und die auf Beobachtung gegründet sind. Er- räth sie den Kritiker, so muss er ein Pfand geben. Im Gegentheile aber wischt er ungestraft durch. Jedes Pfand aber wird am Ende dadurch einge- löst, dass der Herr desselben einen seiner Feh- ler frey bekennen muss. Hat man nach der obigen Angabe ohne Ziehung bloss unter Cirkulation der Blätter die Bemerkungen ge- schrieben: so darf sie der Vorleser nicht nach der Reihe vorlesen, weil man sonst ihren Verfasser leicht abzählen könnte. Der übrige Nutzen des Spiels, besonders in moralischer Hinsicht, ist für den Erzieher deutlich genug; aber es verlangt gute Aufsicht und gute Stimmung der Theilneh- mer.
67. Das Federspiel.
Diese kleine Spielerey kann für den Augenblick interessant seyn, so wie sie bey aller ihrer Klein- heit nicht ohne Anspruch auf Beobachtungsgeist und Beurtheilung ist, wenn kleine Knaben oder Mädchen damit tändeln. Man kann das Mate- riale von Elfenbein gemacht zwar kaufen; besser ists, Fritzchen macht sichs selbst. Er schneidet aus einem Schachteldeckel 60 oder 100 kleine Hölzchen, dick wie eine starke Stricknadel, lang
und die auf Beobachtung gegründet ſind. Er- räth ſie den Kritiker, ſo muſs er ein Pfand geben. Im Gegentheile aber wiſcht er ungeſtraft durch. Jedes Pfand aber wird am Ende dadurch einge- löſt, daſs der Herr deſſelben einen ſeiner Feh- ler frey bekennen muſs. Hat man nach der obigen Angabe ohne Ziehung bloſs unter Cirkulation der Blätter die Bemerkungen ge- ſchrieben: ſo darf ſie der Vorleſer nicht nach der Reihe vorleſen, weil man ſonſt ihren Verfaſſer leicht abzählen könnte. Der übrige Nutzen des Spiels, beſonders in moraliſcher Hinſicht, iſt für den Erzieher deutlich genug; aber es verlangt gute Aufſicht und gute Stimmung der Theilneh- mer.
67. Das Federſpiel.
Dieſe kleine Spielerey kann für den Augenblick intereſſant ſeyn, ſo wie ſie bey aller ihrer Klein- heit nicht ohne Anſpruch auf Beobachtungsgeiſt und Beurtheilung iſt, wenn kleine Knaben oder Mädchen damit tändeln. Man kann das Mate- riale von Elfenbein gemacht zwar kaufen; beſſer iſts, Fritzchen macht ſichs ſelbſt. Er ſchneidet aus einem Schachteldeckel 60 oder 100 kleine Hölzchen, dick wie eine ſtarke Stricknadel, lang
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0336"n="304"/>
und die auf Beobachtung gegründet ſind. Er-<lb/>
räth ſie den Kritiker, ſo muſs er ein <hirendition="#i">Pfand</hi> geben.<lb/>
Im Gegentheile aber wiſcht er ungeſtraft durch.<lb/>
Jedes Pfand aber wird am Ende dadurch einge-<lb/>
löſt, daſs der Herr deſſelben einen ſeiner Feh-<lb/>
ler frey bekennen muſs. Hat man nach<lb/>
der obigen Angabe ohne Ziehung bloſs unter<lb/>
Cirkulation der Blätter die Bemerkungen ge-<lb/>ſchrieben: ſo darf ſie der Vorleſer nicht nach der<lb/>
Reihe vorleſen, weil man ſonſt ihren Verfaſſer<lb/>
leicht abzählen könnte. Der übrige Nutzen des<lb/>
Spiels, beſonders in moraliſcher Hinſicht, iſt für<lb/>
den Erzieher deutlich genug; aber es verlangt<lb/>
gute Aufſicht und gute Stimmung der Theilneh-<lb/>
mer.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="4"><head>67. Das Federſpiel.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ieſe kleine Spielerey kann für den Augenblick<lb/>
intereſſant ſeyn, ſo wie ſie bey aller ihrer Klein-<lb/>
heit nicht ohne Anſpruch auf Beobachtungsgeiſt<lb/>
und Beurtheilung iſt, wenn kleine Knaben oder<lb/>
Mädchen damit tändeln. Man kann das Mate-<lb/>
riale von Elfenbein gemacht zwar kaufen; beſſer<lb/>
iſts, Fritzchen macht ſichs ſelbſt. Er ſchneidet<lb/>
aus einem Schachteldeckel 60 oder 100 kleine<lb/>
Hölzchen, dick wie eine ſtarke Stricknadel, lang<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[304/0336]
und die auf Beobachtung gegründet ſind. Er-
räth ſie den Kritiker, ſo muſs er ein Pfand geben.
Im Gegentheile aber wiſcht er ungeſtraft durch.
Jedes Pfand aber wird am Ende dadurch einge-
löſt, daſs der Herr deſſelben einen ſeiner Feh-
ler frey bekennen muſs. Hat man nach
der obigen Angabe ohne Ziehung bloſs unter
Cirkulation der Blätter die Bemerkungen ge-
ſchrieben: ſo darf ſie der Vorleſer nicht nach der
Reihe vorleſen, weil man ſonſt ihren Verfaſſer
leicht abzählen könnte. Der übrige Nutzen des
Spiels, beſonders in moraliſcher Hinſicht, iſt für
den Erzieher deutlich genug; aber es verlangt
gute Aufſicht und gute Stimmung der Theilneh-
mer.
67. Das Federſpiel.
Dieſe kleine Spielerey kann für den Augenblick
intereſſant ſeyn, ſo wie ſie bey aller ihrer Klein-
heit nicht ohne Anſpruch auf Beobachtungsgeiſt
und Beurtheilung iſt, wenn kleine Knaben oder
Mädchen damit tändeln. Man kann das Mate-
riale von Elfenbein gemacht zwar kaufen; beſſer
iſts, Fritzchen macht ſichs ſelbſt. Er ſchneidet
aus einem Schachteldeckel 60 oder 100 kleine
Hölzchen, dick wie eine ſtarke Stricknadel, lang
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/336>, abgerufen am 20.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.