Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

Bild:
<< vorherige Seite
Deß Abentheurl. Simplicissimi

Jndessen hatten die andern Soldaten die übrigen
vier Bauren/ so geleckt waren worden/ auch unter-
handen/ die banden sie über einen umbgefallenen
Baum/ mit Händen und Füssen zusammen/ so art-
lich/ daß sie (s.v.) den Hindern gerad in die Höhe
kehrten/ und nachdem sie ihnen die Hosen abgezogen/
namen sie etliche Klaffter Lunden/ machten Knöpff
daran/ und fidelten ihnen so unsäuberlich durch sol-
chen hindurch/ daß der rothe Safft hernach gienge;
Also/ sagten sie/ muß man euch Schelmen den gerei-
nigten Hindern außtröcknen. Die Bauren schryen
zwar jämmerlich/ aber es war den Soldaten nur ein
Kurtzweil/ dann sie höreten nicht auff zu sägen/ biß
Haut und Fleisch gantz auff das Bein hinweg war;
mich aber liessen sie wieder nach meiner Hütten ge-
ben/ weil die letzt-gemeldte Parthey den Weg wol
wuste/ also kan ich nicht wissen/ was sie endlich mit
den Bauren vollends angestellt haben.

Das XV. Capitel.

ALs ich wieder heim kame/ befand ich/ daß mein
Feurzeug und gantzer Haußrath/ sampt allem
Vorrath an meinen armseeligen Essenspeisen/ die
ich den Sommer hindurch in meinem Garten erzo-
gen/ und auff künfftigen Winter vorm Maul erspart
hatte/ miteinander fort war: Wo nun hinauß? ge-
dachte ich/ damals lernete mich die Noth erst recht
beten; Jch gebotte aller meiner wenigen Witz zu-
sammen/ zu berathschlagen/ was mir zu thun oder
zu lassen seyn möchte? Gleich wie aber meine Er-
fahrenheit schlecht und gering war/ also konte ich
auch nichts rechtschaffenes schliessen/ das beste war/

daß
Deß Abentheurl. Simpliciſſimi

Jndeſſen hatten die andern Soldaten die uͤbrigen
vier Bauren/ ſo geleckt waren worden/ auch unter-
handen/ die banden ſie uͤber einen umbgefallenen
Baum/ mit Haͤnden und Fuͤſſen zuſammen/ ſo art-
lich/ daß ſie (ſ.v.) den Hindern gerad in die Hoͤhe
kehrten/ und nachdem ſie ihnen die Hoſen abgezogen/
namen ſie etliche Klaffter Lunden/ machten Knoͤpff
daran/ und fidelten ihnen ſo unſaͤuberlich durch ſol-
chen hindurch/ daß der rothe Safft hernach gienge;
Alſo/ ſagten ſie/ muß man euch Schelmen den gerei-
nigten Hindern außtroͤcknen. Die Bauren ſchryen
zwar jaͤmmerlich/ aber es war den Soldaten nur ein
Kurtzweil/ dann ſie hoͤreten nicht auff zu ſaͤgen/ biß
Haut und Fleiſch gantz auff das Bein hinweg war;
mich aber lieſſen ſie wieder nach meiner Huͤtten ge-
ben/ weil die letzt-gemeldte Parthey den Weg wol
wuſte/ alſo kan ich nicht wiſſen/ was ſie endlich mit
den Bauren vollends angeſtellt haben.

Das XV. Capitel.

ALs ich wieder heim kame/ befand ich/ daß mein
Feurzeug und gantzer Haußrath/ ſampt allem
Vorꝛath an meinen armſeeligen Eſſenſpeiſen/ die
ich den Sommer hindurch in meinem Garten erzo-
gen/ und auff kuͤnfftigen Winter vorm Maul erſpart
hatte/ miteinander fort war: Wo nun hinauß? ge-
dachte ich/ damals lernete mich die Noth erſt recht
beten; Jch gebotte aller meiner wenigen Witz zu-
ſammen/ zu berathſchlagen/ was mir zu thun oder
zu laſſen ſeyn moͤchte? Gleich wie aber meine Er-
fahrenheit ſchlecht und gering war/ alſo konte ich
auch nichts rechtſchaffenes ſchlieſſen/ das beſte war/

daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <pb facs="#f0058" n="52"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Deß Abentheurl.</hi> <hi rendition="#aq">Simplici&#x017F;&#x017F;imi</hi> </fw><lb/>
        <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en hatten die andern Soldaten die u&#x0364;brigen<lb/>
vier Bauren/ &#x017F;o geleckt waren worden/ auch unter-<lb/>
handen/ die banden &#x017F;ie u&#x0364;ber einen umbgefallenen<lb/>
Baum/ mit Ha&#x0364;nden und Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zu&#x017F;ammen/ &#x017F;o art-<lb/>
lich/ daß &#x017F;ie (<hi rendition="#aq">&#x017F;.v.</hi>) den Hindern gerad in die Ho&#x0364;he<lb/>
kehrten/ und nachdem &#x017F;ie ihnen die Ho&#x017F;en abgezogen/<lb/>
namen &#x017F;ie etliche Klaffter Lunden/ machten Kno&#x0364;pff<lb/>
daran/ und fidelten ihnen &#x017F;o un&#x017F;a&#x0364;uberlich durch &#x017F;ol-<lb/>
chen hindurch/ daß der rothe Safft hernach gienge;<lb/>
Al&#x017F;o/ &#x017F;agten &#x017F;ie/ muß man euch Schelmen den gerei-<lb/>
nigten Hindern außtro&#x0364;cknen. Die Bauren &#x017F;chryen<lb/>
zwar ja&#x0364;mmerlich/ aber es war den Soldaten nur ein<lb/>
Kurtzweil/ dann &#x017F;ie ho&#x0364;reten nicht auff zu &#x017F;a&#x0364;gen/ biß<lb/>
Haut und Flei&#x017F;ch gantz auff das Bein hinweg war;<lb/>
mich aber lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie wieder nach meiner Hu&#x0364;tten ge-<lb/>
ben/ weil die letzt-gemeldte Parthey den Weg wol<lb/>
wu&#x017F;te/ al&#x017F;o kan ich nicht wi&#x017F;&#x017F;en/ was &#x017F;ie endlich mit<lb/>
den Bauren vollends ange&#x017F;tellt haben.</p>
      </div><lb/>
      <div n="2">
        <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">XV.</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">A</hi>Ls ich wieder heim kame/ befand ich/ daß mein<lb/>
Feurzeug und gantzer Haußrath/ &#x017F;ampt allem<lb/>
Vor&#xA75B;ath an meinen arm&#x017F;eeligen E&#x017F;&#x017F;en&#x017F;pei&#x017F;en/ die<lb/>
ich den Sommer hindurch in meinem Garten erzo-<lb/>
gen/ und auff ku&#x0364;nfftigen Winter vorm Maul er&#x017F;part<lb/>
hatte/ miteinander fort war: Wo nun hinauß? ge-<lb/>
dachte ich/ damals lernete mich die Noth er&#x017F;t recht<lb/>
beten; Jch gebotte aller meiner wenigen Witz zu-<lb/>
&#x017F;ammen/ zu berath&#x017F;chlagen/ was mir zu thun oder<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn mo&#x0364;chte? Gleich wie aber meine Er-<lb/>
fahrenheit &#x017F;chlecht und gering war/ al&#x017F;o konte ich<lb/>
auch nichts recht&#x017F;chaffenes &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ das be&#x017F;te war/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0058] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi Jndeſſen hatten die andern Soldaten die uͤbrigen vier Bauren/ ſo geleckt waren worden/ auch unter- handen/ die banden ſie uͤber einen umbgefallenen Baum/ mit Haͤnden und Fuͤſſen zuſammen/ ſo art- lich/ daß ſie (ſ.v.) den Hindern gerad in die Hoͤhe kehrten/ und nachdem ſie ihnen die Hoſen abgezogen/ namen ſie etliche Klaffter Lunden/ machten Knoͤpff daran/ und fidelten ihnen ſo unſaͤuberlich durch ſol- chen hindurch/ daß der rothe Safft hernach gienge; Alſo/ ſagten ſie/ muß man euch Schelmen den gerei- nigten Hindern außtroͤcknen. Die Bauren ſchryen zwar jaͤmmerlich/ aber es war den Soldaten nur ein Kurtzweil/ dann ſie hoͤreten nicht auff zu ſaͤgen/ biß Haut und Fleiſch gantz auff das Bein hinweg war; mich aber lieſſen ſie wieder nach meiner Huͤtten ge- ben/ weil die letzt-gemeldte Parthey den Weg wol wuſte/ alſo kan ich nicht wiſſen/ was ſie endlich mit den Bauren vollends angeſtellt haben. Das XV. Capitel. ALs ich wieder heim kame/ befand ich/ daß mein Feurzeug und gantzer Haußrath/ ſampt allem Vorꝛath an meinen armſeeligen Eſſenſpeiſen/ die ich den Sommer hindurch in meinem Garten erzo- gen/ und auff kuͤnfftigen Winter vorm Maul erſpart hatte/ miteinander fort war: Wo nun hinauß? ge- dachte ich/ damals lernete mich die Noth erſt recht beten; Jch gebotte aller meiner wenigen Witz zu- ſammen/ zu berathſchlagen/ was mir zu thun oder zu laſſen ſeyn moͤchte? Gleich wie aber meine Er- fahrenheit ſchlecht und gering war/ alſo konte ich auch nichts rechtſchaffenes ſchlieſſen/ das beſte war/ daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/58
Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/58>, abgerufen am 25.04.2024.