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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
firen/ und ihme offentlich mit Pistolen und Degen
zu weisen/ daß Betrug im Krieg wider seinen Ge-
gentheil zu üben/ in Rechten erlaubt seye/ warumb
er nicht bey seinen Wägen geblieben/ darauff er be-
stellt gewesen; oder da er ja hätte sehen wollen/ was
im Wald stecke/ warumb er dann zuvor nicht recht-
schaffen hätte recognosciren lassen/ welches ihm bes-
ser angestanden wäre/ als daß er jetzund so unsinnige
Narrenpossen anfienge/ daran sich doch niemand keh-
ren würde. Hierüber gaben mir beydes Freund und
Feind recht/ und sagten: Sie hätten unter hundert
Parteygängern nicht einen angetroffen/ der auff sol-
che Schmähewort nicht nur den Leutenant todt ge-
schossen/ sondern auch alle Gefangene mit der Leich
geschickt hätte. Also brachte ich meine Beuten und
Gefangene den andern Morgen glücklich in Soest/
und bekam mehr Ehr und Ruhm von dieser Partey/
als zuvor nimmer/ jeder sagte: Diß gibt wieder ein
jungen Joh. de Werd! Welches mich trefflich kü-
tzelte; aber mit dem Leutenant Kugeln zu wechseln
oder zu rauffen/ wolte der Commandant nicht zuge-
ben/ dann er sagte/ ich hätte ihn schon zweymal über-
wunden. Je mehr sich nun dergestalt mein Lob wie-
der vermehrte/ je mehr nam der Neid bey denen zu/
die mir ohne das mein Glück nicht gönneten.

Das VIII. Capitel.

MEines Jupiters konte ich nicht loß werden/ dann
der Commandant begehrte ihn nicht/ weil nichts
an ihm zu ropffen war/ sondern sagte/ er wolte mir
ihn schencken; Also bekam ich einen eigenen Narrn/
und dorffte keinen kauffen/ wiewol ich das Jahr zu-

vor

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
firen/ und ihme offentlich mit Piſtolen und Degen
zu weiſen/ daß Betrug im Krieg wider ſeinen Ge-
gentheil zu uͤben/ in Rechten erlaubt ſeye/ warumb
er nicht bey ſeinen Waͤgen geblieben/ darauff er be-
ſtellt geweſen; oder da er ja haͤtte ſehen wollen/ was
im Wald ſtecke/ warumb er dann zuvor nicht recht-
ſchaffen haͤtte recognoſciren laſſen/ welches ihm beſ-
ſer angeſtanden waͤre/ als daß er jetzund ſo unſinnige
Narꝛenpoſſen anfienge/ daran ſich doch niemand keh-
ren wuͤrde. Hieruͤber gaben mir beydes Freund und
Feind recht/ und ſagten: Sie haͤtten unter hundert
Parteygaͤngern nicht einen angetroffen/ der auff ſol-
che Schmaͤhewort nicht nur den Leutenant todt ge-
ſchoſſen/ ſondern auch alle Gefangene mit der Leich
geſchickt haͤtte. Alſo brachte ich meine Beuten und
Gefangene den andern Morgen gluͤcklich in Soeſt/
und bekam mehr Ehr und Ruhm von dieſer Partey/
als zuvor nimmer/ jeder ſagte: Diß gibt wieder ein
jungen Joh. de Werd! Welches mich trefflich kuͤ-
tzelte; aber mit dem Leutenant Kugeln zu wechſeln
oder zu rauffen/ wolte der Commandant nicht zuge-
ben/ dann er ſagte/ ich haͤtte ihn ſchon zweymal uͤber-
wunden. Je mehr ſich nun dergeſtalt mein Lob wie-
der vermehrte/ je mehr nam der Neid bey denen zu/
die mir ohne das mein Gluͤck nicht goͤnneten.

Das VIII. Capitel.

MEines Jupiters konte ich nicht loß werden/ dann
der Commandant begehrte ihn nicht/ weil nichts
an ihm zu ropffen war/ ſondern ſagte/ er wolte mir
ihn ſchencken; Alſo bekam ich einen eigenen Narꝛn/
und dorffte keinen kauffen/ wiewol ich das Jahr zu-

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[296/0302] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi firen/ und ihme offentlich mit Piſtolen und Degen zu weiſen/ daß Betrug im Krieg wider ſeinen Ge- gentheil zu uͤben/ in Rechten erlaubt ſeye/ warumb er nicht bey ſeinen Waͤgen geblieben/ darauff er be- ſtellt geweſen; oder da er ja haͤtte ſehen wollen/ was im Wald ſtecke/ warumb er dann zuvor nicht recht- ſchaffen haͤtte recognoſciren laſſen/ welches ihm beſ- ſer angeſtanden waͤre/ als daß er jetzund ſo unſinnige Narꝛenpoſſen anfienge/ daran ſich doch niemand keh- ren wuͤrde. Hieruͤber gaben mir beydes Freund und Feind recht/ und ſagten: Sie haͤtten unter hundert Parteygaͤngern nicht einen angetroffen/ der auff ſol- che Schmaͤhewort nicht nur den Leutenant todt ge- ſchoſſen/ ſondern auch alle Gefangene mit der Leich geſchickt haͤtte. Alſo brachte ich meine Beuten und Gefangene den andern Morgen gluͤcklich in Soeſt/ und bekam mehr Ehr und Ruhm von dieſer Partey/ als zuvor nimmer/ jeder ſagte: Diß gibt wieder ein jungen Joh. de Werd! Welches mich trefflich kuͤ- tzelte; aber mit dem Leutenant Kugeln zu wechſeln oder zu rauffen/ wolte der Commandant nicht zuge- ben/ dann er ſagte/ ich haͤtte ihn ſchon zweymal uͤber- wunden. Je mehr ſich nun dergeſtalt mein Lob wie- der vermehrte/ je mehr nam der Neid bey denen zu/ die mir ohne das mein Gluͤck nicht goͤnneten. Das VIII. Capitel. MEines Jupiters konte ich nicht loß werden/ dann der Commandant begehrte ihn nicht/ weil nichts an ihm zu ropffen war/ ſondern ſagte/ er wolte mir ihn ſchencken; Alſo bekam ich einen eigenen Narꝛn/ und dorffte keinen kauffen/ wiewol ich das Jahr zu- vor

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/302>, abgerufen am 28.03.2024.