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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.

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Schenke.

Nennen dich den grossen Dichter,
Wenn dich auf dem Markte zeigest;
Gerne hör' ich wenn du singest
Und ich horche wenn du schweigest.
Doch ich liebe dich noch lieber,
Wenn du küssest zum Erinnern;
Denn die Worte gehn vorüber
Und der Kuss der bleibt im Innern.
Reim auf Reim will was bedeuten,
Besser ist es viel zu denken.
Singe du den andern Leuten
Und verstumme mit dem Schenken.

Schenke.

Nennen dich den groſsen Dichter,
Wenn dich auf dem Markte zeigest;
Gerne hör’ ich wenn du singest
Und ich horche wenn du schweigest.
Doch ich liebe dich noch lieber,
Wenn du küssest zum Erinnern;
Denn die Worte gehn vorüber
Und der Kuſs der bleibt im Innern.
Reim auf Reim will was bedeuten,
Besser ist es viel zu denken.
Singe du den andern Leuten
Und verstumme mit dem Schenken.

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[198/0208] Schenke. Nennen dich den groſsen Dichter, Wenn dich auf dem Markte zeigest; Gerne hör’ ich wenn du singest Und ich horche wenn du schweigest. Doch ich liebe dich noch lieber, Wenn du küssest zum Erinnern; Denn die Worte gehn vorüber Und der Kuſs der bleibt im Innern. Reim auf Reim will was bedeuten, Besser ist es viel zu denken. Singe du den andern Leuten Und verstumme mit dem Schenken.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/208>, abgerufen am 28.03.2024.