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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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Gelb und Blau vermische, ist in gewissem Sinne einer-
ley: denn auf beyde Weise wird ein Grün hervorge-
bracht. Jene Behandlungsart aber steht viel höher,
wie wir wohl nicht weiter auszuführen brauchen.

Uebrigens wird Delaval's Vortrag, besonders in-
dem er auf die trüben Mittel gelangt, unsicher und
unscheinbar. Er kehrt zu der Newtonischen Lehre zu-
rück, ohne sie doch in ihrer ganzen Reinheit beyzube-
halten; dadurch entsteht bey ihm, wie bey so vielen
andern, ein unglückliches eklektisches Schwanken. Denn
man muß sich zu Newton ganz bekennen, oder ihm
ganz entsagen.


Johann Leonhard Hoffmann.

Versuch einer Geschichte der malerischen Harmo-
nie überhaupt und der Farbenharmonie insbesondere,
mit Erläuterungen aus der Tonkunst, und vielen
praktischen Anmerkungen, Halle 1786.

Dieser Mann, dessen Andenken fast gänzlich ver-
schwunden ist, lebte um gedachtes Jahr in Leipzig als
privatisirender Gelehrter, war als guter Physiker und
rechtlicher Mann geschätzt, ohne sich jedoch einer ärm-
lichen Existenz entwinden zu können. Er nahm be-
trächtlichen Antheil an physicalischen, technologischen,
ökonomischen Journalen und anderen Schriften dieses

Gelb und Blau vermiſche, iſt in gewiſſem Sinne einer-
ley: denn auf beyde Weiſe wird ein Gruͤn hervorge-
bracht. Jene Behandlungsart aber ſteht viel hoͤher,
wie wir wohl nicht weiter auszufuͤhren brauchen.

Uebrigens wird Delaval’s Vortrag, beſonders in-
dem er auf die truͤben Mittel gelangt, unſicher und
unſcheinbar. Er kehrt zu der Newtoniſchen Lehre zu-
ruͤck, ohne ſie doch in ihrer ganzen Reinheit beyzube-
halten; dadurch entſteht bey ihm, wie bey ſo vielen
andern, ein ungluͤckliches eklektiſches Schwanken. Denn
man muß ſich zu Newton ganz bekennen, oder ihm
ganz entſagen.


Johann Leonhard Hoffmann.

Verſuch einer Geſchichte der maleriſchen Harmo-
nie uͤberhaupt und der Farbenharmonie insbeſondere,
mit Erlaͤuterungen aus der Tonkunſt, und vielen
praktiſchen Anmerkungen, Halle 1786.

Dieſer Mann, deſſen Andenken faſt gaͤnzlich ver-
ſchwunden iſt, lebte um gedachtes Jahr in Leipzig als
privatiſirender Gelehrter, war als guter Phyſiker und
rechtlicher Mann geſchaͤtzt, ohne ſich jedoch einer aͤrm-
lichen Exiſtenz entwinden zu koͤnnen. Er nahm be-
traͤchtlichen Antheil an phyſicaliſchen, technologiſchen,
oͤkonomiſchen Journalen und anderen Schriften dieſes

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[639/0673] Gelb und Blau vermiſche, iſt in gewiſſem Sinne einer- ley: denn auf beyde Weiſe wird ein Gruͤn hervorge- bracht. Jene Behandlungsart aber ſteht viel hoͤher, wie wir wohl nicht weiter auszufuͤhren brauchen. Uebrigens wird Delaval’s Vortrag, beſonders in- dem er auf die truͤben Mittel gelangt, unſicher und unſcheinbar. Er kehrt zu der Newtoniſchen Lehre zu- ruͤck, ohne ſie doch in ihrer ganzen Reinheit beyzube- halten; dadurch entſteht bey ihm, wie bey ſo vielen andern, ein ungluͤckliches eklektiſches Schwanken. Denn man muß ſich zu Newton ganz bekennen, oder ihm ganz entſagen. Johann Leonhard Hoffmann. Verſuch einer Geſchichte der maleriſchen Harmo- nie uͤberhaupt und der Farbenharmonie insbeſondere, mit Erlaͤuterungen aus der Tonkunſt, und vielen praktiſchen Anmerkungen, Halle 1786. Dieſer Mann, deſſen Andenken faſt gaͤnzlich ver- ſchwunden iſt, lebte um gedachtes Jahr in Leipzig als privatiſirender Gelehrter, war als guter Phyſiker und rechtlicher Mann geſchaͤtzt, ohne ſich jedoch einer aͤrm- lichen Exiſtenz entwinden zu koͤnnen. Er nahm be- traͤchtlichen Antheil an phyſicaliſchen, technologiſchen, oͤkonomiſchen Journalen und anderen Schriften dieſes

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/673>, abgerufen am 28.03.2024.