gewichtsverlust beider Körper im Was-
ser ist offenbar = Q + q — W, und der Gewichtsverlust des Holzes allein im Wasser
= Q + q — W — (q — w) = Q + w — W. Wird nun das Gewicht des Holzes in der Luft
(Q) durch diesen Gewichtsverlust dividirt, so erhält man die spezifische Schwere des
untersuchten Holzes, n = [Formel 3] .

Beispiel. Es sey das Gewicht des Holzes in der Luft Q = 6 Loth, das Gewicht
des Eisenstückes im Wasser w = 10 Loth, das Gewicht des Holzes und Eisens im Wasser
W = 6 Loth, so ist n = [Formel 4] = 0,6. Dieses Verfahren fällt bei dem ersten An-
scheine dadurch auf, dass das Gewicht des Holzes und Eisens im Wasser weniger beträgt,
als das Gewicht des Eisens, wenn es für sich allein im Wasser gewogen wird. Bei eini-
gem Nachdenken sieht man jedoch, dass diess der Fall seyn muss, indem das Holz

*) Diess ist oft schwierig und kann nur dadurch erreicht werden, dass man das offene Gefäss unter die
Glocke einer Luftpumpe bringt, und jene evakuirt.
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[30/0048] Bestimmung der spezifischen Schwere. (der Tara) sey = q. Man füllt nun die Flasche mit reinem Wasser und wiegt sie wieder. Wird von dem Totalgewichte Q die Tara q abgezogen, so erhält man das absolute Ge- wicht derjenigen Wassermenge, welche im Gefässe Platz hat, W = Q — q. Man bringt nach vollkommener Austrocknung des Gefässes eine beliebige Menge des pulverförmigen Körpers hinein und wiegt es abermals (P), so ist das Gewicht des Pulvers p = P — q. Man füllt nun während das Pulver im Gefässe bleibt, das letztere wieder mit Wasser und sieht darauf, dass keine Luftbläschen im Gefässe an den Körnern oder an dem Pulver haften bleiben *). Nach vollkommener Entfernung der Luft wird das Gefäss vollends mit Wasser gefüllt, und auf die Wage gebracht. Wiegt die Flasche dermalen O, so ist O — q das Gewicht des Pulvers und Wassers in der Flasche, demnach das Gewicht des Wassers allein = O — q — (P — q) = O — P. Werden beide Gewichte des Was- sers von einander abgezogen, so erhält man das Gewicht des vom Pulver verdrängten Wassers = W — (O — P) = Q — q — O + P. Das absolute Gewicht des Pulvers war = p, demnach ist seine spezifische Schwere n = [FORMEL]. Beispiel. Gepulverter Kalkstein wiege in der Luft p = 480 Gran; das Gewicht des Wassers in der Flasche betrage Q — q = 1000 Gran, das Gewicht des Kalksteines und der Flasche P = 960 Gran, endlich das Gewicht der mit Pulver und Wasser gefüllten Flasche O = 1780 Gran, so ist die spezifische Schwere n = [FORMEL] = 2,667. §. 32. Vierter Fall. Soll die spezifische Schwere fester Körper, welche leich- ter als Wasser sind, und demnach auf demselben schwimmen, be- stimmt werden, so müssen solche leichtere Körper mit einem schwereren, z. B. mit einem Stückchen Blei oder Eisen belastet oder dasselbe daran gebunden werden, damit sie gerade noch in das Wasser einsinken. Man wiegt nun zuerst das Stück Eisen in der Luft (q) und dann im Wasser (w) ab. Hierauf wird das Holz in der Luft (Q) und Holz und Eisen zusammen im Wasser gewogen (W). Der Gewichtsverlust beider Körper im Was- ser ist offenbar = Q + q — W, und der Gewichtsverlust des Holzes allein im Wasser = Q + q — W — (q — w) = Q + w — W. Wird nun das Gewicht des Holzes in der Luft (Q) durch diesen Gewichtsverlust dividirt, so erhält man die spezifische Schwere des untersuchten Holzes, n = [FORMEL]. Beispiel. Es sey das Gewicht des Holzes in der Luft Q = 6 Loth, das Gewicht des Eisenstückes im Wasser w = 10 Loth, das Gewicht des Holzes und Eisens im Wasser W = 6 Loth, so ist n = [FORMEL] = 0,6. Dieses Verfahren fällt bei dem ersten An- scheine dadurch auf, dass das Gewicht des Holzes und Eisens im Wasser weniger beträgt, als das Gewicht des Eisens, wenn es für sich allein im Wasser gewogen wird. Bei eini- gem Nachdenken sieht man jedoch, dass diess der Fall seyn muss, indem das Holz *) Diess ist oft schwierig und kann nur dadurch erreicht werden, dass man das offene Gefäss unter die Glocke einer Luftpumpe bringt, und jene evakuirt.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/48>, abgerufen am 28.03.2024.