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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

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D. Reine Körperspiele.

Alle bisherigen Bewegungsspiele waren Actio-
nen des Körpers, verbunden mit der Wirksam-
keit geistiger Kräfte. Reine Körperspiele wür-
den bloss aus Actionen des Körpers bestehen,
und so die niedrigste Stufe der Spiele ausmachen.
Wenn aber der Körper ohne Theilnahme des
Geistes gar nicht thätig seyn kann: so giebt es
streng genommen, gar keine reine Körperspiele,
weil es der Begriff des Spiels verbietet, Passive
Bewegungen dafür anzunehmen. Will man indess
bey einer Sache, die von keinem grossen Belang
ist, weniger genau seyn: so kann man hierher
solche Spiele ziehen, die viel körperliche Action
und äuserst wenig geistige Kraftverwendung er-
fordern. Hier ist eines der Art, eine kleine lu-
stige Posse, die für den günstigen Augenblick
Interesse haben kann. Die Gesellschaft steht
Mann neben Mann im Kreise. A wendet sich
seitwärts zu seinem Nachbar B mit den Worten:
guten Tag Herr Nachbar, und hüpft dabey unun-
terbrochen mit beyden Füssen schnell wieder-
holt auf und nieder. B thut dasselbe von jezt
an immer fort und erwidert: schönen Dank Herr
Nachbar!
A Wie gehts denn Herr Nachbar? B Wie

D. Reine Körperſpiele.

Alle bisherigen Bewegungsſpiele waren Actio-
nen des Körpers, verbunden mit der Wirkſam-
keit geiſtiger Kräfte. Reine Körperſpiele wür-
den bloſs aus Actionen des Körpers beſtehen,
und ſo die niedrigſte Stufe der Spiele ausmachen.
Wenn aber der Körper ohne Theilnahme des
Geiſtes gar nicht thätig ſeyn kann: ſo giebt es
ſtreng genommen, gar keine reine Körperſpiele,
weil es der Begriff des Spiels verbietet, Paſſive
Bewegungen dafür anzunehmen. Will man indeſs
bey einer Sache, die von keinem groſsen Belang
iſt, weniger genau ſeyn: ſo kann man hierher
ſolche Spiele ziehen, die viel körperliche Action
und äuſerſt wenig geiſtige Kraftverwendung er-
fordern. Hier iſt eines der Art, eine kleine lu-
ſtige Poſſe, die für den günſtigen Augenblick
Intereſſe haben kann. Die Geſellſchaft ſteht
Mann neben Mann im Kreiſe. A wendet ſich
ſeitwärts zu ſeinem Nachbar B mit den Worten:
guten Tag Herr Nachbar, und hüpft dabey unun-
terbrochen mit beyden Füſsen ſchnell wieder-
holt auf und nieder. B thut daſſelbe von jezt
an immer fort und erwidert: ſchönen Dank Herr
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A Wie gehts denn Herr Nachbar? B Wie

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[283/0315] D. Reine Körperſpiele. Alle bisherigen Bewegungsſpiele waren Actio- nen des Körpers, verbunden mit der Wirkſam- keit geiſtiger Kräfte. Reine Körperſpiele wür- den bloſs aus Actionen des Körpers beſtehen, und ſo die niedrigſte Stufe der Spiele ausmachen. Wenn aber der Körper ohne Theilnahme des Geiſtes gar nicht thätig ſeyn kann: ſo giebt es ſtreng genommen, gar keine reine Körperſpiele, weil es der Begriff des Spiels verbietet, Paſſive Bewegungen dafür anzunehmen. Will man indeſs bey einer Sache, die von keinem groſsen Belang iſt, weniger genau ſeyn: ſo kann man hierher ſolche Spiele ziehen, die viel körperliche Action und äuſerſt wenig geiſtige Kraftverwendung er- fordern. Hier iſt eines der Art, eine kleine lu- ſtige Poſſe, die für den günſtigen Augenblick Intereſſe haben kann. Die Geſellſchaft ſteht Mann neben Mann im Kreiſe. A wendet ſich ſeitwärts zu ſeinem Nachbar B mit den Worten: guten Tag Herr Nachbar, und hüpft dabey unun- terbrochen mit beyden Füſsen ſchnell wieder- holt auf und nieder. B thut daſſelbe von jezt an immer fort und erwidert: ſchönen Dank Herr Nachbar! A Wie gehts denn Herr Nachbar? B Wie

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Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/315>, abgerufen am 28.03.2024.