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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

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48. Tag und Nacht.

Man theile die Gesellschaft in Absicht auf per-
sönliche Grösse, noch besser nach der Fertig-
keit im Laufen, in zwey gleiche Partheyen und
stelle sie 10 bis 15 Schritte von einander in zwey
Linien (Fronten,) so dass beyde sich die Rücken
zuwenden. Zwischen diese Linien tritt der Auf-
seher oder Anführer des Spiels mit einer kleinen
hölzernen Scheibe, die auf der einen Seite weiss
gelassen, auf der andern schwarz gefärbt ist; jene
heisst Tag diese Nacht. In Ermangelung einer
solchen Scheibe ist ein Stück Geld, dessen bey-
de Seiten man zu Tag und Nacht gestempelt hat,
eben so brauchbar. Er lässt von den Personen
der einen Linie eine und von denen der andern
die andere Seite wählen, so dass die Linie A zum
Beyspiel Tag, B im Gegentheile Nacht hat, und
wirft dann die Scheibe in die Luft. Alles kommt
jezt auf das Niederfallen an; liegt nämlich der
Tag oben: so verfolgt die Linie A alle Personen
der Linie B, und wer sich erwischen lässt, ist
todt oder matt, und darf nicht mehr mitspielen.
So gehn nach und nach die Personen der einen
und andern Parthey ab, und diejenige, welche
zuerst ganz todt ist, hat die Parthie verloren. Es
lässt sich aber leicht einsehen, dass die Parthey
B gleich nach dem ersten Wurfe ganz und gar

48. Tag und Nacht.

Man theile die Geſellſchaft in Abſicht auf per-
ſönliche Gröſse, noch beſſer nach der Fertig-
keit im Laufen, in zwey gleiche Partheyen und
ſtelle ſie 10 bis 15 Schritte von einander in zwey
Linien (Fronten,) ſo daſs beyde ſich die Rücken
zuwenden. Zwiſchen dieſe Linien tritt der Auf-
ſeher oder Anführer des Spiels mit einer kleinen
hölzernen Scheibe, die auf der einen Seite weiſs
gelaſſen, auf der andern ſchwarz gefärbt iſt; jene
heiſst Tag dieſe Nacht. In Ermangelung einer
ſolchen Scheibe iſt ein Stück Geld, deſſen bey-
de Seiten man zu Tag und Nacht geſtempelt hat,
eben ſo brauchbar. Er läſst von den Perſonen
der einen Linie eine und von denen der andern
die andere Seite wählen, ſo daſs die Linie A zum
Beyſpiel Tag, B im Gegentheile Nacht hat, und
wirft dann die Scheibe in die Luft. Alles kommt
jezt auf das Niederfallen an; liegt nämlich der
Tag oben: ſo verfolgt die Linie A alle Perſonen
der Linie B, und wer ſich erwiſchen läſst, iſt
todt oder matt, und darf nicht mehr mitſpielen.
So gehn nach und nach die Perſonen der einen
und andern Parthey ab, und diejenige, welche
zuerſt ganz todt iſt, hat die Parthie verloren. Es
läſst ſich aber leicht einſehen, daſs die Parthey
B gleich nach dem erſten Wurfe ganz und gar

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[264/0296] 48. Tag und Nacht. Man theile die Geſellſchaft in Abſicht auf per- ſönliche Gröſse, noch beſſer nach der Fertig- keit im Laufen, in zwey gleiche Partheyen und ſtelle ſie 10 bis 15 Schritte von einander in zwey Linien (Fronten,) ſo daſs beyde ſich die Rücken zuwenden. Zwiſchen dieſe Linien tritt der Auf- ſeher oder Anführer des Spiels mit einer kleinen hölzernen Scheibe, die auf der einen Seite weiſs gelaſſen, auf der andern ſchwarz gefärbt iſt; jene heiſst Tag dieſe Nacht. In Ermangelung einer ſolchen Scheibe iſt ein Stück Geld, deſſen bey- de Seiten man zu Tag und Nacht geſtempelt hat, eben ſo brauchbar. Er läſst von den Perſonen der einen Linie eine und von denen der andern die andere Seite wählen, ſo daſs die Linie A zum Beyſpiel Tag, B im Gegentheile Nacht hat, und wirft dann die Scheibe in die Luft. Alles kommt jezt auf das Niederfallen an; liegt nämlich der Tag oben: ſo verfolgt die Linie A alle Perſonen der Linie B, und wer ſich erwiſchen läſst, iſt todt oder matt, und darf nicht mehr mitſpielen. So gehn nach und nach die Perſonen der einen und andern Parthey ab, und diejenige, welche zuerſt ganz todt iſt, hat die Parthie verloren. Es läſst ſich aber leicht einſehen, daſs die Parthey B gleich nach dem erſten Wurfe ganz und gar

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Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/296>, abgerufen am 19.04.2024.