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Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798.

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ject gehandelt wird. Hiernächst ist auch in den angeführten
Gesetzen nur die Quelle solcher Verbindlichkeiten angegeben wor-
den, welche wirklich in den Gerichten eine Klage hervorbringen.
Man darf sich daher auch nicht wundern, daß der Verträge keine
Erwähnung geschieht, weil aus blosen Verträgen bei den Rö-
mern keine Klage entstand 53). Allein da blose Verträge doch
selbst nach römischen Gesetzen mancherley Rechte und Verbind-
lichkeiten hervorbringen, welche, wenn auch derentwegen keine
Klage statt hatte, doch in den bürgerlichen Gerichten von wich-
tiger Wirkung waren, z. E. eine Exception, eine Compensation,
ein Retentionsrecht u. s. m. begründeten, so hätten die röm.
Rechtsgelehrten in ihrer Theorie von den Quellen der Verbind-
lichkeit der Verträge nicht so ganz uneingedenk seyn sollen. Auf
folgende Art ließ sich also eine vollständigere Theorie von den
Entstehungsgründen der mittelbaren Verbindlichkeit nach röm.
Rechte formiren.

Mittelbare Verbindlichkeiten entstehen entweder aus erlaub-
ten, oder aus unerlaubten Handlungen. In beyden Fällen kommt
es auf die verschiedenen Arten der Handlung an.

S. 32. Z. 4. von unten im Text streiche die Worte aus: Ist
das erstere, so bestehen; und setze dafür: Ist die Handlung, die
den nächsten Grund der Verbindlichkeit erhält, erlaubt, so be-
stehet u. s. w.

-- Z. 2. v. u. im Text anstatt der Worte: in andern Arten
erlaubter Handlungen; lies: sie ist eine erlaubte einseitige Hand-
lung.

-- die Note 43. bleibt mit der Zahl 53. stehen.

S. 33. Z. 8. n. erkläret wird, lies: oder es kann dieselbe eine
solche seyn, welche mit einem Contracte in einem gewissen analogi-
schen Verhältnisse steht, und schon nach der natürlichen Billigkeit
ohne allen Vertrag oder Versprechen eine vollkommene Verbind-
lichkeit hervorbringt. Im erstern Falle entsteht die Verbindlichkeit
ex voto et pollicitatione. Im letztern Falle aber ist eine solche
Verbindlichkeit vorhanden, welche in den römischen Gesetzen ob-
ligatio quasi ex contractu
genennet wird. Auf die nähere Ent-

wicke-

ject gehandelt wird. Hiernaͤchſt iſt auch in den angefuͤhrten
Geſetzen nur die Quelle ſolcher Verbindlichkeiten angegeben wor-
den, welche wirklich in den Gerichten eine Klage hervorbringen.
Man darf ſich daher auch nicht wundern, daß der Vertraͤge keine
Erwaͤhnung geſchieht, weil aus bloſen Vertraͤgen bei den Roͤ-
mern keine Klage entſtand 53). Allein da bloſe Vertraͤge doch
ſelbſt nach roͤmiſchen Geſetzen mancherley Rechte und Verbind-
lichkeiten hervorbringen, welche, wenn auch derentwegen keine
Klage ſtatt hatte, doch in den buͤrgerlichen Gerichten von wich-
tiger Wirkung waren, z. E. eine Exception, eine Compenſation,
ein Retentionsrecht u. ſ. m. begruͤndeten, ſo haͤtten die roͤm.
Rechtsgelehrten in ihrer Theorie von den Quellen der Verbind-
lichkeit der Vertraͤge nicht ſo ganz uneingedenk ſeyn ſollen. Auf
folgende Art ließ ſich alſo eine vollſtaͤndigere Theorie von den
Entſtehungsgruͤnden der mittelbaren Verbindlichkeit nach roͤm.
Rechte formiren.

Mittelbare Verbindlichkeiten entſtehen entweder aus erlaub-
ten, oder aus unerlaubten Handlungen. In beyden Faͤllen kommt
es auf die verſchiedenen Arten der Handlung an.

S. 32. Z. 4. von unten im Text ſtreiche die Worte aus: Iſt
das erſtere, ſo beſtehen; und ſetze dafuͤr: Iſt die Handlung, die
den naͤchſten Grund der Verbindlichkeit erhaͤlt, erlaubt, ſo be-
ſtehet u. ſ. w.

— Z. 2. v. u. im Text anſtatt der Worte: in andern Arten
erlaubter Handlungen; lies: ſie iſt eine erlaubte einſeitige Hand-
lung.

— die Note 43. bleibt mit der Zahl 53. ſtehen.

S. 33. Z. 8. n. erklaͤret wird, lies: oder es kann dieſelbe eine
ſolche ſeyn, welche mit einem Contracte in einem gewiſſen analogi-
ſchen Verhaͤltniſſe ſteht, und ſchon nach der natuͤrlichen Billigkeit
ohne allen Vertrag oder Verſprechen eine vollkommene Verbind-
lichkeit hervorbringt. Im erſtern Falle entſteht die Verbindlichkeit
ex voto et pollicitatione. Im letztern Falle aber iſt eine ſolche
Verbindlichkeit vorhanden, welche in den roͤmiſchen Geſetzen ob-
ligatio quaſi ex contractu
genennet wird. Auf die naͤhere Ent-

wicke-
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[11/0019] ject gehandelt wird. Hiernaͤchſt iſt auch in den angefuͤhrten Geſetzen nur die Quelle ſolcher Verbindlichkeiten angegeben wor- den, welche wirklich in den Gerichten eine Klage hervorbringen. Man darf ſich daher auch nicht wundern, daß der Vertraͤge keine Erwaͤhnung geſchieht, weil aus bloſen Vertraͤgen bei den Roͤ- mern keine Klage entſtand 53). Allein da bloſe Vertraͤge doch ſelbſt nach roͤmiſchen Geſetzen mancherley Rechte und Verbind- lichkeiten hervorbringen, welche, wenn auch derentwegen keine Klage ſtatt hatte, doch in den buͤrgerlichen Gerichten von wich- tiger Wirkung waren, z. E. eine Exception, eine Compenſation, ein Retentionsrecht u. ſ. m. begruͤndeten, ſo haͤtten die roͤm. Rechtsgelehrten in ihrer Theorie von den Quellen der Verbind- lichkeit der Vertraͤge nicht ſo ganz uneingedenk ſeyn ſollen. Auf folgende Art ließ ſich alſo eine vollſtaͤndigere Theorie von den Entſtehungsgruͤnden der mittelbaren Verbindlichkeit nach roͤm. Rechte formiren. Mittelbare Verbindlichkeiten entſtehen entweder aus erlaub- ten, oder aus unerlaubten Handlungen. In beyden Faͤllen kommt es auf die verſchiedenen Arten der Handlung an. S. 32. Z. 4. von unten im Text ſtreiche die Worte aus: Iſt das erſtere, ſo beſtehen; und ſetze dafuͤr: Iſt die Handlung, die den naͤchſten Grund der Verbindlichkeit erhaͤlt, erlaubt, ſo be- ſtehet u. ſ. w. — Z. 2. v. u. im Text anſtatt der Worte: in andern Arten erlaubter Handlungen; lies: ſie iſt eine erlaubte einſeitige Hand- lung. — die Note 43. bleibt mit der Zahl 53. ſtehen. S. 33. Z. 8. n. erklaͤret wird, lies: oder es kann dieſelbe eine ſolche ſeyn, welche mit einem Contracte in einem gewiſſen analogi- ſchen Verhaͤltniſſe ſteht, und ſchon nach der natuͤrlichen Billigkeit ohne allen Vertrag oder Verſprechen eine vollkommene Verbind- lichkeit hervorbringt. Im erſtern Falle entſteht die Verbindlichkeit ex voto et pollicitatione. Im letztern Falle aber iſt eine ſolche Verbindlichkeit vorhanden, welche in den roͤmiſchen Geſetzen ob- ligatio quaſi ex contractu genennet wird. Auf die naͤhere Ent- wicke-

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01verbesserungen_1798/19>, abgerufen am 24.04.2024.