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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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Handlungen nach ihrem Gefallen einzurichten.
und Spanien bestehenden Tractaten durchaus entgegen
wären; und gleichwie nicht nur die bekante Gerechtigkeit
Sr. Catholischen Majestät, sondern auch die Versicherung,
die Sie an verschiedenen Orten dieser Declaration davon
gethan, zu erkennen gäben, daß Dero Meinung nicht sey,
in Ansehung der freundschaftlichen und alliirten Puissancen,
die alten Gebräuche und Verträge zu übertreten; also sey
man versichert, daß die Anzeigung dieser Orte der Decla-
ration, wie sie von Wort zu Wort lauten, hinlänglich
seyn werde, Seine Catholische Majestät zu bewegen,
Erläuterungen darüber zu geben, welche die französischen
Negocianten ausser Sorgen stellen. Ebendas. S. 304.
b] Aus dem Grunde beschwerte sich Preussen über Oesterreich,
daß es die im Tractate selbst versprochene Beförderung der
Reichsgarantie des Dresdner Friedens zu verzögern suche.
Ebendas. S. 306.
§. 18.
Freundschaftswidriges Benehmen.

Vermöge des freiwilligen Völkerrechts müssen die
in geselschaftlicher Verbindung stehenden Völker, wenn
sie auch keine volkomne Verbindlichkeit haben, ihr
wechselseitiges Wohl zu befördern, wenigstens alles
dasienige vermeiden, was die Eintracht unter ihnen stö-
ren, oder diese Bande ganz zerreissen könnte. Wenn
daher eine, dem Vorgeben nach, freundschaftliche Na-
zion mit den öffentlichen oder heimlichen Feinden einer
andern in Bündnis trit oder sonst sich einläßt; mittel-
oder unmittelbar die Anschläge und Absichten dieser Na-
zion erschwert oder gar vereitelt; Höflichkeiten oder Ge-
fälligkeiten gegen dieselbe unterläßt oder verweigert, wel-
che diese von allen übrigen erhält, und iene allen andern
erweißt; wenn endlich ein Volk, das bisher in gutem

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Handlungen nach ihrem Gefallen einzurichten.
und Spanien beſtehenden Tractaten durchaus entgegen
waͤren; und gleichwie nicht nur die bekante Gerechtigkeit
Sr. Catholiſchen Majeſtaͤt, ſondern auch die Verſicherung,
die Sie an verſchiedenen Orten dieſer Declaration davon
gethan, zu erkennen gaͤben, daß Dero Meinung nicht ſey,
in Anſehung der freundſchaftlichen und alliirten Puiſſancen,
die alten Gebraͤuche und Vertraͤge zu uͤbertreten; alſo ſey
man verſichert, daß die Anzeigung dieſer Orte der Decla-
ration, wie ſie von Wort zu Wort lauten, hinlaͤnglich
ſeyn werde, Seine Catholiſche Majeſtaͤt zu bewegen,
Erlaͤuterungen daruͤber zu geben, welche die franzoͤſiſchen
Negocianten auſſer Sorgen ſtellen. Ebendaſ. S. 304.
b] Aus dem Grunde beſchwerte ſich Preuſſen uͤber Oeſterreich,
daß es die im Tractate ſelbſt verſprochene Befoͤrderung der
Reichsgarantie des Dresdner Friedens zu verzoͤgern ſuche.
Ebendaſ. S. 306.
§. 18.
Freundſchaftswidriges Benehmen.

Vermoͤge des freiwilligen Voͤlkerrechts muͤſſen die
in geſelſchaftlicher Verbindung ſtehenden Voͤlker, wenn
ſie auch keine volkomne Verbindlichkeit haben, ihr
wechſelſeitiges Wohl zu befoͤrdern, wenigſtens alles
dasienige vermeiden, was die Eintracht unter ihnen ſtoͤ-
ren, oder dieſe Bande ganz zerreiſſen koͤnnte. Wenn
daher eine, dem Vorgeben nach, freundſchaftliche Na-
zion mit den oͤffentlichen oder heimlichen Feinden einer
andern in Buͤndnis trit oder ſonſt ſich einlaͤßt; mittel-
oder unmittelbar die Anſchlaͤge und Abſichten dieſer Na-
zion erſchwert oder gar vereitelt; Hoͤflichkeiten oder Ge-
faͤlligkeiten gegen dieſelbe unterlaͤßt oder verweigert, wel-
che dieſe von allen uͤbrigen erhaͤlt, und iene allen andern
erweißt; wenn endlich ein Volk, das bisher in gutem

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[297/0323] Handlungen nach ihrem Gefallen einzurichten. a] und Spanien beſtehenden Tractaten durchaus entgegen waͤren; und gleichwie nicht nur die bekante Gerechtigkeit Sr. Catholiſchen Majeſtaͤt, ſondern auch die Verſicherung, die Sie an verſchiedenen Orten dieſer Declaration davon gethan, zu erkennen gaͤben, daß Dero Meinung nicht ſey, in Anſehung der freundſchaftlichen und alliirten Puiſſancen, die alten Gebraͤuche und Vertraͤge zu uͤbertreten; alſo ſey man verſichert, daß die Anzeigung dieſer Orte der Decla- ration, wie ſie von Wort zu Wort lauten, hinlaͤnglich ſeyn werde, Seine Catholiſche Majeſtaͤt zu bewegen, Erlaͤuterungen daruͤber zu geben, welche die franzoͤſiſchen Negocianten auſſer Sorgen ſtellen. Ebendaſ. S. 304. b] Aus dem Grunde beſchwerte ſich Preuſſen uͤber Oeſterreich, daß es die im Tractate ſelbſt verſprochene Befoͤrderung der Reichsgarantie des Dresdner Friedens zu verzoͤgern ſuche. Ebendaſ. S. 306. §. 18. Freundſchaftswidriges Benehmen. Vermoͤge des freiwilligen Voͤlkerrechts muͤſſen die in geſelſchaftlicher Verbindung ſtehenden Voͤlker, wenn ſie auch keine volkomne Verbindlichkeit haben, ihr wechſelſeitiges Wohl zu befoͤrdern, wenigſtens alles dasienige vermeiden, was die Eintracht unter ihnen ſtoͤ- ren, oder dieſe Bande ganz zerreiſſen koͤnnte. Wenn daher eine, dem Vorgeben nach, freundſchaftliche Na- zion mit den oͤffentlichen oder heimlichen Feinden einer andern in Buͤndnis trit oder ſonſt ſich einlaͤßt; mittel- oder unmittelbar die Anſchlaͤge und Abſichten dieſer Na- zion erſchwert oder gar vereitelt; Hoͤflichkeiten oder Ge- faͤlligkeiten gegen dieſelbe unterlaͤßt oder verweigert, wel- che dieſe von allen uͤbrigen erhaͤlt, und iene allen andern erweißt; wenn endlich ein Volk, das bisher in gutem Ver- T 5

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/323>, abgerufen am 28.03.2024.