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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Ein- und Ausrückungen.
Fig.
25.
Tab.
78.

In Fig. 25 ist ein Mechanismus dargestellt, wodurch zwei Räder ein- und ausge-
rückt werden können. Hiebei wird das untere Rad durch die Betriebskraft bewegt;
das Zapfenlager des obern Rades ruht aber auf einem hinreichend starken Hebel a b,
welcher in a seinen Umdrehungspunkt hat und in b auf einem zweiten Hebel c d auf-
liegt. Wird nun bei d mit der Hand herabgedrückt, so hebt man den Hebel a b und
das obere Rad tritt sonach aus dem Eingriffe und umgekehrt. Diese Vorrichtung ist
zwar häufig im Gebrauche, allein bei dem Einheben der Räder treten bedeutende
Stösse ein, vorzüglich wenn das untere Rad schnell herumgeht.

Wenn der Widerstand, welchen Räder zu überwältigen haben, nicht bedeutend ist,
Fig.
26.
so pflegt man sie von aderigem Holze ohne Zähne, wie Fig. 26 darstellt, auszuführen.
Solche Räder bewegen sich dann bloss mittelst der Reibung auf einander, indem eines
derselben durch eine Betriebskraft in Gang gebracht wird; die Bewegung erfolgt hie-
bei immer sehr sanft und ohne Geräusch. Die Ein- und Ausrückung dieser Räder
erfolgt mittelst des vorbeschriebenen Mechanismus oder auf eine andere ähnliche Art.

§. 72.

Am Schlusse dieses Gegenstandes haben wir noch die Regeln anzugeben, nach
welchen die Stärke der Zapfen und Wellen bestimmt wird, wenn selbe ent-
weder bloss einen Druck auszuhalten haben, oder zugleich auch der Drehung (Tor-
sion) gehörigen Widerstand leisten sollen. Ist eine Welle nicht bloss an den Enden,
sondern auch an einem oder mehreren Punkten ihrer Länge durch ein Lager unter-
stützt, so pflegt man jenen Theil dieser Welle, welcher in dem Lager ruht, einen
Hals oder Schläth (journal) zu nennen. Diess ist z. B. der Theil a oder b bei
der Fig. 17, Tab. 77 dargestellten Verbindung mehrerer Wellen. Ist an einem solchen
Halse eine Belastung z. B. ein Schwungrad vorhanden, so muss er hinreichend stark
seyn, um nicht abzubrechen; er muss aber auch so stark gemacht werden, um der Ab-
drehung oder Torsion hinlänglich zu widerstehen.

Im I. Bande unseres Werkes haben wir Seite 376 für den Torsionswiderstand zylindri-
scher Wellen die Proporzion B . P : b . p = [Formel 1] · d aufgestellt, wo
P, p die Kräfte welche auf der Entfernung B, b einwirken, D, d die Durchmesser der Wel-
len, L, l ihre Längen und G, g die Anzahl Grade bezeichnen, um welche die Wellen ihrer
Länge nach gedreht werden. Bei dieser Proporzion wurde die vollkommene Ela-
stizität der Wellen
vorausgesetzt, oder angenommen, dass dieselben sich bei Ein-
wirkung der Kraft zwar um einen kleinen Winkel drehen, jedoch beim Aufhören dieser
Einwirkung sogleich wieder ihre vorige Lage annehmen, demnach keine bleibende Dre-
hung eintritt. Nun sind [Formel 2] und [Formel 3] die auf der Oberfläche der Zapfen oder Hälse
vorhandenen Widerstände und D, d ihre Durchmesser. Statt der statischen Momente
B . P und b . p kann man auch die Bewegungsmomente P . V und p . v, und statt dem Ver-
hältniss D : d die Geschwindigkeiten C : c am Umfange der Zapfen setzen, und es ist
P . V : p . v = [Formel 4] · D3 . C : [Formel 5] · d3 . c; da aber die Geschwindigkeiten C, c der Anzahl

Ein- und Ausrückungen.
Fig.
25.
Tab.
78.

In Fig. 25 ist ein Mechanismus dargestellt, wodurch zwei Räder ein- und ausge-
rückt werden können. Hiebei wird das untere Rad durch die Betriebskraft bewegt;
das Zapfenlager des obern Rades ruht aber auf einem hinreichend starken Hebel a b,
welcher in a seinen Umdrehungspunkt hat und in b auf einem zweiten Hebel c d auf-
liegt. Wird nun bei d mit der Hand herabgedrückt, so hebt man den Hebel a b und
das obere Rad tritt sonach aus dem Eingriffe und umgekehrt. Diese Vorrichtung ist
zwar häufig im Gebrauche, allein bei dem Einheben der Räder treten bedeutende
Stösse ein, vorzüglich wenn das untere Rad schnell herumgeht.

Wenn der Widerstand, welchen Räder zu überwältigen haben, nicht bedeutend ist,
Fig.
26.
so pflegt man sie von aderigem Holze ohne Zähne, wie Fig. 26 darstellt, auszuführen.
Solche Räder bewegen sich dann bloss mittelst der Reibung auf einander, indem eines
derselben durch eine Betriebskraft in Gang gebracht wird; die Bewegung erfolgt hie-
bei immer sehr sanft und ohne Geräusch. Die Ein- und Ausrückung dieser Räder
erfolgt mittelst des vorbeschriebenen Mechanismus oder auf eine andere ähnliche Art.

§. 72.

Am Schlusse dieses Gegenstandes haben wir noch die Regeln anzugeben, nach
welchen die Stärke der Zapfen und Wellen bestimmt wird, wenn selbe ent-
weder bloss einen Druck auszuhalten haben, oder zugleich auch der Drehung (Tor-
sion) gehörigen Widerstand leisten sollen. Ist eine Welle nicht bloss an den Enden,
sondern auch an einem oder mehreren Punkten ihrer Länge durch ein Lager unter-
stützt, so pflegt man jenen Theil dieser Welle, welcher in dem Lager ruht, einen
Hals oder Schläth (journal) zu nennen. Diess ist z. B. der Theil a oder b bei
der Fig. 17, Tab. 77 dargestellten Verbindung mehrerer Wellen. Ist an einem solchen
Halse eine Belastung z. B. ein Schwungrad vorhanden, so muss er hinreichend stark
seyn, um nicht abzubrechen; er muss aber auch so stark gemacht werden, um der Ab-
drehung oder Torsion hinlänglich zu widerstehen.

Im I. Bande unseres Werkes haben wir Seite 376 für den Torsionswiderstand zylindri-
scher Wellen die Proporzion B . P : b . p = [Formel 1] · d aufgestellt, wo
P, p die Kräfte welche auf der Entfernung B, b einwirken, D, d die Durchmesser der Wel-
len, L, l ihre Längen und G, g die Anzahl Grade bezeichnen, um welche die Wellen ihrer
Länge nach gedreht werden. Bei dieser Proporzion wurde die vollkommene Ela-
stizität der Wellen
vorausgesetzt, oder angenommen, dass dieselben sich bei Ein-
wirkung der Kraft zwar um einen kleinen Winkel drehen, jedoch beim Aufhören dieser
Einwirkung sogleich wieder ihre vorige Lage annehmen, demnach keine bleibende Dre-
hung eintritt. Nun sind [Formel 2] und [Formel 3] die auf der Oberfläche der Zapfen oder Hälse
vorhandenen Widerstände und D, d ihre Durchmesser. Statt der statischen Momente
B . P und b . p kann man auch die Bewegungsmomente P . V und p . v, und statt dem Ver-
hältniss D : d die Geschwindigkeiten C : c am Umfange der Zapfen setzen, und es ist
P . V : p . v = [Formel 4] · D3 . C : [Formel 5] · d3 . c; da aber die Geschwindigkeiten C, c der Anzahl

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[104/0140] Ein- und Ausrückungen. In Fig. 25 ist ein Mechanismus dargestellt, wodurch zwei Räder ein- und ausge- rückt werden können. Hiebei wird das untere Rad durch die Betriebskraft bewegt; das Zapfenlager des obern Rades ruht aber auf einem hinreichend starken Hebel a b, welcher in a seinen Umdrehungspunkt hat und in b auf einem zweiten Hebel c d auf- liegt. Wird nun bei d mit der Hand herabgedrückt, so hebt man den Hebel a b und das obere Rad tritt sonach aus dem Eingriffe und umgekehrt. Diese Vorrichtung ist zwar häufig im Gebrauche, allein bei dem Einheben der Räder treten bedeutende Stösse ein, vorzüglich wenn das untere Rad schnell herumgeht. Wenn der Widerstand, welchen Räder zu überwältigen haben, nicht bedeutend ist, so pflegt man sie von aderigem Holze ohne Zähne, wie Fig. 26 darstellt, auszuführen. Solche Räder bewegen sich dann bloss mittelst der Reibung auf einander, indem eines derselben durch eine Betriebskraft in Gang gebracht wird; die Bewegung erfolgt hie- bei immer sehr sanft und ohne Geräusch. Die Ein- und Ausrückung dieser Räder erfolgt mittelst des vorbeschriebenen Mechanismus oder auf eine andere ähnliche Art. Fig. 26. §. 72. Am Schlusse dieses Gegenstandes haben wir noch die Regeln anzugeben, nach welchen die Stärke der Zapfen und Wellen bestimmt wird, wenn selbe ent- weder bloss einen Druck auszuhalten haben, oder zugleich auch der Drehung (Tor- sion) gehörigen Widerstand leisten sollen. Ist eine Welle nicht bloss an den Enden, sondern auch an einem oder mehreren Punkten ihrer Länge durch ein Lager unter- stützt, so pflegt man jenen Theil dieser Welle, welcher in dem Lager ruht, einen Hals oder Schläth (journal) zu nennen. Diess ist z. B. der Theil a oder b bei der Fig. 17, Tab. 77 dargestellten Verbindung mehrerer Wellen. Ist an einem solchen Halse eine Belastung z. B. ein Schwungrad vorhanden, so muss er hinreichend stark seyn, um nicht abzubrechen; er muss aber auch so stark gemacht werden, um der Ab- drehung oder Torsion hinlänglich zu widerstehen. Im I. Bande unseres Werkes haben wir Seite 376 für den Torsionswiderstand zylindri- scher Wellen die Proporzion B . P : b . p = [FORMEL] · d aufgestellt, wo P, p die Kräfte welche auf der Entfernung B, b einwirken, D, d die Durchmesser der Wel- len, L, l ihre Längen und G, g die Anzahl Grade bezeichnen, um welche die Wellen ihrer Länge nach gedreht werden. Bei dieser Proporzion wurde die vollkommene Ela- stizität der Wellen vorausgesetzt, oder angenommen, dass dieselben sich bei Ein- wirkung der Kraft zwar um einen kleinen Winkel drehen, jedoch beim Aufhören dieser Einwirkung sogleich wieder ihre vorige Lage annehmen, demnach keine bleibende Dre- hung eintritt. Nun sind [FORMEL] und [FORMEL] die auf der Oberfläche der Zapfen oder Hälse vorhandenen Widerstände und D, d ihre Durchmesser. Statt der statischen Momente B . P und b . p kann man auch die Bewegungsmomente P . V und p . v, und statt dem Ver- hältniss D : d die Geschwindigkeiten C : c am Umfange der Zapfen setzen, und es ist P . V : p . v = [FORMEL] · D3 . C : [FORMEL] · d3 . c; da aber die Geschwindigkeiten C, c der Anzahl

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/140>, abgerufen am 19.04.2024.