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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673.

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Langohr / und die so andere vexiren / bringen eben solche Waar zu Marckt; wie jene / so sich leyden müssen; diß Sprachgerben wäret dann bißweilen so lang / biß man einander hinder das Leder kompt / und die Fell zerreist; massen ich selbst darbey zu seyn und zusehen die Ehr gehabt / daß etlich aus diesen Wort Krieg blutige Köpff getragen.

Vornemblich schelten die Oestreicher die Hochteutsche / welche zu ihnen hinunter kommen / samptlich und ohne Unterscheid Schwaben: weil sie vermeinen sie allein reden unter allen das beste Teutsch / und nicht wissen / was ihre Sprach vor Mängel und Kranckheiten hat; Ich muste mich einsmahls ebenmässig von meinem Wirth darunten deßhalber gewaltig leyden / er zog mir ein jedes Wort aus dem Maul durch die Hechel / an ihm selbst aber kondte man ohnschwer mercken wie er sich zwang / alles Orthographice außzusprechen / wann er mit mir oder einem andern Hochteutschen redete; Ich schlieffe neben seiner Schlaff-Cammer da man vermittelst einer dünnen Wand alles was in der einen geredet würde / in der

Langohr / und die so andere vexiren / bringen eben solche Waar zu Marckt; wie jene / so sich leyden müssen; diß Sprachgerben wäret dann bißweilen so lang / biß man einander hinder das Leder kompt / und die Fell zerreist; massen ich selbst darbey zu seyn und zusehen die Ehr gehabt / daß etlich aus diesen Wort Krieg blutige Köpff getragen.

Vornemblich schelten die Oestreicher die Hochteutsche / welche zu ihnen hinunter kommen / samptlich und ohne Unterscheid Schwaben: weil sie vermeinen sie allein reden unter allen das beste Teutsch / und nicht wissen / was ihre Sprach vor Mängel und Kranckheiten hat; Ich muste mich einsmahls ebenmässig von meinem Wirth darunten deßhalber gewaltig leyden / er zog mir ein jedes Wort aus dem Maul durch die Hechel / an ihm selbst aber kondte man ohnschwer mercken wie er sich zwang / alles Orthographice außzusprechen / wann er mit mir oder einem andern Hochteutschen redete; Ich schlieffe neben seiner Schlaff-Cammer da man vermittelst einer dünnen Wand alles was in der einen geredet würde / in der

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[72/0082] Langohr / und die so andere vexiren / bringen eben solche Waar zu Marckt; wie jene / so sich leyden müssen; diß Sprachgerben wäret dann bißweilen so lang / biß man einander hinder das Leder kompt / und die Fell zerreist; massen ich selbst darbey zu seyn und zusehen die Ehr gehabt / daß etlich aus diesen Wort Krieg blutige Köpff getragen. Vornemblich schelten die Oestreicher die Hochteutsche / welche zu ihnen hinunter kommen / samptlich und ohne Unterscheid Schwaben: weil sie vermeinen sie allein reden unter allen das beste Teutsch / und nicht wissen / was ihre Sprach vor Mängel und Kranckheiten hat; Ich muste mich einsmahls ebenmässig von meinem Wirth darunten deßhalber gewaltig leyden / er zog mir ein jedes Wort aus dem Maul durch die Hechel / an ihm selbst aber kondte man ohnschwer mercken wie er sich zwang / alles Orthographice außzusprechen / wann er mit mir oder einem andern Hochteutschen redete; Ich schlieffe neben seiner Schlaff-Cammer da man vermittelst einer dünnen Wand alles was in der einen geredet würde / in der

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_michel_1673/82>, abgerufen am 28.03.2024.