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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Viertes Buch. Das Herz.

Es gehört aber dieses Beinchen mit unter die Krank-
heiten, und es hätten weder die Alten, vor dem Gale-
nus
(u), dasselbe unter die natürlichen Theile des Men-
schen zählen, noch die neuern Araber es ebenfalls davor
ausgeben sollen (x). Es erzeugt sich nämlich allerdings
vom Reiben, ist auch in jungen Hirschen (y) und in jun-
gen Elephanten (y*), nach dem Moulin, ingleichen im
Schafe (z) noch ganz weich, und es verhärtet sich nur
erstlich bei zunehmenden Alter. Solchemnach haben die
berühmten Männer, Vesalius (a) und Jngrassias (b),
nicht Unrecht, wenn sie dasselbe aus dem Verzeichnisse
der menschlichen Knochen ausstreichen. Jch habe jedoch
auch an der Lungenschlagader eine verhärtete Stelle, ober-
halb einer jeden Klappe, angetroffen, die schon allmä-
lich fortfuhr in ein knochiges Wesen überzugehen (c);
und eben diese Gegend fand Phil. Jacob Sachs (d)
gleichfalls verhärtet und mit einem grießicht sandigen
Wesen überzogen; desgleichen hat auch bei einem riesen-
förmigen Menschen J. M. Hoffmann (e) ein Beinchen
in gedachter Schlagader angetroffen.

§. 19.
Die Fasern des Herzens.

Wir haben bisher diejenigen Theile des Herzens er-
klärt, die aus andren sich unähnlichen Theilen zusammen-
gesezt sind, und von denen Alten die organischen genannt
wurden. Nun sind noch diejenigen übrig, die entweder
einfacher sind, oder überhaupt nicht in andre unähnliche

mehr
(u) [Spaltenumbruch] Aristoteles hielte es für
das Fundament des Herzens. Jm
Herzen eines Elephanten suchten
die römischen Aerzte vergebens dar-
nach, beim Galenus.
(x) rhazes ad Almanzorem
L. l. c.
3. 14.
(y) boyle Hist. firmitat.
(y*) [Spaltenumbruch] Am angef. Ort, S. 29.
(z) bvffon T. V. S. 34.
(a) De Radice chinae.
(b) Am angef. Ort.
(c) Opusc. pathol. obs. 51.
(d) Lapic. S. 100.
(e) De sutur. cran. n. 17.
Viertes Buch. Das Herz.

Es gehoͤrt aber dieſes Beinchen mit unter die Krank-
heiten, und es haͤtten weder die Alten, vor dem Gale-
nus
(u), daſſelbe unter die natuͤrlichen Theile des Men-
ſchen zaͤhlen, noch die neuern Araber es ebenfalls davor
ausgeben ſollen (x). Es erzeugt ſich naͤmlich allerdings
vom Reiben, iſt auch in jungen Hirſchen (y) und in jun-
gen Elephanten (y*), nach dem Moulin, ingleichen im
Schafe (z) noch ganz weich, und es verhaͤrtet ſich nur
erſtlich bei zunehmenden Alter. Solchemnach haben die
beruͤhmten Maͤnner, Veſalius (a) und Jngraſſias (b),
nicht Unrecht, wenn ſie daſſelbe aus dem Verzeichniſſe
der menſchlichen Knochen ausſtreichen. Jch habe jedoch
auch an der Lungenſchlagader eine verhaͤrtete Stelle, ober-
halb einer jeden Klappe, angetroffen, die ſchon allmaͤ-
lich fortfuhr in ein knochiges Weſen uͤberzugehen (c);
und eben dieſe Gegend fand Phil. Jacob Sachs (d)
gleichfalls verhaͤrtet und mit einem grießicht ſandigen
Weſen uͤberzogen; desgleichen hat auch bei einem rieſen-
foͤrmigen Menſchen J. M. Hoffmann (e) ein Beinchen
in gedachter Schlagader angetroffen.

§. 19.
Die Faſern des Herzens.

Wir haben bisher diejenigen Theile des Herzens er-
klaͤrt, die aus andren ſich unaͤhnlichen Theilen zuſammen-
geſezt ſind, und von denen Alten die organiſchen genannt
wurden. Nun ſind noch diejenigen uͤbrig, die entweder
einfacher ſind, oder uͤberhaupt nicht in andre unaͤhnliche

mehr
(u) [Spaltenumbruch] Ariſtoteles hielte es fuͤr
das Fundament des Herzens. Jm
Herzen eines Elephanten ſuchten
die roͤmiſchen Aerzte vergebens dar-
nach, beim Galenus.
(x) rhazes ad Almanzorem
L. l. c.
3. 14.
(y) boyle Hiſt. firmitat.
(y*) [Spaltenumbruch] Am angef. Ort, S. 29.
(z) bvffon T. V. S. 34.
(a) De Radice chinæ.
(b) Am angef. Ort.
(c) Opuſc. pathol. obſ. 51.
(d) Lapic. S. 100.
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[664/0720] Viertes Buch. Das Herz. Es gehoͤrt aber dieſes Beinchen mit unter die Krank- heiten, und es haͤtten weder die Alten, vor dem Gale- nus (u), daſſelbe unter die natuͤrlichen Theile des Men- ſchen zaͤhlen, noch die neuern Araber es ebenfalls davor ausgeben ſollen (x). Es erzeugt ſich naͤmlich allerdings vom Reiben, iſt auch in jungen Hirſchen (y) und in jun- gen Elephanten (y*), nach dem Moulin, ingleichen im Schafe (z) noch ganz weich, und es verhaͤrtet ſich nur erſtlich bei zunehmenden Alter. Solchemnach haben die beruͤhmten Maͤnner, Veſalius (a) und Jngraſſias (b), nicht Unrecht, wenn ſie daſſelbe aus dem Verzeichniſſe der menſchlichen Knochen ausſtreichen. Jch habe jedoch auch an der Lungenſchlagader eine verhaͤrtete Stelle, ober- halb einer jeden Klappe, angetroffen, die ſchon allmaͤ- lich fortfuhr in ein knochiges Weſen uͤberzugehen (c); und eben dieſe Gegend fand Phil. Jacob Sachs (d) gleichfalls verhaͤrtet und mit einem grießicht ſandigen Weſen uͤberzogen; desgleichen hat auch bei einem rieſen- foͤrmigen Menſchen J. M. Hoffmann (e) ein Beinchen in gedachter Schlagader angetroffen. §. 19. Die Faſern des Herzens. Wir haben bisher diejenigen Theile des Herzens er- klaͤrt, die aus andren ſich unaͤhnlichen Theilen zuſammen- geſezt ſind, und von denen Alten die organiſchen genannt wurden. Nun ſind noch diejenigen uͤbrig, die entweder einfacher ſind, oder uͤberhaupt nicht in andre unaͤhnliche mehr (u) Ariſtoteles hielte es fuͤr das Fundament des Herzens. Jm Herzen eines Elephanten ſuchten die roͤmiſchen Aerzte vergebens dar- nach, beim Galenus. (x) rhazes ad Almanzorem L. l. c. 3. 14. (y) boyle Hiſt. firmitat. (y*) Am angef. Ort, S. 29. (z) bvffon T. V. S. 34. (a) De Radice chinæ. (b) Am angef. Ort. (c) Opuſc. pathol. obſ. 51. (d) Lapic. S. 100. (e) De ſutur. cran. n. 17.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/720>, abgerufen am 18.04.2024.