Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Ein Schauspiel. Und wenn der Mensch in seiner Qual ver-stummt, Gab mir ein Gott, zu sagen wie ich leide. Antonio tritt zu ihm und nimmt ihn bey der Hand. Tasso. O edler Mann! Du stehest fest und still, Ich scheine nur die sturmbewegte Welle. Allein bedenk', und überhebe nicht Dich deiner Kraft! Die mächtige Natur, Die diesen Felsen gründete, hat auch Der Welle die Beweglichkeit gegeben. Sie sendet ihren Sturm, die Welle flieht Und schwankt und schwillt und beugt sich schäumend über. In dieser Woge spiegelte so schön Die Sonne sich, es ruhten die Gestirne An dieser Brust, die zärtlich sich bewegte. Verschwunden ist der Glanz, entflohn die Ruhe. Ein Schauſpiel. Und wenn der Menſch in ſeiner Qual ver-ſtummt, Gab mir ein Gott, zu ſagen wie ich leide. Antonio tritt zu ihm und nimmt ihn bey der Hand. Taſſo. O edler Mann! Du ſteheſt feſt und ſtill, Ich ſcheine nur die ſturmbewegte Welle. Allein bedenk’, und überhebe nicht Dich deiner Kraft! Die mächtige Natur, Die dieſen Felſen gründete, hat auch Der Welle die Beweglichkeit gegeben. Sie ſendet ihren Sturm, die Welle flieht Und ſchwankt und ſchwillt und beugt ſich ſchäumend über. In dieſer Woge ſpiegelte ſo ſchön Die Sonne ſich, es ruhten die Geſtirne An dieſer Bruſt, die zärtlich ſich bewegte. Verſchwunden iſt der Glanz, entflohn die Ruhe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#TAS"> <p><pb facs="#f0229" n="221"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Schauſpiel</hi>.</fw><lb/> Und wenn der Menſch in ſeiner Qual ver-<lb/> ſtummt,<lb/> Gab mir ein Gott, zu ſagen wie ich leide.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANT"> <speaker> <hi rendition="#g">Antonio</hi> </speaker><lb/> <stage>tritt zu ihm und nimmt ihn bey der Hand.</stage> </sp><lb/> <sp who="#TAS"> <speaker><hi rendition="#g">Taſſo</hi>.</speaker><lb/> <p>O edler Mann! Du ſteheſt feſt und ſtill,<lb/> Ich ſcheine nur die ſturmbewegte Welle.<lb/> Allein bedenk’, und überhebe nicht<lb/> Dich deiner Kraft! Die mächtige Natur,<lb/> Die dieſen Felſen gründete, hat auch<lb/> Der Welle die Beweglichkeit gegeben.<lb/> Sie ſendet ihren Sturm, die Welle flieht<lb/> Und ſchwankt und ſchwillt und beugt ſich<lb/> ſchäumend über.<lb/> In dieſer Woge ſpiegelte ſo ſchön<lb/> Die Sonne ſich, es ruhten die Geſtirne<lb/> An dieſer Bruſt, die zärtlich ſich bewegte.<lb/> Verſchwunden iſt der Glanz, entflohn die Ruhe.<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [221/0229]
Ein Schauſpiel.
Und wenn der Menſch in ſeiner Qual ver-
ſtummt,
Gab mir ein Gott, zu ſagen wie ich leide.
Antonio
tritt zu ihm und nimmt ihn bey der Hand.
Taſſo.
O edler Mann! Du ſteheſt feſt und ſtill,
Ich ſcheine nur die ſturmbewegte Welle.
Allein bedenk’, und überhebe nicht
Dich deiner Kraft! Die mächtige Natur,
Die dieſen Felſen gründete, hat auch
Der Welle die Beweglichkeit gegeben.
Sie ſendet ihren Sturm, die Welle flieht
Und ſchwankt und ſchwillt und beugt ſich
ſchäumend über.
In dieſer Woge ſpiegelte ſo ſchön
Die Sonne ſich, es ruhten die Geſtirne
An dieſer Bruſt, die zärtlich ſich bewegte.
Verſchwunden iſt der Glanz, entflohn die Ruhe.
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