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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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62.
Die Bienenkönigin.

Zwei Königssöhne giengen einmal auf Abenteuer, und geriethen in ein wildes, wüstes Leben, so daß sie gar nicht wieder nach Haus kamen. Der jüngste, welcher der Dummling hieß, gieng aus, und suchte seine Brüder; aber wie er sie fand, verspotteten sie ihn, daß er mit seiner Einfalt sich durch die Welt schlagen wollte, da sie zwei nicht durchkämen, und wären doch viel klüger. Da zogen sie miteinander fort, und kamen an einen Ameisenhaufen. Die zwei ältesten wollten ihn aufwühlen, und sehen die kleinen Ameisen in der Angst herumkröchen, und ihre Eier forttrügen, aber der Dummling sagte 'laßt die Thiere in Frieden, ich leids nicht, daß ihr sie stört.' Da giengen sie weiter und kamen an einen See, auf dem schwammen viele viele Enten. Die zwei Brüder wollten ein paar fangen und braten, aber der Dummling sagte wieder 'laßt die Thiere in Frieden, ich leids nicht, daß ihr sie tödtet.' Endlich kamen sie an ein Bienennest, darin war so viel Honig, daß er am Stamm herunterlief. Die zwei wollten Feuer unter den Baum legen, und die Bienen ersticken, damit sie den Honig wegnehmen könnten. Der Dummling hielt sie aber wieder ab, und sprach 'laßt die Thiere in Frieden, ich leids nicht, daß ihr sie verbrennt.' Da kamen die drei Brüder in ein Schloß,

62.
Die Bienenkoͤnigin.

Zwei Koͤnigssoͤhne giengen einmal auf Abenteuer, und geriethen in ein wildes, wuͤstes Leben, so daß sie gar nicht wieder nach Haus kamen. Der juͤngste, welcher der Dummling hieß, gieng aus, und suchte seine Bruͤder; aber wie er sie fand, verspotteten sie ihn, daß er mit seiner Einfalt sich durch die Welt schlagen wollte, da sie zwei nicht durchkaͤmen, und waͤren doch viel kluͤger. Da zogen sie miteinander fort, und kamen an einen Ameisenhaufen. Die zwei aͤltesten wollten ihn aufwuͤhlen, und sehen die kleinen Ameisen in der Angst herumkroͤchen, und ihre Eier forttruͤgen, aber der Dummling sagte ‘laßt die Thiere in Frieden, ich leids nicht, daß ihr sie stoͤrt.’ Da giengen sie weiter und kamen an einen See, auf dem schwammen viele viele Enten. Die zwei Bruͤder wollten ein paar fangen und braten, aber der Dummling sagte wieder ‘laßt die Thiere in Frieden, ich leids nicht, daß ihr sie toͤdtet.’ Endlich kamen sie an ein Bienennest, darin war so viel Honig, daß er am Stamm herunterlief. Die zwei wollten Feuer unter den Baum legen, und die Bienen ersticken, damit sie den Honig wegnehmen koͤnnten. Der Dummling hielt sie aber wieder ab, und sprach ‘laßt die Thiere in Frieden, ich leids nicht, daß ihr sie verbrennt.’ Da kamen die drei Bruͤder in ein Schloß,

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[404/0435] 62. Die Bienenkoͤnigin. Zwei Koͤnigssoͤhne giengen einmal auf Abenteuer, und geriethen in ein wildes, wuͤstes Leben, so daß sie gar nicht wieder nach Haus kamen. Der juͤngste, welcher der Dummling hieß, gieng aus, und suchte seine Bruͤder; aber wie er sie fand, verspotteten sie ihn, daß er mit seiner Einfalt sich durch die Welt schlagen wollte, da sie zwei nicht durchkaͤmen, und waͤren doch viel kluͤger. Da zogen sie miteinander fort, und kamen an einen Ameisenhaufen. Die zwei aͤltesten wollten ihn aufwuͤhlen, und sehen die kleinen Ameisen in der Angst herumkroͤchen, und ihre Eier forttruͤgen, aber der Dummling sagte ‘laßt die Thiere in Frieden, ich leids nicht, daß ihr sie stoͤrt.’ Da giengen sie weiter und kamen an einen See, auf dem schwammen viele viele Enten. Die zwei Bruͤder wollten ein paar fangen und braten, aber der Dummling sagte wieder ‘laßt die Thiere in Frieden, ich leids nicht, daß ihr sie toͤdtet.’ Endlich kamen sie an ein Bienennest, darin war so viel Honig, daß er am Stamm herunterlief. Die zwei wollten Feuer unter den Baum legen, und die Bienen ersticken, damit sie den Honig wegnehmen koͤnnten. Der Dummling hielt sie aber wieder ab, und sprach ‘laßt die Thiere in Frieden, ich leids nicht, daß ihr sie verbrennt.’ Da kamen die drei Bruͤder in ein Schloß,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/435>, abgerufen am 19.04.2024.