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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
artiger Saft flösse [Spaltenumbruch] u. Ob die Nerven ernähren, soll
an seinem rechten Orte untersucht werden.

§. 13.
Ob die Lebensgeister weingeistartig, sauer oder
schwefliger Art sind.

Das saure Wesen der Geister x, oder ihre Zu-
sammensetzung von dem Luftniter y, oder aus einem
luftsalpetrigen Geiste z, aus dem Schwefel des Blutes
und dem Luftniter a, aus einem öligen flüchtigen Salze b,
aus einem Schwefelwasser und der Säure c, aus der
allgemeinen Säure d, aus dem Geiste, der vom all-
gemeinen Geiste e herrühret, streitet mit den von uns
erwähnten Bedingungen. Franz Silvius hat sie mit
dem allerzärtesten Weingeiste verglichen f.

Alle diese Flüßigkeiten schützen sich durch die reitzen-
de Kraft, welche sich in dem herrschenden Naturgeiste
und im schärfsten Weingeiste befindet. Uebrigens ist die
von uns angegebne sechste Bedingung dawider, daß die
Lebensgeister aus einer blossen Säure, oder dergleichen
blossen Geruchsgeiste, bestehen sollten. Dergleichen starke
Geister zerstören den Nerven sehr schnelle, nicht nur,

wenn
u Siehe, was ich von der höchst
beschwerlichen Bewegung der di-
cken Theile, durch Gefässe, welche
unendlich mal grösser, als die Ner-
venrörchen sind, nach Versuchen,
erinnert habe, L. VI. p. 190. u. s. f.
x Pascal des fermens p. 165. daß
auch das Gehirn eine Mengsel in
Gährung bringt, p. 176. und mit
dem elastischen Blute brauset.
y Mayow p. 311.
z L Mar. Barbieri Bonon.
1680. 12.
a Mistichelli l. c. f. c. 6.
b Coward volat. ferm. p. 2. Es
sei nämlich das öligflüchtige Salz,
[Spaltenumbruch] welches man von Hörnern bekömt,
eben der Lebensgeist, welcher den
Knochen bewohnte. Dergleichen
Vermuthung hatte auch fast der
berümte und oft angeführte Cheyne
philos. princip. of relig. p.
300.
c Struve anthropol. sublim.
p.
46.
d Berkley in siride.
e Le Cat mem. p. 21. der diesen
regierenden Geist, mit dem allge-
meinen Geiste des Berkley verbin-
det, und demselben keimen, oder
wachsen machen, zuschreibt.
f Disp. IV. n. 29. Borellus.
prop.
158.

Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
artiger Saft floͤſſe [Spaltenumbruch] u. Ob die Nerven ernaͤhren, ſoll
an ſeinem rechten Orte unterſucht werden.

§. 13.
Ob die Lebensgeiſter weingeiſtartig, ſauer oder
ſchwefliger Art ſind.

Das ſaure Weſen der Geiſter x, oder ihre Zu-
ſammenſetzung von dem Luftniter y, oder aus einem
luftſalpetrigen Geiſte z, aus dem Schwefel des Blutes
und dem Luftniter a, aus einem oͤligen fluͤchtigen Salze b,
aus einem Schwefelwaſſer und der Saͤure c, aus der
allgemeinen Saͤure d, aus dem Geiſte, der vom all-
gemeinen Geiſte e herruͤhret, ſtreitet mit den von uns
erwaͤhnten Bedingungen. Franz Silvius hat ſie mit
dem allerzaͤrteſten Weingeiſte verglichen f.

Alle dieſe Fluͤßigkeiten ſchuͤtzen ſich durch die reitzen-
de Kraft, welche ſich in dem herrſchenden Naturgeiſte
und im ſchaͤrfſten Weingeiſte befindet. Uebrigens iſt die
von uns angegebne ſechſte Bedingung dawider, daß die
Lebensgeiſter aus einer bloſſen Saͤure, oder dergleichen
bloſſen Geruchsgeiſte, beſtehen ſollten. Dergleichen ſtarke
Geiſter zerſtoͤren den Nerven ſehr ſchnelle, nicht nur,

wenn
u Siehe, was ich von der hoͤchſt
beſchwerlichen Bewegung der di-
cken Theile, durch Gefaͤſſe, welche
unendlich mal groͤſſer, als die Ner-
venroͤrchen ſind, nach Verſuchen,
erinnert habe, L. VI. p. 190. u. ſ. f.
x Paſcal des fermens p. 165. daß
auch das Gehirn eine Mengſel in
Gaͤhrung bringt, p. 176. und mit
dem elaſtiſchen Blute brauſet.
y Mayow p. 311.
z L Mar. Barbieri Bonon.
1680. 12.
a Miſtichelli l. c. f. c. 6.
b Coward volat. ferm. p. 2. Es
ſei naͤmlich das oͤligfluͤchtige Salz,
[Spaltenumbruch] welches man von Hoͤrnern bekoͤmt,
eben der Lebensgeiſt, welcher den
Knochen bewohnte. Dergleichen
Vermuthung hatte auch faſt der
beruͤmte und oft angefuͤhrte Cheyne
philoſ. princip. of relig. p.
300.
c Struve anthropol. ſublim.
p.
46.
d Berkley in ſiride.
e Le Cat mem. p. 21. der dieſen
regierenden Geiſt, mit dem allge-
meinen Geiſte des Berkley verbin-
det, und demſelben keimen, oder
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158.
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[590/0626] Das Gehirn und die Nerven. X. Buch. artiger Saft floͤſſe u. Ob die Nerven ernaͤhren, ſoll an ſeinem rechten Orte unterſucht werden. §. 13. Ob die Lebensgeiſter weingeiſtartig, ſauer oder ſchwefliger Art ſind. Das ſaure Weſen der Geiſter x, oder ihre Zu- ſammenſetzung von dem Luftniter y, oder aus einem luftſalpetrigen Geiſte z, aus dem Schwefel des Blutes und dem Luftniter a, aus einem oͤligen fluͤchtigen Salze b, aus einem Schwefelwaſſer und der Saͤure c, aus der allgemeinen Saͤure d, aus dem Geiſte, der vom all- gemeinen Geiſte e herruͤhret, ſtreitet mit den von uns erwaͤhnten Bedingungen. Franz Silvius hat ſie mit dem allerzaͤrteſten Weingeiſte verglichen f. Alle dieſe Fluͤßigkeiten ſchuͤtzen ſich durch die reitzen- de Kraft, welche ſich in dem herrſchenden Naturgeiſte und im ſchaͤrfſten Weingeiſte befindet. Uebrigens iſt die von uns angegebne ſechſte Bedingung dawider, daß die Lebensgeiſter aus einer bloſſen Saͤure, oder dergleichen bloſſen Geruchsgeiſte, beſtehen ſollten. Dergleichen ſtarke Geiſter zerſtoͤren den Nerven ſehr ſchnelle, nicht nur, wenn u Siehe, was ich von der hoͤchſt beſchwerlichen Bewegung der di- cken Theile, durch Gefaͤſſe, welche unendlich mal groͤſſer, als die Ner- venroͤrchen ſind, nach Verſuchen, erinnert habe, L. VI. p. 190. u. ſ. f. x Paſcal des fermens p. 165. daß auch das Gehirn eine Mengſel in Gaͤhrung bringt, p. 176. und mit dem elaſtiſchen Blute brauſet. y Mayow p. 311. z L Mar. Barbieri Bonon. 1680. 12. a Miſtichelli l. c. f. c. 6. b Coward volat. ferm. p. 2. Es ſei naͤmlich das oͤligfluͤchtige Salz, welches man von Hoͤrnern bekoͤmt, eben der Lebensgeiſt, welcher den Knochen bewohnte. Dergleichen Vermuthung hatte auch faſt der beruͤmte und oft angefuͤhrte Cheyne philoſ. princip. of relig. p. 300. c Struve anthropol. ſublim. p. 46. d Berkley in ſiride. e Le Cat mem. p. 21. der dieſen regierenden Geiſt, mit dem allge- meinen Geiſte des Berkley verbin- det, und demſelben keimen, oder wachſen machen, zuſchreibt. f Diſp. IV. n. 29. Borellus. prop. 158.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/626>, abgerufen am 29.03.2024.