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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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durch Verbindung von Flint- und Crownglas, die
Achromasie nicht vollkommen werden könne.

Er hatte dabey die Newtonische Vorstellungsart
auf seiner Seite: denn wenn man sich das Spectrum
als eine fertige, in allen ihren einzelnen Theilen un-
gleich gebrochene Strahlenreihe denkt; so läßt sich
wohl hoffen, daß ein entgegengesetztes Mittel allen-
falls einen Theil derselben, aber nicht alle aufheben und
verbessern könne. Dieses war schon früher zur Sprache
gekommen und Dr. Blairs Versuche, so wie die dar-
aus gezogenen Folgerungen, wurden von den Newto-
nianern mit Gunst aufgenommen.

Wir wollen ihn erst selbst hören und sodann das-
jenige, was wir dabey zu erinnern im Fall sind, nach-
bringen.


Versuche des Dr. Blair
über die chromatische Kraft verschiedener Flüssigkeiten und
Auflöfungen.

"Verschiedene Auflösungen von Metallen und Halb-
metallen in verschied nen Gestalten fanden sich immer
chromatischer als Crownglas. Die Auflösungen einiger
Salze in Wasser, z. B. des rohen Ammoniaksalzes,
vermehren die Erscheinung sehr. Die Salzsäure hat
auch diese Kraft, und je concentrirter sie ist, desto

durch Verbindung von Flint- und Crownglas, die
Achromaſie nicht vollkommen werden koͤnne.

Er hatte dabey die Newtoniſche Vorſtellungsart
auf ſeiner Seite: denn wenn man ſich das Spectrum
als eine fertige, in allen ihren einzelnen Theilen un-
gleich gebrochene Strahlenreihe denkt; ſo laͤßt ſich
wohl hoffen, daß ein entgegengeſetztes Mittel allen-
falls einen Theil derſelben, aber nicht alle aufheben und
verbeſſern koͤnne. Dieſes war ſchon fruͤher zur Sprache
gekommen und Dr. Blairs Verſuche, ſo wie die dar-
aus gezogenen Folgerungen, wurden von den Newto-
nianern mit Gunſt aufgenommen.

Wir wollen ihn erſt ſelbſt hoͤren und ſodann das-
jenige, was wir dabey zu erinnern im Fall ſind, nach-
bringen.


Verſuche des Dr. Blair
uͤber die chromatiſche Kraft verſchiedener Fluͤſſigkeiten und
Aufloͤfungen.

„Verſchiedene Aufloͤſungen von Metallen und Halb-
metallen in verſchied nen Geſtalten fanden ſich immer
chromatiſcher als Crownglas. Die Aufloͤſungen einiger
Salze in Waſſer, z. B. des rohen Ammoniakſalzes,
vermehren die Erſcheinung ſehr. Die Salzſaͤure hat
auch dieſe Kraft, und je concentrirter ſie iſt, deſto

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[646/0680] durch Verbindung von Flint- und Crownglas, die Achromaſie nicht vollkommen werden koͤnne. Er hatte dabey die Newtoniſche Vorſtellungsart auf ſeiner Seite: denn wenn man ſich das Spectrum als eine fertige, in allen ihren einzelnen Theilen un- gleich gebrochene Strahlenreihe denkt; ſo laͤßt ſich wohl hoffen, daß ein entgegengeſetztes Mittel allen- falls einen Theil derſelben, aber nicht alle aufheben und verbeſſern koͤnne. Dieſes war ſchon fruͤher zur Sprache gekommen und Dr. Blairs Verſuche, ſo wie die dar- aus gezogenen Folgerungen, wurden von den Newto- nianern mit Gunſt aufgenommen. Wir wollen ihn erſt ſelbſt hoͤren und ſodann das- jenige, was wir dabey zu erinnern im Fall ſind, nach- bringen. Verſuche des Dr. Blair uͤber die chromatiſche Kraft verſchiedener Fluͤſſigkeiten und Aufloͤfungen. „Verſchiedene Aufloͤſungen von Metallen und Halb- metallen in verſchied nen Geſtalten fanden ſich immer chromatiſcher als Crownglas. Die Aufloͤſungen einiger Salze in Waſſer, z. B. des rohen Ammoniakſalzes, vermehren die Erſcheinung ſehr. Die Salzſaͤure hat auch dieſe Kraft, und je concentrirter ſie iſt, deſto

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 646. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/680>, abgerufen am 23.04.2024.