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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.

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104.
Die treuen Thiere.

Es war einmal ein Mann, der hatte gar nicht viel Geld, und mit dem wenigen, was ihm übrig geblieben war, zog er in die weite Welt. Da kam er in ein Dorf, wo die Jungen zusammen liefen, schrien und lärmten. 'Was habt ihr vor, ihr Jungen?' fragte der Mann. 'Ei,' antworteten sie, 'da haben wir eine Maus, die muß uns tanzen, seht einmal was das für ein Spaß ist, wie die herumtrippelt!' Den Mann aber dauerte das arme Thierchen und er sprach 'laßt die Maus laufen, ihr Jungen, ich will euch auch Geld geben.' Da gab er ihnen Geld, und sie ließen die Maus los, und das arme Thier lief, was es konnte, in ein Loch hinein. Der Mann ging fort und kam in ein anderes Dorf, da hatten die Jungen einen Affen, der mußte tanzen und Purzelbäume machen, und sie lachten darüber und ließen dem Thier keine Ruh. Da gab ihnen der Mann auch Geld, damit sie den Affen los ließen. Danach kam der Mann in ein drittes Dorf, da hatten die Jungen einen Bären an der Kette, der mußte sich aufrecht setzen und tanzen, und wenn er dazu brummte, wars ihnen eben recht. Da kaufte ihn der Mann auch los, und der Bär war froh daß er wieder auf seine vier Beine kam, und trabte fort.

104.
Die treuen Thiere.

Es war einmal ein Mann, der hatte gar nicht viel Geld, und mit dem wenigen, was ihm übrig geblieben war, zog er in die weite Welt. Da kam er in ein Dorf, wo die Jungen zusammen liefen, schrien und lärmten. ‘Was habt ihr vor, ihr Jungen?’ fragte der Mann. ‘Ei,’ antworteten sie, ‘da haben wir eine Maus, die muß uns tanzen, seht einmal was das für ein Spaß ist, wie die herumtrippelt!’ Den Mann aber dauerte das arme Thierchen und er sprach ‘laßt die Maus laufen, ihr Jungen, ich will euch auch Geld geben.’ Da gab er ihnen Geld, und sie ließen die Maus los, und das arme Thier lief, was es konnte, in ein Loch hinein. Der Mann ging fort und kam in ein anderes Dorf, da hatten die Jungen einen Affen, der mußte tanzen und Purzelbäume machen, und sie lachten darüber und ließen dem Thier keine Ruh. Da gab ihnen der Mann auch Geld, damit sie den Affen los ließen. Danach kam der Mann in ein drittes Dorf, da hatten die Jungen einen Bären an der Kette, der mußte sich aufrecht setzen und tanzen, und wenn er dazu brummte, wars ihnen eben recht. Da kaufte ihn der Mann auch los, und der Bär war froh daß er wieder auf seine vier Beine kam, und trabte fort.

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[105/0117] 104. Die treuen Thiere. Es war einmal ein Mann, der hatte gar nicht viel Geld, und mit dem wenigen, was ihm übrig geblieben war, zog er in die weite Welt. Da kam er in ein Dorf, wo die Jungen zusammen liefen, schrien und lärmten. ‘Was habt ihr vor, ihr Jungen?’ fragte der Mann. ‘Ei,’ antworteten sie, ‘da haben wir eine Maus, die muß uns tanzen, seht einmal was das für ein Spaß ist, wie die herumtrippelt!’ Den Mann aber dauerte das arme Thierchen und er sprach ‘laßt die Maus laufen, ihr Jungen, ich will euch auch Geld geben.’ Da gab er ihnen Geld, und sie ließen die Maus los, und das arme Thier lief, was es konnte, in ein Loch hinein. Der Mann ging fort und kam in ein anderes Dorf, da hatten die Jungen einen Affen, der mußte tanzen und Purzelbäume machen, und sie lachten darüber und ließen dem Thier keine Ruh. Da gab ihnen der Mann auch Geld, damit sie den Affen los ließen. Danach kam der Mann in ein drittes Dorf, da hatten die Jungen einen Bären an der Kette, der mußte sich aufrecht setzen und tanzen, und wenn er dazu brummte, wars ihnen eben recht. Da kaufte ihn der Mann auch los, und der Bär war froh daß er wieder auf seine vier Beine kam, und trabte fort.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/117>, abgerufen am 28.03.2024.