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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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und dem europäischen insbesondere.
ten lediglich auf unsre künftige Seligkeit abzwecken, wo-
zu Gott mit Gewalt niemanden zwingen will b]. Irri-
gerweise bediente man sich sonst auch der römischen, ca-
nonischen und andrer Privatrechte in Beurteilung der
Völkerrechtsmaterien, die man aber, weil ihnen aller
Grund einer Verbindlichkeit fehlt, heutzutage billig ver-
wirft. Doch ist deren Kentnis, als Hülfsmittel, nicht
ganz zu verwerfen, indem aus ienem Gebrauche man-
ches europäische Völkerherkommen sich erklären läßt c].

a] Io. Seldeni de jure naturae et gentium iuxta discipli-
nam Hebraeorum Libri VII. Argent.
1665. 4.
b] Petr. Kyhnieri diss. de fundamento juris naturae et
gentium, quod continetur Matth. VII. 12. Basil.
1727.
J. J. Mosers Versuch etc. Vorläufige Abhandlung §. 2.
Io. Aug. Hellfeld l. c. §. XVIII.
c] Io. Werlhoffii diß. de vsu juris Romani aliorumque
privatorum jurium in decidendis controversiis liberarum
gentium. Helmst.
1692. 4.
Der bekante Joh. Otto Tabor soll den Rath gegeben ha-
ben, den König in Frankreich, der einem teutschen
Reichsstand ins Land gefallen, actione legis aqui-
liae
zu belangen. Mosers teutsches Staatsrecht 2.
Th. S. 214.
§. 21.
Staatsinteresse.

Erhaltung und Vervolkomnung sein selbst ist eine
der vorzüglichsten Pflichten und gemeiniglich die Haupt-
triebfeder der Handlungen des Menschen, einzeln und in
Verbindung mit andern betrachtet. Auch unter Nazio-
nen liegt darinnen der Grund des iedem Volke eignen
sogenanten Staatsinteresse, [Interet des Etats] unter
welchem der Inbegrif aller Maasregeln verstanden wird,

die
C

und dem europaͤiſchen insbeſondere.
ten lediglich auf unſre kuͤnftige Seligkeit abzwecken, wo-
zu Gott mit Gewalt niemanden zwingen will b]. Irri-
gerweiſe bediente man ſich ſonſt auch der roͤmiſchen, ca-
noniſchen und andrer Privatrechte in Beurteilung der
Voͤlkerrechtsmaterien, die man aber, weil ihnen aller
Grund einer Verbindlichkeit fehlt, heutzutage billig ver-
wirft. Doch iſt deren Kentnis, als Huͤlfsmittel, nicht
ganz zu verwerfen, indem aus ienem Gebrauche man-
ches europaͤiſche Voͤlkerherkommen ſich erklaͤren laͤßt c].

a] Io. Seldeni de jure naturae et gentium iuxta diſcipli-
nam Hebraeorum Libri VII. Argent.
1665. 4.
b] Petr. Kyhnieri disſ. de fundamento juris naturae et
gentium, quod continetur Matth. VII. 12. Baſil.
1727.
J. J. Moſers Verſuch ꝛc. Vorlaͤufige Abhandlung §. 2.
Io. Aug. Hellfeld l. c. §. XVIII.
c] Io. Werlhoffii diß. de vſu juris Romani aliorumque
privatorum jurium in decidendis controverſiis liberarum
gentium. Helmſt.
1692. 4.
Der bekante Joh. Otto Tabor ſoll den Rath gegeben ha-
ben, den Koͤnig in Frankreich, der einem teutſchen
Reichsſtand ins Land gefallen, actione legis aqui-
liae
zu belangen. Moſers teutſches Staatsrecht 2.
Th. S. 214.
§. 21.
Staatsintereſſe.

Erhaltung und Vervolkomnung ſein ſelbſt iſt eine
der vorzuͤglichſten Pflichten und gemeiniglich die Haupt-
triebfeder der Handlungen des Menſchen, einzeln und in
Verbindung mit andern betrachtet. Auch unter Nazio-
nen liegt darinnen der Grund des iedem Volke eignen
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[33/0059] und dem europaͤiſchen insbeſondere. ten lediglich auf unſre kuͤnftige Seligkeit abzwecken, wo- zu Gott mit Gewalt niemanden zwingen will b]. Irri- gerweiſe bediente man ſich ſonſt auch der roͤmiſchen, ca- noniſchen und andrer Privatrechte in Beurteilung der Voͤlkerrechtsmaterien, die man aber, weil ihnen aller Grund einer Verbindlichkeit fehlt, heutzutage billig ver- wirft. Doch iſt deren Kentnis, als Huͤlfsmittel, nicht ganz zu verwerfen, indem aus ienem Gebrauche man- ches europaͤiſche Voͤlkerherkommen ſich erklaͤren laͤßt c]. a] Io. Seldeni de jure naturae et gentium iuxta diſcipli- nam Hebraeorum Libri VII. Argent. 1665. 4. b] Petr. Kyhnieri disſ. de fundamento juris naturae et gentium, quod continetur Matth. VII. 12. Baſil. 1727. J. J. Moſers Verſuch ꝛc. Vorlaͤufige Abhandlung §. 2. Io. Aug. Hellfeld l. c. §. XVIII. c] Io. Werlhoffii diß. de vſu juris Romani aliorumque privatorum jurium in decidendis controverſiis liberarum gentium. Helmſt. 1692. 4. Der bekante Joh. Otto Tabor ſoll den Rath gegeben ha- ben, den Koͤnig in Frankreich, der einem teutſchen Reichsſtand ins Land gefallen, actione legis aqui- liae zu belangen. Moſers teutſches Staatsrecht 2. Th. S. 214. §. 21. Staatsintereſſe. Erhaltung und Vervolkomnung ſein ſelbſt iſt eine der vorzuͤglichſten Pflichten und gemeiniglich die Haupt- triebfeder der Handlungen des Menſchen, einzeln und in Verbindung mit andern betrachtet. Auch unter Nazio- nen liegt darinnen der Grund des iedem Volke eignen ſogenanten Staatsintereſſe, [Intérêt des Etats] unter welchem der Inbegrif aller Maasregeln verſtanden wird, die C

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/59>, abgerufen am 28.03.2024.