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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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I. Abschn. Der Muskelbau überhaupt.
die man durch die Kunst der Anatomie ausspritzen könnte,
oder daß es überhaupt kleine Schlagädergen z, und die
in eins fortgehende Bläsgen, Schlagadern wären, ist
von einigen, als wirklich behauptet worden a. Doch
es wiederspricht dieses der Analogie der Natur, da die
Jnsekten Muskelfasern, aber keine Gefässe haben, wie
man dem berümten Lyonnet, diesem so geschickten Füh-
rer in dergleichen Sachen, mit gutem Grunde glauben
kann b, und so verwerfe ich, was ich sonst andern be-
rümten Männern, von den Gefässen der Jnsekten c,
nachgeschrieben, hiermit völlig, weil ich mich nunmehr
eines bessern belehren lasse. Wir haben auch aus dem
Muys gesagt, daß die Fasern kleiner, als die rothen Kü-
gelgen sind, und man muß diese ganze Röthe, welche
zu dieser Meinung Anlas gegeben, dem Netze voller Ge-
fässe zuschreiben, welches sich zwischen den Fasern befin-
det. Dieienigen, welche in die Fasern der Muskeln,
Flüßigkeiten, oder Wachs gespritzt haben wollen, haben
solches ohne Zweifel in das Zellgewebe getrieben, wel-
ches sich um die Fasern befindet. Selbst Muys c, hat
diese Einspritzung d, und den Durchgang des Blutes e,
verworfen. Es scheint auch, daß ein solches Gefäßgen
viel zu schwach werden würde f, weil in demselben ein
Fäsergen mit seinen Fäden an die Nebenfäsergen an-
[Spaltenumbruch] y

hängt,
z Tauvry. anat. rais. P. II. c. 5.
Daniel Bernonlli Comm. Petrop. T.
1. p. 299. Bagliv. de anat. fibr. &
mot. sang. p. 405. 406. Verheyen
L. II. p. 156. Berger. natur. hum.
p. 303. Phil. trans. n.
339. Daß das
Blut aus den Schlagadern in die
Muskelfasern und erst von da nach
[Spaltenumbruch] den Blutadern zurückekehre, ist
das, was behauptet wird, vom
Quesnay Essais sur l'oecon. anim.
T. III. p.
421.
a Apud Manget. Theatr. T. I.
p.
28. daß sie nicht ausgespritzt wer-
den le Catt. Mem. p. 42. daß sie
nicht hol sind, Thomson muscul.
mot. p.
136.
b p. 427.
c L. II. p. 53. 54.
c L. II. p. 53. 54.
d p. 177.
e p. 176.
f Monroo on nerv. p. 380.
y Vieussens obs. d'anat. & de
med. pract. p. 289. 290. 314. Tr.
des liqueurs p. 259. Berger p.
92.
Von den Fäsergen und einem zar-
ten Safte Muysius p. 176. & Phil.
trans. n.
339. Von der Tinte, Willis
de motu musc. p.
122.
T t 2

I. Abſchn. Der Muskelbau uͤberhaupt.
die man durch die Kunſt der Anatomie ausſpritzen koͤnnte,
oder daß es uͤberhaupt kleine Schlagaͤdergen z, und die
in eins fortgehende Blaͤsgen, Schlagadern waͤren, iſt
von einigen, als wirklich behauptet worden a. Doch
es wiederſpricht dieſes der Analogie der Natur, da die
Jnſekten Muskelfaſern, aber keine Gefaͤſſe haben, wie
man dem beruͤmten Lyonnet, dieſem ſo geſchickten Fuͤh-
rer in dergleichen Sachen, mit gutem Grunde glauben
kann b, und ſo verwerfe ich, was ich ſonſt andern be-
ruͤmten Maͤnnern, von den Gefaͤſſen der Jnſekten c,
nachgeſchrieben, hiermit voͤllig, weil ich mich nunmehr
eines beſſern belehren laſſe. Wir haben auch aus dem
Muys geſagt, daß die Faſern kleiner, als die rothen Kuͤ-
gelgen ſind, und man muß dieſe ganze Roͤthe, welche
zu dieſer Meinung Anlas gegeben, dem Netze voller Ge-
faͤſſe zuſchreiben, welches ſich zwiſchen den Faſern befin-
det. Dieienigen, welche in die Faſern der Muskeln,
Fluͤßigkeiten, oder Wachs geſpritzt haben wollen, haben
ſolches ohne Zweifel in das Zellgewebe getrieben, wel-
ches ſich um die Faſern befindet. Selbſt Muys c, hat
dieſe Einſpritzung d, und den Durchgang des Blutes e,
verworfen. Es ſcheint auch, daß ein ſolches Gefaͤßgen
viel zu ſchwach werden wuͤrde f, weil in demſelben ein
Faͤſergen mit ſeinen Faͤden an die Nebenfaͤſergen an-
[Spaltenumbruch] y

haͤngt,
z Tauvry. anat. raiſ. P. II. c. 5.
Daniel Bernonlli Comm. Petrop. T.
1. p. 299. Bagliv. de anat. fibr. &
mot. ſang. p. 405. 406. Verheyen
L. II. p. 156. Berger. natur. hum.
p. 303. Phil. tranſ. n.
339. Daß das
Blut aus den Schlagadern in die
Muskelfaſern und erſt von da nach
[Spaltenumbruch] den Blutadern zuruͤckekehre, iſt
das, was behauptet wird, vom
Quesnay Eſſais ſur l’oecon. anim.
T. III. p.
421.
a Apud Manget. Theatr. T. I.
p.
28. daß ſie nicht ausgeſpritzt wer-
den le Catt. Mem. p. 42. daß ſie
nicht hol ſind, Thomſon muſcul.
mot. p.
136.
b p. 427.
c L. II. p. 53. 54.
c L. II. p. 53. 54.
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e p. 176.
f Monroo on nerv. p. 380.
y Vieuſſens obſ. d’anat. & de
med. pract. p. 289. 290. 314. Tr.
des liqueurs p. 259. Berger p.
92.
Von den Faͤſergen und einem zar-
ten Safte Muyſius p. 176. & Phil.
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[659/0695] I. Abſchn. Der Muskelbau uͤberhaupt. die man durch die Kunſt der Anatomie ausſpritzen koͤnnte, oder daß es uͤberhaupt kleine Schlagaͤdergen z, und die in eins fortgehende Blaͤsgen, Schlagadern waͤren, iſt von einigen, als wirklich behauptet worden a. Doch es wiederſpricht dieſes der Analogie der Natur, da die Jnſekten Muskelfaſern, aber keine Gefaͤſſe haben, wie man dem beruͤmten Lyonnet, dieſem ſo geſchickten Fuͤh- rer in dergleichen Sachen, mit gutem Grunde glauben kann b, und ſo verwerfe ich, was ich ſonſt andern be- ruͤmten Maͤnnern, von den Gefaͤſſen der Jnſekten c, nachgeſchrieben, hiermit voͤllig, weil ich mich nunmehr eines beſſern belehren laſſe. Wir haben auch aus dem Muys geſagt, daß die Faſern kleiner, als die rothen Kuͤ- gelgen ſind, und man muß dieſe ganze Roͤthe, welche zu dieſer Meinung Anlas gegeben, dem Netze voller Ge- faͤſſe zuſchreiben, welches ſich zwiſchen den Faſern befin- det. Dieienigen, welche in die Faſern der Muskeln, Fluͤßigkeiten, oder Wachs geſpritzt haben wollen, haben ſolches ohne Zweifel in das Zellgewebe getrieben, wel- ches ſich um die Faſern befindet. Selbſt Muys c, hat dieſe Einſpritzung d, und den Durchgang des Blutes e, verworfen. Es ſcheint auch, daß ein ſolches Gefaͤßgen viel zu ſchwach werden wuͤrde f, weil in demſelben ein Faͤſergen mit ſeinen Faͤden an die Nebenfaͤſergen an- haͤngt, y z Tauvry. anat. raiſ. P. II. c. 5. Daniel Bernonlli Comm. Petrop. T. 1. p. 299. Bagliv. de anat. fibr. & mot. ſang. p. 405. 406. Verheyen L. II. p. 156. Berger. natur. hum. p. 303. Phil. tranſ. n. 339. Daß das Blut aus den Schlagadern in die Muskelfaſern und erſt von da nach den Blutadern zuruͤckekehre, iſt das, was behauptet wird, vom Quesnay Eſſais ſur l’oecon. anim. T. III. p. 421. a Apud Manget. Theatr. T. I. p. 28. daß ſie nicht ausgeſpritzt wer- den le Catt. Mem. p. 42. daß ſie nicht hol ſind, Thomſon muſcul. mot. p. 136. b p. 427. c L. II. p. 53. 54. c L. II. p. 53. 54. d p. 177. e p. 176. f Monroo on nerv. p. 380. y Vieuſſens obſ. d’anat. & de med. pract. p. 289. 290. 314. Tr. des liqueurs p. 259. Berger p. 92. Von den Faͤſergen und einem zar- ten Safte Muyſius p. 176. & Phil. tranſ. n. 339. Von der Tinte, Willis de motu muſc. p. 122. T t 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 659. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/695>, abgerufen am 29.03.2024.