Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Was wir hier nach mündlicher Erzählung mitthei-
len, ist reiner, wiewohl immer noch etwas fremd-
artiges in dem Ganzen durchblickt. -- Eine abwei-
chende Recension ist No. 75. vom Vogel Phönix.

Zum Mädchen ohne Hände. No. 31.

mit andern Umständen, doch nicht so schön, im
Pentamerone III, 2. (la penta mano mozza). Un-
ser Märchen ist die volksmäßige Quelle, woraus
die im Mittelalter so bekannten Fabeln von der
schönen Helena, Mai und Beaflor u. a. entsprun-
gen sind. Eine weitere Ausführung dieses Zusam-
menhangs müßte bei der Ausgabe eines der bei-
den letztgenannten Gedichte gegeben werden. Der
unserer Erzählung eigenthümliche Umstand mit dem
Versprechen dessen, was hinter der Mühle stand,
erinnert an die altnordische Alfskongs Sage cap 1.
wo Hott fodert, von der schwangern Signy, das
was zwischen ihr und dem Bierfaß sey. In däni-
schen Volksliedern ähnliche Versprechungen.

Zum gescheidten Hans. No. 32.

Die zweite Erzählung ist aus Frei's Garten-
gesellschaft. cap. 1. In Kirchhofs Wendunmuth
I, No 81. steht sie ebenfalls nur mit andern Wor-
ten. Im Pentamerone I, 4 (Vardiello) die näm-
liche Idee, mit schönen Varianten. -- Die ver-
schiedenen Thaten Hansens in der ersten Erzäh-
lung werden bald mehr, bald weniger vollständig,
oder in anderer Ordnung und Wendung gehört,
so erzählt man von einer Ziege, die er ins Bett
legt etc. Vergl. auch facet. Bebel. Amsterd 1651.
12. p.
47 -- 49.

Wahrscheinlich bezieht sich auf dieses Märchen
die Erwähnung des Rollenhagen in der Vorrede
zum Froschmeusler: "vom albern und faulen Hein-
zen."

Zum gestiefelten Kater. No. 33.

Dies Märchen gehört unter die bekanntesten
und verbreitetsten. Perrault hat es in s. chat

Was wir hier nach muͤndlicher Erzaͤhlung mitthei-
len, iſt reiner, wiewohl immer noch etwas fremd-
artiges in dem Ganzen durchblickt. — Eine abwei-
chende Recenſion iſt No. 75. vom Vogel Phoͤnix.

Zum Maͤdchen ohne Haͤnde. No. 31.

mit andern Umſtaͤnden, doch nicht ſo ſchoͤn, im
Pentamerone III, 2. (la penta mano mozza). Un-
ſer Maͤrchen iſt die volksmaͤßige Quelle, woraus
die im Mittelalter ſo bekannten Fabeln von der
ſchoͤnen Helena, Mai und Beaflor u. a. entſprun-
gen ſind. Eine weitere Ausfuͤhrung dieſes Zuſam-
menhangs muͤßte bei der Ausgabe eines der bei-
den letztgenannten Gedichte gegeben werden. Der
unſerer Erzaͤhlung eigenthuͤmliche Umſtand mit dem
Verſprechen deſſen, was hinter der Muͤhle ſtand,
erinnert an die altnordiſche Alfskongs Sage cap 1.
wo Hott fodert, von der ſchwangern Signy, das
was zwiſchen ihr und dem Bierfaß ſey. In daͤni-
ſchen Volksliedern aͤhnliche Verſprechungen.

Zum geſcheidten Hans. No. 32.

Die zweite Erzaͤhlung iſt aus Frei's Garten-
geſellſchaft. cap. 1. In Kirchhofs Wendunmuth
I, No 81. ſteht ſie ebenfalls nur mit andern Wor-
ten. Im Pentamerone I, 4 (Vardiello) die naͤm-
liche Idee, mit ſchoͤnen Varianten. — Die ver-
ſchiedenen Thaten Hanſens in der erſten Erzaͤh-
lung werden bald mehr, bald weniger vollſtaͤndig,
oder in anderer Ordnung und Wendung gehoͤrt,
ſo erzaͤhlt man von einer Ziege, die er ins Bett
legt ꝛc. Vergl. auch facet. Bebel. Amsterd 1651.
12. p.
47 — 49.

Wahrſcheinlich bezieht ſich auf dieſes Maͤrchen
die Erwaͤhnung des Rollenhagen in der Vorrede
zum Froſchmeuſler: „vom albern und faulen Hein-
zen.“

Zum geſtiefelten Kater. No. 33.

Dies Maͤrchen gehoͤrt unter die bekannteſten
und verbreitetſten. Perrault hat es in ſ. chat

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0445" n="XXIII"/>
Was wir hier nach mu&#x0364;ndlicher Erza&#x0364;hlung mitthei-<lb/>
len, i&#x017F;t reiner, wiewohl immer noch etwas fremd-<lb/>
artiges in dem Ganzen durchblickt. &#x2014; Eine abwei-<lb/>
chende Recen&#x017F;ion i&#x017F;t No. 75. vom Vogel Pho&#x0364;nix.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Zum Ma&#x0364;dchen ohne Ha&#x0364;nde. No. 31.</head><lb/>
          <p>mit andern Um&#x017F;ta&#x0364;nden, doch nicht &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n, im<lb/>
Pentamerone <hi rendition="#aq">III, 2. (la penta mano mozza)</hi>. Un-<lb/>
&#x017F;er Ma&#x0364;rchen i&#x017F;t die volksma&#x0364;ßige Quelle, woraus<lb/>
die im Mittelalter &#x017F;o bekannten Fabeln von der<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen Helena, Mai und Beaflor u. a. ent&#x017F;prun-<lb/>
gen &#x017F;ind. Eine weitere Ausfu&#x0364;hrung die&#x017F;es Zu&#x017F;am-<lb/>
menhangs mu&#x0364;ßte bei der Ausgabe eines der bei-<lb/>
den letztgenannten Gedichte gegeben werden. Der<lb/>
un&#x017F;erer Erza&#x0364;hlung eigenthu&#x0364;mliche Um&#x017F;tand mit dem<lb/>
Ver&#x017F;prechen de&#x017F;&#x017F;en, was hinter der Mu&#x0364;hle &#x017F;tand,<lb/>
erinnert an die altnordi&#x017F;che Alfskongs Sage cap 1.<lb/>
wo Hott fodert, von der &#x017F;chwangern Signy, das<lb/>
was zwi&#x017F;chen ihr und dem Bierfaß &#x017F;ey. In da&#x0364;ni-<lb/>
&#x017F;chen Volksliedern a&#x0364;hnliche Ver&#x017F;prechungen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Zum ge&#x017F;cheidten Hans. No. 32.</head><lb/>
          <p>Die zweite Erza&#x0364;hlung i&#x017F;t aus <hi rendition="#g">Frei's</hi> Garten-<lb/>
ge&#x017F;ell&#x017F;chaft. cap. 1. In Kirchhofs Wendunmuth<lb/><hi rendition="#aq">I,</hi> No 81. &#x017F;teht &#x017F;ie ebenfalls nur mit andern Wor-<lb/>
ten. Im Pentamerone <hi rendition="#aq">I, 4 (Vardiello)</hi> die na&#x0364;m-<lb/>
liche Idee, mit &#x017F;cho&#x0364;nen Varianten. &#x2014; Die ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen Thaten Han&#x017F;ens in der er&#x017F;ten Erza&#x0364;h-<lb/>
lung werden bald mehr, bald weniger voll&#x017F;ta&#x0364;ndig,<lb/>
oder in anderer Ordnung und Wendung geho&#x0364;rt,<lb/>
&#x017F;o erza&#x0364;hlt man von einer Ziege, die er ins Bett<lb/>
legt &#xA75B;c. Vergl. auch <hi rendition="#aq">facet. Bebel. Amsterd 1651.<lb/>
12. p.</hi> 47 &#x2014; 49.</p><lb/>
          <p>Wahr&#x017F;cheinlich bezieht &#x017F;ich auf die&#x017F;es Ma&#x0364;rchen<lb/>
die Erwa&#x0364;hnung des Rollenhagen in der Vorrede<lb/>
zum Fro&#x017F;chmeu&#x017F;ler: &#x201E;vom albern und faulen Hein-<lb/>
zen.&#x201C;</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Zum ge&#x017F;tiefelten Kater. No. 33.</head><lb/>
          <p>Dies Ma&#x0364;rchen geho&#x0364;rt unter die bekannte&#x017F;ten<lb/>
und verbreitet&#x017F;ten. Perrault hat es in &#x017F;. <hi rendition="#aq">chat<lb/></hi></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[XXIII/0445] Was wir hier nach muͤndlicher Erzaͤhlung mitthei- len, iſt reiner, wiewohl immer noch etwas fremd- artiges in dem Ganzen durchblickt. — Eine abwei- chende Recenſion iſt No. 75. vom Vogel Phoͤnix. Zum Maͤdchen ohne Haͤnde. No. 31. mit andern Umſtaͤnden, doch nicht ſo ſchoͤn, im Pentamerone III, 2. (la penta mano mozza). Un- ſer Maͤrchen iſt die volksmaͤßige Quelle, woraus die im Mittelalter ſo bekannten Fabeln von der ſchoͤnen Helena, Mai und Beaflor u. a. entſprun- gen ſind. Eine weitere Ausfuͤhrung dieſes Zuſam- menhangs muͤßte bei der Ausgabe eines der bei- den letztgenannten Gedichte gegeben werden. Der unſerer Erzaͤhlung eigenthuͤmliche Umſtand mit dem Verſprechen deſſen, was hinter der Muͤhle ſtand, erinnert an die altnordiſche Alfskongs Sage cap 1. wo Hott fodert, von der ſchwangern Signy, das was zwiſchen ihr und dem Bierfaß ſey. In daͤni- ſchen Volksliedern aͤhnliche Verſprechungen. Zum geſcheidten Hans. No. 32. Die zweite Erzaͤhlung iſt aus Frei's Garten- geſellſchaft. cap. 1. In Kirchhofs Wendunmuth I, No 81. ſteht ſie ebenfalls nur mit andern Wor- ten. Im Pentamerone I, 4 (Vardiello) die naͤm- liche Idee, mit ſchoͤnen Varianten. — Die ver- ſchiedenen Thaten Hanſens in der erſten Erzaͤh- lung werden bald mehr, bald weniger vollſtaͤndig, oder in anderer Ordnung und Wendung gehoͤrt, ſo erzaͤhlt man von einer Ziege, die er ins Bett legt ꝛc. Vergl. auch facet. Bebel. Amsterd 1651. 12. p. 47 — 49. Wahrſcheinlich bezieht ſich auf dieſes Maͤrchen die Erwaͤhnung des Rollenhagen in der Vorrede zum Froſchmeuſler: „vom albern und faulen Hein- zen.“ Zum geſtiefelten Kater. No. 33. Dies Maͤrchen gehoͤrt unter die bekannteſten und verbreitetſten. Perrault hat es in ſ. chat

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/445
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. XXIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/445>, abgerufen am 19.04.2024.