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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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Von der ursprünglichen Gleichheit
*] Man vergl. Crusius. III., c. 3. p. 401. Stosch, S. 381.
Zwanzig, 1. Th. Tit. 7. Roußet, c. IX. p. 65. ingleichen:
Anton Quett a Rex Romanorum et rex Francorum vter
alterum praecedat? Francof.
1614. und in Goldasti
Polit. Imp. P. XI. n.
3.
Heinr. Friedr. Christ. von Lüncker von den Vorzügen und
der Titulatur eines römischen Königs und desselben Er-
höhung zum kaiserlichen Thron. Halle 1767. 8.
Dan. Nettelbladt Beweis, daß dem römischen Könige
der Rang vor allen auswärtigen regierenden Ober-
häuptern der europäischen Nazionen zustehe; in dessen
Erörterungen einig. einz. Lehren des t. Staatsrechts.
Halle 1773. 8. n. 5. S. 87.
§. 20.
Portugal

Hat mit dem römischen König, Frankreich, Gros-
britannien, Polen und andern Reichen ehedem mehrmals,
besonders auf den Kirchenversamlungen, Rangstreitigkei-
ten gehabt und keinem nachgehn wollen. Die Schrift-
steller führen, ausser der sonstigen Weitläuftigkeit des
Reichs, noch zween sehr wichtige Gründe an, weil näm-
lich Alfonsus I. auf Christi Befehl die Krone angenom-
men habe, und dieser daher für den Stifter des Reichs
anzusehen sey, und weil Portugal an der Jungfer, un-
ter welcher man Europa gewönlich vorstelt, die Stirn
einnehme.

Mit den Gesandten des römischen Königs Ferdi-
nands wolten die portugiesischen auf der Kirchenversam-
lung zu Trident alterniren. Da iene aber, weil sie das
päpstliche Ceremonielbuch für sich hatten, nicht wichen,
setzten diese sich auf die geistliche Bank zu den Bischöfen
und geistlichen Kurfürsten, die Gesandten Ferdinands
aber blieben auf der weltlichen Bank sitzen.

Frank-
Von der urſpruͤnglichen Gleichheit
*] Man vergl. Cruſius. III., c. 3. p. 401. Stoſch, S. 381.
Zwanzig, 1. Th. Tit. 7. Roußet, c. IX. p. 65. ingleichen:
Anton Quett a Rex Romanorum et rex Francorum vter
alterum praecedat? Francof.
1614. und in Goldaſti
Polit. Imp. P. XI. n.
3.
Heinr. Friedr. Chriſt. von Luͤncker von den Vorzuͤgen und
der Titulatur eines roͤmiſchen Koͤnigs und deſſelben Er-
hoͤhung zum kaiſerlichen Thron. Halle 1767. 8.
Dan. Nettelbladt Beweis, daß dem roͤmiſchen Koͤnige
der Rang vor allen auswaͤrtigen regierenden Ober-
haͤuptern der europaͤiſchen Nazionen zuſtehe; in deſſen
Eroͤrterungen einig. einz. Lehren des t. Staatsrechts.
Halle 1773. 8. n. 5. S. 87.
§. 20.
Portugal

Hat mit dem roͤmiſchen Koͤnig, Frankreich, Gros-
britannien, Polen und andern Reichen ehedem mehrmals,
beſonders auf den Kirchenverſamlungen, Rangſtreitigkei-
ten gehabt und keinem nachgehn wollen. Die Schrift-
ſteller fuͤhren, auſſer der ſonſtigen Weitlaͤuftigkeit des
Reichs, noch zween ſehr wichtige Gruͤnde an, weil naͤm-
lich Alfonſus I. auf Chriſti Befehl die Krone angenom-
men habe, und dieſer daher fuͤr den Stifter des Reichs
anzuſehen ſey, und weil Portugal an der Jungfer, un-
ter welcher man Europa gewoͤnlich vorſtelt, die Stirn
einnehme.

Mit den Geſandten des roͤmiſchen Koͤnigs Ferdi-
nands wolten die portugieſiſchen auf der Kirchenverſam-
lung zu Trident alterniren. Da iene aber, weil ſie das
paͤpſtliche Ceremonielbuch fuͤr ſich hatten, nicht wichen,
ſetzten dieſe ſich auf die geiſtliche Bank zu den Biſchoͤfen
und geiſtlichen Kurfuͤrſten, die Geſandten Ferdinands
aber blieben auf der weltlichen Bank ſitzen.

Frank-
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[228/0254] Von der urſpruͤnglichen Gleichheit *] Man vergl. Cruſius. III., c. 3. p. 401. Stoſch, S. 381. Zwanzig, 1. Th. Tit. 7. Roußet, c. IX. p. 65. ingleichen: Anton Quett a Rex Romanorum et rex Francorum vter alterum praecedat? Francof. 1614. und in Goldaſti Polit. Imp. P. XI. n. 3. Heinr. Friedr. Chriſt. von Luͤncker von den Vorzuͤgen und der Titulatur eines roͤmiſchen Koͤnigs und deſſelben Er- hoͤhung zum kaiſerlichen Thron. Halle 1767. 8. Dan. Nettelbladt Beweis, daß dem roͤmiſchen Koͤnige der Rang vor allen auswaͤrtigen regierenden Ober- haͤuptern der europaͤiſchen Nazionen zuſtehe; in deſſen Eroͤrterungen einig. einz. Lehren des t. Staatsrechts. Halle 1773. 8. n. 5. S. 87. §. 20. Portugal Hat mit dem roͤmiſchen Koͤnig, Frankreich, Gros- britannien, Polen und andern Reichen ehedem mehrmals, beſonders auf den Kirchenverſamlungen, Rangſtreitigkei- ten gehabt und keinem nachgehn wollen. Die Schrift- ſteller fuͤhren, auſſer der ſonſtigen Weitlaͤuftigkeit des Reichs, noch zween ſehr wichtige Gruͤnde an, weil naͤm- lich Alfonſus I. auf Chriſti Befehl die Krone angenom- men habe, und dieſer daher fuͤr den Stifter des Reichs anzuſehen ſey, und weil Portugal an der Jungfer, un- ter welcher man Europa gewoͤnlich vorſtelt, die Stirn einnehme. Mit den Geſandten des roͤmiſchen Koͤnigs Ferdi- nands wolten die portugieſiſchen auf der Kirchenverſam- lung zu Trident alterniren. Da iene aber, weil ſie das paͤpſtliche Ceremonielbuch fuͤr ſich hatten, nicht wichen, ſetzten dieſe ſich auf die geiſtliche Bank zu den Biſchoͤfen und geiſtlichen Kurfuͤrſten, die Geſandten Ferdinands aber blieben auf der weltlichen Bank ſitzen. Frank-

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/254>, abgerufen am 29.03.2024.