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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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Schweine wurden bisweilen dahin getrieben, aber
nur zur Mittagszeit oder gegen Abend, wenn sie schon
an andern Orten sich satt gefressen und keine andere Nei-
gung mehr übrig hatten, als nach den so genannten
Mastmaden und knolligen Erdgewächsen zu brechen
und zu wühlen. Auf solche Art sollte am Saamen
selbst wenig Abgang verspühret werden, und den
übriggebliebenen hingegen der Vortheil zuwachsen,
daß er theils mit untergewühlet, und dadurch gegen
alle Beschädigung gedeckt, theils aber demselben ein
völlig aufgelockerter Boden verschaft würde. In
dem darauf folgenden Winter wurden die Bäume bis
auf den zehnten oder funfzehnten Theil gefället, und vor-
züglich wurden solche umgehauen, die sehr starke Kro-
nen und ausgebreitete Aeste hatten, und welche den Zu-
gang der Sonne, des Regens, des Thaues und der Luft
wirklich hinderten. Dieses einzelne Aushauen wur-
de auch im zweyten und allen, bis zum zehnten und
funfzehnten folgenden Wintern, nach eben den Ver-
hältnissen beständig fortgesetzt, daß nach Verfließung
dieser Jahre der ganze Platz mit Saamenpflanzen
hinlänglich bedeckt seyn konnte, und durch das Ab-
hauen der hohen Bäume ihnen zum guten Wuchse
alle Freyheit und aller erforderliche Raum gestattet
wurde. Nun frägt es sich, wie man den gewöhnlich
späten Frösten gehörig begegne? Es ist bekannt, daß
selten ein Frühjahr erscheinet, in welchem nicht der
junge Buchenaufschlag dadurch im April und May
wiederum zu Grunde gerichtet würde, und da dieser
Unfall zu allgemein war und zu sehr schadete, so er-
forderte die Nothwendigkeit, daß man auf alle Weise
bemühet seyn mußte, den bösen Erfolg abzuwenden.
Was war also natürlicher, als daß man nach einem
so bösen Frühjahre das Aushauen des Holzes so lan-
ge einstellete, bis bey abermahls eintretender Buch-
mast hinlänglicher Saamen gefallen, und den sich

nach
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Schweine wurden bisweilen dahin getrieben, aber
nur zur Mittagszeit oder gegen Abend, wenn ſie ſchon
an andern Orten ſich ſatt gefreſſen und keine andere Nei-
gung mehr uͤbrig hatten, als nach den ſo genannten
Maſtmaden und knolligen Erdgewaͤchſen zu brechen
und zu wuͤhlen. Auf ſolche Art ſollte am Saamen
ſelbſt wenig Abgang verſpuͤhret werden, und den
uͤbriggebliebenen hingegen der Vortheil zuwachſen,
daß er theils mit untergewuͤhlet, und dadurch gegen
alle Beſchaͤdigung gedeckt, theils aber demſelben ein
voͤllig aufgelockerter Boden verſchaft wuͤrde. In
dem darauf folgenden Winter wurden die Baͤume bis
auf den zehnten oder funfzehnten Theil gefaͤllet, und vor-
zuͤglich wurden ſolche umgehauen, die ſehr ſtarke Kro-
nen und ausgebreitete Aeſte hatten, und welche den Zu-
gang der Sonne, des Regens, des Thaues und der Luft
wirklich hinderten. Dieſes einzelne Aushauen wur-
de auch im zweyten und allen, bis zum zehnten und
funfzehnten folgenden Wintern, nach eben den Ver-
haͤltniſſen beſtaͤndig fortgeſetzt, daß nach Verfließung
dieſer Jahre der ganze Platz mit Saamenpflanzen
hinlaͤnglich bedeckt ſeyn konnte, und durch das Ab-
hauen der hohen Baͤume ihnen zum guten Wuchſe
alle Freyheit und aller erforderliche Raum geſtattet
wurde. Nun fraͤgt es ſich, wie man den gewoͤhnlich
ſpaͤten Froͤſten gehoͤrig begegne? Es iſt bekannt, daß
ſelten ein Fruͤhjahr erſcheinet, in welchem nicht der
junge Buchenaufſchlag dadurch im April und May
wiederum zu Grunde gerichtet wuͤrde, und da dieſer
Unfall zu allgemein war und zu ſehr ſchadete, ſo er-
forderte die Nothwendigkeit, daß man auf alle Weiſe
bemuͤhet ſeyn mußte, den boͤſen Erfolg abzuwenden.
Was war alſo natuͤrlicher, als daß man nach einem
ſo boͤſen Fruͤhjahre das Aushauen des Holzes ſo lan-
ge einſtellete, bis bey abermahls eintretender Buch-
maſt hinlaͤnglicher Saamen gefallen, und den ſich

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[9/0019] Schweine wurden bisweilen dahin getrieben, aber nur zur Mittagszeit oder gegen Abend, wenn ſie ſchon an andern Orten ſich ſatt gefreſſen und keine andere Nei- gung mehr uͤbrig hatten, als nach den ſo genannten Maſtmaden und knolligen Erdgewaͤchſen zu brechen und zu wuͤhlen. Auf ſolche Art ſollte am Saamen ſelbſt wenig Abgang verſpuͤhret werden, und den uͤbriggebliebenen hingegen der Vortheil zuwachſen, daß er theils mit untergewuͤhlet, und dadurch gegen alle Beſchaͤdigung gedeckt, theils aber demſelben ein voͤllig aufgelockerter Boden verſchaft wuͤrde. In dem darauf folgenden Winter wurden die Baͤume bis auf den zehnten oder funfzehnten Theil gefaͤllet, und vor- zuͤglich wurden ſolche umgehauen, die ſehr ſtarke Kro- nen und ausgebreitete Aeſte hatten, und welche den Zu- gang der Sonne, des Regens, des Thaues und der Luft wirklich hinderten. Dieſes einzelne Aushauen wur- de auch im zweyten und allen, bis zum zehnten und funfzehnten folgenden Wintern, nach eben den Ver- haͤltniſſen beſtaͤndig fortgeſetzt, daß nach Verfließung dieſer Jahre der ganze Platz mit Saamenpflanzen hinlaͤnglich bedeckt ſeyn konnte, und durch das Ab- hauen der hohen Baͤume ihnen zum guten Wuchſe alle Freyheit und aller erforderliche Raum geſtattet wurde. Nun fraͤgt es ſich, wie man den gewoͤhnlich ſpaͤten Froͤſten gehoͤrig begegne? Es iſt bekannt, daß ſelten ein Fruͤhjahr erſcheinet, in welchem nicht der junge Buchenaufſchlag dadurch im April und May wiederum zu Grunde gerichtet wuͤrde, und da dieſer Unfall zu allgemein war und zu ſehr ſchadete, ſo er- forderte die Nothwendigkeit, daß man auf alle Weiſe bemuͤhet ſeyn mußte, den boͤſen Erfolg abzuwenden. Was war alſo natuͤrlicher, als daß man nach einem ſo boͤſen Fruͤhjahre das Aushauen des Holzes ſo lan- ge einſtellete, bis bey abermahls eintretender Buch- maſt hinlaͤnglicher Saamen gefallen, und den ſich nach A 5

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/19>, abgerufen am 19.04.2024.