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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

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die Schnupftücher der Akademisten zu verdam-
men. Gassenlaufen gehört freylich nicht in
Akademien, allein der Midastanz eben so we-
nig. Spiel ist Spiel. Bey sehr vielen Menschen
verträgt aber der Rücken mehr als Kopf und
Herz.


98. Action nach Musik.

Dieses sanfte, sehr empfehlenswerthe Spiel ver-
dient es ganz vorzugsweise in allen jugendlichen
Cirkeln eingeführt zu werden; denn es ist leicht
zu allen Zeiten im Zimmer zu veranstalten, ge-
währt Vergnügen und Lachen, übt das Nach-
denken und die Erfindungskraft und kann auch
von Mädchen gespielt werden. Ich habe es noch
nie in Vorschlag gebracht ohne sogleich die
stärkste Beystimmung zu erhalten. Die Haupt-
sache besteht darin: Einer von der Gesellschaft
wird heraus geschickt, damit sich die Andern in
seiner Abwesenheit heimlich verabreden können,
was er im Zimmer vornehmen soll z. B. Er soll
einer Person einen Schlüssel aus der Tasche ho-
len, den dazu gehörigen Schrank im Zimmer
aufsuchen, aus einer gewissen Schublade dessel-
ben eine Brieftasche holen, zuschliessen und die
Brieftasche einer gewissen Person in die Tasche

die Schnupftücher der Akademiſten zu verdam-
men. Gaſſenlaufen gehört freylich nicht in
Akademien, allein der Midastanz eben ſo we-
nig. Spiel iſt Spiel. Bey ſehr vielen Menſchen
verträgt aber der Rücken mehr als Kopf und
Herz.


98. Action nach Muſik.

Dieſes ſanfte, ſehr empfehlenswerthe Spiel ver-
dient es ganz vorzugsweiſe in allen jugendlichen
Cirkeln eingeführt zu werden; denn es iſt leicht
zu allen Zeiten im Zimmer zu veranſtalten, ge-
währt Vergnügen und Lachen, übt das Nach-
denken und die Erfindungskraft und kann auch
von Mädchen geſpielt werden. Ich habe es noch
nie in Vorſchlag gebracht ohne ſogleich die
ſtärkſte Beyſtimmung zu erhalten. Die Haupt-
ſache beſteht darin: Einer von der Geſellſchaft
wird heraus geſchickt, damit ſich die Andern in
ſeiner Abweſenheit heimlich verabreden können,
was er im Zimmer vornehmen ſoll z. B. Er ſoll
einer Perſon einen Schlüſſel aus der Taſche ho-
len, den dazu gehörigen Schrank im Zimmer
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ben eine Brieftaſche holen, zuſchlieſsen und die
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[402/0434] die Schnupftücher der Akademiſten zu verdam- men. Gaſſenlaufen gehört freylich nicht in Akademien, allein der Midastanz eben ſo we- nig. Spiel iſt Spiel. Bey ſehr vielen Menſchen verträgt aber der Rücken mehr als Kopf und Herz. 98. Action nach Muſik. Dieſes ſanfte, ſehr empfehlenswerthe Spiel ver- dient es ganz vorzugsweiſe in allen jugendlichen Cirkeln eingeführt zu werden; denn es iſt leicht zu allen Zeiten im Zimmer zu veranſtalten, ge- währt Vergnügen und Lachen, übt das Nach- denken und die Erfindungskraft und kann auch von Mädchen geſpielt werden. Ich habe es noch nie in Vorſchlag gebracht ohne ſogleich die ſtärkſte Beyſtimmung zu erhalten. Die Haupt- ſache beſteht darin: Einer von der Geſellſchaft wird heraus geſchickt, damit ſich die Andern in ſeiner Abweſenheit heimlich verabreden können, was er im Zimmer vornehmen ſoll z. B. Er ſoll einer Perſon einen Schlüſſel aus der Taſche ho- len, den dazu gehörigen Schrank im Zimmer aufſuchen, aus einer gewiſſen Schublade deſſel- ben eine Brieftaſche holen, zuſchlieſsen und die Brieftaſche einer gewiſſen Perſon in die Taſche

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Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/434>, abgerufen am 28.03.2024.