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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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vereinigen mußten, um die Empörungen der Sklaven zu ersticken. Wir wollen nicht einmal sagen, daß die Neger furchtbar sind, oder daß sie eine zusammenhängende Opposition bilden könnten; allein wer einmal Blut kostete (und so kann man die Tyrannei der Pflanzer wohl bezeichnen), der hat immer Geschmack und Lust daran, der trägt seinen Sinn auf vieles Andre über, wo sonst weichere oder wenigstens indifferente Grundsätze gelten. Welche außerordentliche Rohheit haben die Nordamerikaner bereits in den Sklavenangelegenheiten beurkundet! Journalisten, welche die Emanzipation vertheidigt hatten, wurden von den angesehensten Personen im Lande, von einem General sogar, wie kürzlich ein Reisender erzählt hat, meuchlings erschossen, und, was das Unglaubliche ist, der Mörder nicht einmal anders als mit einer kleinen Geldbuße dafür bestraft. Jch gebe blutwenig auf einen Republikanismus, in dessen Consequenzen solche Entmenschungen liegen. Amerika wird, wenn dieser zügellose und tyrannische Geist um sich greift, bald von dem hohen Standpunkte herabsteigen müssen, auf welchen es sich durch äußerlich glänzende Thatsachen einer sehr leichten Revolution und späterer Volkswohlfahrt, am meisten aber durch seine eigene Ruhmredigkeit geschwungen hat.

Aber das geb' ich gern zu: Schreitet die Union in dieser Theorie der Sklaverei fort, so möchte sie bald den Jnteressen Europa's näher gerückt seyn. Jch sage dieß nicht, um Europa zu demüthigen. Es ist nur zu erwiesen, daß es unsre Schuld nicht ist, wenn die

vereinigen mußten, um die Empörungen der Sklaven zu ersticken. Wir wollen nicht einmal sagen, daß die Neger furchtbar sind, oder daß sie eine zusammenhängende Opposition bilden könnten; allein wer einmal Blut kostete (und so kann man die Tyrannei der Pflanzer wohl bezeichnen), der hat immer Geschmack und Lust daran, der trägt seinen Sinn auf vieles Andre über, wo sonst weichere oder wenigstens indifferente Grundsätze gelten. Welche außerordentliche Rohheit haben die Nordamerikaner bereits in den Sklavenangelegenheiten beurkundet! Journalisten, welche die Emanzipation vertheidigt hatten, wurden von den angesehensten Personen im Lande, von einem General sogar, wie kürzlich ein Reisender erzählt hat, meuchlings erschossen, und, was das Unglaubliche ist, der Mörder nicht einmal anders als mit einer kleinen Geldbuße dafür bestraft. Jch gebe blutwenig auf einen Republikanismus, in dessen Consequenzen solche Entmenschungen liegen. Amerika wird, wenn dieser zügellose und tyrannische Geist um sich greift, bald von dem hohen Standpunkte herabsteigen müssen, auf welchen es sich durch äußerlich glänzende Thatsachen einer sehr leichten Revolution und späterer Volkswohlfahrt, am meisten aber durch seine eigene Ruhmredigkeit geschwungen hat.

Aber das geb’ ich gern zu: Schreitet die Union in dieser Theorie der Sklaverei fort, so möchte sie bald den Jnteressen Europa’s näher gerückt seyn. Jch sage dieß nicht, um Europa zu demüthigen. Es ist nur zu erwiesen, daß es unsre Schuld nicht ist, wenn die

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[151/0179] vereinigen mußten, um die Empörungen der Sklaven zu ersticken. Wir wollen nicht einmal sagen, daß die Neger furchtbar sind, oder daß sie eine zusammenhängende Opposition bilden könnten; allein wer einmal Blut kostete (und so kann man die Tyrannei der Pflanzer wohl bezeichnen), der hat immer Geschmack und Lust daran, der trägt seinen Sinn auf vieles Andre über, wo sonst weichere oder wenigstens indifferente Grundsätze gelten. Welche außerordentliche Rohheit haben die Nordamerikaner bereits in den Sklavenangelegenheiten beurkundet! Journalisten, welche die Emanzipation vertheidigt hatten, wurden von den angesehensten Personen im Lande, von einem General sogar, wie kürzlich ein Reisender erzählt hat, meuchlings erschossen, und, was das Unglaubliche ist, der Mörder nicht einmal anders als mit einer kleinen Geldbuße dafür bestraft. Jch gebe blutwenig auf einen Republikanismus, in dessen Consequenzen solche Entmenschungen liegen. Amerika wird, wenn dieser zügellose und tyrannische Geist um sich greift, bald von dem hohen Standpunkte herabsteigen müssen, auf welchen es sich durch äußerlich glänzende Thatsachen einer sehr leichten Revolution und späterer Volkswohlfahrt, am meisten aber durch seine eigene Ruhmredigkeit geschwungen hat. Aber das geb’ ich gern zu: Schreitet die Union in dieser Theorie der Sklaverei fort, so möchte sie bald den Jnteressen Europa’s näher gerückt seyn. Jch sage dieß nicht, um Europa zu demüthigen. Es ist nur zu erwiesen, daß es unsre Schuld nicht ist, wenn die

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Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-09-13T12:39:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/179>, abgerufen am 28.03.2024.